Benutzer:Wuselig/Böse Räte des Erzherzogs Siegmund

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Mit Böse Räte werden die Berater des Erzherzog Siegmund von Tirol, dem Münzreichen (1427-1496) bezeichnet, die für dessen, das Reich und das Haus Habsburg schädigende Politik verantwortlich gemacht wurden. Ihre Ächtung und Vertreibung ab 1488 leiteten den Rücktritt Siegmunds zu Gunsten Maximillians ein.

Die geächteten Räte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste urkundliche Erwähnung 1444 zusammen mit seinem Bruder Wilhelm und seinem Vater Heinrich, dem Gemahl der Agnes von Matsch und somit Cousin des Gaudenz von Matsch. Die Herrschaft besteht noch aus der Grafschaft Sonnenberg, die Grafschaft Sargans, vom Rheintal bis zum Walensee und im Bereich des Oberen Bundes am Hinterrhein die Täler Schanfigg und Safien.
In erster Ehe war er verheiratet mit Anna, der Tochter des letzten Freiherren von Razüns. In zweiter Ehe mit Barbara, der Tochter des Truchsessen Eberhard von Waldburg, der durch den Erwerb Sonnenbergs von seinem Schwiegersohn gerade zum Grafen aufgestiegen war.
Das Geschlecht war zu seiner Zeit schon so hoch verschuldet, dass seine strategische Stellung eher zur Belastung als zu Nutzen war. Noch 1473 bauten sie mit anderen Interessenten die Via Mala aus, doch zwischen der Eidgenossenschaft, den Drei Bünden und Österreich wurden sie im Alten Zürichkrieg, im Schamserkrieg förmlich aufgerieben. Einerseits schlossen sie sich der Eidgenossenschaft an, indem sie sich 1458 in das Landrecht von Glarus und Schwyz begaben. Sie verkauften 1455, wie erwähnt, die Grafschaft Sonnenberg an Waldburg. Verpfändeten den Waldburgern 1472 die Grafschaft Sargans, die sie aber 1483 unter Umgehung der Waldburger um 15.000 Gulden an die sieben alten Orte der Eidgenossenschaft, wobei Georg von Werdenberg gleichzeitig in das Burg- und Landrecht der Eidgenossen eintrat und sich das Jagdrecht in seiner bisherigen Herrschaft auf Lebenszeit sicherte. Da sich zur selben Zeit, in der “Ewigen Richtung” eine Friedensperiode zwischen Siegmund von Tirol und der Eidgenossenschaft entwickelte, konnte sich Georg von Werdenberg, trotz der alten Gegnerschaft, nun als Rat in den Dienst Siegmunds begeben. Er konnte sogar seinen unehelichen Sohn, Rudolf Sarganser mit einer ebensolchen Tochter des Erzherzogs verheiraten. Im Jahr 1485 finden wir ihn fest am Insbrucker Hof, wo er zum Parteiführer der bayrisch gesinnten, später so genannten Bösen Räte wird. Nach dem Sturz und der Ächtung dieser Gruppe zog er sich auf sein Schloss in Weesen am Waalensee zurück, von wo aus er versuchte, mit der Unterstützung der Eidgenossen seine Rehabilitierung zu betreiben. Weesen war zeitweise ein Zentrum für die geächteten Räte.



