Der parfümierte Garten

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Der parfümierte Garten (auch Der duftende Garten) ist der deutsche Name eines arabischen Ehehandbuchs aus dem frühen 15. Jahrhundert, das aufgrund seiner erotischen Geschichten und freizügigen Behandlung menschlicher Sexualität schon im 19. Jahrhundert auf großes Interesse in Europa stieß. Der vollständige arabische Titel lautet الروض العاطر في نزهة الخاطر / ar-Rauḍ al-ʿāṭir fī nuzhat al-ḫāṭir / ‚Der duftende Garten zur Erbauung des Gemüts‘. Verfasser ist Abū ʿAbdallāh Muḥammad an-Nafzāwī (im Deutschen auch mit Scheikh Nefzawi wiedergegeben), dessen Nisba auf seine Herkunft aus der südtunesischen Stadt Nafzāwā hinweist. In seinem Vorwort teilt an-Nafzāwī mit, dass er sein Werk für Muḥammad ibn ʿAwāna az-Zawāwī, den Großwesir des Hafsiden-Herrschers Abd al-Aziz II. (reg. 1394–1433), verfasste.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werk enthält eine Vorrede und 21 Kapitel. Kapitel 1 bis 4 behandeln lobenswerte und verachtenswerte Eigenschaften bei Mann und Frau, Kapitel 5 und 6 gesundheitliche Regeln für den Koitus und das Vorspiel sowie unter Hinweis auf Sure 2:223 die verschiedenen Sexualpositionen. Kapitel 7 warnt vor den Folgen der Maßlosigkeit beim Geschlechtsverkehr. Kapitel 8 und 9 behandeln arabische Namen für Penis und Vagina sowie die Bedeutung erotischer Träume. Kapitel 10 handelt von den Penissen der Tiere. Kapitel 11 beschäftigt sich mit Listen von Frauen. In den letzten Kapiteln geht es um Aphrodisiaka (Kap. 13), die Behandlung weiblicher Unfruchtbarkeit (Kap. 14), Gründe für männliche Unfruchtbarkeit (Kap. 15), Mittel zur Abtreibung (Kap. 16), Behandlung von Erektionsproblemen (Kap. 17), Mittel zur Penisvergrößerung (Kap. 18), Desodorierung von Achselhöhle und Scheide, Verengung der Scheide (Kap. 19), Anzeichen für Schwangerschaft und für das Geschlecht des ungeborenen Kindes (Kap. 20) sowie um die Nutzung von Eiern und um erregende Getränke (Kap. 21). Viele der Kapitel enthalten erotische Geschichten und Gedichte. Hierbei wird besonders die narrative Darstellung von Zärtlichkeiten zwischen Frauen als Mittel zur Erregung sexueller Lust eingesetzt.

Europäische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der parfümierte Garten stieß im 19. Jahrhundert in Europa auf ein ähnlich großes Interesse wie das indische Kamasutra. Ein Offizier der französischen Armee in Algerien übersetzte das Werk 1850 in die französische Sprache. Eine autographische Ausgabe wurde 1876 in 25 Kopien publiziert. Diese Ausgabe ist wegen ihrer Seltenheit teuer und wegen ihrer Eigenheit schwer und ermüdend zu lesen. Eine revidierte und korrigierte Neuauflage mit den Notizen und Anmerkungen des Übersetzers wurde später in Paris veröffentlicht.

Der viktorianische Abenteurer und Orientalist Richard Francis Burton übersetzte das Werk aus der französischen Übersetzung ins Englische. Seine Übersetzung wurde 1886 unter dem Titel The Perfumed Garden of Sensual Delights veröffentlicht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arabische Textausgabe
  • ar-Rauḍ al-ʿāṭir fī nuzhat al-ḫāṭir. Ed. Ǧamāl Ǧumʿa. London: Riad El-Rayyes 1990.
Übersetzungen
  • Sheikh Nefzawi, Alfred Goubran: Der parfümierte Garten - Ein Handbuch arabischer Liebeskunst. Selene, 2004, ISBN 3-85266-207-9.
  • Abû ʿAbdallâh Muhammad an-Nafzâwî: Der duftende Garten zur Erbauung des Gemüts. Ein arabisches Liebeshandbuch. Aus dem Arabischen übersetzt von Ulrich Marzolph. München 2002. ISBN 3-406-49580-X
Sekundärliteratur
  • Sir Richard F. Burton: The Sotadic Zone, Social and Sexual Relations of the Mohammedan Empire. Fredonia Books, Amsterdam 2002, ISBN 1-58963-789-5 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]