Diskussion:Halbbildung/Archiv

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von 88.73.213.205 in Abschnitt Ganz sicher überarbeiten
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Auftakt

Hallo Paul Conradi. - Du hast den Absatz "Halbbildung aus humanistischer Perspektive" einfach gelöscht und mit dem vorhergehenden Absatz vereint, um den Satz anfügen zu können, daß auch die Naturwissenschaftler ihrerseits die Humanisten wegen deren engen Bildungsverständnisses kritisieren. - Ist ja richtig der Gedanke. Kommt ja auch vor. Aber doch nicht an dieser Stelle. Fischer ist die Replilk auf Schwanitz. Die Gliederung bildet doch eine gedankliche Struktur ab. Und wenn wir über Halbbildung reden, dann fängt das zuallererst an mit der Kritik der Humansisten an der Halbbildung anderer. Der Artikel gerät in seiner Struktur aus dem Lot, wenn ich das Kapitel als eigenes Kapitel wegen eines solchen Sätzchens über Fischer, das zu dem an andere Stelle gehört, lösche. Ich baue das mal unter Berücksichtigung deines Satzes wieder um. - Und als alter Satzbau- und Begriffspingel habe ich einige Eingaben von dir - ohne sie inhaltlich herauszunehmen - ein wenig geglättet. Gruß--Fifat 08:44, 8. Mär 2005 (CET)

Hallo Fifat, na ja, ich finde so viele kleine Absätze mit eigenen Überschriften zwar nicht so toll, aber wegen mir kann es so bleiben. Es ist ja übrigens jetzt folgende lustige Wendung passiert. Früher war es so: Arbeiter ist im Vorurteil arm, dumm und un- bzw. halbgebildet und versteht den Rechtsanwalt und Arzt nicht. Dieser Artikel dreht das ganze um zu: Der Arbeiter und Techniker ist technisch und naturwissenschaftlich gebildet und der Rechtsanwalt und Arzt ist nur halbgebildet. Mir gefällt diese Wendung sehr! Und dieser Artikel ist gut. --Pa 16:28, 8. Mär 2005 (CET)

Hallo Pa! Danke fuer die aufmunternden Worte! Deine Kritik an einer Anzahl kleinerer Absätze ist bedenkenswert. Ich strukturiere gerne etwas stärker, um - das mag ein wenig Bevormundung sein - den Leser in meinem Sinn sicherer zu leiten. Hat ja vielleicht auch gewirkt bei der Herausnahme des LA. Wenn man eine Zwischenüberschrift isoliert rausnimmt, verzerrt es jedenfalls das Bild. Wenn, müßte man mehr oder weniger alle rausnehmen. - Zur Sache: Das ist ein schwieriges Feld, was zur Bildung gehört und wer mehr oder weniger gebildet ist. Das hat in der Praxis zum Teil auch mit schlichter Definitionsmacht zu tun, die immer noch stark beim sog. "Niveaumilieu" (Gerhard Schulze) liegt. Schwanitz ist so ein Versuch, einseitig zu definieren, was Bildung ist - nämlich das, was man selbst hat. Gehört ja auch durchaus vieles von zur Bildung. Aber nicht auf so schlichtem Niveau und nicht so ausschließlich. Und nicht als Angebot zur Instant-Bildung. Eine so unerleuchtete Zusammenfassung der Bibel wie in dem Opus von Schwanitz beispielsweise hatte ich bis dato noch nicht gelesen. Ich habe mich schlappgelacht bei dem Gedanken, ein Schwanitz-Gebildeter kommt mit stolzgeschwellter Brust und dem Gefühl, alles zu wissen, was man wissen sollte, damit in ein Gespräch. Und dabei bin ich kein Theologe. - Zu der Frage, dass der Arbeiter den Arzt nicht versteht: Das ist ja auch nicht gewollt. Es ist bzw. wäre eigentlich überhaupt keine Kunst, sein Fachwissen auf diesen Gebieten dem Normalsterblichen in einer allgemein verständlichen Sprache zu vermitteln. Vorausgesetzt ich möchte, dass er mich versteht und mich nicht nur bedeutsam machen. Die Fachsprache kann ich benutzen, wenn ich mich mit Kollegen vom Fach unterhalte. Da fördert sie auch eher das gegenseitige Verstehen, als dass sie es hindert. Gruß--Fifat 00:47, 10. Mär 2005 (CET)

Ich bin vorbei gegekommen und bewwundere, dass die Wikipedia dies vermag. Dank der Autorschaft! Gruß aus dem Holsteinischen - 134.245.3.65 10:59, 14. Apr 2005 (CEST)

