Benutzer Diskussion:Scialfa/Kreis Rochlitz

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„Der Kreis Mittweida im westlichen Mittelsachsen liegt größtenteils im Erzgebirgsvorland, auch als Mulde-Lößhügelland bezeichnet. Nur ein kleiner Teil bei Frankenberg gehört zum Erzgebirgischen Becken, während die Höhen in der südöstlichen Ecke des Kreises um Bockendorf bereits zum Osterzgebirge zählen. Im westlichen Teil, um Rochlitz, finden sich Ausläufer der Leipziger Tieflandsbucht.“[1] Den Kern der Landschaft bildet das „Granulitgebirge“ mit seinen Plateaus, in die die Flüsse Striegis, Zschopau, Zwickauer Mulde und Chemnitz tiefe Täler eingeschnitten haben, so dass man in canonartigen Talabschnitten glaubt, im Erzgebirge zu sein. Das Granulitgebiet wird ringwallartig von einem Mantel aus Schiefergestein umgeben, dessen Höhen sich über das umliegende Land erheben, wie z. B. der Taurastein (344 m) bei Burgstädt oder der Treppenhauer (351 m) bei Frankenberg. Als eine Landmarke und geologische Besonderheit ragt der Rochlitzer Berg (353 m) über der Zwickauer Mulde auf.[2]

„Im Erzgebirgsvorland herrschen gegenüber den nordsächsischen Gebieten deutlich ungünstigere klimatische Bedingungen. Aufgrund dieser klimatischen Bedingungen war bis in das 12. Jahrhundert das Gebiet größtenteils unbesiedelt und von Wald bedeckt. Nur das Gebiet um Rochlitz, in dem ein wesentlich günstigeres Klima herrschte, bildete eine Siedlungskammer, die bereits in der Jungsteinzeit von Menschen bewohnt war. Zahlreiche archäologische Fundstellen aus der Steinzeit und Bronzezeit im Rochlitzer Gebiet belegen die einstige urgeschichtliche Besiedlung, während die Fundleere der anderen Gebiete des Landkreises die ehemaligen Waldgebiete anzeigt.“²

Im 6. und 7. Jahrhundert wanderten Slawen in das Altsiedelland an der Mulde ein. „Diese errichteten spätestens im 8. Jahrhundert Volksburgen, die von mächtigen aus Holz, Steinen und Erde errichteten Wällen umgeben waren. Solche altslawischen Burgwälle sind der Köttern, der Biesern und der Fischheimer Borstel, heute bedeutende unter Schutz stehende Kulturdenkmale.“3

„Die friedliche Entwicklung der Slawen endete mit dem Vordringen der Deutschen. Im 10. Jahrhundert begann nach Gründung des Deutschen Reiches unter König Heinrich I. eine planmäßige feudale deutsche Ostexpansion.“4 Zur Sicherung der deutschen Herrschaft wurden Burgen errichtet. Reste von Burgen aus dieser Zeit findet man in Großschlaisdorf, Wechselburg und Rochlitz-Poppitz.


[1] Dr. W. Schwabenicky, Kulturdenkmale und Landschaft, Teil I und II in: Mittweidaer Landkreisnachrichten 7 und 11/1996

[1] Landratsamt Mittweida (Hrsg.), Der Landkreis Mittweida, 1994

3 ebenda

4 Dr W. Schwabenicky, Historische Serie des Kreises Hainichen, Teil 2, „Die ältere Geschichte unserer Heimat“



Im Jahre 1148 gab der deutsche Kaiser das Land um Rochlitz an den Meißner Markgrafen Konrad von Wettin, von dem es 1156 sein Sohn Dedo bekam.

