Das Aleph
Das Aleph (span. Originaltitel El Aleph) ist eine Erzählung des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges aus dem gleichnamigen Erzählband von 1949.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie in einigen Erzählungen von Borges hört auch der Protagonist von „Das Aleph“ auf denselben Namen wie sein Autor. Dieser fiktionalisierte Borges berichtet dem Leser zu Beginn der Geschichte vom Tod Beatriz Elena Viterbos, einer von ihm verehrten Bekannten. Um die Erinnerung an die Angebetete wach zu halten, besucht der Ich-Erzähler einmal jährlich Haus und Familie der Verstorbenen. So kommt er in Kontakt mit Viterbos Cousin Carlos Argentino Daneri, einem blasierten und untalentierten Lyriker, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein episches Gedicht zu schreiben, das jeden Ort der Welt im Detail beschreibt. Daneri kommentiert in Gesprächen mit Borges das eigene Werk ausschweifend und bittet ihn gar, seine Beziehungen einzusetzen, um einen anderen Autor für das Vorwort des exorbitanten Gedichts zu gewinnen. Der Protagonist sagt ihm seine Hilfe lediglich zum Schein zu.
Als eines Tages das Haus von Daneri abgerissen werden soll, offenbart sich dieser Borges: Im Keller seines Hauses befände sich ein Aleph, wobei es sich um einen Punkt im Raum handle, der alle Punkte der Welt in sich enthalte. Das Aleph dürfe jedoch unter keinen Umständen vernichtet werden, da Daneri sonst sein Gedicht nicht vollenden könne. Auch wenn er zunächst ungläubig bleibt, so macht Borges sich doch auf, um das vermeintliche Aleph selbst in Augenschein zu nehmen. Im Dunkel des Kellers erblickt er schließlich das Unglaubliche: „[Ich] sah das Aleph aus allen Richtungen zugleich, sah im Aleph die Erde und in der Erde abermals das Aleph und im Aleph die Erde, sah mein Gesicht und meine Eingeweide, sah dein Gesicht und fühlte Schwindel und weinte, weil meine Augen diesen geheimen und gemutmaßten Gegenstand erschaut hatten, dessen Namen die Menschen in Beschlag nehmen, den aber kein Mensch je erblickt hat: das unfaßliche Universum.“[1]
Daneris Haus wird schließlich abgerissen und das Aleph zerstört. In einem Nachtrag äußert der Ich-Erzähler seinen Verdacht, dass es sich bei dem Aleph in Daneris Keller um ein „falsches“ Aleph gehandelt haben müsse, da es in der Literatur Hinweise auf weitere derartige Punkte gäbe.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wie etliche Erzählungen von Borges behandelt auch dieser Text das Thema Unendlichkeit: Wenn ein Punkt das gesamte Universum enthält, so muss er auch sich selbst enthalten – und sich somit ins Unendliche spiegeln. Denn das erste Aleph im zweiten Aleph müsste streng genommen ein Element eines dritten Alephs bilden und so weiter.
- In der Mengenlehre steht das Aleph-Symbol für die Kardinalzahlen unendlicher Mengen. Insbesondere wird die Mächtigkeit der natürlichen Zahlen mit bezeichnet.
- „Das Aleph“ birgt zahlreiche Anspielungen auf Dante Alighieris göttliche Komödie. So ist etwa der Name „Daneri“ eine Zusammensetzung aus Dante Alighieri. Außerdem befindet sich in Borges’ Erzählung das Aleph auf der 19. Stufe der Kellertreppe. Die göttliche Komödie enthält in ihren drei Teilen jeweils im 19. Canto Beschreibungen eines Alephs (z. B. einen Adler, der sich aus allen Adlern zusammensetzt).
- Die Namen „Carlos Argentino Daneri“ und „Beatriz Elena“ bergen die ersten fünf Buchstaben des Alphabets (dessen hebräische Form, das Aleph-Bet, mit dem Buchstaben „Aleph“ beginnt). Die Herren „Zunino“ und „Zungri“ sind indessen für den Abriss des Hauses von Daneri und so für das Ende des Alephs verantwortlich.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]<references/ >
- ↑ Jorge Luis Borges: „Das Aleph“, in: Ders. Das Aleph. Erzählungen 1944-1952, Frankfurt am Main 1992, S. 145