Diskussion:Johann Gottfried Büring

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Suse in Abschnitt Daten und Fakten
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Daten und Fakten[Quelltext bearbeiten]

Hallo, ich habe einmal im Saur-Künstlerlexikon (Bd. 15, 1997, ISBN 3-598-22755-8) und in Mangers Baugeschichte nachgeschlagen und folgende Änderungen/Ergänzungen einzubringen:

Johann Andreas (Adam) Büring, Vater von J. G. B., tätig 1. H. 18. Jh. in Berlin: Böhmische Kirche, 1735-37 (zusammen mit Christian August Naumann d. Ä., Entwurf von Friedrich Wilhelm Diterichs); Sebastianskirche in der Luisenstadt, 1751-53 (zusammen mit Naumann); Schlossbrücke (Hundebrücke, Entwurf Titus Favre) - Die Ehrenmitgliedschaft in der Königlichen Akademie dürfte auch Büring senior betreffen, da Johann Gottfried zu dieser Zeit in Hamburg weilte und erst 28 Jahre alt war.

Johann Gottfried Büring, geb. 1723 in Berlin oder Hamburg (lt. Manger in Berlin), Ausbildung bei Constantin Friedrich Blesendorf, dann bei Kriegsrat Stoltzen und Titus Favre (?). Nach Manger 1744 mit Carl Ludwig Hildebrant und F. W. Diterichs in Potsdam (Terrassierung in Sanssouci, dort aber keine Weiterbeschäftigung). Danach bis 1748 Baukondukteur in Berlin. 1748 Reise nach Italien und Frankreich, im Anschluss in Hamburg, von dort 1754 nach Berlin berufen. Angebot des Titels eines Kriegsrats mit 1.000 Talern Gehalt, wegen verzögerter Ankunft in Berlin bzw. Potsdam vom König zum Landbaumeister mit 400 Talern Gehalt „zurückgestuft“. Finanzielle Schwierigkeiten durch den 1756 von Friedrich II. begonnenen Siebenjährigen Krieg, eigene gescheiterte „ökonomische Unternehmungen“ und unzureichende Abrechnung seiner dienstlichen Ausgaben gegenüber dem König. Ab 1763 Bauausführung am Neuen Palais und anderen Bauten, dabei Konflikte mit Friedrich II. Eintägige Arreststrafe zusammen mit Hildebrant 1764 Anlass für Kuraufenthalt in Bad Lauchstädt, dort Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und Versäumnis, den König um Verlängerung des Urlaubs zu ersuchen. Dadurch bei Friedrich II. in Ungnade gefallen. Aufenthalt zunächst in Eisleben, danach „an andern Orten in Sachsen“. Zu Anfang der Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. Bitte um Rückkehr, die Erlaubnis aber bis 1788 nicht genutzt und danach „verschollen“.

Werke: Entwürfe für die Hedwigskirche in Berlin (mit Boumann und Legeay); Neues Palais; Bildergalerie; Chinesisches Haus mit Küche; Direktionsgebäude der Gewehrfabrik; Nauener Tor; 1760 Wiederherstellung Schloss Charlottenburg (im Siebenjährigen Krieg von den Russen beschädigt); sechs Fabrikenhäuser am Kanal und fünf Bürgerhäuser, u. a. Am Neuen Markt 5.

Anmerken möchte ich noch, dass die „Ochsenköpfe“ m. E. eher antike Opfertiere als Symbole der Wehrhaftigkeit darstellen sollen. Der Vorgängerbau des Schlosses Charlottenhof ist auch nach Bürings Weggang aus Potsdam auf Karten als „Bürings Vorwerk“ verzeichnet, so dass der in Schinkels „Sammlung architektonischer Entwürfe“ dargestellte Baukörper durchaus auf Büring zurückgehen kann. Ist aber wahrscheinlich zu unsicher, um hier als Werk Bürings angegeben zu werden, da zwischen 1764 und 1826 mit mehreren Umbauten zu rechnen ist. Die Bezeichnung „Vorhemdchen“ ist mir bisher nur für die nach dem Brand 1795 stehengebliebene Schaufassade der St. Nikolaikirche geläufig, aber nicht für die vorgeblendeten Palastfassaden der Bürgerhäuser.

Habe momentan leider keine Zeit zur eigenen Einarbeitung. Werd mich in den nächsten Wochen mal an die Formulierungen machen. Viele Grüße an die fleißigen Mitstreiter, -- Giorgio Michele 00:53, 22. Mär. 2010 (CET)Beantworten