Danke für die wohlwollende Kritik. Das war eigentlich nur ein sportlicher Einsatz, weil ich gesehen hatte, dass der Artikel "Halbbildung" seinerzeit als nicht notwendig gelöscht werden sollte. Da hat es mich in den Fingern gejuckt, um zu sehen, ob man den am Leben halten kann. Denn viel wird man andernorts zu dem Thema nach meiner begrenzten Kenntnis nicht finden. Eine "Zugabe" habe ich mir bislang verniffen: "Fachhochschulprofessoren" als Element von Halbbildung. Nach Bourdieu sind (u.a.) Professorentitel sog. akkumuliertes Bildungskapital, das es dem Inhaber in der Zukunft erspart, in jedem Bedarfsfall den Nachweis gebotener Bildung zu liefern, wie die u.U. von jemandem verlangt wird, der nur mit seinem Namen aufkreuzt. Die Inflation der Fachhochschulen hat in der Folge zu einer Inflation der entsprechenden Professoren gebracht. Ich kenne in meinem Umfeld eine ganze Zahl durchschnittlich erleuchteter Geister, die sich über eine Dozententätigkeit an einer FH - teilweise bereits erfolgreich - an einen "Professor FH" heranpirschen. Auch hier wird ein Bildungsglanz angestrebt, der mir in einer nennenswerten Zahl von Fällen mehr scheint, als der Inhaber des Titel wohl wird halten können. - Aber damit würde ich mir vermutlich den Hinweis, der Artikel sei nicht neutral, einhandeln.--Fifat 21:43, 14. Apr 2005 (CEST)

Halbbildung unter den Gebildeten

Adorno war auf gewissen Gebieten, z. B. in Logik, Statistik und Methodenlehre der empirischen Wissenschaften, nicht einmal viertelgebildet. Das hat ihn allerdings nicht davon abgehalten, darüber zu schreiben.--hwb 14:49, 20. Okt. 2006 (CEST)

zu: Bildung über das Internet

Es gibt keine Quelle, auf die man sich zu 100% verlassen kann. Das gilt für Quellen im Internet genauso wie für Literatur auf Papier (Buch). Auch in Büchern wird eine Menge Unsinn geschrieben, welcher der Leser erkennen muss. Das Internet stellt also keinen besonderen Fall dar, wie es der Wiki-Artikel suggeriert. Der Leser muss in jedem Fall kritisch sein, egal ob er in einem Buch oder auf einer Website liest.

Ich verstehe es nicht, warum man den Menschen entmündigt und immer wieder behauptet, dass das Internet eine schlechte Informationsquelle sei. Spätestens seit Mannheimers wissenssoziologischen Ansätzen können wir vom ideologiefreien Wissen, einem reinen Tatsachenwissen nicht mehr sprechen.Und obwohl ich davon überzeugt bin, dass es den Holocaust gab, muss ich als linksdenkender, aufgeklärter Mensch feststellen, dass nur weil eine Ideologie im Internet veröffentlicht wird, es nicht heißen muss, dass das Internet schlechte Informationsquelle sei. Lieber Bildungsbürger, dein Wissensmonopol befindet sich im freien Fall, dein Arkanuum wird es bald nicht mehr geben. Damit musst du dich abfinden. (Nicht gezeichneter Eintrag von IP 81.14.150.84 aus dem Artikel hierher übertragen)--Fifat 14:11, 16. Apr 2006 (CEST)

Wenn Du Dich schon mit Halbbildung schmücken willst, solltest Du wenigstens wissen, dass der Wissenssoziologe, auf den Du Dich berufst, "Mannheim" und nicht "Mannheimer" geheißen hat. Außerdem sollte Dir klar sein, dass Mannheims totaler Ideologieverdacht auch auf seine eigene Theorie zurückschlagt: Der totale Ideologieverdacht der Wissensoziologie steht selbst unter Ideologieverdacht, d. h. man darf ihm nicht über den Weg trauen.--hwb 14:45, 20. Okt. 2006 (CEST)

Überarbeitung?