Dedo von Wettin ließ das ihm gehörende Waldgebiet bis zur Zschopau roden und Dörfer anlegen, die sich als Waldhufendörfer oft kilometerweit an einem Bachlauf hinziehen. Sie unterscheiden sich noch heute deutlich von den kleineren Orten im unmittelbaren Rochlitzer Raum.¹ „Als häufigste Form kommt hier der Rundling vor. Eines der noch besonders gut erhaltenen Beispiele dieser Ortsform in das Dorf Beedeln.“1

Östlich der Zschopau siedelten die Herren von Mildenstein und im Gebiet der Striegistäler Marktgraf Otto. Unter Dedo wurde die Burg Rochlitz errichtet. Er gründete zwischen 1168 und 1174 das Kloster Zschillen (Wechselburg), dessen Kirche als romanische Basilika heute zu den bedeutendsten Werken mittelalterlicher deutscher Kunst gehört. Vasallen der Landesherrschaft bauten kleinere Burgen. Ein Teil ging wieder ein, wie z. B. die Wasserburg in Beerwalde. Andere, wie die Rochsburg, die Burg Kriebstein als Rittersitz des 14./15. Jahrhunderts oder die Sachsenburg als spätgotisches Wohnschloss, sind heute Zeugnis der Höhen feudaler Kunst.

Im Zschopautal entwickelte sich ähnlich wie im Raum um Freiberg im 13. Jahrhundert ergiebiger Silberbergbau. Es entstand die ehemalige Bergstadt Bleiberg, die im 14. Jahrhundet einging. Heute gehören ihre Reste auf dem Treppenhauer zu den eindruckvollsten mittelalterlichen Bodendenkmalen des Landes.

Viele Dörfer haben noch ihren ländlichen Charakter, der durch Fachwerkbauten vor allem aus dem 18. Jahrhundert geprägt wird, behalten. Zahlreiche Dorfkirchen, wie Auerswalde, Erlau, Rossau und Tanneberg, bergen Kunstwerke aus spätmittelalterlicher Zeit.

Die Städte, die in erster Linie als Nahhandelszentrum für die ländliche Umgebung entstanden sind und in denen vorrangig Handwerker ansässig waren, haben jede ihren eigenen unverwechselbaren Werdegang. In Penig und Mittweida findet man noch Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In Rochlitz und Frankenberg wird das Stadtbild durch eine spätbarocke Bebauung geprägt, während in Hainichen der geschlossene Eindruck durch die nach dem Stadtbrand von 1832 errichteten klassizistischen Bauten bestimmt wird. Während Penig noch ein Rathaus aus der Zeit der Renaissance besitzt, haben die Städte Burgstädt und Mittweida reich ausgestattete barocke Bürgerhäuser zu Rathäusern gemacht. Überregional bedeutsame Kunstwerke sind die gotischen Hallenkirchen in Rochlitz und Mittweida.2


1 Dr W. Schwabenicky, Kulturdenkmale und Landschaft Teil I und II in: Mittweidaer Landkreisnachrichten 7 und 11/1996

2 Landratsamt Mittweida (Hrsg.), Der Landkreis Mittweida, 1994



Verwaltungsmäßig war das Territorium des heutigen Landkreises Mittweida bis 1994 nie eine Einheit gewesen.

Der Raum des heutigen Kreises geriet im 10. Jahrhundert unter deutsche Hoheit. Damals waren die Burgwarde Verwaltungssitz. Der Burgward Rochlitz als frühes Entwicklungszentrum des Betrachtungsgebietes wurde 1017 erstmals urkundlich erwähnt.

Er entwickelte sich später zur Grafschaft Rochlitz, die sich unter Dedo von Wettin wesentlich ausdehnte. Zur Unterstützung der Verwaltung und Beherrschung des Gebietes wurden Bergmannen eingesetzt, die bis zum 13. Jh. teilweise eigene Lehensherrschaften erhielten.

Im 14. Jahrhundert begannen sich Ämter als untere Einrichtung der landesherrlichen Verwaltung herauszubilden. In der Kanzleiordnung von 1547 werden erstmals Kreise erwähnt, die als übergeordnete Behörden jeweils mehrere Ämter zusammenfassen. Zwar wird der Apparat der Ämter ausgebaut, jedoch erlangen die Kreise das Schwergewicht in der Behördenorganisation.


Im 16. Jahrhundert wurde für mehrere Ämter zu lockerer Kontrolle ein Amtshauptmann eingesetzt, diese Funktion erlosch jedoch um 1600 vollständig. Erst im Zuge der 1764 einsetzenden Staatsreform, die vor allem vom Bürgertum ausging, wurden erneut Amtshauptleute eingesetzt, ohne dass sie jedoch den Status von Behörden hatten.