Hallo Giorgio Michele, herzlichen Dank für den Text. Die zusätzlichen Angaben habe ich zum Teil noch im Artikel eingepflegt. Einiges verwirrt allerdings auch, wie z. B. der Vorname des Vaters, der in verschiedenen Quellen nur mit Johann Adam Büring, aber nicht wie bei Saur als Johann Andreas (Adam) angegeben wird. Habe im Text mal alle drei Vornamen eingetragen. Der Link müsste dann bei einer Artikelausarbeitung dementsprechend gefixt werden. Über den Grund, warum Büring in Ungnade gefallen ist, scheinen sich die Autoren auch nicht einig zu sein. Bei Waltraud Volk sind es Unregelmäßigkeiten in der Rechnungsführung, bei Saur das Versäumnis Friedrich II. um Urlaubsverlängerung ersucht zu haben, auf der Seite des Bauvereins Winzerberg falsche Berechnungen (hier ist vielleicht nur die Entlassung aus dem Bauprojekt gemeint) und auf dieser Akademieseite soll er lt. F. Nicolai und A. B. König den Bau des neuen Schlosses in Potsdam absichtlich verzögert haben. Vielleicht hat alles zusammen bei Friedrich II. das Fass zum Überlaufen gebracht. ;)
Hier noch ein paar Antworten auf Deine Anmerkungen:
  • Die Ehrenmitgliedschaft in der Königlichen Akademie dürfte auch Büring senior betreffen, da Johann Gottfried zu dieser Zeit in Hamburg weilte und erst 28 Jahre alt war. --- In der Mitgliederliste der Akademie der Künste ist nur Johann Gottfried Büring verzeichnet, aber nicht der Vater.
  • Anmerken möchte ich noch, dass die „Ochsenköpfe“ m. E. eher antike Opfertiere als Symbole der Wehrhaftigkeit darstellen sollen. --- Der Volksmund sagte zwar „Ochsenköpfe“, aber der Bildhauer hat skelettierte Widderschädel darstellen wollen, die ihm scheinbar nicht gelungen sind. Der Widder war in den verschiedenen Kulturen das Symbol für Fruchtbarkeit, Kraft, Mut, etc.. Auch wenn Friedrichs II. Zynismus und Wortspielerei legendär sind, wird er wohl kaum Opfertiere am Direktionsgebäude einer Gewehrmanufaktur hat sehen wollen. Im WP-Artikel Obelisk am Karolinenplatz steht übrigens: […] Widderköpfe, Sinnbilder des römischen Kriegswesens […].
  • „Bürings Vorwerk“ hat wohl einfach nur den Namen behalten. Von der Bausubstanz sollte aus Kostengründen zwar so viel wie möglich erhalten bleiben, aber Schloss Charlottenhof als Bürings Werk anzugeben halte ich dann doch für mehr als gewagt. Vom Büring-Bau weitgehend übernommen wurde lediglich die Grunddisposition, wie die Fensterachsen, mit leichter Abweichung der Quaderputz des Sockelgeschosses und das darüberliegende Gurtgesims. Alles andere ist mW verändert worden.
  • „Vorhemdchen“ nannte der Volksmund auch die Schaufassaden der Bürgerhäuser. Hier zum Beispiel wird die Bezeichnung auch erwähnt.
Beste Grüße -- Suse 18:29, 22. Mär. 2010 (CET)Beantworten
Hallo Suse, nur ganz kurz zu den Ergänzungen: Der Saur nimmt als Grund für die königliche Ungnade die Nichtabrechnung von Spesen an. Das ist auch bei Manger so dargestellt, nur ist der Hauptgrund für Bürings „Entlassung“ dort die Nichtverlängerung seines Kuraufenthalts. Habe hier beide Quellen (leider) etwas vermischt. Auch der Bauverzug am Neuen Palais ist plausibel, da Manger Bürings „übergenaue“ Arbeitsweise bei den Zeichnungen erwähnt. Und schließlich neigte der König laut Manger des öfteren dazu, bei soliden Kostenberechnungen unter Beachtung einer qualitätvollen Ausführung seinen Architekten Betrügereien zu unterstellen, wie offensichtlich am Winzerberg geschehen.
Zur Gewehrfabrik lässt sich sagen, dass die Ikonographie des Entwurfs schon bei Manger auf Unverständnis stieß. Dieser schreibt, dass die beiden Figuren über dem Eingangsrisalit in Bürings ursprünglicher Zeichnung Korngarben trugen und im Zuge der Ausführung (auf Wunsch des Königs?) geändert worden sind. Werde am WE nochmals genau bei Manger und Mielke nachlesen.
In Schinkels „Sammlung...“ ist beim Schloss Charlottenhof die Fassadenzeichnung des Vorgängerbaus dargestellt, dessen Entwurf vielleicht auf Büring zurückgeht. Ich scanne sie am WE ein und lade sie bei den Commons unter Charlottenhof hoch.
Das mit den Prospektfassaden wusste ich noch nicht - Potsdam ist doch immer für Überraschungen gut :-). Viele Grüße, -- Giorgio Michele 19:39, 23. Mär. 2010 (CET)Beantworten
Die Schinkel-Zeichnung aus der „Sammlung architektonischer Entwürfe“ kenne ich. Wegen mir brauchst Du sie nicht extra hochladen. Bürings Haus war eingeschossig mit hohem Sockelgeschoss (Souterrain), Mittelrisalite an der Ost- und Westfassade und Krüppelwalmdach mit bekrönender Laterne. Den Entwurf für sein Haus wird Büring als Baumeister selbst erstellt haben, daran dürfte wohl niemand Zweifeln. LG -- Suse 15:19, 24. Mär. 2010 (CET)Beantworten