Quelltext der Seite Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim

[[Datei:Hugo, Kardinal von Schönborn.jpg|mini|hochkant|Damian Hugo von Schönborn als Kardinal (Porträt)]]
[[Datei:Drei Generationen Haus Schönborg.jpg|mini|hochkant|Altarbild in Pfarrkirche [[Gaibach]] um 1745, es zeigt drei ein&shy;fluss&shy;reiche Generationen aus dem Hause Schönborn, darunter mittig, mit rotem Kardinals&shy;birett und Deutsch&shy;ordens&shy;kreuz, Damian Hugo Philipp]]
[[Datei:Damian Hugo von Schönborn aa.jpg|mini|Als Kardinal und Fürstbischof von Speyer]]
'''Damian Hugo Philipp Reichsgraf von Schönborn-Buchheim''' (* [[19. September]] [[1676]] in [[Mainz]]; †&nbsp;[[19. August]] [[1743]] in [[Bruchsal]]) war ein deutscher katholischer Geistlicher. Ab 1719 war er [[Fürstbischof]] von [[Bistum Speyer|Speyer]], ab 1721 [[Kardinal]] und ab 1740 Fürstbischof von [[Bistum Konstanz|Konstanz]].

== Herkunft – Das Haus Schönborn ==
Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim stammte aus dem Geschlecht der von [[Schönborn (Adelsgeschlecht)|Schönborn]]. Er wurde als dritter Sohn von 18&nbsp;Kindern des [[kurmainz]]ischen Staatsministers [[Melchior Friedrich von Schönborn-Buchheim]] geboren, der Mainzer [[Kurfürst-Erzbischof]] [[Lothar Franz von Schönborn]] war sein Onkel.

Seine Brüder waren die Fürstbischöfe [[Franz Georg von Schönborn-Buchheim]], [[Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim]] und [[Johann Philipp Franz von Schönborn]] und der Politiker [[Rudolf Franz Erwein von Schönborn]]; sein Großneffe und Patenkind war der Speyerer Domkapitular und spätere [[Bistum Roermond|Bischof von Roermond]], [[Philipp Damian von Hoensbroech]] (1724–1793).

== Leben ==
=== Geistliche Laufbahn ===
Obwohl er eine tief religiöse Erziehung erhielt, war er zunächst nicht für den geistlichen Stand ausersehen. Nach Studien an den Universitäten in [[Universität Würzburg|Würzburg]], [[Universität Mainz|Mainz]], [[Universität Rom|Rom]], [[Universität Leiden|Leiden]] und [[Alte Universität Löwen|Löwen]] war er 1699 Kompanieführer im Heer Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopolds I.]] Von 1699 bis 1706 wirkte er auch als [[Komtur (Amt)|Komtur]] der [[Deutschordenskommende St. Aegidius]] in [[Aachen]] und von 1707 bis 1743 als Landkomtur der [[Ballei Hessen]] des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] in [[Marburg]] und der [[Deutschordensballei Biesen|Ballei Biesen]] in [[Schloss Alden Biesen|Alden-Biesen]] sowie als [[Gesandter]] am Wiener Hof und unternahm diplomatische Missionen.

Auf Vorschlag des polnischen Wahlkönigs [[August II. (Polen)|August des Starken]] wurde er 1715 von Papst [[Klemens XI.]] ins Kardinalskollegium berufen, obwohl er noch nicht die Weihen erhalten hatte. 1721 wurde er [[Kardinaldiakon]] der Titeldiakonie ''[[San Nicola in Carcere]]''. Trotz seiner Teilnahme an zwei [[Konklave]]n blieb Hugo Damian an der [[Kurie]] ohne Einfluss. 1719 erfolgte durch Vermittlung seines Onkels Lothar Franz seine Wahl zum Fürstbischof von Speyer. Erst danach empfing er am 15. August 1720 die [[Weihesakrament#Presbyterat|Priesterweihe]]. Die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] spendete ihm am 24. Februar 1721 [[Johann Edmund Gedult von Jungenfeld]], [[Weihbischof]] in [[Bistum Mainz|Mainz]]; Mitkonsekratoren waren [[Johann Baptist Gegg]], Weihbischof in Worms, und [[Johann Joachim Hahn]], ebenfalls Weihbischof in Mainz. Kardinal von Schönborn nahm am [[Konklave 1721]] teil, das Papst [[Innozenz XIII.]] wählte; er erschien einen Tag vor dem Ende des Konklaves in Rom.