Die territoriale Zuordnung des Gebietes des heutigen Landkreises Mittweida um 1800 zu verschiedenen Ämtern und Grundherrschaften ist der Karte im Anschluss zu diesem Abschnitt zu entnehmen.

Behördenstatus erlangten die Amtshauptmannschaften nach dem Übergang des Standesstaates in eine konstitutionelle Monarchie, der mit dem In-Kraft-Treten der sächsischen Verfassung am 04. September 1835 besiegelt wurde. Wie auf vielen Gebieten des Staatslebens kam es nach 1830 zu einer tiefgreifenden Verwaltungsreform.

Bis 1835 wurden 11 Amtshauptmanschaften geschaffen, im Zeitraum von 1838 bis 1874 existierten 14 Amtshauptmanschaften als untere Verwaltungsbehörde sowie 4 Kreishauptmanschaften als Mittelbehörde. Das Territorium des heutigen Landkreises Mittweida gehörte zu unterschiedlichen Teilen den Amtshauptmannschaften Rochlitz, Döbeln und Chemnitz an.

Nach der 1873 erfolgten Trennung von Justiz und Verwaltung und der damit verbundenen Erweiterung des Aufgabengebietes der Amtshauptmannschaften wurde deren Anzahl 1874 von 14 auf 25 erhöht. Diese hatten im wesentlichen bis 1952 Bestand, wenn auch ihre Bezeichnung 1939 in „Landkreise“ und zwischen 1945 und 1952 nacheinander in „Der Landrat“, „Landratsamt“, „Kreisrat“ und „Rat des Landkreises“ geändert worden ist.



Für das Betrachtungsgebiet ist die Neugründung der Amtshauptmannschaft Flöha im Jahr 1874 besonders relevant, da damit das Gebiet um Frankenberg aus der Amtshauptmannschaft Chemnitz ausgegliedert wurde.

Mit dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaues und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR“ vom 23. Juli

1952 und der „Ordnung für den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe der Kreise“ vom 24. Juli 1952 der DDR wurde das Land Sachsen mit seinen Verwaltungsstrukturen aufgelöst. Statt dessen wurden 3 Bezirke, 48 Landkreise und 8 Stadtkreise gebildet. Diese Struktur war bis 1990 gültig.

Mit dem Ländereinführungsgesetz 1990 wurde die kommunale Gebietsstruktur der DDR vorerst übernommen, die Bezirke jedoch in Regierungsbezirke umgewandelt und die Landesregierungen wieder eingeführt.

Am 01.08.1994 reduzierte sich die Zahl der Landkreise im Regierungsbezirk Chemnitz von 21 auf 9 Landkreise. Hier kam es zur Gründung des Landkreises Mittweida aus den Landkreisen bzw. Teilen der Landkreise Rochlitz, Hainichen, Chemnitz/Land, Geithain und später Flöha. Damit wurde dieses Territorium , das in seiner Geschichte nie eine politische und verwaltungsmäßige Einheit gewesen war, zum ersten Mal unter eine einheitliche Verwaltung gestellt.


Image und Struktur


3.2 Allgemeine Strukturdaten für den Landkreis Mittweida


3.2.1 Geographische Rahmendaten, Bevölkerungsstruktur


Der Landkreis Mittweida, im westlichen Teil Sachsens zwischen den drei Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz gelegen, grenzt im Norden an den Muldentalkreis und den Landkreis Döbeln, im Osten an den Landkreis Meißen, im Süden an die Landkreise Freiberg, Chemnitzer Land und die Stadt Chemnitz sowie im Westen an den Freistaat Thüringen und den Landkreis Leipziger Land. Auf einer Fläche von rund 740 km² leben ca. 140.500* Einwohner in 8 Städten und 17 Gemeinden. Ca. 62% Menschen leben in einer Stadt und ca. 38% auf dem Lande. Die Stadt Frankenberg ist mit ca. 18.200* Einwohnern die bevölkerungsreichste Kommune im Kreisgebiet. Aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht ergibt sich in der Bevölkerungsstruktur für den Landkreis Mittweida folgende Übersicht:



