Branitzer Heil- und Pflegeanstalten

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Die Branitzer Heil- und Pflegeanstalten waren eine psychiatrische Klinik in Branice (deutsch Branitz). Sie zählte zum Marienstift. Heute befindet sich darin das Samodzielny Wojewódzki Szpital dla Nerwowo i Psychicznie Chorych w Branicach. Heutiger Träger ist die Milde Stiftung St. Marienstift in Branitz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einrichtung wurde 1897 vom damaligen Branitzer Pfarrer und späteren Weihbischof Joseph Martin Nathan gegründet.

Auf einem etwa 10 Hektar großen parkähnlichen Gelände befanden sich zwölf Kranken- und Pflegegebäude im Pavillonstil, handwerkliche und landwirtschaftliche Werkstätten und -betriebe, sowie Betriebswohnungen. Zeitweise waren bis zu 2000 Patienten untergebracht. Die Anstaltskirche wurde von 1930 bis 1933 errichtet. Eine Außenstelle bestand in Dzbańce (Krug).

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1940 wurden die jüdischen Patienten aus Leubus, Branitz und Bunzlau in der Heil- und Pflegeanstalt Leubus, Schlesien, zusammengeführt; von dort in zwei Transporten am 17. und 19. Dezember 1940 nach Sonnenstein gebracht und dort ermordet.[1] 1940 waren hier etwa 1600 Patienten untergebracht.[1]

Im Rahmen der Aktion T4 wurden 1302 Meldebögen ausgefüllt.[2]

Ab 1941 wurde in einem Teil der Branitzer Anstaltsgebäude ein Lazarett eingerichtet, unter anderem auch für geisteskranke und lungenkranke Soldaten sowie für SS-Angehörige.

1945 zählte man rund 2000 Kranke, 120 Ordensfrauen, sieben Ärzte und viele Pfleger.[3] Teile der Heil- und Pflegeanstalt wurden bei einem Fliegerangriff zerstört.[4]

Am 1. April 1945 mussten alle gehfähigen Kranken die Anstalt verlassen; etwa 600 Kranke und Schwestern verließen Branitz in Richtung Freudenthal.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Willy Cohn, Norbert Conrads: Kein Recht, nirgends: Breslauer Tagebücher 1933 - 1941.
  2. Michael Anderheiden: Handbuch Sterben und Menschenwürde. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-110-24645-2, S. 1467 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Astrid Maria Gerhardt: Ein Leben für die Nächstenliebe. Tectum Wissenschaftsverlag, 2017, ISBN 978-3-828-86808-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-lager-1/1933-1945-lager-b/branitz-heil--und-pflegeanstalten.html

Koordinaten: 50° 3′ 14″ N, 17° 47′ 46,4″ O