Benutzer:Vilem2/Bois Durci(Kopie)

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Bois Durci (sprich:boa dürßih, gehärtetes Holz) ist ein natürlicher Kunststoff, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich erfunden wurde und zur Herstellung dekorativer, luxuriöser Gebrauchsgegenstände verwendet wurde.

Geschichtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der französische Liedtexter Francois Charles Lepage hatte die Idee, Holzmehl und Ochsenblut miteinander zu mischen und nach dem Trocknen unter Erhitzung zu Formstücken zu pressen und erhielt so einen harten Werkstoff, auf den Lepage und Talrich 1855 ein Patent erhielten: "Eine neue Material-Zusammensetzung, die als Ersatz für Holz, Leder, Knochen, Metall und andere harte oder plastische Stoffe verwendet werden kann."[1]. Obwohl das Herstellungsprinzip erfunden war, war die industrielle Auswertung zunächst noch unbefriedigend. Noch im gleichen Jahr kaufte A. Latry das Patent von Lepage, gründete die Societe du Bois Durci in Grenelle in Paris zur Herstellung von Waren aus diesem neuen Werkstoff und verkaufte diese über seine Firma A. Latry & Cie., 7 Rue du Grand-Chantier, (Au Marais)Paris. Latry war fortan führend in der Produktion von Gegenständen aus Bois Durci. Neben kleineren Haushaltsgegenständen, wie Kämme und Pfeifenstielen, wurden insbesondere dekorative Kleinobjekte, luxuriöse Schreibtisch-Garnituren und Portrait-Plaketten hergestellt. 1862 stellte er Waren seiner Produktion, auf der Internationalen Weltausstellung (in London) aus. 1898 übernahm die MIOM (Manufacture d'Isolants et Ojects Moules) Latrys Firma und führte die Produktion mit den alten Gussformen fort. Ab 1907/1908 wurde das Bindemittel Blut nach und nach durch natürliche und künstliche Harze ersetzt, 1920 die Produktion des durch neuere Kunststoffe, insbesondere Bakelit, verdrängten Bois Durci eingestellt. Neben Latrys Firma entstand 1883 in Sezanne, östlich von Paris, ein von Andre Hunebelle gegründetes Konkurrenzunternehmen, das aus den gleichen Rohstoffen dekorative Luxusgegenstände im Stile der Belle Epoque und des Jugendstils in großer Vielfalt - Bilderrahmen, Zierleisten, Medaillons, Broschen, Schatullen, Schreibgeräte und Schreibtisch-Garnituren - herstellte. 1926 wurde das Unternehmen durch ein Feuer zerstört und gab die Produktion auf, da der Werkstoff Bois Durci inzwischen durch modernere Materialien ersetzt war.

Bilderrahmen aus schwarzem Bois Durci, ca. 10 x 16 cm, vermutl. Sezanne, um 1900

Herstellungsverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bois Durci besteht aus fein pulverisiertem Holzmehl von Ebenholz, Palisander oder Rosenholz, - die besten Ergebnisse wurden mit brasilianischem Rosenholz erzielt - dem mit einem Gewichtsanteil von 15 - 20 Prozent Rinderblut, Gelatine oder Eiweiss (Albumine) als Bindemittel zugesetzt sind (Daher auch die Bezeichnung als Natürliches Plastik oder Proteinoplast.[2]) Ebenholz ergab einen schwarzen, Rosenholz einen rötlich-braunen Farbton, wobei die Färbung durch beigefügte Farbpigmente noch betont werden konnte. Diese Mischung wurde nach dem Trocknen zu einem sehr feinen, puderartigem Pulver vermahlen. Ursprünglich wurden die Zutaten aus Abfallprodukten gewonnen: Rinderblut aus den Schlachthöfen um Paris, Holzmehl tropischer Hölzer aus der Möbelproduktion. Das Pulver wurde in Stahlformen gefüllt und unter Hitze (150 -200 Grad) und hohem Druck gepresst. Nach ca. 30 Minuten wurden die Stahlformen schockartig in Wasser abgekühlt und die Objekte entnommen. Die Rückseite wurde geschliffen und die Oberfläche poliert. Die Dichte ist höher als die von Wasser, sie liegt bei etwa 1,3 g/cm³. [3]. Bei dem Fertigungsprozess drang die Masse in die kleinsten Poren der Stahlform ein, wodurch feinste Strukturen wiedergegeben werden.

Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Große Sammlungen werden von verschiedenen Sammlern und Autoren als virtuelles Museum ins Internet gestellt und fachkompetent kommentiert. Die umfangreichsten Bilddokumentationen zeigen die Engländer Philipp und Harold Mernick [4] und der belgische Sammler Gaston Vermosen. [5] Christies versteigerte 2009 zwei prachtvole, 12 cm große Medaillons mit Portraits der jungen Königin Victoria und ihres Prinzgemahls Albert [6] Sie erzielten einen Preis von 813 Pfund und zeigen die hohe Kunst der Stahlgraveure und die unübertreffliche Feinheit der Wiedergabe, die mit dem Werkstoff Bois Durci möglich war.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaston Vermosen: Un plastique naturel - a natural plastic, 1855-1927 (Selbstverlag 2008), Text französisch und englisch, 22,50 €. Bereichert wird das dünne Textheft durch einen ausführlich bebilderten Katalog auf CD-Rom.

Weblinks und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

<references>

[[Kategorie:Werkstoff]]

  1. http://www.plastiquarian.com/index.php?id=47
  2. http://www.deutsches-kunststoff-museum.de/rund-um-kunststoff/buchtipps/bois-durci/
  3. http://www.materialarchiv.ch/detail/130/Bois-Durci
  4. http://www.mernick.org.uk/BDWeb (last update 14.12.2010)
  5. http://users.telenet.be/plastics_collection/BD.htm
  6. http://www.Christies.com/LotFinder/lot_details.aspx?intObjectID=5228623,