Ich finde, der Artikel gleicht mehr einem Aufsatz, als einem Encyklopädie-Eintrag (Beispiele: "Zu beobachten bleibt", "es stellt sich die Frage") und enthält Meinungen ("Würde in engerem Sinn bildungsnotwendiges Wissen abgefragt, würden sich weite Teile der für die Werbung interessanten Zuschauergruppen vermutlich alsbald von der Sendung abkehren."). Mir gefällt außerdem der etwas arrogante Unterton nicht. Abgesehen davon ist der Text m.E. inhaltlich gut. Stefan@freimark.de 14:47, 22. Jan 2006 (CET)

Ganz sicher überarbeiten

Diese Bücher greifen letztlich einseitig den bereits aus dem Humanismus bekannten Bildungskanon Sprache, Geschichte, Kunst, vermehrt um Philosophie und ein wenig Religionswissen, wieder auf – unter fortdauernder Ausblendung naturwissenschaftlichen Wissens, weshalb sie entsprechende Kritik naturwissenschaftlicher Autoren hervorgerufen haben (vgl. Fischer: Die andere Bildung). Die Lektüre solcher Werke wird unter Gebildeten regelmäßig als Halbbildung erkannt, zumal sie nur der Anpassung an einen vermeintlichen Bildungskanon dient.

Also ... ich weiß nicht, wer hier mit "Gebildeten" gemeinst ist,a ber ich fühl mich einfach mal angesprochen. Und nein, ich "erkenne" das nicht, weil: ich zwar eine Naturwissenschaft studiere, aber trotzdem denke, dass die Naturwissenschaften NICHT in einen Bildungskanon gehören. Ich weiß auch nicht, warum da "vermeintlich" steht. Es ist eine TATSACHE, dass das gesellschaftlich verlangte Wissen nicht naturwissenschaftlicher Art ist. Wer Mathe studiert und auf einer Party versucht, sich zu unterhalten, der weiß, was ich meine.

Weiterhin kann man so einen Schmöker lesen, und trotzdem gebildet sein, zuletzt aber leugne ich, dass man bei Menschen auf anhieb erkennt, dass sie so ein Kompendium gelesen haben. Ich lösche also jetzt diesen Abschnitt. -- 84.185.42.235 13:25, 14. Feb 2006 (CET)

Die Löschung dieses Abschnitts begrüsse ich nicht. Egal, ob jetzt Naturwissenschaften - was in der Literatur ungeachtet deines eigenen Erfahrungshorizonts umstritten ist und deswegen nicht einfach gelöscht werden sollte - zum Bildungslanon gehören oder nicht: Schwanitz ist Halbbildung. Wissen aus Bildungskompendien aufzunehmen ist der direkte Weg dazu. Ein Bildunsgkompendium dieser Art ist nachgerade ein Paradoxon. Und da die Dinger sehr in Mode sind, muss dazu etwas im Artikel Halbbildung stehen. Man lese bei Schwanitz nur einmal seine Erläuterung der Bibel, dann bekommt man ein Gefühl für die Bildung des Autors.--Fifat 11:30, 15. Feb 2006 (CET)
Ich denke, ein etwas neutralerer Abschnitt zu Kompendien würde tatsächlich helfen. Ich freue mich schon auf deine Änderung -- Richardigel 11:43, 15. Feb 2006 (CET)


Ich hab da jetzt mal gewütet. Da steht leider immer noch viel Müll drumrum, ich weiß nicht genau, was davon erhaltenswert ist. Jedenfalls sollten die Gedanken Adornos zum Thema in einem Abschnitt über Adorno stehen, und nicht so viel Raum greifen. -- 84.185.42.235 13:39, 14. Feb 2006 (CET)

Ich finde die Änderung gut. Adorno ist später von jemandem dort breit eingearbeitet worden. Der Artiekl war vorher deutlich straffer. Die eingearbeiteten Adorno-Passagen sind seinerzeit erhaltend überarbeitet worden, um sie lesbarer zu machen. Es ist sicher richtiger, sie in einem eigenen Paragraphen zu fassen. Da ich zur Zeit noch an einem anderenumfangreichen Artikel arbeite, muss das noch ein wenig warten.--Fifat 11:24, 15. Feb 2006 (CET)

Hallo Fifat, bin auch für Überarbeitung.

Du schreibst oben: Die Inflation der Fachhochschulen hat in der Folge zu einer Inflation der entsprechenden Professoren gebracht. Ich kenne in meinem Umfeld eine ganze Zahl durchschnittlich erleuchteter Geister, die sich über eine Dozententätigkeit an einer FH - teilweise bereits erfolgreich - an einen "Professor FH" heranpirschen. Auch hier wird ein Bildungsglanz angestrebt, der mir in einer nennenswerten Zahl von Fällen mehr scheint, als der Inhaber des Titel wohl wird halten können. - Aber damit würde ich mir vermutlich den Hinweis, der Artikel sei nicht neutral, einhandeln.

