Benutzer:Werner Schamel/Entwurf Ringwall Weidenberg

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Burgstall Schlosshügel
Datei:Stierlein1791.JPG
Plan der Burganlage nach Johann Christoph Stierlein aus dem Jahr 1791

Plan der Burganlage nach Johann Christoph Stierlein aus dem Jahr 1791

Alternativname(n) Gurtstein mitsamt dem Walde
Staat Deutschland
Ort Sophiental (Weidenberg)
Entstehungszeit vermutlich während des 11. Jahrhunderts
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall wenigen Wallresten
Ständische Stellung Unbekannt
Geographische Lage 49° 16′ N, 11° 26′ OKoordinaten: 49° 15′ 46,3″ N, 11° 25′ 55,6″ O
Höhenlage 699 m ü. NN
Werner Schamel/Entwurf Ringwall Weidenberg (Bayern)
Werner Schamel/Entwurf Ringwall Weidenberg (Bayern)

Der Burgstall Schlosshügel bei Weidenberg ist eine abgegangene Burganlage, bzw. eine Ringwallanlage-Anlage aus dem frühen Mittelalter. Sie liegt am Südrand des Fichtelgebirges am Höhenpunkt 699 oberhalb der Ortschaft Sophienthal, einem Ortsteil der Marktgemeinde Weidenberg im oberfränkischen Landkreis Bayreuth in Bayern. Die Anlage wurde mittels Sondierungsgrabungen teilweise erkundet und in der Vergangenheit wiederholt kartographiert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden bisher keine Niederschriften über diese Burganlage gefunden. Auch der Name der Burg ist nicht überliefert. Es könnte sich jedoch um die seit 1412 in Lehensurkunden genannte Befestigung „Gurtstein mitsamt dem Walde“ handeln.[1] Dr. Joachim Kröll schreibt dazu:

Man kann die Reste besonders gut erkennen, die zeigen wie ursprünglich ein Turmhügel auf der Höhe allein stand und an ihn heran weitere Teile einer Befestigung gebaut wurden, die durch Gräben und Wälle gesichert war. Man versetzt die Anlage in romanische Zeit, was im Vergleich mit anderen Turmhügeln spätestens in das frühe 11. Jahrhundert weisen würde.[2]

Aufgaben und Verwendungszweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:AltstraßenKröll.JPG
Das von der Burganlage aus kontrollierte Altstrassennetz um Weidenberg

Die Burg diente ursprünglich als Turmhügel der Überwachung und Sicherung der Altstrassen und als Truppenstützpunkt für militärischen Geleitschutz. Wahrscheinlich erfüllte sie auch die Funktion einer Grenzbefestigung im fränkisch-baierischen Grenzsaum. Dazu wurde sie mit mehreren Sicherungswällen weiter ausgebaut, um Platz für Truppenlager zu schaffen. Spuren dieser äußeren Wälle sind heute noch sichtbar. Die Versorgung dieser Truppen könnte vom Weiler Neuhaus aus erfolgt sein, zu dem ein noch heute vorhandener Wassergraben aus dem Gebiet des Kreuzsteins angelegt wurde.

Datei:Bergbau.tiff
Eisenbergbau im oberen Steinachtal: Die Wallanlage könnte aufgrund seiner Lage ein in Urkunden erwähnter Verwaltungsstützpunkt gewesen sein

Die Burg könnte auch als Verwaltungsstützpunkt, genannt Gurtstein mitsamt dem Walde, der königlichen Waldwirtschaft und der mittelalterlichen Eisenerzgewinnung mit Verhüttung und Verarbeitung im Steinachtal gedient haben, der später dann nach Weidenberg verlagert wurde.[3][4] Die zur Eisengewinnung notwendige Holzkohle wurde im waldreichen Fichtelgebirge im Meilerbetrieb vor Ort erzeugt. Ein Schmelzofen zur Gewinnung von Roheisen befand sich im Bereich des heutigen Sophienthals. Die Verarbeitung des Eisens erfolgte in Hammerwerken an der Steinach.

Beschreibung der Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage besteht aus einem ovalen Kernhügel mit den Abmessungen 30 x 40 Metern, der von einem 6 bis 10 Meter breiten Außenwall mit Graben umgeben ist. Bergseitig sind noch zwei Wallreihen mit Gräben erkennbar. Die Gesamtanlage hatte eine Abmessung von 200 x 90 Metern. Die aufgeworfenen Wälle könnten wie damals üblich durch Palisadenreihen mit dazwischen liegendem losen Gestein erhöht worden sein. Im inneren Bereich findet man eine Grube, wo der Historische Verein für Oberfranken Ausgrabungen 1888/89 durchgeführt hat. Dabei stieß man in etwa 3 m Tiefe auf den Felsboden, zu dem eine in den anstehenden Glimmerschiefer gehauene Treppe mit acht Stufen führt. Vielleicht war dies auch die Stelle des Turms. In inneren und im nördlich gelegenen äußeren Bereich befanden sich wahrscheinlich Wirtschaftsgebäude. Diese und der Turm waren aus Holz gebaut. [5].