=== Bischof von Speyer ===
Seine über zwanzigjährige Zeit als Bischof von [[Bistum Speyer|Speyer]] war eine friedliche Epoche, verbunden mit einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Damian Hugo Philipp bemühte sich um eine Konsolidierung des Finanzhaushaltes, dazu führte er verschiedene Verwaltungsreformen durch und gründete Musterbetriebe zur Belebung der Wirtschaft. 1722 wurde die allgemeine [[Schulpflicht]] eingeführt.

Nach heftigen Streitereien mit dem Rat der protestantischen Reichsstadt [[Speyer]] verlegte er 1723 seine Residenz nach [[Bruchsal]], wo er das prächtige [[Schloss Bruchsal]] durch den Baumeister [[Balthasar Neumann]] bauen ließ. In Waghäusel ließ er ab 1724 von [[Johann Michael Ludwig Rohrer]] das [[Eremitage (Waghäusel)|Jagdschloss Eremitage]] erbauen, das ab 1737 von [[Johann Balthasar Neumann|Neumann]] erweitert wurde. Im [[Konklave 1724]], bei dem Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]] gewählt wurde, war er nicht anwesend.

Im Jahre 1730 nahm Kardinal Schönborn am viermonatigen [[Konklave 1730|Konklave]] in Rom teil, bei dem [[Klemens XII.]] zum Papst gewählt wurde.<ref>{{Google Buch |BuchID=x4mWOlEl-xgC |Seite=132 |Hervorhebung=Das Conclave hatte 4 Monate und 7 Tage gedauert |Linktext=Quelle zur Teilnahme am Konklave von 1730}}</ref>

=== Späte Jahre ===
[[Datei:Damian Hugo Schönborn Totenbett 1a.jpg|mini|260px|Damian Hugo Philipp von Schönborn auf dem Sterbebett, 1743]]
Unter Mithilfe seiner Brüder wurde er bereits 1722 zum [[Koadjutor]] des Bistums Konstanz gewählt, erlangte aber erst 18&nbsp;Jahre später den Besitz des Hochstifts und konnte dort keinen Einfluss mehr ausüben. Am [[Konklave 1740]] konnte er nicht mehr teilnehmen. Hugo Damian von Schönborn starb an den Folgen einer [[Malaria]]-Erkrankung, die er sich in seiner Zeit in Rom zugezogen hatte. Nach vorübergehender Bestattung wurde er 1755 in der Bischofsgruft der auf seine Anweisung neu erbauten [[St. Peter (Bruchsal)|Peterskirche zu Bruchsal]] beigesetzt. Trotz größerer Bauaktivitäten hinterließ er seinem Nachfolger 1,8&nbsp;Millionen [[Gulden]] in der Staatskasse.

In seine Lebens- und Regierungszeit fiel der Höhepunkt des Einflusses der Schönborn-Familie auf die Geschicke des Reichs.