Ich finde, das Thema könnte als Beispiel durchaus in den Artikel passen, da man unter Halbbildung auch angemaßte Bildung oder Überheblichkeit versteht. --84.150.6.252 15:02, 30. Aug 2006 (CEST)

Ich weiß nicht, warum das ganze nur auf FH-Professoren bezogen sein soll: Wer der Meinung ist, dass ein innerhalb eines solch starren Systems wie des deutschen Universitätssystems erworbener Titel automatisch mit Bildung verbunden ist, verkennt die Realität und hat den Bildungsbegriff schon mal gar nicht verstanden. Wie viele Professoren haben seit ihrer Habilitationsschrift keine wissenschaftliche Arbeit mehr geleistet...


Wer sagen kann, ein anderer verkenne DIE Realität und verstehe DEN Bildungsbegriff nicht, dem ist es wohl auch leichthin möglich, sich Realität und Bildung als Inhalte einer einzigen Definitionsmacht, deren eigenes Verständnis wahr und das der anderen in jeglicher Hinsicht falsch ist, vorzustellen. An diesem binären - für Maschinen und idealisierte Prozesse durchaus praktikabelen, für Menschen, die sich gerade nicht mit diesen beiden befassen, eher faden und eindimensionalen - Denken krankt der ganze Ausdruck der Halbbildung. Eine klare Unterscheidung zwischen Halb- und Unbildung ist meiner Meinung nach nicht gegeben, da man schwerlich behaupten kann, die einen seien auf halbem Weg zum Gebildetenstatus durch Oberflächlichkeit ihrer Erkenntnisse stecken geblieben bzw. würden die Lebendigkeit der Bildung als ökonomische Reproduktionskreaturen und durch Faktengeilheit ausgetrocknete Geistesfeinde verkennen, die anderen, Ungebildeten, wüssten überhaupt nichts, was Bildung betrifft. Somit bleibt nur die Dichotomie gute Bildung und schlechte Halb-/Unbildung bzw. Dummheit. Wenn man H. nicht als persönliche Herabsetzung und umfassendere Distinktion begreift, ist es im besten Falle noch eine Anerkennung zugestehender Zwischenhalt auf der Geraden 0-Bildung...0,5-Bildung...1-Bildung. Die Vorsilbe "Halb-" hier numerisch aufzufassen mag ridikulös (um mal einen toten Dialekt zu defibrillieren) wirken, so will ich damit sagen, dass das Wort an sich schon unglücklich gewählt ist, um das Gemeinte zu beschreiben. Nicht zuletzt, weil es Bildung schnell in eine grundsätzlich leicht zugängliche, billige, verachtenswerte und eine schwer, nur für einen ausgewählten Personenkreis erreichbare, wertvolle, schützenswerte Hälfte vorsortiert, wobei es die genauen Kriterien der Zuordnung in eine der beiden Kategorien jedoch durch die Neutralität des "Halb-" und nicht etwa "Pseudo-" (auch furchtbar binär), "Spezial-"(würde die fehlenden Zusammenhänge zu umfassenderen Wissengebieten kritisieren) oder "Status-" (hebt den Zweck des Erreichens oder Erhaltens einer hierarchischen Position hervor) nahezu vollständig der Fantasie jeder/-s Bildung begreifen Wollenden überlässt. Einmal in Fahrt und ein Freund des Aufreibens an anderen, hat der Beitrag von 84.185.42.235 noch einen Kommentar verdient: Gesellschaftlich verlangtes Wissen mit Bildung gleichzusetzen und dies auch noch als eine Tatsache zu postulieren, hätte - wäre denn die Diskussion unter Intellektuellen (hier verstanden als: Mensch, der aus eigenem Antrieb über ein für einen großen Teil der Gesellschaft elementares Thema öffentlich diskutiert) ein Abend in einer fliegenden, gläsernen Bar mit wachsender Sichtweite für jeden Besucher, der eintritt und mittrinkt - der cholerische Kneipenschläger "Teddy" W. Adorno ganz schön gewütet, sofern er dies in seinem dialektischen BitterLemon-Rausch vernommen hätte. Doch inhaltlich zu Adorno erst etwas zum Schluss. Zunächst ist deine Resignation über die Naturwissenschaften, die nicht zum Bildungskanon gehören und auch nicht gehören sollten, für mich (nichts für ungut) das übliche und durchaus raffinierte Lamento des (angehenden) Wissenschaftlers, der mit seinem "keiner nimmt mein Fach ernst" erst das Bild der ignoranten, undankbaren und vor allem gegenüber dem gesellschaftlichem Anteil der Fachrichtung geringschätzigen Nicht-Fachwissenschaftler aufbaut, um dann Bedeutung und berechtigte Geltung, mindestens aber verstärkte Aufmerksamkeit sowie Interesse einzufordnern. Schublade auf, 84... rein, Schublade zu. Eine beliebte Phrase hierbei ist übrigens die "Was wäre wenn nicht ...?"