„Conrad-Observatorium“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Conradobservatorium.jpg|thumb|300px| Stollensystem des Conrad Observatoriums]]
Das '''Conrad Observatorium''' ist eine unterirdische, geophysikalische Forschungseinrichtung der [[Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik]] (ZAMG). Grundlegende Aufgabe des Observatoriums ist die Beobachtung relevanter physikalischer Parameter, die für unser Verständnis von Vorgängen auf und unter der Erde von entscheidender Bedeutung sind. Am Conrad Observatorium werden Erdbebenaktivitäten (Seismologie), Erdschwerevariationen und Massenveränderungen (Gravimetrie), magnetische Feldvariationen, geodätische Parameter, atmosphärische Wellen und meteorologische Daten kontinuierlich überwacht.
[[Datei:Beispiel.jpg]]Das '''Conrad Observatorium''' ist eine unterirdische, geophysikalische Forschungseinrichtung der [[Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik]] (ZAMG). Grundlegende Aufgabe des Observatoriums ist die Beobachtung relevanter physikalischer Parameter, die für unser Verständnis von Vorgängen auf und unter der Erde von entscheidender Bedeutung sind. Am Conrad Observatorium werden Erdbebenaktivitäten (Seismologie), Erdschwerevariationen und Massenveränderungen (Gravimetrie), magnetische Feldvariationen, geodätische Parameter, atmosphärische Wellen und meteorologische Daten kontinuierlich überwacht.
Das Conrad Observatorium beinhaltet zwei Hauptbereiche:
Das Conrad Observatorium beinhaltet zwei Hauptbereiche:



Version vom 11. Juli 2012, 15:00 Uhr

Das Conrad Observatorium ist eine unterirdische, geophysikalische Forschungseinrichtung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Grundlegende Aufgabe des Observatoriums ist die Beobachtung relevanter physikalischer Parameter, die für unser Verständnis von Vorgängen auf und unter der Erde von entscheidender Bedeutung sind. Am Conrad Observatorium werden Erdbebenaktivitäten (Seismologie), Erdschwerevariationen und Massenveränderungen (Gravimetrie), magnetische Feldvariationen, geodätische Parameter, atmosphärische Wellen und meteorologische Daten kontinuierlich überwacht. Das Conrad Observatorium beinhaltet zwei Hauptbereiche:

(1) Das seismisch - gravimetrische Observatorium (SGO) wurde 2002 eröffnet. (2) Das geomagnetische Observatorium (GMO) befindet sich im Bau, welcher voraussichtlich Ende 2012 abgeschlossen sein wird.

Geschichte

Es ist das einzige Observatorium dieser Art und befindet sich auf dem Trafelberg (1146 m ü. A., ) in Muggendorf, Gemeinde Pernitz in Niederösterreich, ca. 45 km südwestlich von Wien.

Benannt ist es nach dem Seismologen und Klimatologen Prof. Dr. Victor Conrad (1876–1962), der an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik viele Jahre beschäftigt war. Ermöglicht wurde die Errichtung neben der finanziellen Unterstützung von Bund und Land Niederösterreich durch ein Legat der Witwe Conrads, Ida F. Conrad.[1] Die Erbschaft, die die ZAMG von Ida F. Conrad mit der Auflage, dass "ein Gebäude für wissenschaftliche Forschung errichtet wird" bekam, ist bis 2002 auf 1,2 Millionen angewachsen, sodass mehr als die Hälfte der ersten Baustufe damit errichtet werden konnte.[2]

Im Jahr 2008 wurde eine Erweiterung des Observatoriums durch das Wissenschaftsministerium und das Land Niederösterreich beschlossen. Der geomagnetische Teil des Observatoriums wird voraussichtlich 2012 fertiggestellt sein.

Die Aufgaben

Seismologie

Seismologische Aufzeichnungen geringer Bodenbewegungen, welche z. B. durch ferne Erdbeben ausgelöst werden, erfordern für die Interpretation ein weltweites Messnetz mit ruhigen Standorten sowie empfindlichsten Messgeräten. Das Observatorium ist Teil sowohl des nationalen als auch internationalen Netzwerks und dient unter anderem derzeit zur

  • Beobachtung der weltweiten Seismizität,
  • Erfassung von Nuklearwaffentests,
  • Kalibrierung von Seismometern,
  • Entwicklung und Test neuer Messsysteme,
  • zum Vergleich verschiedener Messinstrumente.

