Cohors II Ulpia equitata

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Die Cohors II Ulpia Equitata (oder Equitum) [sagittariorum oder sagittaria] [civium Romanorum] [Commodiana] (deutsch 2. Kohorte die Ulpische die teilberittene [der Bogenschützen] [der römischen Bürger] [die Commodianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulpia: die Ulpische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Kaiser Trajan, dessen vollständiger Name Marcus Ulpius Traianus lautet.
  • Equitata oder Equitum: teilberitten oder der Reiter. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Die Variante Equitum kommt in einem Diplom von 129 (Chiron-2006-234) vor.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Da eine ethnische Bezeichnung der Kohorte fehlt, waren die Soldaten bei Aufstellung der Einheit vermutlich unterschiedlicher Herkunft. Sie hatten möglicherweise zuvor schon in anderen Einheiten gedient.[1][A 1] Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 129 bis 153 und in der Inschrift (AE 1931, 113) vor.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 129 bis 144 und in den Inschriften (AE 1931, 113, CIL 3, 600) vor.
  • Commodiana: die Commodianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Commodus (180–192) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (AE 1928, 86) vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in der Provinz Syria stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 129 bis 156/157 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4]

Die Einheit wurde unter Trajan (98–117) aufgestellt, entweder in seinen ersten Regierungsjahren oder aber während der Vorbereitung für den Partherkrieg.[1][5][A 1] Die Auszeichnung civium Romanorum erhielt sie vermutlich während des Partherkriegs.[1] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Syria beruht auf Diplomen, die auf das Jahr 129 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Syria) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 144 bis 156/157 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Eine Vexillation der Kohorte nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in der Inschrift (CIL 3, 600) als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen. In der Inschrift steht, dass Lollianus Kommandeur in Mesopotamia über Abteilungen ausgewählter Reiter der Alen [..] und der Kohorten gewesen ist.[6]

Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift in griechischer Sprache, die auf 251/253 datiert ist und die in Dura Europos gefunden wurde.[A 2]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Syria waren:[2]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[2]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Τ. Πορκιος Κυρεινα

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Αυρη(λιος) Λουκιος[A 2]
  • Βαδδος[A 2]

Cohors II equitum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Inschrift (CIL 3, 600) wird eine Cohors II Equitum (bzw. II Eqquitum) aufgeführt. Bei dieser Einheit handelt es sich möglicherweise um eine erst spät in die Provinz Syria verlegte eigenständige Kohorte. Denkbar ist aber auch ein Fehler bei der Erstellung der Inschrift, durch den die Cohors II Ulpia Equitata ein weiteres Mal irrtümlich als Cohors II Equitum aufgeführt wurde.[1][6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laut Werner Eck, Andreas Pangerl wurde die Kohorte in den ersten Regierungsjahren Trajans aufgestellt, wobei der Ort der Aufstellung unklar ist. Peter Weiß nimmt dagegen an, dass diese Einheit aus Bogenschützen wahrscheinlich zusammen mit der Cohors I Ulpia Sagittariorum speziell für den Partherkrieg Trajans gebildet wurde.
  2. a b c John Spaul hat die Inschrift Dura IX, 3, 971 sowie die Soldaten Αυρηλιος Λουκιος und Βαδδος sowohl der Cohors II Ulpia Equitata als auch der Cohors II Ulpia Paphlagonum zugeordnet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Peter Weiß: Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 273–276, 288–289, 291.
  2. a b c John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 486
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF, S. 174).
  4. Militärdiplome der Jahre 129 (AE 2005, 1736, Chiron-2006-230, Chiron-2006-234, Chiron-2006-241), 144 (ZPE-188-255, ZPE-193-253), 153 (Chiron-2006-267) und 156/157 (CIL 16, 106).
  5. Werner Eck, Andreas Pangerl: Syria unter Domitian und Hadrian: Neue Diplome für die Auxiliartruppen der Provinz In: Chiron Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts Band 36 (2006), S. 205–247, hier S. 228, 245.
  6. a b Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 441–443, und S. 448–449 (Online).