-Frage, wobei technische und sog. Lebenswissenschaftler wesentlich eindringlicher argumentieren können als ihre sozial- und geisteswissenschaftlichen Artgenossen (Was wäre dein bequemes Leben ohne Verbrennungsmotoren und Penicillin, was aber ohne Sprachphilosophie oder eben die Kritische Theorie?). Ich empfehle bei dieser fiesen, hauptsächlich auf die persönlichen Annehmlichkeiten des Angesprochen zielenden Frage nach halbgebildeter Manier mit einem geflügelten Hebbelwort zu antworten: "Nach dem Utilitätsprinzip mancher Leute müsste die Kornblume vor Gericht gezogen werden, weil sie die Ähre bestiehlt." Wobei fast alle geistes- & sozialwissenschaftlichen Tätigkeitsfelder entweder in ihrem Gegenstand oder ihrern Methoden herzlich wenig mit der blauen Blume zu schaffen haben. Dass ich deinen Beitrag, lieber 84.185.42.235, zu hart auslege, liegt wohl an einigen Bekannten und einem Buch, dessen Sätze mir vom Tisch entgegenspringen: "Naturwissenschaftler haben in der heutigen Zeit ein eher schlechtes Image - fast vergleichbar mit Attentätern oder Amokläufern. [...] Dabei ist naturwissenschaftlicher Fortschritt erst einmal nie gut oder schlecht. Es kommt immer auf die Anwendung an." Genau, lasst uns ein auf molekularerer Ebene wirkendes DNA-Gift entwickeln, man könnte ja auch Mücken und Flöhe damit bekämpfen. Argh! Wo ist die Grenze, und was ist allein gut? "Wenn ich auf einer Party erzähle, dass ich Vorlesungen in Kernphysik besuchte habe, dann ..." Warum immer Partys? Sitzt das Klischee der über bildenden Künste und Literatur plauderndnen feinen Gesellschaft so tief und schmerzhaft, dass man unbedingt die Rollen tauschen will, anstatt das Spiel zu ändern? Jedenfalls halte ich allein den damaligen Versuch einer eindeutigen Einbeziehung des Musischen und der Wortkunst in die Bildungswelt und einer ebenso eindeutigen Verbannung der aufkommenden Naturwissenschaften in den Bildungskanon der kakophonischen Halbtöne für eine weitere Folge des Begriffs Halb-Bildung. Die eindeutige Trennung zwischen Geistes - und Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften ist in vielen Studiengängen inwischen recht schwierig geworden, und es wäre beinahe ein eigener Forschungsbereich, in zahlreichen interdisziplinären Anstrenungen die g.-, s.- und n.-wissenschaftlichen Elemente im Einzelnen zu isolieren und ihrer jeweiligen Welt zuzuordnen. Obwohl bei vielen Erkenntnissen inzwischen nahezu unmöglich, kann man an dieser Unterscheidung durchaus festhalten, so wie man auch heute noch, von einer wachsenden Zahl unentscheidbaren Fälle mal abgesehen, viele wissenschaftliche Arbeiten analytische oder synthetische Erkenntnisse und ihre Motivationen apollinischen oder dionysischen Forschercharakteren abgewinnen kann. Das ein starkes Bedürfnis nach solch übersichtlichen und formelhaften Zuweisungen besteht, ist unter den Überschriften 'Verflachung des Bildungsbegriffs' und 'Wer wird Millionär?' gut dargestellt, wobei das monotone Faktenfrage-eineindeutige Antwort-Spielchen mit der Reduzierung allen geforderten Wissens auf Wortgruppen in Kästchengröße besser hervorgeheben werden sollten. Doch komme ich nicht umhin, bei aller Antipathie für das Sendeformat die Kritik daran mit der Munition der Halbbildung als Schuss mit der illustren Leuchtspurpistole zu