Benutzer:Ziko/vergleichfr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vergleich der Wikipedia (Stand Februar/Mai 2007) mit einem Geschichtswörterbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konrad Fuchs / Heribert Raab (Hrsg.): dtv Wörterbuch Geschichte, 13. Auflage, München 2002 (München 1972; letzte Erweiterung 1987)

Grundlage und Ziel des Vergleichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wörterbuch Geschichte von Fuchs / Raab (im Folgenden: F-R) ist ein weitverbreitetes Hilfsmittel für Geschichtsstudenten und Historiker, mit „über 5200 Einträgen“. Es geht um „Sachbegriffe und Fachwörter aus der Geschichte und angrenzenden Gebieten“. Eine systematische Bibliografie (S. 905-928) schließt das Werk ab. Vereinzelt findet man Literaturangaben aus den 1970er oder 1980er Jahren (oft spätere Auflagen älterer Werke), doch das Gros entstammt eher den 1960er Jahren. Viele aufgeführte Publikationen sind deutlich älter, was sich aber oft aus der Natur der Sache ergibt. Trotz der Erweiterungen und Neuauflagen steht F-R also vor allem auf dem Stand der späten 1960er Jahre.

Nach dem Zufallsprinzip habe ich 33 Einträge herausgepickt und mit der Wikipedia verglichen, und zwar im Zeitraum Februar-Mai 2007. Weitere Einzelvergleiche erschienen unnötig, da die leitende Frage meiner kleinen Untersuchung recht schnell beantwortet wurde, nämlich: Inwieweit kann ein Geschichtsstudent, der Zugang zur Wikipedia hat, auf ein gedrucktes Wörterbuch wie F-R verzichten.

Vergleich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den meisten Fällen kann man sagen, dass die Wikipedia weitaus ausführlicher ist als F-R (Beispiele: Bei, Junker, Konsul (bzw. Consulat) Sieben Weise, Volkskammer, Zivilkabinett). Dies ist auch zu erwarten, da die Wikipedia, anders als ein gedrucktes Werk, keinen Platz einsparen muss. Einige wenige verglichene Artikel wie Eminenz oder Hagiographie sind in beiden Nachschlagewerken ähnlich umfangreich, ähnlich wenige sind in F-R länger und ausführlicher (wie Demos und Realgemeinde).

Sehr wenige Einträge von F-R gibt es in der Wikipedia nicht, auch nicht in Artikeln anderen Namens. Von den 33 Einträgen sind dies: Geographus Ravennatus, Decimé (eine Zehntsteuer im Ancien Régime), Herkommen (im Sinne von Brauch, Tradition), Ketzerkataloge, Haude- und Spenersche Zeitung, Finanzsteuer / Finanzzoll (wird nur aus finanzpolitischen Gründen erhoben; Finanzzoll in der Wikipedia erscheint kurz unter Zoll). Von diesen sechs sind Herkommen und Finanzsteuer etwas grenzwertig. Der Geographus Ravennatus erscheint als etwas reichlich Spezielles, dem man außerhalb der Fachliteratur sowieso kaum begegnen dürfte. Wirklich bedauern muss man nur das Fehlen der Haude- und Spenerschen Zeitung in der Wikipedia.

Umgekehrt weist die Wikipedia natürlich eine Unmenge an geschichtsbezogenen Artikeln auf, die in F-R fehlen. Wichtiger wäre ein genauerer Vergleich bezüglich der Qualität. Ich konnte nur oberflächlich vergleichen. Große Qualitätsunterschiede waren nicht festzustellen; in beiden Nachschlagewerken sind z.B. Literaturangaben mal vorhanden, mal nicht. Die Beiträge sind nicht immer deckungsgleich, das würde man auch bei unterschiedlichen gedruckten Wörterbüchern feststellen.

Die Problematik der Autorenschaft von Wikipedia-Artikeln ist bekannt. Umgekehrt kann man - bei aller Bewunderung für ihre Arbeit - davon ausgehen, dass Fuchs und Raab keine Spezialisten für jedes behandelte Thema sind. Das Vorwort erwähnt nur vage „Hilfen“ von Autoren der aufgeführten Literatur und Lexika.

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Vergleichs erscheint es mir nicht nötig, dass ein Geschichtsinteressierter, Geschichtsstudent oder Historiker sich F-R anschafft, wenn er Zugang zur Wikipedia hat. Sinnvoll mag es sein, das Wörterbuch in der Bibliothek zu konsultieren. Die eigentliche Funktion eines Geschichtswörterbuchs ist es, schnell einen Eindruck von der Bedeutung eines Wortes zu geben. Wer sich z.B. näher für Hagiografien interessiert, wird alsbald nach einer geeigneten Einführung suchen. Für diese Suche dürfte er im heutigen digitalen Zeitalter kaum auf die Angaben in F-R - oder in der Wikipedia - angewiesen sein.

Ziko van Dijk