Zervikalstütze

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HWS-Schiene, offen und geschlossen

Eine Zervikalstütze (von lateinisch cervix, „Hals“) ist ein ringförmiger Verband zur Stützung und Entlastung der Halsstrukturen. Dieser kann entweder steif sein, wie die HWS-Schienen (z. B.: Stifneck), oder weich und elastisch, wie die Halskrause.

Halswirbelsäulenschiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rettungskorsett und Zervikalstütze bei einer Übung am Patienten

Halswirbelsäulenschiene (HWS-Schiene) bezeichnet eine Kunststoffmanschette, die die Halswirbelsäule (HWS) immobilisiert. Sie ersetzt einen Teil der Stützfunktion der HWS und setzt die Bewegungsfähigkeit teilweise außer Kraft. Der Kopf ruht auf der Schiene, welche auf den Schultern aufliegt und das Gewicht auf diese überträgt.

Für die HWS-Schiene hat sich der Produktname Stifneck (von englisch stiff neck, starres Genick) von Laerdal durchgesetzt. Ein weiteres bekanntes Produkt ist die Ambu Perfit bzw. Ambu Perfit ACE, die sich platzsparend flach lagern lässt und von Ambu hergestellt wird. Eine weitere Alternativbezeichnung ist Immobilisationskragen.

Präklinisch wird allen Patienten mit Verdacht auf eine Halswirbelsäulenverletzung, besonders bei Verdacht auf HWS-Fraktur, eine HWS-Schiene angelegt, beispielsweise nach einem Sturz aus großer Höhe oder Verkehrsunfällen. Sie wird entsprechend traumatisierten Patienten bereits vor der Rettung am Unfallort angelegt und solange belassen, bis eine knöcherne Verletzung ausgeschlossen ist. Das soll verhindern, dass eine möglicherweise bestehende Verletzung durch Bewegung des betroffenen Wirbels verschlimmert wird.[1]

Entscheidet sich ein Rettungsdienstmitarbeiter eine Zervikalstütze anzulegen, so stellt er möglicherweise die Verdachtsdiagnose „HWS-Fraktur“, da aus der (Fremd-)Anamnese Informationen über Gewalteinwirkungen auf die Halswirbelsäule hervorgegangen sein könnten, oder aber er legt die Zervikalstütze an, weil es ihm sein vorgegebener Algorithmus vorschreibt, bzw. er rein prophylaktisch handelt.

Zu beachten ist dabei, dass eine Zervikalstütze nicht die komplette Halswirbelsäule vor Bewegung und somit Manipulation schützt, sondern nur die Halswirbelkörper I – V (1–5). Da die HWS aber aus insgesamt sieben Wirbelkörpern besteht und man präklinisch nicht diagnostizieren kann, ob tatsächlich nur einer der ersten fünf Wirbel gebrochen ist, ist eine komplette Immobilisierung unumgänglich. Der Alltag zeigt, dass dies nicht allen Mitarbeitern bewusst ist. Früher galt die Anlage einer Zervikalstütze als ausreichend zur Immobilisierung der HWS. Diese Meinung ist überholt.

Die HWS-Schienen gibt es in verschiedenen Größen für Babys, Kinder und Erwachsene. Inzwischen gibt es auch variable Modelle die in ihrer Größe der Halslängen angepasst werden können. Zur Auswahl der richtigen Größe denkt sich der Anwender zwei transversale Linien an Kinnspitze, Kopf in Neutralstellung, und über der Schulter, misst diesen Abstand mit seinen Fingern ab und überträgt ihn auf die HWS-Schiene.

Gemäß Empfehlung der DGU[2] kann beim Fehlen folgender fünf Kriterien davon ausgegangen werden, dass keine instabile Wirbelsäulenverletzung vorliegt:

  • Bewusstseinsstörung
  • neurologisches Defizit
  • Wirbelsäulenschmerzen oder Muskelhartspann
  • Intoxikation
  • Extremitätentrauma

Halskrause[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaumstoff-Halskrause

Halskrause oder Halskrawatte bezeichnet einen Schaumstoff- oder gepolsterten Kunststoffkragen zur Entlastung der Nackenmuskulatur. Manchmal werden die Begriffe auch für die HWS-Schiene benutzt.

Diese weichen Halsstützen aus Schaumstoff stellen keine Immobilisation dar. Sie werden daher auch nicht als „Schiene“ bezeichnet.

Früher wurden Halskrausen oft bei einem Schleudertrauma nach Auffahrunfällen verschrieben. Doch die Statistiken zeigen, dass Halskrausen die Heilung verschlechtern statt verbessern.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Zervikalstütze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Benedikt Braun: Die Erhebung des Status Quo der analgetischen Therapie in der Luftrettung. (PDF; 2,48 MB) Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm. In: oparu.uni-ulm.de. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin – Bundeswehrkrankenhaus Ulm, 2016, abgerufen am 13. April 2023.
  2. Langfassung der Leitlinie "Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung" Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, 2011, Seite 110.