Diskussion:Titus Petronius

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sind diese Ergänzungen belegt? Handelte es sich tatsächlich um einen "Freitod"? Eine unfreiwillige Selbsttötung wird man wohl nicht "Freitod" nennen können, auch wenn sie "mit Stil" begangen wird. Rainer Zenz 00:03, 29. Mai 2004 (CEST)[Beantworten]

Ja; du kannst mir vertrauen; ich bin klassischer Philologe und kenne meinen Petron. Der Bericht bei Tacitus sagt genau das aus: Petron wurde verhaftet und wartete dann gar nicht mehr auf ein Urteil. Gruß, Christian --Seidl 00:19, 29. Mai 2004 (CEST)[Beantworten]

Worauf ich hinaus will: Ist es legitim, eine Selbsttötung "Freitod" zu nennen, wenn sie einer zu erwartenden Hinrichtung zuvorkommt und ohne diese Aussicht nicht stattgefunden hätte? Du wirst die Umstände besser kennen als ich, aber daß Petronius seinen Tod gewünscht hat, erscheint mir nicht plausibel. Vielleicht läßt sich eine neutrale Formulierung finden. Rainer Zenz 00:56, 29. Mai 2004 (CEST)[Beantworten]

Wie ich sehe wurde das Problem schon vor langer Zeit diskutiert. "Freitod" ist ja an sich schon eine problematische Bezeichnung, umso mehr wenn es sich um einen "Suizid auf Befehl" oder um einen "Suizid um Verfolgung zu entgehen" handelt.
Die Ersetzung des Wortes durch das neutrale "Suizid" als POV zu bezeichnen ist dagegen grotesk. Str1977 (Diskussion) 12:07, 14. Okt. 2020 (CEST)[Beantworten]

Namensform/Inschrift[Quelltext bearbeiten]

Eine Frage an den Fachmann zu den Ausführungen über die Namensform - sind das neue Forschungsergebnisse? Wenn ja, wäre m.E. zumindest ein Literaturhinweis wünschenswert (für eine detailliertere Argumentation ist hier wohl sicher nicht der Platz) und evtl. auch ein Hinweis, wo die besagte Epheser Inschrift publiziert ist und aus welcher Zeit sie stammt (zur Inschrift noch eine Frage: Fehlt tatsächlich das Iota subscriptum?). Ansonsten würde ich mir noch einen Hinweis auf unsere Hauptquelle Tacitus wünschen, aus der ja die Schilderung seines Todes entnommen ist - vielleicht könnte man auch etwas aus der Beschreibung seines Lebenswandels übernehmen (macht die Nacht zum Tage etc.)? Grüße --T.christi 23:16, 13. Jun 2005 (CEST)

als Altphilologe und Althistoriker grüble ich auch ein bißchen, wie man eine Inschrift so ohne weiteres auf eine bestimmte Person beziehen kann, da ja offensichtlich eine ganze Reihe von Personen mit dem Gentiliz Petronius belegt sind. mir persönlich ist bisher keine Publikation bekannt, die den taciteischen Petronius eindeutig mit dem Petronius Niger dieser Inschrift (von der ich auch noch nichts gehört habe) identifizieren kann. gibt es da wirklich neuere Forschungserkenntnisse, und wenn ja, mit welchen Kriterien wird die Identifikation begründet? viele Grüße --Ulixes 01:03, 19. Jul 2005 (CEST)
Benutzer:Seidl hat auf Anfrage seine Quelle für die Namensansetzung genannt. Er hat bisher aber keine Zeit gefunden, den entsprechenden Aufsatz hier zu referieren, und ich konnte auch noch nicht reinsehen. Immerhin habe ich jetzt die genannte Inschrift herausgefunden. Es ist keine andere als das bekannte Zollgesetz der Provinz Asia, zuerst in Epigraphica Anatolica 14 (1989) veröffentlicht. Dort wird einer der Suffektkonsuln des Jahres 62 n. Chr. genannt, nämlich Ποπλίωι Πετρωνίωι Νίγρωι (das iota adscriptum wäre also auch geklärt), siehe [1] (ich hoffe, die URL ist stabil). Zur Identifizierung sollte man außer in den genannten Aufsatz noch in PIR2 P 294 sehen (wozu ich in den nächsten Wochen leider auch nicht kommen werde).--StefanC 20:11, 2. Jan 2006 (CET)

Die Identifizierung mit Publius Petronius Niger (so auch Neuer Pauly 2000 IX p. 672) ist haarsträubend. Niemand zweifelt daran, dass er 62 Suffektkonsul war, aber was heisst das schon. Man sieht daran nur wie schwer die zu ermitteln sind. Petronius gen. Arbiter wird aber in keiner einzigen Quelle Publius und schon gar nicht Niger genannt. Der Petr. Niger dürfte von Petronius Pontius Nigrinus abstammen, des Arbiters Vater ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach Publius Petronius cos. 19 (ohne Cognomen).

