Diego Durán

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Diego Durán (* um 1537 in Sevilla, Spanien; † um 1588) war ein Dominikaner spanischer Herkunft in Mexiko und Verfasser eines der frühesten Werke zur vorkolumbianischen Geschichte der Azteken.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diego Durán wurde um 1537 in Sevilla geboren. Mit seiner Familie reiste er noch als Kind nach Mexiko, wo er in Texcoco aufwuchs und auch Náhuatl erlernte. Etwas später siedelte die Familie nach Mexiko-Stadt über. Mit ungefähr 19 Jahren trat er in den Dominikaner-Orden ein.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration zum historischen Werk, Blatt 48: Moctezuzma betrachtet einen Kometen, den er als Anzeichen kommenden Unheils ansieht

Durán ist besonders durch sein historisches Hauptwerk bekannt geworden. Die zu diesem Buch gehörenden Illustrationen sind zumindest teilweise aus einem früheren Werk herausgeschnitten und mit diesem Buch verbunden worden. Daneben existieren mehrere kleinere Schriften.

  • Historia de las Indias de Nueva España e Islas de Tierra Firme (Geschichte der Indianer von Neuspanien und der Inseln des Kontinents), verfasst 1581. Das Original ist nicht erhalten, die diesem am nächsten stehende Handschrift ist der „Códice Durán“ in der Biblioteca Nacional de Madrid. Die verschiedenen Schreiber dieser Handschrift haben auch inhaltlichen Niederschlag gehabt, so dass man eigentlich von Redaktoren sprechen müsste. Dieses Werk ist nach einer am Ende stehenden Angabe im Jahre 1581 abgeschlossen worden.
  • Libro de los ritos y ceremonias (Buch der Riten und Zeremonien), eigentlich der erste Teil des zuvor genannten Werkes. Nach der Schilderung von Topiltzin und Huemac in Tula folgen Kapitel zu Huitzilopochtli, Tezcatlipoca, Quetzalcoatl und Tlaloc sowie dem Gott Camaxtli von Tlaxcallan. Danach folgt eine Beschreibung einzelner Feste und weiterer Gottheiten. In diesem Buch sind auch zwei indianische Kalender enthalten, der erste mit einer sehr umfangreichen Beschreibung der 18 als Monate bezeichneten Festabschnitte. Bei diesen Texten handelt es sich nicht um authentische Darstellungen der Mechanik des Kalenders, sondern um Kunstprodukte, die auch untereinander nicht kongruent sind.[1]

Quellen seiner Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweifellos erhielt Durán als Heranwachsender viele Eindrücke und auch Kenntnisse durch den Kontakt mit Mitgliedern der indianischen Oberschicht. Im Dominikaner-Orden stieß er unter anderen auf den Mitbruder Francisco de Aguilar, der einen Bericht über die Eroberung Mexikos verfasst hatte, an der er als Soldat teilgenommen hatte. Ihn zitiert Durán häufig.

Die wichtigste Quelle des historischen Werkes ist die von Durán immer wieder erwähnte „Historia“, deren Autorität er unbedingt vertraut. Diese „Historia“, ein offenbar in Náhuatl verfasstes umfangreiches Werk, hat auch dem indianischen Historiker Hernando de Alvarado Tezozómoc vorgelegen, der sie für seine Crónica Mexicana intensiv herangezogen hat. Der amerikanische Historiker Robert Barlow hat für dieses hypothetische Werk die Bezeichnung „Crónica X“ geprägt.[2] Allerdings haben Durán und Tezozomoc bei ihrer Bearbeitung der Vorlage deutlich unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt: Durán ist weitschweifiger, besonders bei historischen Anekdoten, stärker beschreibend bei religiösen Zeremonien (denen in seinem anderen Werk sein Augenmerk galt) und ausschmückend. Die Reden und Gespräche der Herrscher insbesondere mit dem cihuacoatl Tlacaélel sind weit ausführlicher, aber nicht notwendigerweise inhaltsreicher.[3]

Eigene Zutaten Duráns sind beispielsweise die Bezüge auf die Bibel und seine Meinung, dass die Indianer von den „verlorenen“ zehn Stämmen Israels abstammen, eine zu seiner Zeit weit verbreitete Ansicht.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diego Durán: Historia de las Indias de Nueva España y islas de Tierra Firme. Herausgegeben von José F. Ramírez. 2 Bde. Ignacio Escalante, Mexiko-Stadt 1880 online in der Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes.
  • Diego Durán: Historia de las Indias de Nueve España e islas de la Tierra Firme. Herausgegeben von Ángel María Garibay Kintana. Editorial Porrúa, Mexiko-Stadt 1967.
  • Diego Durán: The history of the Indies of New Spain. Übersetzung mit Einleitung und Anmerkungen von Doris Heyden. University of Oklahoma Press, Norman 1994, ISBN 0-8061-2649-3, ISBN 0-585-12511-2.
  • Diego Durán: Historia de las Indias de la Nueva España e islas de la tierra firme. Herausgegeben von Rosa Camelo und José Rubén Romero. Consejo Nacional para la Cultura y las Artes (CONACULTA), Mexiko-Stadt 1995, ISBN 968-29-8295-2.
  • Diego Durán: Book of the gods and rites and The ancient calendar. Übersetzt und herausgegeben von Fernando Horcasitas und Doris Heyden. Foreword by Miguel León-Portilla. University of Oklahoma Press, Norman 1971, ISBN 0-8061-0889-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hanns J. Prem: Manual de la antigua cronología mexicana. Ciesas, Mexiko-Stadt 2008, ISBN 978-968-496-694-9, S. 180–184.
  2. Robert H. Barlow: La «Crónica X»: Versiones coloniales de la historia de los mexica-tenochca. In: Jesús Monjarás-Ruíz, María Cruz Paillés, Elena Limón (Hrsg.): Obras completas de Robert H. Barlow, Bd. 3. Instituto Nacional de Antropología e Historia (UDLA) / Universidad de las Américas (UDLA), Mexiko-Stadt 1990, S. 13–32. Nachdruck der Originalausgabe von 1945.
  3. José Luis de Rojas: Una historia: dos versiones. Durán, Tezozomoc y el pasado mexica. In: Itinerarios, Nr. 5, S. 143–152. PDF (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive)