Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht

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Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht war sowohl der Titel eines Liedschlagers, der 1925 im Drei Masken-Verlag Berlin erschienen war,[1] als auch der eines heiteren Stummfilms, den Emmerich Hanus 1926 für die Produktionsfirma Althoff & Co. (Berlin) inszenierte.

Die Uraufführung des Films[2] fand am 8. Februar 1927 im Ufa-Theater am Berliner Weinbergsweg[3] statt. Den Schlager dazu, ein Marschlied, komponierte Hermann Krome, den Text[4] verfasste der deutsche Sänger und Liederdichter Willy Weiss.

Der Schlager erfreute sich auch außerhalb des Lichtspieltheaters rasch großer Beliebtheit und wurde von ersten Künstlern der Zeit wie Gustav Jacoby,[5] Harry Steier und dem populären Tenor Max Kuttner unter seinem Künstlernamen „Carlos Cantieni“[6] auf Grammophonplatten aufgenommen.

Er steht in einer Tradition, die mit Fred Raymonds mittlerweile beinahe schon zum Volkslied gewordenen Heidelberg-Schlager „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren[7] begonnen und nach sich noch viele ähnlich gestimmte Lieder gezogen hat. Er ritt auf einer Welle nationaler Begeisterung, die mit der Romantisierung des Ortes[8] begonnen hatte und die sich, durch die Räumung des Rheinlandes von alliierter Besatzung im Januar 1926 erst richtig beflügelt, in zahllosen konjunkturträchtigen Rhein-, Wein- und Heidelberg-Schlagerliedern[9] und -unterhaltungsfilmen[10] niederschlug.[11]

  • Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht (Herm. Krome – Willy Weiss) “Homocord”-Orchester mit Gesang. Homocord Electro 4-2340 (Matr. M 19 190), aufgen. 1926[12]
  • Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht (Text: W. Weiß, Musik: Hermann Krome) Harry Steier, mit Quartett und Orchester. Beka B. 6209 (Matr. 34 206-2), aufgen. 1.09.27
  • Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht: Marschlied (Musik: Krome – Text: Weiß) Gespielt vom Jazz-Orchester "Wenskat mit seinen Prominenten", gesungen von Herrn Kammersänger Carlos Cantieni, Tenor. Isiphon-Electrocord 20 (Matr. 7711) [15 107 B]
  • Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht (Musik: Hermann Krome – Text: Willi Weiß) Gustav Jacoby, Vortragsmeister. Begleitung: Instrumentaltrio. Odeon O-2167 (Be 5686), aufgen. 04.27
  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970, DNB 456121080.
  • Hans-Michael Bock, Tim Bergfelder (Hrsg.): The Concise Cinegraph: Encyclopaedia of German Cinema (= Film Europa. Band 1). Berghahn Books, 2009, ISBN 978-0-85745-565-9, S. 536.
  • Paolo Caneppele, Filmarchiv Austria: Materialien zur österreichischen Filmgeschichte. Band 9: Entscheidungen der Wiener Filmzensur 1926–1928. Verlag Filmarchiv Austria, 2002, ISBN 3-901932-20-8, S. 411.
  • Reinhold Happel, Margot Michaelis: Film und Realität in der Weimarer Republik (= Fischer Cinema; Fischer Taschenbücher. Band 3661). Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980, ISBN 3-596-23661-4.
  • F[riedrich] Hofmeister (Hrsg.): Handbuch der musikalischen Literatur. Band 17, Teil 1, 1926, S. 368, 442.
  • Helmut Korte: Der Spielfilm und das Ende der Weimarer Republik: ein rezeptionshistorischer Versuch. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, ISBN 3-525-20714-X, S. 493–494.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme. Band 8: Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1923 bis 1926. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970, DNB 457340436, S. 896.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten, 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991, DNB 911350551.
  • Friedrich Wilhelm Saal: Chronik deutscher Zeitgeschichte: Politik, Wirtschaft, Kultur. Band 1: Die Weimarer Republik. (= Droste Geschichts-Kalendarium). Droste, Düsseldorf 1982, ISBN 3-7700-0571-6, S. 317.
  • Zeitschrift »Der deutsche Rundfunk« (Hrsg.): „Künstler am Rundfunk“ – Ein Taschenalbum der Zeitschrift »Der deutsche Rundfunk«. Unseren Lesern gewidmet. Verlag Rothgießer & Diesing AG, Berlin 1932, DNB 574815759.