Dass der Vorname des Dichters Titus (und nicht Gaius) lautete wird bestätigt durch: a) das früheste Zeugnis seines Zeitgenossen PLINIUS (vor 79 n. Chr.), b) die Erwähnung bei TACITUS ann. XVI 17, c) die Erwähnung bei PLUTARCH. Die Erwähnung des Vornamens Gaius in TAC. ann. XVI 18 ist demgegenüber solitär und sekundär (so auch SULLIVAN 1987, 12). Gemäß SCHNUR (251) geht das „Gaius“ im Tacitustext sowieso nur auf eine fehlerhafte Ergänzung von SCALIGER zurück.


Es scheint vielmehr so, dass TACITUS mit der vorbildlichen Amtstätigkeit des Petronius in Bithynien auf dessen Vorgänger Iunius Cilo anspielt, der ab 49 und vermutlich auch in den Jahren 52-55 Procurator von Bithynien-Pontus war , und der von den Bithyniern verklagt wurde, enorme Bestechungsgelder genommen zu haben. Schon dessen Vorgänger Cadius Rufus war aufgrund einer Klage der Bithynier verurteilt worden. Nicht viel anders erging es Petrons Nachfolger M. Tarquitius Priscus, der wegen Erpressung verurteilt und im Jahre 61 von den Bithyniern vor dem Senat belangt wurde. In den Jahren 57/58 war ein C. Iulius Aquila Procurator von Pontus und Bithynien . Sehr wahrscheinlich fällt daher die Tätigkeit des Prokonsuls Petronius in die beiden Jahre von Mai 55 bis Mai 57 n. Chr.

Titus Petronius war dann direkt oder bald („mox“) nach seinem Prokonsulat in Bithynien Suffektkonsul, also vermutlich ab Juli des Jahres 57 als Ersatz für Nero (dessen Nachfolger ansonsten nicht bekannt ist) und wurde um diese Zeit unter die Freunde Neros aufgenommen. Im Jahr 57 n. Chr. ist bislang nur ein cos. suff. bekannt: L. Caesius Martialis, der anstelle von L. Calpurnius Piso das Amt übernahm. Nero übte das Konsulat nur bis einschliesslich Juni aus (SUET. Nero 14), sein Nachfolger ist bislang nicht namentlich bekannt. Alles spricht für Titus Petronius. T. Petronius kann nicht mit P. Petronius Niger identisch sein, der erst im Jahr 62 cos. suff war. Gemäß TACITUS (XVI 18) wurde Petronius erst nach seinem Konsulat arbiter elegantiae. Aber von 62 an gelangte Tigellinus in eine sehr ähnliche Position. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Neros Hauptberater einander in folgender Reihe ablösen: ca. 54-59 Seneca, ca. 59-62 Petronius, ca. 62-68 Tigellinus.

Die Identität mit Petronius Niger ist jedenfalls chronologisch unhaltbar und die völlig neue Zuschreibung des Vornamens Publius ist angesichts der eindeutigen antiken Überlieferung ein Witz, mag er sich auch mit der Autorität des Neuen Pauly umgeben. Es mag ja sein, dass man eine Inschrift des Konsuls P. Petronius Niger gefunden hat. Für Namensklärung des Satyricondichters richtet dies aber nicht aus.

--Thomas Völker 15:53, 4. Aug 2006 (CEST)

Ich will da gar nicht widersprechen, sondern nur darauf hinweisen, dass es nicht nur der Neue Pauly ist, der die Identifizierung vertritt, sondern laut Benutzer:Seidl auch zumindest ein Aufsatz in der Untersmann-Gedenkschrift Petroniana von 2003. Hast Du da reingesehen, was dort eventuell noch an Argumenten gebracht wird? Ich konnte es leider bisher noch nicht. Ansonsten willkommen in der Wikipedia!--StefanC 23:51, 4. Aug 2006 (CEST)

Danke! Gefällt mir sehr hier. Wegen der Denkschrift werde ich mich mal auf die Suche machen. --Thomas Völker 00:44, 5. Aug 2006 (CEST) Übrigens stützen sich auch PE.HA. im Neuen Pauly auf das ephesin. Zollgesetz: "Das lange umstrittene Praenomen (traditionell meist T.) darf dank eines Inschr.-Fundes als geklärt gelten", Fußnote: "SEG [= Supplementum Epigraphicum Graecum] 39, 1989, Nr. 1180" und das ist eben das Zollgesetz von Asia. Wär doch schön, wenn das mal einer als Wikisource abdrucken könnte. Umstritten war jedenfalls ob der Vorname C. oder T. lautete. Wer meint, er könne diesen Streit durch ein P. entscheiden, der sollte das sehr gut begründen. --Thomas Völker 14:49, 5. Aug 2006 (CEST)

In http://www.antike-exkursion.de/asia/asia_band/asia_teil1.pdf findet sich eine Zusammenfassung, leider ohne die Einleitung.

