Hungersnot
Eine Hungersnot ist ein Phänomen, bei dem ein großer Prozentsatz der Bevölkerung einer Region oder eines Landes unterernährt ist und Tod durch Verhungern in großem Maße zunimmt. Hunger war in der alten Welt so weit verbreitet, daß der Hunger neben Krieg, Pest und Tod einer der vier Apokalyptischen Reiter war. Trotz der viel grösseren technologischen und ökonomischen Möglichkeiten der modernen Welt, kommt Hunger noch viele Teile der Welt vor, meistens in den Entwicklungsländern.
Ursache von Hungersnöten sind Missernten durch natürliche Gründe wie Unwetter, Schädlinge, sonstige Naturkatastrophen und künstliche Hungersnöte, hervorgerufen durch Krieg, oder absichtlich mit genozidaler Absicht ausgelöst.
Im letzter Zeit werden zunehmend nicht nur die natürlichen und ökonomischen Ursachen der Hungersnöte betrachtet, sondern auch die politischen Gründe analysiert. Der herausragende Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen, hat angemerkt, daß es in keiner funktionierenden Demokratie jemals zu einer Hungersnot gekommen ist.
Obwohl eigentlich genügend Nahrungsmittel für die gesamte Weltbevölkerung vorhanden wären, gibt es auch im 21. Jahrhundert vor allem in Afrika immer noch katastrophale Hungersnöte.
Große Hungersnöte
- Große Hungersnot in Irland (1846-1849)
- Hungersnot in Schweden (1867-1869)
- Hungersnot in der Ukraine (1932-1933)
- Hungersnot in Europa während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945)
- Hungersnot in China (1961-1962), verursacht durch den "Großen Sprung nach vorn"
- Hungersnot in Äthiopien (1984)
- Hungersnot in Nordkorea (1995)
- Hungersnot in Simbabwe (2000)
Ausgewählte nicht von Menschen erzeugte Hungersnöte
(Schätzungen nach Encyclopedia Britannica 1992)
Fall | Zeitraum | Opfer |
---|---|---|
London | 1235 | 20.000 |
Europa | 1315-17 | 5.000.000 |
China | 1333-37 | 4.000.000 |
Rußland | 1600 | 500.000 |
Indien | 1769-70 | 6.500.000 |
Osteuropa | 1770 | 190.000 |
Nordwestindien | 1837-38 | 800.000 |
Bengalen und Orissa (Indien) | 1866 | 1.500.000 |
Kleinasien | 1874-75 | 150.000 |
Indien | 1876-78 | 5.000.000 |
Nordchina | 1876-79 | 11.000.000 |
China | 1892-94 | 1.000.000 |
China | 1896-97 | 5.000.000 |
Indien | 1899-1900 | 1.250.000 |
Nordchina | 1920-21 | 500.000 |
China | 1928-29 | 10.000.000 |
Ruanda-Urundi | 1943 | 45.000 |
Bengalen (Indien) | 1943-44 | 500.000 |
Sahelzone/Afrika | 1968-74 | 500.000 |
Künstliche, durch Menschen erzeugte Hungersnöte
(Schätzungen nach Lexikon der Völkermorde 1998)
Fall | Zeitraum | Opfer |
---|---|---|
Ukraine | 1932-33 | 6-7.000.000 |
China | 1959-61 | 30-43.000.000 |
Äthiopien | 1982-85 | 2-3.000.000 |
Nordkorea | 1994-97 | 500.000-2.000.000 |
Simbabwe | 2000-2005 | ??? |
Bücher
- Jean Ziegler: Wie kommt der Hunger in die Welt? Ein Gespräch mit meinem Sohn, Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570300595
- Gewalt.Macht.Hunger, Josef Nussbaumer unter Mitarbeit von Guido Rüthemann ( http://www.studienverlag.at/titel.php3?TITNR=1558 )
- Mike Davis: Die Geburt der Dritten Welt, Verlag Assoziation, 2004, ISBN 3-935936117
- Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde, Rowohlt, Hamburg 1998, ISBN 3-499-22338-4