Diskussion:Ferdinand von Geramb
Auch dies gehört hier her:
In der GroßHerzoglich Hessischen Zeitung heißt es am 07. Mai 1812:
LONDON, den 24. April.
Der Baron Geramb hat, nach dem Sun, einige Tage vor seiner Ausweisung aus England folgende Adresse an das englische Volk erscheinen lassen: „Es ist meine Pflicht, offen, im Angesichte Englands, zu erklären, daß durch die unwürdige Behandlung des Ministeriums, das die heiligsten Rechte mit Füßen tritt, ich mich in dem Falle sehe, eine Sache aufzugeben, welche dieses Ministerium mich verabscheuen gelehrt hat. Für diese Sache hatte ich inzwischen die Wiege meiner Kinder, das Erbe meiner Vöter verlassen; ihr habe ich mein Vermögen geopfert. Die Binde des Irrthums ist aber nun von mir genommen; sie ist zerrissen durch die eiserne Hand einer Regierung ohne Scham, wie ohne Großmuth. Dem Gewichte der Drangsale erliegend, welche ihr unredliches Betragen über mich gebracht hat, muß ich mit der Empfindlichkeit eines beleidigten Mannes ausrufen: Wehe dem Fremden, der auf scheinbaren Edelmuth der engl. Regierung vertrauend, seine Heimat verläßt, um sich der Sache derselben zu widmen! Nur zu frühe wird er seinen Irrthum einsehen; täglich wird er neuen Anlaß zum Unwillen über die Handlungen dieser Regierung finden; er wird nach und nach als Opfer seiner Verzweiflung fallen, und seinem entseelten Körper wird keine Grabstätte zu Theil werden, weil es der Leichnam eines Fremden ist!
Wenn ich für die französ. Regierung den hundersten Theil von dem gethan hätte, was ich für England gethan habe, würde ich mit Belohnungen überhäuft worden seyn, während ich in London nur den empörendsten Undank erfahren habe. Gewiß ist seit Robespiere´s Zeiten kein Fremder mit solcher Barbarei behandelt worden, wie ich. In den Jahrbüchern der am wenigsten civilisirten Völker giebt es kein ähnliches Beispiel.
Ich habe Gold an niederträchtige Scribler verschleudern gesehen, deren ganzes Verdienst darin besteht, täglich eine mächtige Nation und einen grossen Souverain zu verschmähen, während man einem mit Wunden bedeckten Krieger, der sich für England aufgeopfert hat, nicht einmal Gerechtigkeit widerfahren läßt.
Ja diese Regierung wird früh oder spät in dem furchtbaren Kampfe untergehen, den sie begonnen hat, weil sie ungerecht und undankbar ist, und weil ein rächender Gott die Ungerechtigkeit und Undankbarkeit straft.
Wenn ich an alles denke, was ich für sie gethan habe, empört sich meine Seele vor Unwillen, und blutige Thränen entquellen meinen Augen.
Ich bereue, was ich gethan habe; ich thue öffentlich vor Europa Abbitte. Ich werde dieses Land verlassen, sobald ich meine Gläubiger befriedigt; denn lieber wollte ich sterben, als jemand zurücklassen, der meine Redlichkeit bezüchtigen könnte.
Ich kam nach London mit 8,000 Pf. Sterl., mit Juwelen von beträchtlichem Werthe und mit einer rechtmäßigen Forderung von mehr als 20,000 Pf. Sterling. Nun bin ich ausgeplündert, gehe zu Fuße, und habe nichts mehr, als meinen Säbel, meine Uniform und das bittere und tief eingegrabene Andenken an die unwürdige Behandlung, die ich zu erdulden hatte.
Ich werde mich an das Ufer des Meers begeben; ich werde irgend ein Fischerschiff vermögen, mich an die Küste eines Landes zu bringen, wo, ohngeachtet der Beläumdungen der Pamphletenschreiber im Solder der engl. Minister, ich mit Großmuth werde aufgenommen werden, welche stets der Charakter eines grossen Volks gewesen ist.
Bei meinem Anblick wird von allen Seiten der Ruf erschallen: Seht, wie England Fremden lohnt, die blind genug sind sich seinem Dienste zu widmen! Und dieser Ruf des Unwillens wird auf dem ganzen festen Lande widerhallen. Ich weiß, was ich durch Bekanntmachung dieser Adresse wage. Das Schicksal eines Fremden liegt ganz in den Händen eines despotischen Ministeriums; allein gewohnt, den Gefahren trotz zu bieten. Gott und nur ihn allein fürchtend, darf ich hoffen, daß jeder ehrliche Mann, selbst, wenn er diese Bekanntmachung nicht billigen sollte, mir in so fern wird Gerechtigkeit widerfahren lassen, als er zugeben wird, daß mehr Charakter, mehr Hochherzigkeit und Würde darin liegt, daß ich meine Klagen an den Ufern der Themse habe laut werden lassen, als wenn ich damit bis zu meiner Ankunft an den Ufern der Donau oder der Seine gewartet hätte.“
Gefunden von J.Pisch ;2017 (nicht signierter Beitrag von 2003:CE:43D5:6244:E020:1261:130F:7DDF (Diskussion | Beiträge) 18:01, 15. Mär. 2017 (CET))