== Wappen ==
Fürstbischöfe führten üblicherweise ein [[Wappenmehrung|gemehrtes]] persönliches Wappen, das sich aus Elementen des Familienwappens und dem Wappen des Bistums zusammensetzte.
[[Datei:Bruchsal Schloss - Prunkwappen Mittelrisalit Kirchenflügel ReiKi.JPG|miniatur|hochkant|Prunkwappen des Fürstbischofs]]
Das Prunkwappen von Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim an der Fassade des von ihm errichteten Schlosses Bruchsal beinhaltet die folgenden drei Wappenschilde: Der (optisch) linke Wappenschild ist [[Vierung|geviert]]. Im Wechsel befinden sich in Blau ein silbernes Kreuz (für das [[Hochstift Speyer]]) und in Rot eine silberne Burg mit Tor und zwei Türmen, darüber eine goldene Krone (für die [[Kloster Weißenburg (Elsass)|Fürstpropstei Weißenburg]]). Diese Vierung deutet auf die länger andauernde [[Personalunion]] der beiden Ämter hin. Der rechte Schild zeigt das Familienwappen der [[Schönborn (Adelsgeschlecht)|Schönborn]]: in Rot ein auf drei silbernen Spitzen schreitender zweischwänziger goldener Löwe, der blau gekrönt ist. In der Mitte befindet sich ein kleinerer Wappenschild mit einem doppelten schwarzen [[Tatzenkreuz]] in Silber, der für die beiden [[Landkomturei]]en des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] [[Schloss Alden Biesen|Alden-Biesen]] und [[Marburg]] steht (siehe auch [[Liste der Kommenden des Deutschen Ordens]]). Die drei Einzelwappen sind unter einem [[Fürstenhut]] angeordnet. Verziert mit weiteren Herrschaftsinsignien wird das Wappen von einer goldenen Fassung eingerahmt, die nach oben mit einem [[Kardinalshut]] abschließt. Hinweise auf das Bistum Konstanz fehlen, weil Damian Hugo es erst deutlich später übernahm.

== Würdigungen ==
Das 1723 von ihm gestiftete und 1755 gegründete [[Schönborn-Gymnasium Bruchsal]], das sich ursprünglich im Bruchsaler Schloss befand, wurde 1954 nach ihm benannt. Das Damianstor an der Nordseite des Bruchsaler Schlosses und die hindurch führende Schönbornstraße sind ebenfalls nach ihm benannt. 

1972 wurde die Gemeinde Bad Mingolsheim-Langenbrücken im nördlichen [[Landkreis Karlsruhe]] zu Ehren von Damian Hugo von Schönborn in [[Bad Schönborn]] umbenannt, weil er das [[Schloss Kislau]] in Bad Mingolsheim umfassend neu gestaltet hatte.

== Sonstiges ==
Der Heidelberger Medizinprofessor [[Johannes Christoph Ludwig Beringer]] (1709–1746) war vor 1738 sein [[Leibarzt]].<ref>Vgl. [[Dagmar Drüll-Zimmermann|Dagmar Drüll]]: ''Heidelberger Gelehrtenlexikon: 1652–1802'', Springer-Verlag, 2013, S. 8, ISBN 3642762964; [https://books.google.de/books?id=g-3OBgAAQBAJ&pg=PA8 (Digitalscan)]</ref> Im Jahr 1742 erhielt [[Franz Joseph von Oberkamp]] (bevor er im gleichen Jahr einen Ruf an die [[Universität Würzburg]] erhielt)<ref>[[Andreas Mettenleiter]]: ''Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte.'' Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 46.</ref> diese Position.

== Bauten des Fürstbischofs Damian Hugo ==
<gallery>
File:Bruchsal (23).jpg|[[Schloss Bruchsal]], erbaut ab 1720
File:Schloss Kieslau Kronau Deutschland.JPG|[[Schloss Kislau|Jagdschloss Kislau]], erbaut 1721
File:Waghäusel Eremitage Haupteingang 20110228.jpg|[[Eremitage (Waghäusel)]], erbaut ab 1724
File:Meersburg 065-Bearbeitet.jpg|[[Neues Schloss (Meersburg)]], vollendet ab 1740
Datei:Bruchsal Peterskirche1.jpg|[[St. Peter (Bruchsal)|St. Peter zu Bruchsal]] (ab 1736)
</gallery>