Einzelnachweise

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  1. Drei Masken-Verlag AG Berlin, D.M.V. 3562, heute UFA-Musikverlage (Memento des Originals vom 20. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/m.spare.alle-noten.de Best-Nr.: UFA17185
  2. vgl. IMDb und filmportal.de
  3. auch: Volkslichtbildhaus am Weinbergsweg, dessen Saal 1700 Personen faßte somit der größte Kinozuschauerraum Groß-Berlins war; 1948 geschlossen, vgl. Ufa-Palast des Nordens
  4. der Kehrreim lautet „Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht / Das war in Heidelberg, da hat der Mond gelacht / Ich hab nicht viel gesagt, nur vor mich hin gelacht / Und noch ein Gläschen, noch ein Gläschen, noch ein Gläschen umgebracht.“
  5. „Gustav Jacoby, einer der deutschen Meisterhumoristen, übernimmt die Conference in den "Lustigen Abenden" des Westdeutschen Rundfunks“, vgl. Taschenalbum (Memento des Originals vom 19. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiomusaeum.org „Künstler am Rundfunk“ S. 247, dort auch Bild
  6. vgl. die Biographie des Künstlers von Humoresk bei grammophon-platten.de
  7. vgl. Raymond, Fred [d. i. Vesely, Friedrich]; Löhner-Beda, Fritz; Neubach, Ernst: Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren!: Lied; [op. 130], Wiener Boheme-Verlag, 1925.
  8. so wurde das populäre, im Corpsstudenten-Milieu angesiedelte Bühnenstück „Alt-Heidelberg“ von Wilhelm Meyer-Förster bereits 1922/1923 erstmals in Deutschland verfilmt; unter schlagenden und farbentragenden Studenten spielen auch die meisten der folgenden „Heidelberg“-Filme andererseits stammte z. B. Friedrich Ebert (1871–1925), erster Reichspräsident der Weimarer Republik, aus Heidelberg.
  9. Kurt Tucholsky ironisierte diese Trias deutscher Sehnsuchts-Orte in einem Vers seines Liedes „Wenn die Igel in der Abendstunde“, wo es heißt: „Denn der schönste Platz, der hier auf Erden mein / das ist mein Heidelberg in Wien am Rhein“ (vgl. Wilhelm Neef: Das Chanson: eine Monographie. Verlag Koehler und Amelang, 1972, S. 208); die „Vier Nachrichter“ zitierten 1932 die Stelle in der Aufnahme ihres Chansons „Aus Schlagermachers Werkstatt“ [Telefunken A 1151 (Matr. 18 382 und 18 383) Aus Schlagermachers Werkstatt – Das Frühstück (1) und (2), aufgen. Berlin, 11. Mai 1932]
  10. genannt seien, da sie auf „Liedgrundlage“ gedreht wurden, an dieser Stelle nur: „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren“ (Untertitel: Ein deutscher Film von Jugend und Liebe und deutscher Poesie), Deutschland 1926, Remake 1952. „Ich war zu Heidelberg Student“, Deutschland 1927. Mein „Heidelberg, ich kann Dich nie vergessen“, Deutschland 1927. „Ein Burschenlied aus Heidelberg“, Deutschland 1930 (Tonfilm)
  11. vgl. Happel-Michaelis S. 74: „...Kassenfilmen vom Rhein, der schönen blauen Donau, vom Herz, das man in Heidelberg verlor...“; auch ein Artikel im Band 20 der von Franz Blei und Hans von Weber herausgegebenen Publikation „Der Zwiebelfisch: eine kleine Zeitschrift über Bücher und andere Dinge“ (Verlag H. von Weber, 1927) macht sich darüber unter Verwendung von Filmtitel-Zitaten lustig: „Auch, daß er ‚in Heidelberg Student war‘, stimmt nicht. Weil er nicht Jurist, sondern im Gegenteil Berufspatriot geworden ist. Daß es ‚in Heidelberg in blauer Sommernacht war‘, ist ebenfalls erlogen. Es war vielmehr in Bad Reichenhall...“
  12. label abgeb. bei ytimg.com (Memento vom 19. Oktober 2016 im Internet Archive), anzuhören auf youtube