Datei:Keramikscherben.JPG
Keramikscherben vom Schlosshügel

Die Größe der Anlage deutet auf ihre überregionale Bedeutung hin. Sie liegt auf einer bewaldeten Höhenkuppe mit heute durch den Wald eingeschränkter Sicht ins Weidenberger Tal, in die Nordoberpfalz (Rauher Kulm (Oberpfalz)) und zur gegenüber liegenden Bocksleite, einem Höhenzug, auf dem eine Handels- und Heerstrasse aus dem späten 8. und 9. Jahrhundert verläuft. Diese führte von Bamberg und das Obermainland ins Egerland.[6] Weitere Altstraßen verlaufen in Nord-Süd-Richtung ins Innere des Fichtelgebirges und in Ost-West-Richtung nach Eger.[7]

Der Historische Verein für Oberfranken lagert in seinem Archiv einige Funde aus Sondierungsgrabungen am Schlosshügel in den Jahren 1846 und 1888/89: Man fand Tongefäßscherben mit Wellenlinien, Kohle, Knochen und Eisenreste. Privatdozent an der Uni Bamberg Dr. Hans Losert veröffentlichte in der Zeitschrift [8] die Bilder mit den Tonscherben, die am Schlosshügel gefunden wurden.

Grundrisszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Kerscher1989.JPG
Topografische Vermessung 1989

Die erste Zeichnung des Burgstalles stammt von Johann Christoph Stierlein aus dem Jahre 1791, Bayerische Staatsbibliothek München. Es gibt auch Lageskizzen von Erich von Guttenberg aus dem Jahre 1921 und Joachim Kröll aus dem Jahre 1966 in seinem Buch "Geschichte des Marktes Weidenberg". Eine geodätische Vermessung der Anlage wurde 1989 von Hermann Kerscher vom Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt.

In seinem Werk zur Denkmalvermessung vergleicht Hermann Kerscher die Zeichnung des Ringwalles von Stierlein von 1791 mit der neuzeitlichen Vermessung aus dem Jahre 1989.[9]

Besichtigung der Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Informationstafel am Schlosshügel

Der Zugang zur Burganlage ist nur zu Fuß möglich und erfolgt ab dem Wanderparkplatz Sophienthal auf dem Rundwanderwanderweg Sophienthal 5 des Fichtelgebirgsverein OG Weidenberg.[10] Nach 3 Kilometern erreicht man Neuhaus, ein abgegangener Weiler mit fünf Bauernhäusern in einer idyllisch gelegenen Waldlichtung, von dem nur noch ein Haus, das als Diensthütte der Forstverwaltung benutzt wird, existiert. Dann weicht man vom Rundweg ab und geht nach den Wegweisern ca. 600 Meter nach Süden auf gleicher Höhe bis zur Burganlage.

Der Schlosshügel im Winter

Von Neuhaus aus kann man auch zur nahegelegenen Burgruine Wurzstein auf einer direkten Verbindung über den sogenannten Rosssteig gelangen. Außerdem gibt es noch einen Weg zum abgegangenen Weiler Sonnengrün.

Unter dem Titel "Mittelalter im Steinachtal" wurden vom "Naturpark Fichtelgebirge" Informationstafeln am Wanderparkplatz Sophienthal, in Neuhaus und am Schlosshügel aufgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Historischer Verein für Oberfranken: Jahresbericht der Jahre 1846/47; Beschreibung einer Begehung der Ringwallanlage am Schlosshügel durch eine Kommission des Vereins im Jahre 1843
  • Joachim Kröll: Geschichte des Marktes Weidenberg. Verlag Marktgemeinde Weidenberg, Gesamtherstellung Julius Steeger& Co. GmbH. Bayreuth 1967.
  • Hermann Kerscher ( Landesamt für Denkmalpflege): Zweihundert Jahre topografische Denkmalvermessung in Bayern, Anmerkungen zu frühen archäologisch-topographischen Plänen des Ruinenkartographen Johann Christoph Stierlein, Arch. Jahr Bayern, Stuttgart 1989.
  • Rüdiger Bauriedel, Ruprecht Konrad-Röder: Mittelalterliche Befestigungen und niederadelige Ansitze im Landkreis Bayreuth, Bayreuth 2007.
  • Werner Schamel: Geheimnisse des Schlosshügels, In „Seinerzeit…“, Heimatkundliche Serie im Amtlichen Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg Nr.14, 30. September 2008.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joachim Kröll: "Die Geschichte des Marktes Weidenberg" 1967 S. 52
  2. Joachim Kröll: "Die Geschichte des Marktes Weidenberg" 1967 S. 24 - 26,
  3. Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger Nr. 309 vom November 2003: "Einstiger Erzbergbau und entsprechende Verhüttung in Nordost- und Ostoberfranken" auf der Seite 34 im Bild: "Das Bergbaugebiet auf Eisenerz im Einzugsbereich der Steinach"
  4. Joachim Kröll: "Die Geschichte des Marktes Weidenberg" 1967 S. 52
  5. Hermann Kerscher ( Landesamt für Denkmalpflege): Zweihundert Jahre topografischer Denkmalvermessung in Bayern, Anmerkungen zu frühen archäologisch-topographischen Plänen des Ruinenkartographen Johann Christoph Stierlein, Arch. Jahr Bayern, Stuttgart 1989. S. 207
  6. Karte der Handelsroute
  7. Joachim Kröll: "Die Geschichte des Marktes Weidenberg" 1967, S. 18 - 21
  8. Hans Losert: " Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken", Zeitschrift für Archeologie des Mittelalters, Beiheft Nr. 8 von 1993
  9. Hermann Kerscher: "Zweihundert Jahre topografischer Denkmalvermessung in Bayern" Anmerkungen zu frühen archäologisch-topographischen Plänen des Ruinenkartographen Johann Christoph Stierlein. Arch. Jahr Bayern 1989, S. 203-207
  10. Route des Wegenetzes


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