betrachten, sofern Halbbildung das Gegenstück zur (universalen) Allgemeinbildung ist (im Gegensatz zur bloßen Bildung bewirkt die Sendung "bloß" eine subtile Verarmung der Gedächtnisstrukturen bei zeitgleich steigendem Detailwissen). Am deutlichsten wird dies im 2. Wort des Artikels, "war", was zwar korrekterweise, wenn auch heute vermutlich seltener im Gebrauch, in "ist" umgewandelt werden müsste, doch etwas Entscheidendes aufdeckt: War es bis vor 100 Jahren noch halb(!)wegs klar, was man unter allgemeiner Bildung verstehen konnte (behaupte ich jetzt einfach mal so, ohne einen Zeitgenossen zu kennen oder umfangreiche historische Quellenstudien vorgenommen zu haben), kamen Anfang des 20. Jahrhunderts z.T. völlig neue Ansätze wie Thermodynamik, Psychoanalyse, Flugzeugkonstruktionen, Prädikatorenlogik, Soziologie, spezielle Relativitätstheorie, Plattentektonik, Verhaltensforschung, Kernphysik, und, damals gerade im Deutschen Reich als staatlich gefördertes Bildungskriterium nicht zu unterschätzen, ('Innovationen' in der ) Waffentechnologie auf bzw. erst richtig zur Geltung. Klingt nach Welterklärung in wenigen Sätzen, soll aber eher durch plumpe Aufzählung die Zusammenhänge sichtbarer machen. Ich glaube, dass in dieser Zeit, spätestens aber mit dem Aufkommen der Molekularbiologie, Kybernetik und Informationstheorie in den späten 40er und frühern 50er Jahren, dem Aufkeimen des linguistic turn als Hinterfragung durch Sprache vermittelter Erkenntnis/Bildung sowie der Kopplung zahlreicher Bildungsfragen an das jeweilige politische System im kalten Krieg und der langsamen und örtlich auch blutigen Einsetzen der globalen Entkolonialisierung, womit unsicher wurde, ob, salopp gesagt, mein altes 'Wissen' über die sog. Hottentotten als ein primitives, unordentliches Volk ausreicht oder ich plötzlich wissen muss, dass die Herero im Land mit einer der trockensten Wüsten der Welt leben und ein halbes Jahrhundert zuvor ca. zwei Drittel dieser Menschen von deutschen Truppen durch direkte Gewalt getötet oder zum Verdursten in die Einöde geschickt worden waren. Der Idee der gründlichen Allgemeinbildung, das damals schon klassische humbold´sche Bildungsideal, war für einen Vollzeit-Arbeitenden (rundum-Hausfrauen eingeschlossen) nicht mehr nachzukommen. Zwar gab es noch Gebildete, doch mit jedem Tag der Ausbreitung wissenschaftlicher Strukturen und Denkfiguren (nicht in jedem Fall: des wissensch. Fortschritts) wurden sie mehr und mehr zu Spezialgelehrten und Fachexperten, sodass der Begriff der Halbbildung spätestens jetzt (in der 50ern) seinen Bezugspunkt und damit seine Grundlage außerhalb des Schimpfwortes verlor. Zwar lässt sich anbringen, ein wie hier behauptetes Verschwinden der Allgemeinbildung hätte dafür gesorgt, dass wir höchstens in Geschichtsbüchern und -stunden davon gehört hätten, doch schreibe ich die heutige Präsenz neben dem durchaus ehrlichen und ernstgemeinten Versuch, in einer von Konzernwissen ("Opel hat 4 Werke in Deutschland, ~10.000 Mitarbeiter, 2,3 Mrd.€ Staatshilfe, Kaufangebote aus ...")und geflügelten Werbeworten durchrauschten Welt Orientierung bietende Bildungsideale zu reaktivieren, doch sorgt allein die Pluralität der Medienkanäle, als pluralstes ('mehrzahligstes') Medium das Internet, und die Verschiedenartigkeit der auf ihm verbreiteten Bildungsbotschaften & -ziele für eine häufig zu Recht gelobte Mannigfaltigkeit, sodass eine einheitliche Allgemeinbildung derzet nicht in Sicht ist und somit auch eine Gültigkeit von "Wer wird Millionär?", öffentlich-rechtlichem Bildungsfernsehen als auch "private" Bildungsinstitutionen, nicht zuletzt (aber immer noch am ehesten, fragt die (unabhängigen) Statistiker) Wikipedia, als Maßstab für Bildung oder Halbbildung nicht akzeptiert werden können.

Interessanterweise entstand der behandelte Begriff nach hiesigen Angaben im "Ausgang des 19. Jahrhunderts", also ungefähr der Zeit, als die europäischen Nationalstaaten (Halbbildung wird in diesem Artikel als nahezu auschließlich deutsches, höchstens europäisches Phänomen behandelt) die Schulpflicht systematisch durchzusetzen begannen. Da anscheinend bereits bei der 'Geburt' der Halbbildung eine starke Ablehnung gegenüber Technik- und Naturwissenschaften bestand, könnte man vermuten, neben den bildungsbetreffenden Fragen war es für Kinder wohlhabender und gut situierter Eltern durch die 'hohen' Umgangsformen und entsprechende Förderung leicht und mit hohem Ansehen verbunden, eine künstlerisch-literarische, ökonomische, juristische oder hohe militärische Laufbahn einzuschlagen, während Kinder ärmerer und 'einfacher' Eltern oft diese Möglichkeiten verwehrt blieben, sie sich aus wirtschaftlichen Belangen meist keine 'brotlosen' Bildungsjahre erlauben konnten und lieber "etwas solides" erlernten, wodurch die Technik- oder Ingineuerswissenschaften wegen des geringeren sozialen (Auslese-)Drucks, der von der 'hohen' Gesellschaft wohl als bäurisch und unrühmlich empfundene Zweckorientierung ("Bildung ist Bildung um ihrer selbst Willen, Halbbildung sieht nur den Zweck") und der Nähe zum tradierten Handwerk wohl vor allem von Angehörigen 'niederer' Schichten bereichert wurde. Eine Sonderstellung nehmen die Naturwissenschaften ein, deren Angehörige meist reiche weiße Männer waren, die zwar immens viel entdeckten, aber ihre Wertschätzung größtenteils außerhalb des Bildungskanons erhielten. Genauer müsste man wohl sagen, dass zu dieser Zeit ein zweiter Bildungskanon entstand, innerhalb dessen dem die 'Gemeinde' der Naturwissenschaftler eigene Bildungsideale entwickelte, vielleicht ein Grund für die bis heute anhaltende starke Identität sowie Abgrenzung von den Geisteswissenschaften, während die Sozialwissenschaftler zunächst vermutlich ebenfalls aus dem Bildungskanon ausgeschlossen waren, spätestens aber in der 70ern einen ähnlichen elitäres, avantgardistisch-intellektuelles Gebären an den Tag legten. Womit Theodor W. Adorno an der Reihe wäre. Eigentlich jemand, den man besser zitiert als beschreibt, gerade wenn es um seinen Charakter (gebe zu: nie kennengelernt), seine Sprache und dies beides in Kombination mit dem (Halb-)Bildungsbegriff geht. Ironischerweise trifft gerade auf sein Wirken der Satz aus dem ersten Hauptwerk von Ludwig Wittgenstein zu, dessen erkenntnistheoretischen Konsquenzen von Adorno Zeit seines Lebens (man bekämpft wurde: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." Als einer der Hauptvertreter der Kritischen Theorie versuchte er seine Kritik, besonders am 'gesellschaftlichen Unrecht', klar in Worte zu fassen, was seine Vorliebe für das klare und (auf den ersten Klang) unmissverständliche "Halbbildung" erklärt. Ich weiß nicht genau, wie sehr er seine relativ späte Beziehung zur jüdischen Religion ernst nahm (so etwas wie moralische Vorwürfe bei Vernächlässigung des Glaubens oder gar die Androhung der Todesstrafe bestehen nicht), doch das in diesem Glauben stark ausgeprägte Bilderverbot, das meines Wissens auch die persönliche Vorstellung von Gott in jeglicher Form untersagt, hat ihn zumindest beschäft und wird in der Dialektik der Aufklärung auch mindestens an einer Stelle erwähnt. Es würde seine selten unterbrochene Vermeidung des Ausdruck von positiven, erstrebenswerten Zuständen (außer man findet sie in seiner Musik) plausibel machen, was natürlich genau wie bei Max Horkheimer im krassen Widerspruch zu seiner marxistischen Einstellung stand, es sei denn die beiden begnügten sich mit dem nicht weiter hinterfragten Paradies einer klassenlosen, herrschaftsarmen Gesellschaft, frei von Unterdrückung und Verfolgung (wieder so eine negativen Umkehrung, weniger Freiheit als (zu guten Teilen) positives Ideal wie seit ihrer Gründung in den USA, sondern die Freiheit, das Freisein von etwas). Ob er von seinen kollektiven Erfüllungsvorstellung nicht sprechen konnte oder nicht sprechen wollte, in jedem Fall schwieg er hierzu, daher auch kein positiver Bildungsbegriff. Doch ab und zu kann er sich diese oder jene Vorstellung einer Verbesserung der Zustände nicht verkneifen, und das Lesen seiner Schriften ähnelt einer Fahrt durch ein Meer von schwarzem, kochendem Pech, dass in stets die Nussschale des eigenen Schädels zu verdampfen droht, und so gleicht ein solcher Einschub einem warmen Froststrahl, eine Andeutung von belebender, frischer Kühle einem Moloch dämonischer Hitze. Viele, die ihn Lesen, labern eine Zeit lang nur noch so, wenn sie grad den Geist dazu haben, er ist ein intellektueller Stern, heute leider vor allem der Verschwörungstheorie sehr nahestehenden Denkweise, weil viele Bindungen seiner Theorie durch die Wandlung zur heutigen Gesellschaft zerrissen sind. Nach wie vor ist er ein wortgewaltiger Gelehrter, ein Schmuckstück gebildeter Redensart, dem man den Vorwurf der Halbbildung schnell abnimmt. Bedauerlicherweise hat er Begriffe wie System und Mathematik nicht im Kontext seiner Zeit weiterverfolgt, sondern sich eigenen, gut kritisierbare Bedeutungen und Anwendungen nahezu zurechtgelegt, wobei allerdings einzelne Argumentationen bis heute nicht ihre Gültigkeit verloren haben. Manche seiner Hypothesen wären, soweit in eine entsprechende Fragestellung oder Behauptung übersetzbar, eine empirische Studie wert. Das Adorno überheblich wirkt, ist zum einen seiner Gelehrtensprache des 18. und 19.Jahrhunderts, er las früh Kant und Hegel, und seiner unerbittlichen Zunge geschuldet. Man kann den Eindruck gewinnen, dass er, wenn auch ein schwacher und arg hinkender Vergleich, das heutige auf emotionaler Ebene einsetzende "Rock gegen Rechts" sei bei ihm - unter dem Eindruck der Shoa im kalifornischen Exil des Verlusts zahlreicher Freunde und Bekannter - ein "Philosophieren (nicht nur) gegen Rechts" auf rationaler Ebene. Vermutlich verarbeitete sein rasiermesserscharfer Verstand die Geschehnisse im besetzten Europa im Verhältnis zu anderen Emmigranten besonders intensiv, jedenfalls werden diese Erfahrungen sein Bild eines deutschen Halbgebildeten, der recht schlau und wissend ist und doch dem Faschismus zujubelte, nachhaltig beeinflusst haben. So gesehen nimmt sein Begriff der Halbbildung eine Sonderstellung ein, da er eine ausgeprägte theoretische Meinung zu Gesellschaft, Intelligenz (als Gruppe) und damit auch Bildung innehatte. Doch was er nicht sagen konnte, eine positive Auffassung von Bildung und Wissensvermittlung, setzte er hierzu schweigend um, indem er nach Deutschland zurückkehrte und bis zu seinem Tod als Professor für Philosophie und Soziologie in Frankfurt lehrte. Durch das Schreiben habe ich selbst Erkenntnisse gewonnen, die ich vorher nicht hatte, möchte den Prozess auch nicht auf die "Endergebnisse" reduzieren, und so entschuldige ich mich schlichtweg für den etwas länger geratenen Beitrag.