Alter von ... bis insg. in %

unter ... Jahren

männl. in %
weibl. in %

unter 6 3,4

3,6
3,2

6 - 18 14,5

15,6
13,6

18 - 30 14,0

15,7
12,4

30 - 50 29,9

31,6
28,3

50 - 65 19,6

19,9
19,3

65 und mehr 18,6

13,6
23,2



Die Region ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Der gesamte Landkreis ist von einem engmaschigen Liniennetz des öffentlichen Personennahverkehrs überzogen. Durch den östlichen Teil führen die Autobahn A 4, Chemnitz- Dresden sowie die Bundesstraßen B 169, Chemnitz-Riesa und B 180, Frankenberg-Flöha. Der westliche Teil wird von den Bundesstraßen B 95, Chemnitz-Leipzig, B 107, Colditz-Chemnitz, B 175, Zwickau-Döbeln und

B 7, Altenburg-Rochlitz durchquert. Das nordwestliche Kreisgebiet wird mit dem Neubau der A 72 erheblich an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig wird damit auch der unmittelbare Zugang zum Flugplatz Altenburg-Nobitz geschaffen.


Alle Städte und größeren Gemeinden sind bahnseitig gut erschlossen. Die Kreisstadt Mittweida ist Haltestelle der überregionalen Bahnlinie Chemnitz- Riesa-Berlin. Weitere wichtige Strecken für den Personen- und Güterverkehr im Landkreis sind die Eisenbahnlinien Leipzig-Chemnitz, Leipzig-Glauchau und Chemnitz-Roßwein.


3.2.2 Wirtschafts- und Bildungsstruktur


Der Landkreis Mittweida befindet sich im Zentrum der von den Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz gebildeten Cityregion „Sachsendreieck“. Die günstige Verkehrslage, sowohl straßen- als auch schienenseitig, macht ihn aus infrastruktureller Sicht sehr interessant.


Der Landkreis ist geprägt von vielseitiger Industrie, verschiedenen Dienstleistungen, Handwerk aller Art sowie intensiv betriebener Landwirtschaft. Die landwirtschaftliche Fläche beläuft sich auf 60.588 ha, davon 49.187 ha Ackerland und 11.401 ha Grünland. Dominierende Industriezweige sind nach wie vor der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Elektrotechnik/Elektronik, die Holz-, Papier- und Druckindustrie, die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Nahrungsmittelproduktion. Die industriellen Schwerpunkte konzentrieren sich im wesentlichen auf die acht Städte des Kreises sowie den Burgstädter Raum mit seinen industriegeprägten Gemeinden. Trotz des umfangreichen Strukturwandels in der Wirtschaft kann der Kreis durchaus auf traditionelle Firmen, teils mit neuen Betriebsnamen wie z. B. Flender Getriebewerk Penig, Lackfabrik GmbH & co. KG Lichtenau, Baumwollspinnerei GmbH Mittweida, verweisen.


Geprägt wird die Wirtschaftsstruktur des Landkreises Mittweida vor allem durch die hier ansässigen klein- und mittelständischen Unternehmen. Dabei stellt das Handwerk den größten Arbeitgeber dar. Vorrangig begünstigt durch die im Kreisgebiet vorhandenen Kiesgruben und Steinbrüche haben sich Bau- und Baustoffbetriebe entwickelt. Zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe wurden im Kreisgebiet 28 Gewerbe- und Industriegebiete mit einer Gesamtfläche von nahezu 450 ha erschlossen. 16 von ihnen wurden gefördert durch Mittel aus dem Fonds „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschafts-struktur“. Im Kreisdurchschnitt betrachtet sind die geförderten Gewerbegebiete derzeit zu 83 - 85 % ausgelastet. Insgesamt haben sich dort bislang über 300 Unternehmen unterschiedlicher Branchen mit ca. 4000 Arbeitsplätzen angesiedelt.


