Diskussion:Dehydratation

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Nachweis (2005)[Quelltext bearbeiten]

siehe Pschyrembel (sollte als Nachweis für die Existenz dieses Wortes genügen) (nicht signierter Beitrag von --217.9.49.2 (Diskussion) 07:13, 23. Aug. 2005‎)

Dehydrierung vs. Dehydratation (2006)[Quelltext bearbeiten]

Der oben zitierte Pschyrembel führt unter Dehydrierung tatsächlich neben "Wasserstoffentfernung" auch "Wasserentzug" an. Von der Bedeutung "Wasserentzug" führt ein Querverweis zur Dehydratation, und dort ist vom fraglichen Synonym Dehydrierung nichts mehr zu lesen. Alle mir zur Verfügung stehenden Duden-Bände, in denen das Lemma Dehydrierung aufgeführt ist (Rechtschreibung, Fremdwörterbuch, Chemisches Wörterbuch, Medizinisches Wörterbuch) sowie der Brockhaus geben als einzige Bedeutung des Wortes Dehydrierung die "Elimination von Wasserstoff" an; als Erklärung der Dehydratation findet sich entsprechend der "Entzug von Wasser". Die umgangssprachliche Verwendung des Ausdrucks Dehydrierung für den Wasserentzug scheint eher falsch zu sein, zumal beide Worte aus der chemischen Fachsprache stammen und dort die Bedeutung eindeutig geregelt ist.
--Filosof 12:55, 6. Jul 2006 (CEST)

Hallo Filosof, mit "richtig" und "falsch" ist das so eine Sache: Dabei handelt es sich bloß um eine Wertung von irgendwelchen Leuten, die aber am Wesen der Sprache vorbeigeht. Tatsache ist vielmehr folgendes:
  1. Ganz allgemein vorweg: Ein Wörterbuch kann nicht alles verzeichnen, was existiert; das ist ein Grundmangel jedes Wörterbuchs. Und das sage ich, der ich selber 10 Jahre an einem Wörtbuch mitgearbeitet habe...:-( Und übrigens ist es um die deutschen Wörterbücher besonders schlecht bestellt.
  2. Es gibt *keine* ewige, unumstößliche Beziehung zwischen einem Begriff/einem Ausdruck und seinen verschiedenen Bedeutungen: beide sind einander nur durch Konventionen zugeordnet. Diese Konventionen können sich natürlich ändern. Dies sieht man daran, dass tausendfach Bedeutungswandel eintreten. So hieß unser hübsch früher ja nur "höfisch, wie es bei Hofe üblich ist" usw.
  3. Dies gilt auch innerhalb der Sprache für verschiedene Sprachschichten und, in unserem Falle wichtig: Sprechergruppen. So kommt es, dass innerhalb einer Sprechergruppe ein Wort X üblicherweise eine bestimmte Bedeutung "Y" hat, während dasselbe Wort X bei einer anderen Sprechergruppe üblicherweise die Bedeutung "Z" hat. Wir haben also verschiedene Untersysteme in der Sprache mit ihren jeweils eigenen Regeln. Was im einen Untersystem üblich ist, kann im anderen absolut daneben sein. Beispiele dafür gibt's haufenweise. So bezeichnet Bundesrat bei Sprechern in der Bundesrepublik und in Österreich die "2. Kammer des Parlaments", in der Schweiz hingegen die "Regierung des Gesamtstaates". Was ist hier richtig bzw. falsch? Romanistik ist bei Juristen die "Wissenschaft vom Römischen Recht", bei Philologen die "Wissenschaft von den romanischen Sprachen".
  4. Genau dies liegt in unserem Falle auch vor: Dehydrierung heißt unter Chemikern und Medizinern halt "Elimination von Wasserstoff". Diese Beziehung ist aber nicht quasi naturgegeben. Man darf auch nicht glauben, dass dabei die fachsprachliche Bedeutung automatisch die "richtige" sei und dass das blöde Volk da wieder einmal schlampig spreche.
  5. Es kommt aber noch was dazu: Bei Dehydrierung handelt es sich um ein in der Neuzeit künstlich gebildetes Wort. Schaut man sich dessen Komponenten genauer an, so sieht man folgendes: In Dehydrierung stecken das griechische hydor "Wasser" und lateinisch de- "von ... weg". Beide wurden zu einem einzigen Wort zusammengeklebt, nämlich zunächst zu einem Verb de-hydr-ieren. Würde man versuchen, dessen Bedeutung aus den Grundbausteinen allein zu ermitteln, so kommt natürlich "ent-wässern" heraus, wozu dann das Substantiv Dehydrierung gebildet wurde. Insofern ist die umgangssprachliche Bedeutung "Entwässerung" also überhaupt nicht zu beanstanden. Erklärungsbedürftig ist eher die fachsprachliche Bedeutung "Elimination von Wasserstoff (und nicht von Wasser)". Diese erklärt sich aus dem synonymen, längeren Dehydrogenierung: Dieses enthält tatsächlich das Element Hydrogen "Wasserstoff". Wie die Dehydrierung als "Entzug von Wasserstoff" zustande gekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. - Aber egal: Ich hoffe, ich konnte dir halbwegs zeigen, dass es nicht einfach immer ein "richtig" und ein "falsch" gibt.
--Seidl 16:05, 6. Jul 2006 (CEST)
Hallo Christian Seidl, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Leider komme ich erst heute dazu, eine Antwort zu verfassen. Ich fand Deine Anmerkungen nicht nur interessant zu lesen, sie haben mich auch voll und ganz überzeugt: Aus etymologischer Sicht bedeutet dehydrieren demnach eindeutig entwässern. Und erstmals ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen, dass Hydrogen wörtlich der Wasserbildner ist, und der Entzug von Wasserstoff eigentlich nur Dehydrogenierung genannt werden dürfte. Wahrscheinlich ist der fachsprachliche Ausdruck Dehydrierung daraus aus Bequemlichkeit entstanden. Allerdings hätte ich als Mediziner auch zuvor diejenigen, die dehydrieren mit Entziehen von Wasser gleichsetzen, nie als blödes oder schlampig sprechendes Volk bezeichnet... :-)
Herzliche Grüße--Filosof 17:33, 16. Jul 2006 (CEST)