Benutzerin:Motmel/Manipulation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelmine:

  • Schiedermair S. 100, französisches Briefzitat mit Hinweis auf Kompositionsunterricht bei Pfeiffer. Danach die bedeutungsvolle Mitteilung Wilhelmines nach Berlin, die (eine) Komposition ("Coup d'essai") dem Apoll des Jahrhunderts (Bruder Friedrich) zu widmen.
  • Was für ein "Coup"?. Eine Komposition, die besondere Bedeutung hatte, ein Coup unter (allen) anderen, die damals brieflich zur Sprache kamen.
  • Sie stand im Zusammenhang mit vorausgehenden Diskussionen über Konzertkompositionen (Flötenkonzerte von Quanz u.a.), wobei die Komposition eines speziellen (Cembalo?)-konzertes in den Mittelpunkt gerückt wird: die eines "Coup d'essai".

Damals (1734) war die Komposition eines Cembalokonzertes noch eine Besonderheit. Denn das Cembalo war quasi sowieso bei jeder Konzertkomposition als Generalbassinstrument in Verwendung, da war es aus praktischen Gründen eigentlich nicht möglich, solistisch hervorzutreten, d.h. zu konzertieren. Wie doch?

  • J. S. Bach laborierte bekanntlich schon seit Jahren an dieser Möglichkeit, die solistischen Fähigkeiten des Instruments innerhalb der Konzertform, also als Hauptstimme im Orchester zur Geltung zu bringen und das neben, mit oder trotz dessen gleichzeitiger, zweihändiger Generalbassfunktion.

Abgesehen von der Frage, wer das Konzert als Erster für Klavier übertragen hat: Phil. Emanuel hat seines Vaters Violinkonzert in d-moll (heute BWV 1050) für Klavier übertragen und komponierte sein erstes eigenes Klavierkonzert 1733; (letzteres gehört zu den Kompositionen, die er später überarbeitete). Der Geiger Franz Benda dürfte das mitbekommen haben, denn er hielt sich Anfang des Jahres 34 in Leipzig im Bachhaus auf und es war höchst informativ, dass er von dort zwei Klavierkonzerte nach Bayreuth mitbrachte (Nachweis seines Leiziger Aufenthaltes in Bachdokumente. Dass er die Kl-Konzerte mitbrachte s. Brief Wilhelmines an Bruder Friedrich). Große Frage: von wem waren die Konzerte?

  • Manipulation 1: Der Satz über das "Coup d'essai" wird bei H.-D. weggelassen.
  • Manipulation 2: Wilhelmine bedankt sich in H.-D. für beide Klavierkonzerte bei ihrem Bruder in Berlin, obwohl laut Literatur (Briefe) kein Anlass dazu besteht. Aber dieser Trick ergab die Möglichkeit, die Konzerte als von Schaffrath (aus Berlin) zu deklarieren. Außerdem wird das französische Wort "fete" (in Schiedermair) mit "tete" in H.-D. verwechselt. Das ergibt in der Übersetzung einen gegensätzlichen Sinn: Nicht das Fest, sondern Wilhelmines Kopf bzw. Können wird durch diese zwei Konzerte in Frage gestellt. Zur Aufführung sind die Konzerte offenbar zu spät dran, aber es wird suggeriert, dass sie Wilhelmine zu schwer seien (Wilhelmine, die Minderbemittelte).

Zu den Vorbereitungen der Veranstaltungen zum Fest der Hochzeit des Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar mit Wilhelmines Schwägerin Sophie Charlotte Albertine von Brandenburg-Bayreuth gehörte am Hof die Anschaffung eines super Cembalos: (Brief S. ). Wilhelmine erhielt offiziell ein neues, besonderes Cembalo, das deutet auf das baldige Fest, bei dem das Cembalo zu Ehren kommen sollte, offenbar nicht nur als einfaches Generalbassinstrument, sondern solistisch, wie nach ihrer enthusiastischen Beschreibung zu schließen (Brief). Naheliegend also eine passende Komposition, nämlich ihr "Coup d'essai". keineswegs ein „premier essai“ (erstmalig), wie meist übersetzt, sonders eher mit der Bedeutung eines „Coup de Théatre“, eben auffällig. Schaffrath war noch nicht in Bayreuth, sonst hätte ihn Wilhelmine erwähnt – Schaffrath, dem ein Ruf als Klavierspieler vorausging und der, wie man erst heute weiß, damals Klavierkonzerte schuf. Es haben sich Notizen mit Musikernamen am Bayreuther Hof dieser Zeit um 1734 erhalten (s. Hartmann, Hegen, Müller-Lindenberg), darunter eigens ein Konzertmeister (also Geiger), der mit Namen "Franz" bezeichnet wird. Zu ihm dürfte ein freundschaftliches Verhältnis bestanden haben, Franz ohne Nachname. Gemeint war Franz Benda. Er blieb nach seiner Leipziger Zeit einige Monate in Bayreuth, wo Wilhelmine mit ihm tüchtig arbeitete (Brief).