Günstige Bedingungen für innovative Existenzgründer und andere Unternehmen sind weiterhin durch die Hochschule Mittweida (FH), die TechnologiePark Mittweida GmbH, die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Projektentwicklung mbH Mittweida und durch die unmittelbare Nähe zum Universitätsstandort Chemnitz gegeben. Außerdem konnte mit dem Bau des TechnologieParkes II auf dem Gewerbegebiet Mittweida begonnen werden. In Penig soll in einem Gebäude der einstigen Altenburger Wollspinnerei ein Gewerbe- und Gründerzentrum entstehen. Es haben sich bereits mehrere Firmen in der Industriebranche angesiedelt, so z. B. der metallverarbeitende Stahlbau Steinbrunner, die KBImpuls GmbH, eine Satelittenkommunikationfirma und die UGL GmbH, welche sich mit der Bearbeitung von Gussteilen beschäftigt. Das Amt für Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung, als aktiver Dienstleister und Koordinator für Existenzgründer, Investoren und bestehende Unternehmen, unterstützt den Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung.


Der Landkreis Mittweida verfügt des Weiteren über ein gut ausgebautes Schulsystem mit Grund-, Mittel-, und Förderschulen, Gymnasien und Berufschulen. Dazu kommen eine Reihe weiterführende Bildungseinrichtungen.

Im Landkreis existieren derzeit:


37 Grundschulen mit rund 5.000 Schülern

19 Mittelschulen mit rund 6.000 Schülern

 6 Förderschulen mit rund 700 Schülern
 6 Gymnasien mit rund 4.300 Schülern
 2 Berufsschulzentren mit je rund 850 Schülern
 1 Volkshochschule mit über 2.700 Teilnehmern an 264 Kursen und  
 Einzelveranstaltungen im Jahr
 die Hochschule Mittweida (FH) mit rund 2.800 Studenten in 15 Studiengängen


Für eine umfangreiche medizinische Betreuung der Bevölkerung stehen die Krankenhäuser der Landkreis Mittweida Krankenhaus gGmbH in Frankenberg, Mittweida und Rochlitz sowie das Krankenhaus der Diakomed-Krankenhaus Chemnitzer Land gGmbH in Hartmannsdorf mit einer Kapazität von 900 Betten, das Blindenerholungsheim Rochsburg sowie 300 niedergelassene Ärzte und Zahnärzte zur Verfügung. Hinzu kommen physiotherapeutische Einrichtungen im gesamten Kreisgebiet sowie Sozialstationen zur ambulanten Betreuung kranker und älterer Menschen. Im Bereich der Altenpflege existieren 9 Altenpflege- und Seniorenheime.


„Der Arbeitsmarkt ist im Landkreis Mittweida wie auch in Sachsen und in den anderen Ländern im Bundesgebiet vom Verlauf der Wachstumsprozesse und der Konjunktur, den Auswirkungen von Globalisierung und säkularem Wandel sowie von Veränderungen im Erwerbsverhalten, die gesellschaftliche Prozesse widerspiegeln, geprägt. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote 1998 bei 20,1 %, d. h. 12.785 Männer und Frauen waren von Arbeitslosigkeit betroffen. Der Anteil arbeitsloser Frauen betrug dabei ca. 60 %. Im Vergleich der letzten fünf Jahre blieb die hohe Arbeitslosenquote etwa konstant.“1 Geprägt durch die historische und industrielle Entwicklung verfügt der Landkreis Mittweida über hochmotivierte und gut ausgebildete Arbeitnehmer für alle Bereiche der Wirtschaft.

Von besonderer Bedeutung für den Kulturbereich ist der 2. Arbeitsmarkt. AB-Maßnahmen und der 1993 insbesondere auch auf Initiative des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit geschaffene § 249 h AFG als neues Arbeitsförderinstrument in den neuen Bundesländern sollte in den Bereichen Umwelt, Soziale Diesnte, Jugendhilfe, Kultur, Denkmalpflege und Breitensport wettbewerbsfähige Dauerarbeitsplätze schaffen. Entgegen dieser Zielsetzung wurden im Kulturbereich durch die o. g. Maßnahmen keine Dauerarbeitsplätze geschaffen.

In der Sparte Jugend- und Soziokultur lag 1997 der Anteil der Beschäftigten über ABM, § 249 h und Aktion 55 bei 88,5% aller Beschäftigten.


1 Wirtschaft und Arbeit in Sachsen, 1996


Neben dem hohen Anteil von ehrenamtlicher Tätigkeit im Bereich Heimatpflege wurde eine Vielzahl von Projekten mit Arbeitskräften des 2. Arbeitsmarktes durchgeführt, so z. B. die Erstellung einer Jahrhundertchronik für die Stadt Rochlitz, der Nachbau eines mittelalterlichen Dorfes auf dem Treppenhauer in Sachsenburg und ein Projekt zur Sicherung historischer Kulturgüter. Der Verein „Mittelschächsischer Kultursommer“ e. V. arbeitete bis 1997 nur mit ABM-Kräften. Der Wegfall von Kräften des 2. Arbeitsmarktes im Bereich Heimatpflege wäre zwar nicht gleichzusetzen mit einem flächendeckenden Wegbruch heimatpflegerischer Aktivitäten, jedoch besonders kosten- und


zeitintensive Maßnahmen wie z. B. der Aufbau von Museen in Vereinsträgerschaft wären nicht allein auf ehrenamtlicher Basis zu leisten.

In der Sparte Museen sind von 28 Einrichtungen im Landkreis Mittweida 11 in kommunaler Trägerschaft, 8 in Trägerschaft eines Vereines und 9 Einrichtungen privat geführt. Alle 17 Arbeitskräfte der Einrichtungen in Vereinsträgerschaft waren über ABM, § 249 h bzw. Aktion 55 beschäftigt. 47% der insgesamt 37 Beschäftigten der 11 kommunalen Museen gehörten dem 2. Arbeitsmarkt an.

Im Bereich Bibliotheken wurden 1997 32% über ABM-Stellen realisiert.

In den Sparten Musikpflege, Kirchenmusik, darstellende und bildende Kunst waren im Erfassungszeitraum keine Kräfte des 2. Arbeitsmarktes zu verzeichnen.

1998 und 1999 wurden ebenfalls ABM-Stellen im Kulturbereich bewilligt. Beim Verein „Mittelsächsicher Kultursommer“e. V. konnten 1998 mit Hilfe von institutionellen Fördermitteln durch den Kulturraum Mittelsachsen 2 ABM-Stellen in Dauerarbeitsplätze umgewandelt werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass ohne die Arbeitskräfte des 2. Arbeitsmarktes der Kulturbereich um viele Projekte ärmer wäre und die Vielfalt der Maßnahmen, insbesondere in den Bereichen Jugend- und Soziokultur sowie Heimatpflege, stark leiden würde. Von ABM-Kürzungen wären also gerade die kulturellen Bereiche besonders stark beeinträchtigt, die einerseits von vornherein stark zuschussbedürftig sind aber andererseits nicht nur kulturpolitisch sondern auch sozialpädagogisch gesehen besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.


Die günstige territoriale Lage und die reizvolle Landschaft machen den Landkreis Mittweida auch zu einem attraktiven Wohnstandort. So wurden in den letzten Jahren 42 Wohnungsbaustandorte mit einer Fläche von 176 Hektar genehmigt. Neun von ihnen wurden bisher vollständig bebaut.


Der Landkreis Mittweida ist von herrlichen Flusslandschaften gekennzeichnet, im Westen beginnend mit dem Mulden- und Chemnitztal, über das

zentralgelegene Zschopautal bis zu den Striegistälern im Osten. Damit ist er eine mittelsächsische Region, die von Jahr zu Jahr mehr Besucher anzieht und mit vielen beliebten Ausflugszielen, Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten vielerorts Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung bietet.


Ein Wanderwegnetz von ca. 600 km führt durch die Talauen und hügeligen Landschaften, vorbei an Burgen und Schlössern. Burgen bestimmen das Bild des Landkreises. Neben dem Schloss Rochsburg und der Burg Kriebstein findet der Besucher noch das Rochlitzer Schloss, Schloss Wechselburg sowie die Sachsenburg bei Frankenberg. Tagestouristen und Kurzurlauber kommen ebenso auf ihre Kosten wie Camper an der Talsperre Kriebstein.