Der gesamte Artikel besteht fast ausschließlich aus den Schriften Adornos, und die wenigen anderen Bezüge wirken wie eingeschobene Alibis, um diesen Umstand zu kaschieren. Auch die Aufzählung der Kriterien für Halbbildung von Francis Bacon entstammen vermutlich der ersten Seite des Hauptteils der Dialektik der Aufklärung, und so wäre der Artikel besser ganz unter der Fahne des 'Meistetdenkers' aufgehoben, wenn keine weiteren historischen Informationen bezüglich anderweitiger Verwendung hinzukommen. Die letzten beiden Abschnitte über "Wer wird Millionär?" und "(Un/Halb!)Bildung über das World Wide Web" sollten entweder einen eigenen Artikel über Unbildung bekommen, sofern sie als echte repräsentanten gesamtgesellschaftlicher Phänome anerkannt werden, oder aber mit wesentlich mehr Beispielen ausgestattet werden. (Halb-)Passend zum Abschluss ein Adorno-Zitat aus "Mensch und Tier" aus "Aufzeichnungen und Entwürfe" der "Dialektik der Aufklärung": "Der Mangel an Vernunft hat keine Worte. Beredt [Gebildet] ist ihr Besitz, der die offenbare Geschichte durchherrscht. Die ganze Erde legt für den Ruhm des Menschen Zeugnis ab. In Krieg und Frieden, Arena und Schlachthaus, vom langsamen Tod des Elefanten, den primitiven Menschenhorden auf Grund der ersten Planung überwältigten, bis zur lückenlosen Ausbeutung der Tierwelt [Nutzmenschen] heute, haben die unvernünftigen[-gebildeten] Geschöpfe stets Vernunft erfahren. Dieser sichtbare Hergang verdeckt den Henkern den unsichtbaren: das Dasein ohne Licht der Vernunft, die Existenz der Tiere selbst." --Häggis (nicht signierter Beitrag von 88.73.213.205 (Diskussion | Beiträge) 08:19, 11. Nov. 2009 (CET))