Diskussion:Marktkreuz
Marktkreuz[Quelltext bearbeiten]
Die Marktkreuze wurden nicht errichtet, um ärmeren Leuten zu ermöglichen, hier Waren zu verkaufen. Das war möglicherweise in späterer Zeit ihre städtische Funktion, aber ursprünglich hatten sie eine ganz andere Bedeutung. Marktkreuze wurden im Mittelalter an der Kreuzung zweier Fernverkehrswege (traditionell in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung) angelegt. Hier wurden nicht nur Markt-, sondern auch königliche Gerichtstage abgehalten. (Daher die häufige Laubenform. Das Wort Kreuz bezieht sich auf das Wegekreuz.) Sie bezeichneten einen quasi heiligen kosmischen Ort aus der Sicht der jeweiligen Kulturgemeinschaft. Ihre ursprüngliche Bedeutung und Funktion geht zurück auf die seit der Steinzeit in ganz Eurasien verbreitete Vorstellung vom Nabel (griech. omphalos) der Welt, die uns heute nur noch als Redewendung geläufig ist. Dieses mythische Symbol ist gekennzeichnet durch das Wegekreuz (die 4 Himmelsrichtungen) und eine gedachte senkrechte Achse, die die irdische Welt mit der Unterwelt und der überirdischen Welt verband. (Siehe die neuere Omphalos-Forschung und -Literatur!) Nur so ist es erklärlich, dass das Marktkreuz von Chichester zum architektonischen Vorbild (beinahe eine Kopie!) für die Bekrönung der doppelläufigen Treppe von Schloss Chambord wurde, die ebenfalls die Weltachse am Nabel (bzw. der Nabe) der christlichen Welt symbolisierte. (Eine ausführlichere Darstellung mit umfangreichen Literaturangaben findet sich in meinem "Baugeschichtlichen Gutachten" zum Schweriner Schloss, das bisher nur als Typoskript in der Schweriner Landtagsbibliothek vorliegt.) Manfred Franz (nicht signierter Beitrag von 193.175.55.242 (Diskussion | Beiträge) 17:01, 18. Nov. 2009 (CET))