Um den Landkreis zu erkunden, bedarf es nicht unbedingt eines PKW. Auch mit Bahn, Bus und Fahrrad sind Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich bei Radtouristen der Mulden- und Zschopautal-Radwanderweg, die beide durch die Bereitstellung von Fördermitteln 1996 bzw. 1997 ausgeschildert und zur Nutzung freigegeben werden konnten. Gern wird dabei das Angebot der an den Wegen liegenden Beherbergungsunternehmen zum Wandern ohne Gepäck angenommen. Zum Erholen und Spielen gibt es noch viele andere Möglichkeiten.


Von Mai bis September laden die Freibäder zum Baden und Schwimmen ein, über ein Hallenbad verfügt der Landkreis jedoch bisher nicht. Die Zahl von ca. 200 im Landkreis vorhandenen Sportstätten sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch einen erheblichen Nachholebedarf im Turnhallenbereich (insbesondere wettkampftaugliche Turnhallen) gibt. Abenteuerspielplätze und Freizeitzentren sind für die jüngeren Gäste vorhanden. Großen Zuspruch findet der Urlaub auf dem Bauern- und Reiterhof. Beliebt bei Kindern und Schulklassen ist u. a. ein Aufenthalt im Kinderbauerngut Langenstriegis oder auch in den Feriencamps verschiedener Vereine.


Für die Gäste des Landkreises steht mit derzeit über 2.240 Betten ein ausreichendes Angebot zur Übernachtung in ca. 60 Hotels und Pensionen, Gasthöfen und Privatzimmern zur Verfügung. Gemütliche Gaststätten laden überall zur Einkehr ein. Und nicht zuletzt sorgen auch die vielfältigen wie attraktiven Veranstaltungsangebote der im Landkreis ansässigen Vereine für steigende Besucherzahlen.



4 Bestandsaufnahme: Kulturelle Angebote, Einrichtungen, Orte

  und Akteure


4.1 Vorbemerkungen zur Spezifik der Bestandsaufnahme


Für die systematische Erfassung des Kulturangebotes im Landkreis Mittweida bietet sich die inhaltliche Gliederung nach Sparten wie sie im Kulturraum Mittelsachsen vorhanden sind, an.


Es handelt sich hier um folgende Sparten:


                  • Bibliotheken
                  • Museen, Heimatstuben, Sammlungen
                  • Bildende Kunst
                  •Darstellende Kunst
                  •Heimatpflege
                  •Soziokultur / Zielgruppenarbeit
                  •Musik / Kirchenmusik


Diese Sparteneinteilung entspricht weitgehend dem Vorschlag im „Entwurf der Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst zur Verwendung der Fördermittel in den Kulturkassen der Kulturräume in Sachsen“ (FöRL - Kulturräume) vom 06.10.1994.


In der vorliegenden Bestandserfassung wurden darüber hinaus Bereiche untersucht wie Volkshochschule, Medienstellen und Archive, aber auch die Vernetzungen zwischen Kultur und Sport, Kultur und Denkmalpflege sowie Kultur und Tourismus, um ein möglichst umfangreiches Bild von der vorgefundenen Kulturlandschaft zeichnen zu können.


Bereits hier muss aber vermerkt werden, dass sich in der praktischen kulturellen Tätigkeit Überschneidungen zwischen den verschiedenen Kultursparten ergeben. Die Zuordnung von Institutionen, Projekten und Veranstaltungen zu den einzelnen Sparten ist daher nicht immer unproblematisch. In diesem Zusammenhang gibt es im Kulturraum Mittelsachsen hin und wieder Überlegungen, eine Sparte „Sonstiges“ oder „Spartenübergreifende Projekte“ einzurichten. Dies trifft z. B. für das Projekt „Mittelsächsischer Kultursommer“ zu. Schwierigkeiten bereitet auch die Einordnung der Festkultur. Je nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung wird sie in die Heimatpflege bzw. Musikpflege eingeordnet. Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass in den folgenden Unterkapiteln einzelne Projekte mehrfach genannt werden.



Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Im Vordergrund steht der Versuch, ine innere Struktur der Sparten zu finden., die Kooperation zwischen verschiedenen Institutionen und Projekten mit regionaler Bedeutung zu fördern und jene Strukturen zu entwickeln, die finanzierbar sind und den Bürgerinteressen entsprechen.


Bibliotheken


4.2 Bibliotheken


Begriffsbestimmung und Bedeutung


Bibliotheken sind Kultur- und zugleich Bildungseinrichtungen.

Öffentliche Bibliotheken sprechen alle Altersgruppen und sozialen

Gruppierungen an.

Insbesondere im ländlichen Bereich sind sie oft die einzige feste

Kultureinrichtung in einer Gemeinde.


Sie erbringen folgende Dienstleistung:


- Sammlung, Erschließung, Bereitstellung, Vermittlung von Medien, vornehmlich

 Druckschriften, Bild- und Tonträger, aller Sach- und Wissensgebiete für
 Forschung, Lehre, Bildung und Unterhaltung

- Beratungs- und Informationsdienst unter Beachtung der Bedürfnisse der

 verschiedenen Lesergruppen (Alters- und Berufsgruppen, unterschiedlicher
 Bildungsstand)



Öffentliche Bibliotheken sollen


„ - die Orientierung und freie Meinungsbildung unterstützen,

  - die Ausbildung, Fortbildung und die Weiterbildung fördern,
  - die Ausübung täglicher Berufsarbeit unterstützen,
  - Kommunikationsmöglichkeiten für verschiedene Bevölkerungsgruppen
    anbieten,
  - die Gestaltung der Freizeit erleichtern.“1 


Sie wecken also und befriedigen gleichzeitig geistige, ästhetische und kulturelle

Bedürfnisse, sie fördern Kreativität und Persönlichkeitsbildung.


Kernstück der öffentlichen wie auch jeder anderen Bibliothek ist ihr

Medienbestand.

Ein gesunder Medienbestand wird durch möglichst offenen und vielseitigen

Bestandsaufbau sowie die Aussonderung überalterter und verschlissener Medien

erreicht. Dazu wiederum müssen 2 Grundvoraussetzungen erfüllt sein:


1 Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Bonn (Hrsg.), Öffentliche Bibliotheken - Gutachten der Kgst, Berlin 1973



Die Bibliothek muss über den Sachverstand ausgebildeter Bibliothekare

verfügen können. Er ist unabdingbar, um aus der Flut an Informationsliteratur

einen ausgewogenen Bestand herausfiltern zu können, der dem Auftrag nach

Grundversorgung mit Information und Unterhaltung für alle Bürger, einschließlich

sozialer Randgruppen (z. B. Kranke, Alte, Ausländer), gerecht wird.


Der Bibliothek muss ein ausreichender Etat zum Ankauf von

Bibliotheksmedien zur Verfügung stehen.

Für einen gezielten Bestandserhalt bzw. -aufbau ist es wichtig, aktuelle Literatur

ankaufen zu können und verschlissene Medien zu ersetzen.

Eine Auswertung der Bibliotheksstatistiken 1971 - 1992 hat ergeben, dass

unaktuelle Medienbestände unmittelbar den Medienumsatz und damit die

Effektivität einer Bibliothek negativ beeinflussen 1



Der Kulturraum versucht hier zu unterstützen, indem er eine konkrete

Zweckbindung für ausgereichte Fördermittel ausspricht. Ist die Facharbeitsgruppe

Bibliotheken des Kulturraumes also der Überzeugung, dass eine Bibliothek

ungenügend Mittel für Bestandserhalt und -aufbau zur Verfügung hat, so wird

eine Zweckbindung für einen im Einzelfall festzulegenden Anteil an der

Fördersumme fixiert. Der Träger darf diese Mittel dann nicht zur allgemeinen

Kostendeckung der Einrichtung einsetzen, sondern nur für diese Kernaufgabe

einer Bibliothek.

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