Diskussion:Alt Heidelberg (1959)

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Alt Heidelberg[Quelltext bearbeiten]

Gemeinplatz: Man sieht, was man ohnehin weiß und empfindet - ein Gefängnis. Und so erhalten wir die Kritik: „Weitere Auflage des mehrfach verfilmten Bühnenstücks um den einsamen Fürsten, der auf die Wirtsnichte verzichten muß. Mit Burschenherrlichkeit", gedämpfter Sentimentalität und kitschigen Postkartenbildern aus dem Neckarland angereicherte Pseudo-Romantik.".“ /http://de.wikipedia.org/wiki/Alt_Heidelberg_%281959%29 Aber wäre nicht eine andere Rezeption möglich, eine, welche die gewohnte Sicht aufbricht, erweitert, durchaus verbunden mit der Gefahr der Überinterpretation. Karl Heinrich, Erbprinz von Sachsen-Karlsburg, wird am Hofe seines Onkels, des Fürsten von Sachsen-Karlsburg, erzogen. Er ist sich mit Dr. Jüttner einig, er wurde seiner Kindheit beraubt. Er wird seelisch beschnitten, angepasst, das Leben wird ihm vorenthalten, er hat zu funktionieren, Heidelberg ist Emanzipation, Freiheit. Symbol der befreiten Seele ist Käthi, die Nichte des Wirtes. Der Wirt ist der Träger des Lebenslichtes, der Leibnitzchen Monade – ein Märchenmotiv. Er ist die Form von Körper und Seele, der Träger. Und da ist die eine Ecke: Freiheit, Käthi. Karl Heinrich ist Student, er studiert zum ersten Mal das Leben. Da muss er zurück, er wird zum funktionierenden Rädchen in einem Staatsgetriebe, ohne eigene Entscheidungsmöglichkeiten - die Minister, die Sachzwänge, die Pflichten, Staatsraison - Als er Heidelberg wieder besucht, hat bereits eine andere Sicht, er erkennt 'sein' Heidelberg nicht mehr, seine Freunde – weitgehend verschwunden, alles durch Kammerdiener Lutz reglementiert, Doktor Jüttner, die fleischgewordene Verwaltung, die in einem letzten Aufbäumen eben zu Käthi geführt hat, ist gestorben. Die 'kitschigen' Bilder von Heidelberg dokumentieren die Emotionen, die lebendige Seele. Sie sind erloschen.

Und so ist das Stück einerseits Berthold Brechts „Saustück“,Inbegriff überalterter Standesgrenzen, Alfred Döblins „Leierkasten“ und Kurt Tucholskys „alter Schmachtfetzen“. /http://de.wikipedia.org/wiki/Alt-Heidelberg Andererseits aber zeigt sich hier unser aller Schicksal: Nach Kindheit mit Erziehung, Enkulturation, Sozialisation erwacht in der Pubertät das Selbst, die eigenständige Seele, das Bewusstsein, welche anschließend sofort abgewürgt und im System funktionalisiert wird. Käthi ist die Ente in der Geschichte vom 'Peter und der Wolf', sie sitzt im Wolf und klagt – sie weint bitterlich. Gerd Fröbe, Sabine Sinjen, Heinrich Gretler, Rudolf Vogel und alle anderen geben dem Zuschauer in hervorragender Weise Gelegenheit, über sich selbst nachzusinnen. Der Film rührt die Seele, die weinende Ente im Wolf – und wo ist da Kitsch? Solit/Vogelherd/September 2014 (nicht signierter Beitrag von 94.16.69.54 (Diskussion) 10:57, 10. Sep. 2014 (CEST))[Beantworten]