Diskussion:Enigma-A

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Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von OS in Abschnitt Enigma A - das erste Modell
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Enigma A - das erste Modell

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Die Enigma A wurde, nicht von Anfang an, sondern als es bereits weitere Modelle gab, mit "A" bezeichnet, weil sie das erste Modell war, nämlich das am 23.2.1918 patentierte und ab Sommer 1918 in sehr wenigen Exemplaren getestete Militär-Modell. Nicht eine schreibende, sondern eine Glühlampen-Maschine. Dass es damals zur vorgesehenen militärischen Nutzung nicht mehr kam, ist klar. Es gab ja 1918 auf der Seite des Herstellers keine Serienproduktion und auf der Seite des Militärs nicht die nötige Organisation. Bedarf an einer Chiffriermaschine gab es nur sehr beschränkt nach dem Brotfrieden mit der Ukraine, dem Frieden von Brest-Litowsk und mit einer Flotte, die kaum noch riskieren konnte auszulaufen. Bei den meisten militärischen Einheiten im Westen gab es Telefonverbindungen. Aus mehreren Varianten der Enigma A wurden schließlich, konstruktiv wesentlich verändert, die Enigma B und die Enigma C. (nicht signierter Beitrag von Le Huic (Diskussion | Beiträge) 23:59, 6. Okt. 2020 (CEST))Beantworten

Dies, um endlich einmal mit der Legende aufzuräumen, die große "schreibende" Handelsmaschine, wie sie in Scherbius' Artikel in der ETZ 1923 abgebildet ist, wäre das erste Modell gewesen. S. das Patent von 1918!--Le Huic (Diskussion) 00:37, 7. Okt. 2020 (CEST)Beantworten

  • Hallo Le Huic, vielen Dank für diese äußerst interessante Information und die sehr plausible Erläuterung dazu! Dieser Artikel hier beruht, wie auch der zur „Handelsmaschine“ und zur „Schreibenden Enigma“, auf den im Crypto Museum gemachten Angaben, zumindest was die zeitliche Einordnung betrifft. Möglicherweise sind die Angaben dort ja nicht ganz präzise? Es wird angezeigt, die dortige Version 0.50 des Enigma-Stammbaums (vom 27. Januar 2019) sei „under construction“. Leider steht uns aber keine bessere Quelle als Beleg zur Verfügung, die deine Angaben stützt – egal wie plausibel sie auch erscheinen mögen.
Prinzipiell lässt sich IMHO leider nicht ausschließen, dass die im berühmten allerersten Patent vom Februar 1918 beschriebene Maschine für die ersten Jahre nur auf dem Papier existierte und dann erst um 1924 wirklich konstruiert und gebaut worden ist. Deshalb meine Frage respektive Bitte: Kannst du einen für Wikipedia zitierbaren Beleg liefern (oder wenigstens ein Indiz nennen), aus dem hervorgeht, dass ein (wie du schreibst) bereits im „Sommer 1918 in sehr wenigen Exemplaren getestete[s] Militär-Modell“ tatsächlich existierte? Gruß von --OS (Diskussion) 05:13, 7. Okt. 2020 (CEST)Beantworten
  • Hallo OS, vielen Dank für Deine prompte Nachfrage. Manches ist leicht zu belegen: Die Information, dass 1918 das Marineamt und das Große Hauptquartier eine Maschine erprobten, nicht nur Zeichnungen und eine Beschreibung, findet sich in Scherbius' Schreiben vom 15.4.1918, das Kahn in "Seizing the Enigma" zitiert, nur dass Kahn im Buch nur schreibt "The naval staff examined Scherbius' machine [...]" (Auflage von 2012, S. 38). Die Belege dafür, dass es mehrere Maschinen waren, sind keine fachwissenschaftliche Sekundärliteratur, deshalb in WP nicht verwendbar: Dass es sich 1918 um mindestens 3 Exemplare handelte, steht in einem Gutachten des Funk-Betriebsamts über eine andere Chiffriermaschine, das an das Reichspostministerium gerichtet ist: " „Für geeigneter wird die Geheimschreibmaschine gehalten, die von der Firma Richard Ritter, Berlin ausgebildet wird, und von der Armee in einigen Stück in Auftrag gegeben worden ist." Neben dem Schreiben des Gutachters Harbich gibt es eines von Scherbius & Ritter an die Heeresleitung, Waffenamt, vom 4.5.1920, in dem es heißt: "Die erste Maschine wurde für 10.000 Mark verkauft, dann 2 Exemplare an die Marine für 20.000; diese Preise sind inzwischen nicht mehr kostendeckend."
Wikipedia wird sich also noch einige Zeit gedulden müssen, bis diese Informationen die ihr entsprechende Form haben. Dass die Maschine von Anfang an ein militärisches Projekt war und mit der Glühlampen-Version begann, war jedenfalls David Kahn klar, "He turned to the commercial market." (S. 41) heißt ja, dass die Maschine vor Scherbius & Ritter (gegründet am 1.4.1920) für das Militär konstruiert wurde. Später ist diese Information anscheinend bei vielen verlorengegangen, eine friedliche Absicht, die scheiterte und erst 1925 vom Militär vereinnahmt wurde, das ist die viel attraktivere Legende. Gruß vom--Le Huic (Diskussion) 10:38, 7. Okt. 2020 (CEST)Beantworten
  • Hallo Le Huic, ebenso vielen Dank für Deine prompte Antwort! Hab' schnell in meinem Exemplar von Kahns Buch nachgeschlagen und fand den von dir zitierten wichtigen Satz präzise auf der von dir angegebenen Seite. Hatte sogar genau zwischen den Seiten 38 und 39 bereits einen kleinen gelben Merkzettel eingefügt. Demnach hatte ich hier vor Jahren beim Lesen irgend etwas Wichtiges entdeckt. War aber nichts im Text markiert, kann also nicht sagen, was es wohl war, Scherbius Biographie auf der rechten Seite oder die Episode von 1918 links.
Hab's nun noch einmal gelesen. Du hast völlig recht. Das ist der (von mir vermisste) Beleg, dass Scherbius 1918 der Kaiserlichen Marine tatsächlich eine Maschine vorgestellt hat. Zitat von oben auf der Seite: „The mechanism that Scherbius offered the navy in the spring of 1918 was a sample multirotor machine.“ Und weiter unten auf derselben Seite steht noch etwas Interessantes: „The price of a ten-rotor machine measuring 12 by 5.5 by 4.75 inches, with an attached typewriter to print the output was […]“.
Die Abmessungen „unserer“ Enigma-A hier betragen laut Artikel:
270 mm × 230 mm × 130 mm. Die obigen Zollwerte umgerechnet ergeben:
305 mm × 140 mm × 120 mm. Leider passt das nicht gut überein. Und darüber hinaus ist von einer „Zehn-Rotor-Maschine“ die Rede. Muss man daraus nicht schließen, dass es sich bei der Enigma von 1918 eher nicht um die Enigma-A (mit nur drei Walzen) gehandelt hat?
Der zweite Teil des oben zitierten Satzes spricht von einem „attached typewriter“. Wenn ich das richtig übersetze, also eine an die Enigma angeschlossene Schreibmaschine (als Drucker). Das ist ein Indiz dafür, dass die Maschine selbst tatsächlich Glühlampen besaß. Aber, ob es tatsächlich „unsere“ Enigma-A war oder vielleicht ein davon deutlich abweichender Prototyp (mit wie vielen Walzen eigentlich?), könnte ich noch immer nicht sagen. Gruß von --OS (Diskussion) 15:41, 7. Okt. 2020 (CEST)Beantworten