Die Station gilt als Hauptstation des seismologischen Netzwerkes des Österreichischen Erdbebendienstes an der ZAMG. Die weltweite Seismizität kann ab einer Stärke von 4 wahrgenommen werden.[3]

Gravimetrie

Veränderungen des Schwerefeldes der Erde durch Gezeitenkräfte und geodynamische Prozesse können mit hochgenauen Messgeräten erfasst werden. Eines dieser Geräte – ein supraleitendes Gravimeter GWR C025, von dem weltweit etwa 30 existieren – wird von der ZAMG-Abteilung Geophysik gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität betrieben. Die derzeitigen Messergebnisse werden im Global Geodynamical Project (GGP) genutzt.

Magnetik

Der geomagnetische Teil des Conrad Observatoriums befindet kurz vor der Fertigstellung. Er dient der Erfassung und der Erforschung des erdmagnetischen Feldes sowie der Entwicklung von Messgeräten. Zu den Themengebieten gehören die zeitliche Veränderung des Erdmagnetfeldes und deren Auswirkung, z. B. Navigation, Klima. Auch geomagnetische Stürme, ausgelöst durch Sonnenwind und Sonneneruptionen (Protuberanzen) sind ebenfalls von größtem Interesse, da diese Ereignisse die Telekommunikation, Navigationssysteme, Stromversorgungseinrichtungen und Sicherheitssysteme beeinflussen.

Nuklearteststopp-Überwachung

Neben diesen Forschungsaufgaben verfügt das Observatorium über eine direkte Verbindung zur CTBTO (Comprehensive Test Ban Treaty Organization), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Am Conrad Observatorium befinden sich Testeinrichtungen der CTBTO für zwei verschiedene Überwachungsverfahren,Infraschall und Seismologie. Das Observatorium dient auch als Ausbildungsstätte der Stationsbetreuer des International Monitoring System (IMS).

Das Bauwerk

Der Standort zeichnet sich durch extrem niedrige Bodenunruhe aus. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass sich das Observatorium gänzlich unter Tage befindet, wo Störungen dieser Art nochmals reduziert werden. Die über das Jahr fast konstante Temperatur im Messstollen und den Bohrlöchern des Observatoriums trägt zur hohen Qualität der Messungen bei.

Das Observatorium ist mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung ausgerüstet und mit Datenleitungen mit der ZAMG in Wien verbunden. Mit einem Fernüberwachungssystem können alle Instrumente, Stromversorgung, Temperatur etc. kontrolliert und geregelt werden.

Das SGO des Conrad Observatorium umfasst unter anderem einen 150 m langen Messstollen, der mit mehreren Sockeln ausgerüstet ist, vier Bohrlöcher, von denen drei 100 m tief sind und ein 50 m tiefes Bohrloch, sowie Laborräume. Ein VSAT-System dient zur Datenübermittlung via Satellit zum International Data Centre (IDC) der CTBTO. Ein 1000 m langer Messstollen ist das Herz des GMO an welches mehrere Laborräume und technische Einrichtungen angeschlossen sind.

Um die Erfassung der Messreihen nicht zu stören, ist das Observatorium nicht öffentlich zugänglich.

Literatur

  • Hammerl, Christa, Lenhardt, Wolfgang und Steinacker, Reinhold Peter Steinhauser (Hrsg.): Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851–2001. Leykam, Graz 2001, ISBN 3-7011-7437-7.
  • Hammerl, Christa, Lenhardt, Wolfgang, Leonhardt, Roman und Granser, Harry: Austria’s new earth observatory dedicated to Victor Conrad. EAGE. First Break 2011, p. 31-32.

Einzelnachweise

  1. Conrad Observatorium auf der Seite der Bundesimmobiliengesellschaft vom 19. März 2010 abgerufen am 22. März 2010
  2. Am Puls des Planeten im pfm-Magazin für Infrastruktur und Technologie vom Dezember 2008/Olivera Stajic abgerufen am 22. März 2010
  3. Erdbeben in Österreich aufgezeichnet in Heute in Österreich, ORF, 15. März 2011, 17:05


Koordinaten: 47° 55′ 38,6″ N, 15° 51′ 32,2″ O