Diskussion:Markgrafpieske

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Gedenkstein für einen Förster, nahe der Dickdammbrücke[Quelltext bearbeiten]

„Gedächtnisfeier. Markgrafpieske, den 3. Mai 1893. Am 22. Juli v. Js. fiel in der Nähe von Fichtenwall durch Wilddiebshand der Königliche Förster Otto Schulz, Försterei Dickdamm, Oberförsterei Colpin: das Verbrechen hat inzwischen seine Sühne gefunden. Bald nach der Beerdigung des Försters Schulz wurde von dem Vorgesetzten desselben, dem Herrn Oberförster Keßler in Colpin, der Gedanke angeregt, dem Verewigten ein würdiges Grabdenkmal zu errichten und auch ab der Stelle, wo der treue Beamte bei Ausübung seines Berufs sein Leben gelassen, einen Gedenkstein aufzustellen. Die Anregung fiel überall auf fruchtbaren Boden und fand in den Kollegen des Verblichenen so eifrige Förderer, daß schon jetzt, also nach verhältnismäßig kurzer Zeit, an die Ausstellung der Denkmäler gegangen werden konnte. Die Ausführung der Denkmäler war dem Herrn Bildhauer Thie in Fürstenwalde übertragen, die Malerarbeit ist in der Kunstwerkstatt des Herrn Malers Fleischmann daselbst ausgeführt. Die Ausführung ist eine überaus gelungene und macht beiden Künstlern alle Ehre. Das Grabdenkmal hat die Form eines Eichenstammes, zwei Äste tragen eine Tafel mit der Inschrift: Hier ruht der Königl, Förster Otto Schulz, geboren 14. März 1851, gefallen durch Wilddiebshand in treuer Erfüllung seiner Pflicht den 22. Juli 1892. Offenb. Joh., Kap, 2, V. 10. Sei getreu bis an den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben. Die Einfassung des Grabsteines ist von schwarzrotem Stein, geschlagen in den Rauenschen Bergen. Der Gedenkstein am Thatorte ist ein Teil eines erratischen Feldblocks, und zwar jenes Steinriesens der Rauen'schen Berge, von dem die Hälfte zu einer Vase verarbeitet, ihren Stand in Berlin vor dem Bildermuseum gefunden hat *). Auf der einen Seite befindet sich eine Tafel von Marmor mit der Inschrift: Zum Andenken an den Königl. Förster Otto Schulz, + 22. Juli 1892. Heute nun hatten sich auf Einladung des Denkmal-Komitees Kameraden und Freunde, die Mutter, die Witwe, die Kinder und andere Verwandte des Verewigten an der Dickdammer Brücke zu einer gemeinschaftlichen Besichtigung der Denkmäler eingefunden. An dem Gedenkstein gab Herr Oberförster Keßler eine Darstellung des schrecklichen Vorganges, wie er — Zeugen sind nicht vorhanden — auf Grund der stattgehabten Aufnahmen und gepflogenen Verhandlungen sich abgespielt haben dürfte. Von dem Stein aus begab sich die Gesellschaft nach dem Friedhofe, Hier sprach zunächst Herr Förster Jaursch-Rauen, Er führte aus, wie der Wahlspruch des Verstorbenen gewesen: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist", und wie er sich bemüht habe, nach diesem Wahlspruch zu leben. Schulz war geboren am 14. März 1851 zu Forsthaus Deutschboden, Oberförsterei Zehdenick, Im Jahre 1867 trat er bei dem Königl. Oberförster Steffens in Zehdenick in die Lehre. Nach absolvierter Lehrzeit trat er beim Garde-JägerBataillon ein und wurde der 4. Kompagnie zugeteilt. Mut und Unerschrockenheit zeichneten den Verstorbenen aus. Er zeigte dies in der Schlacht bei Sedan, in der er mit vier Jägern sich freiwillig zu einer Rekognoszierung meldete, bei welcher drei von seinen Kameraden fielen. Seiner Klugheit und Kühnheit gelang es aber dennoch, mit nur noch einem Jäger die Rekognoszierung auszuführen. Die größte Ermüdung hielt ihn nicht ab, in christlicher Nächstenliebe zu wirken, die verwundeten Kameraden aufzusuchen und auf die Verbandplätze tragen zu helfen. Nach beendigter Dienstzeit kam Schulz als Forsthilfsaufseher nach dem Regierungsbezirk Marienwerder und wurde der Oberförsterei Charlottenthal zugeteilt, später kam er nach der Oberförsterei Lindenbusch. Hier erschoß er einen Wilddieb, nachdem beide stundenlang auf Tod und Leben gerungen. Am 1. April 1882 wurde er nach dem Regierungsbezirk Potsdam versetzt und erhielt eine Forstaufseherstelle in der Oberförsterei Rüdersdorf, später wurde er in gleicher Eigenschaft in der Oberförsterei Zinna angestellt. Am 1. April 1837 erhielt er die Försterstelle Dickdamm, Hier fand er am 22. Juli v. Js, durch Wilddiebshand den Tod. Herr Jaursch hob dann noch hervor, wie der Verblichene allen seinen Kollegen ein treuer Freund und Kamerad gewesen, der allen unvergeßlich bleiben werde, und schloß mit Worten des Trostes an die Witwe und die Kinder. Herr Oberförster Keßler führte dann noch aus, wie der Verblichene treu und fest wie eine Eiche im Sturm gestanden habe, so daß ihm ein Eichenstamm auf den Grabhügel habe gesetzt werden können, eine Eiche als Symbol der Standhaftigkeit, die auch die Forstbeamten bewährten, indem sie weiter ihre Pflicht thäten. Damit schloß die erhebende Feier. *) Der Fuß der Vase mißlang s. Z. bekanntlich das erste Mal, von diesem Block ist der Gedenkstein gearbeitet.“

Deutsche Forstzeitung, VIII. Band, Nr. 21, S. 327f, Neudamm 21. Mai 1893