== Literatur ==
* {{BLKÖ|Schönborn, Damian Hugo Graf|31|134|134}}
* Anton Wetterer: ''Das religiös-aszetische Leben des Kardinals Damian Hugo von Schönborn, Fürstbischof von Speier (1719–1743) und Konstanz (1740–1743).'' In: Freiburger Diözesan-Archiv, [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/6133/ Band 43], 1915, S. 151–166.<!-- noch nicht ausgewertet-->
* {{NDB|3|500||Damian Hugo Philipp Graf von Schönborn|Ludwig Stamer|118820613}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070806220940/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schoenborn_d_h.shtml |band=9|spalten=620–623|autor=Christof Dahm|artikel=Schönborn, Damian Hugo Philipp Reichsfreiherr (seit 1701 Reichsgraf) von}}
* [[Hans Ammerich]]: ''Das Bistum Speyer und seine Geschichte.'' Band 3: ''Von der Reformationszeit bis zum Ende des alten Bistums.'' Kehl am Rhein 1999, ISBN 3-927095-49-4, S. 24–26.
* Stephan Mauelshagen: ''Ordensritter – Landesherr – Kirchenfürst. Damian Hugo von Schönborn (1676–1743) – Ein Leben im alten Reich.'' Ubstadt-Weiher 2001, ISBN 3-89735-173-0.
* Andreas Flurschütz da Cruz: ''Zwischen Reich und Revolte. Die habsburgischen Gesandten in Hamburg zu Beginn des 18. Jahrhunderts.'' In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 99 (2013), S. 1–29.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim}}
* {{SaarBiogr |1094 |Schönborn-Buchheim Damian Hugo Philipp von}}
* {{Miranda|ID=bios1713.htm#Schonborn|Artikel=Schönborn, Damian Hugo Philipp von}}
* {{Catholic-hierarchy|Bischof|bschod|Damian Hugo Philipp von Schönborn Bushein (sic!)}}
* [http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/Galerien/galerie799.htm Beschreibung des Schlosses Bruchsal und der dortigen Wappen] von Bernhard Peter
* [http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/Galerien/galerie813.htm Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim als nicht anwesender Landkomtur der Ballei Hessen] von Bernhard Peter
* [http://www.jum.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1191262/index.html?ROOT=1157406 Ehemaliges Jagdschloss Kislau]
* [http://www.barockschloss.de/geschichte.htm Schloss Zeilitzheim] (zeitweise Wohnort von Damian Hugo Philipp)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Personenleiste
|VORGÄNGER=[[Heinrich Hartard von Rollingen]]|AMT=[[Liste der Bischöfe von Speyer|Fürstbischof von Speyer]] und <br />[[Kloster Weißenburg (Elsass)|Fürstpropst von Weißenburg]]|ZEIT=1719–1743|NACHFOLGER=[[Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg]]
|VORGÄNGER2=[[Johann Franz Schenk von Stauffenberg|Johann Franz II. von Stauffenberg]]|AMT2=[[Liste der Bischöfe von Konstanz|Fürstbischof von Konstanz]]|ZEIT2=1740–1743|NACHFOLGER2=[[Kasimir Anton von Sickingen]]
|VORGÄNGER3=[[Friedrich von Renesse]]|AMT3=[[Liste der Komture der Kommende in Aachen|Komtur der Kommende in Aachen]]|ZEIT3=1699–1706|NACHFOLGER3=[[Bertram Anton von Wachtendonk]]
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|Navigationsleiste der Fürstbischöfe und Bischöfe von Speyer (seit 1564)
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[[Kategorie:Bischof (Hochstift Speyer)]]
[[Kategorie:Bischof von Speyer]]
[[Kategorie:Fürstpropst von Weißenburg]]
[[Kategorie:Bischof von Konstanz]]
[[Kategorie:Kardinal (18. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Gestorben 1743]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Schönborn-Buchheim, Damian Hugo Philipp von
|ALTERNATIVNAMEN=Schönborn-Buchheim, Damian Hugo Philipp Reichsgraf von
|KURZBESCHREIBUNG=Kardinal und Fürstbischof von Speyer und Konstanz
|GEBURTSDATUM=19. September 1676
|GEBURTSORT=[[Mainz]]
|STERBEDATUM=19. August 1743
|STERBEORT=[[Bruchsal]]
}}