Diskussion:Gerhard Danelius
Wann ist denn mit der Freischaltung der Ergänzung zur Familiengeschichte zu rechen? Magtec 13:13, 30. Jan. 2009 (CET)
Hinweis zum Lebenslauf von Gerhard Danelius
[Quelltext bearbeiten]Es ist festzustellen (Stand: 2012), dass es über das Leben von Gerhard Danelius - insbesondere für die Zeit vor 1945 - nahezu keine Erkenntnisse gibt. Die bislang allgemein bestehenden und kursierenden Kurzbiografien u.a. im Internet sind im Umfang dürftig, voneinander abgeschrieben und bislang völlig unzureichend fundiert.
Im Zuge meiner Dissertation über die SEW fand ich in den SED-Akten des Bundesarchivs in Berlin den Lebenslauf von Gerhard Danelius (Vgl. tabellarischer Lebenslauf von Danelius (Februar 1973), in: SAPMO-BArch, DY 30/ SED vorl. 26715). Die Zusammenfassung des Lebenslaufs von Gerhard Danelius befindet sich in meiner Dissertation auf Seite 61: Olav Teichert: Die Sozialistische Einheitspartei Westberlins. Untersuchung der Steuerung der SEW durch die SED, Kassel 2011 (Zugl.: Kassel, Univ., Diss., 2010), ISBN 978-3-89958-994-8. Ein Nachweis für die Existenz dieses Lebenslaufes findet sich zudem auf einer Interseite zur SEW (Position 57). Eine entsprechende Korrektur des Gesamttextes zur Person "Gerhard Danelius" auf wikipedia habe ich vorgenommen. Sie liegt dort bislang als "Ungesichtete Änderung" vor.
Folgender Hauptunterschied besteht zwischen dem Lebenslauf aus den SED-Akten und den bisherigen Kurzbiografien: Laut den bestehenden Kurzbiografien emigrierte Danelius in den 1930er Jahren nach Frankreich, um sich dort der Résistance und ab 1944 der CALPO anzuschließen ( Vgl. bspw. a), b) und c)). Woher diese Erkenntnis stammt, ist bei keiner dieser drei Kurzbiografien nachzuvollziehen. Im Lebenslauf aus den SED-Akten hingegen ist die Résistance mit keinem Wort erwähnt, vielmehr heißt es dort sinngemäß: „1933 erfolgte seine erste Verhaftung durch die SA, seiner zweiten Verhaftung konnte er durch Emigration nach Frankreich entgehen. Er lebte 15 Monate in der Emigration. 1934 erfolgte nach Aussprache mit der Parteiführung die Rückkehr nach Berlin, um dort vor Ort wieder am Widerstand gegen den Nationalsozialismus teilzunehmen. Danelius tauchte in Berlin unter und arbeitete bis 1945 in den Widerstandsgruppen "Jaeschke", "Jakubowski", "Husemann" (Walter und Marta Husemann) und "Saefkow". In der Zeit von 1934 bis 1942 verdingte er sich als Bügler und Transportarbeiter.“
Legt man den Lebenslauf aus den SED-Akten zu Grunde, so steht dort geschrieben, dass sich Danelius für 15 Monate in Frankreich aufhielt. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass er eventuell während dieser Zeit in Kontakt mit der Résistance stand (bzw. in ihr mitwirkte), was jedoch noch nachzuweisen wäre. Vollkommmen neu, interesant und äußerst bemerkenswert hingegen ist der Sachverhalt, dass Danelius - laut SED-internen Lebenslauf - per Parteiauftrag zur Rückkehr nach Berlin beordert wurde, um dort im Untergrund am Widerstand gegen die Nationalsozialisten mitzuwirken. Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu allen Darstellungen der bisherigen und erwähnten Kurzbiografien.
Die Glaubwürdigkeit des internen SED-Aktentfundes ist - meiner Einschätzung nach - höher einzuordnen als die der Kurzbiografien, die sich - so vermute ich - auf offizielle DDR-/KPD-/SED-/SEW-Verlautbarungen und Publikationen stützen. Gleichwohl sollten weitere Forschungsanstrengungen unternommen werden, um eindeutige Belege (Zeitzeugeninterviews, Nachlässe und Aktenmaterialien) aufzufinden. Dr. Olav Teichert