Die Grafen von Thierstein beherrschten mit ihrer Stammburg Thierstein bei Büsserach den wichtigen Juraübergang Passwang. In den Nachwehen der Schlacht von Sankt Jakob an der Birs war die Familie starken Anfeindungen der Stadt Basel ausgesetzt. In Ausnutzung der Rivalität zwischen Basel und Solothurns schloss sich Graf Oswals 1464 mit seinem Schloss Thierstein, der Kasteivogtei Beinwil dem Bürgerrecht Solothurns an. Da damit auch das Besatzungsrecht für die Schlösser Pfeffingen und Angenstein verbunden war, war Solothurn für diesen strategischen Vorteil gerne bereit den Grafen in seinen vielen Fehden unter anderem mit dem Bischof von Basel und mit den Grafen von Württemberg-Mömpelgard zu unterstützen.
Noch 1473 als burgundischer Rat betrieb er die Burgundisierung der von Erzherzog Sigmund an Burgund verpfändeten elsässischen Landschaften. Aber als 1474 sich die politische Situation grundlegend änderte, die Eidgenossenschaft hatte sich in der Ewigen Richtung mit Erzherzog Sigmund verglichen und zusammen mit den vier elsässischen Reichsstädten Strassburg, Basel, Colmar und Schlettstadt und den Fürstbischöfen von Strassburg und Basel den Landfriedensbund «Niedere Vereinigung» begründet, gelang es ihm ebenfalls die Fronten zu wechseln. Als Landvogt der mit einem Kredit von 76.000 Gulden der vier genannten Reichsstädte wieder ausgelösten habsburgischen Besitzungen im Elsass betätigte er sich nun als Gegner seiner ehemaligen Politik. In den Schlachten von Murten und Nancy zeichnete er sich aus. Die Dankbarkeit der Eidgenossen hierfür zahlte sich für ihn nach seiner Verbannung aus. Sicher aber auch dass er seine Stammbesitzungen, die Herrschafft Pfeffingen, das Schloss Angenstein, die Dörfer Brunnszadt und Rüdesheim, sowie diverse Zehntrechte am 27. April 1478 dem Schutz Solothurns unterstellte.
Er selbst, der sich zwischenzeitlich als Marschall und Rat in den Dienst des Herzog René von Lothringen begeben hatte baute sich eine neue Herrschaft im Elsass auf. Er lies sich mit der Hohkönigsburg belehnen, die er aufwendig, und dem Stand der damaligen Artillerietechnik entsprechend wiederaufbaute. Finanzielle Unterstützung des eben nicht münzreichen Erzherzogs Siegmund bringen Oswald am 24. Oktober 1481 erneut die Landvogtei über das Elsass ein. Gleichzeitig gratulierte er aber der Stadt Solothurn zu ihrer Aufnahme in die Eidgenossenschaft mit, verbunden mit der Hoffnung, dass dies auch für seine dem Schutz Solothurns unterstellten Gebiete gelte.
Die Rolle Oswalds in der bayrischen Verschwörung

Die Anklagepunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

nach:Friedrich Hegi: Die geächteten Räte Erzherzogs Sigmund von Österreich und ihre Beziehungen zur Schweiz 1487–1499, Innsbruck, 1910, Seite 46 f.:

"Die untreuen Räten haben den Erzherzog Sigmund v. Österreich veranlasst, dem röm. Kaiser, Friedrich III. und dessen Sohn, König Maximillian, die gemeinsamen und ungeteilten Lande des Hauses Österreich die er als regierender Fürst innehat, unverschuldet zu nehmen, und statt ihnen, den nächstgesippten, rechten, natürlichen Erben nach Name und Stand – anderen, fremden Personen zuzuwenden."
und zwar mit folgenden hochverräterischen und majestätsverbrecherischen Mitteln:
"1. Mit den folgenden Erdichtungen haben sie den Erzherzog dazu gebracht, die Landesordnung und die Hauptleute,die zur Verhütung fernerer Verschreibungen aufgestellt worden waren, abzuschaffen und jedermann das Gelübde, man wolle nach Sigmunds Tode dessen Leibeserben oder nächsten Erben zu Österreich gewarten, zu erlassen und zu befehlen, die Landschaft solle nach seinem Tode denen warten, denen er sein Erbe zuwende.
2. Sie haben nämlich mit erdichteten, unwahrhaften Worten, (...) dem Erzherzog eingeredet, der Kaiser und dessen Sohn Maximilian wollen ihn bei Zeit seines Lebens der Regierung entsetzen und eien Provisioner aus ihm machen.
3. Ferner haben sie ihm eingegeben, der Kaiser und Maximilian wollten ihn durch die Hand seiner eigenenen Gemahlin, Katharinas, der Tochter Herzogs Albrecht v. Sachsen, mit Gift vom Leben zum Tode bringen.
4. Die Räte sind dem Herzog Albrecht von Sachsen, den der Kaiser, die Kurfürsten und Fürsten zum Erzherzoge Sigmund gesandt haben, zur Verachtung der kais. Majestät mit geladenen Armbrüsten und anderer Wehr entgegengetreten, haben ihn mit schmächlichen Worten überhäuft und ihn auf des heiligen Reiches Strassen mit freventlicher Handlung nach ihrem Willen zu reiten gezwungen.
5. Zur Vollendung ihrer Bosheit haben die Räte ohne alle Not und Ursachen den Erzherzog zu einer Zeit, da er mit Speise und Geld nicht versehen war, zu einem schweren Kriege gegen die Venetianer veranlasst, allein aus dem Grunde, ihn damit in Schaden und aus Not nicht nur zu einem Provisioner zu machen, sondern ihn ganz um Land und Leute zu bringen.
6. Die Räte haben offene Mandate ausgehen lassen, dass bei Todesstrafe nicht über ihre Tätigkeit gesprochen werden dürfe, und haben den „getreuen“ Räten und Landständen etc. den Zutritt zum Erzherzog vollständig abgeschnitten."

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biografie nach Friedrich Hegi: Geächtete Räte, S. 3-10
  2. nach Hegi:Die geächteten Räte, S.13ff.