"Ausgabe von Helmut Engelmann und Dieter Knibbe [Hg.]: Das Zollgesetz der Provinz Asia. Eine neue Inschrift aus Ephesos, Epigraphica Anatolica 14 (1989). Der Stein wurde 1976 bei der Johannesbasilika in Selcuk [Ephesus] gefunden. Nach einer Zweitverwendung als Ambo-Baustein war er dort in dritter Verwendung als Trittstufe verbaut. Bei dem griechischen Text handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Lateinischen, die nach Einschatzung der Herausgeber als „missglückt“ zu bezeichnen ist. Der Inhalt des auf bithynische Zeit zuruckgehenden Zollgesetzes wurde mehrfach überformt; im Jahr 75 v.Chr. auf Veranlassung der römischen Konsuln und zuletzt 62 n.Chr. unter Nero. In der vorliegenden Form handelt es sich also um das in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts in Kleinasien geltende Gesetz."

Dr. Knibbe schreibt: Der (noch) 155 Zeilen umfassende Text, der auf Befehl Kaiser Neros per senatus consultum am 8. Juli 62 (neuerliche) Rechtskraft erlangte, umfaßt alle den Zoll von Asia betreffenden Bestimmungen bis zum Jahr 62 und gewährt einen singulären Einblick in die Praxis der römischen Publikanen. (http://www.univie.ac.at/wrg/Vortraege/Vort20040511.htm)

Es sieht ganz danach aus, als wenn der Konsul Ποπλίωι Πετρωνίωι Νίγρωι wie üblich allein zur Datierung des Dokuments diente und zu sonst nichts. Wir wissen jetzt also sicher, dass P. Petronius Niger am 8. Juli 62 Suffektkonsul war und Publius hiess. "Das lange umstrittene Praenomen (traditionell meist T.) darf dank eines Inschr.-Fundes als geklärt gelten". Glückwunsch.

Als Beleg für die Identifizierung des Publius mit dem Arbiter Neros und als Indiz für die Zuschreibung des Satyricon an einen Niger ist die Inschrift völlig unbrauchbar.

PS: Der "Freitod" stammt auch aus dem Neuen Pauly. Dann doch lieber Wiki. --Thomas Völker 15:49, 5. Aug 2006 (CEST)

Biographischer Roman[Quelltext bearbeiten]

Vorschlag: Der Autor Volker Ebersbach hat sich 1986 mit seinem "Schatten eines Sartyrs" an einer Biographie von Petronius versucht. Das ist natürlich kein wissenschaftliches Werk, sondern Literatur. Aber vielleicht könnte man es trotzdem mit einem Halbsatz erwähnen? --Mastermaus 10:26, 21. Nov. 2008 (CET)[Beantworten]

Plutarch, de adulatore et amico.[Quelltext bearbeiten]

Hallo! Hier fehlt die genaue Angabe... WO steht das?! (nicht signierter Beitrag von 188.109.30.230 (Diskussion | Beiträge) 16:05, 19. Jan. 2010 (CET)) [Beantworten]

Definitives zur Identität von Herrn Petronius[Quelltext bearbeiten]

Die Gleichsetzung des Autors des Satyricon mit dem taciteischen Petronius und dem aus den Inschriften ist schon seit einiger Zeit unter Beschuss (vgl. das Petronkapitel in der zweiten Auflage von Holzbergs Antiker Roman), das Kapitel von Pierre FLOBERT in der 'Gedenkschrift für Hubi Petersmann hat sie endgültig gekippt. Flobert ist eben kein Philologe (das ist sehr gut!), aber auf seine epigraphische Analyse hat (meines Wissens bisher) kein Identitätsfreak antworten können. Ob sich seine Datierung in hadrianische Zeit durchsetzen kann, sei dahingestellt. Aber wer die Identität des Autors mit bisher bekannten Petronii verteidigt, hat auf diesen Aufsatz zu antworten. tochka --Kampffrosch 17:24, 19. Apr. 2010 (CEST)[Beantworten]

Mich würde interessieren, in welchen Quellen Petronius als Senator überliefert ist. - Bavarese (Diskussion) 17:10, 3. Aug. 2012 (CEST)[Beantworten]

Das steht bei Tacitus, nach dem Petronius ja Suffektkonsul war, also muss er Senator gewesen sein, das ist Voraussetzung für das Amt. Rominator (Diskussion) 19:19, 3. Aug. 2012 (CEST)[Beantworten]
Welcher der Petroniusse in der Liste der römischen Konsuln soll dieser Titus Petronius sein? Alle Konsule mit diesem Namen sind in der Liste der Konsule mit anderen Trägern des Names verlinkt. Es gibt eh nur 3 in dieser Zeit und keiner läßt sich irgendwie mit diesem in Verbindung bringen. Greets--StephenMS (Diskussion) 14:05, 28. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
Den derzeit maßgeblichen (peer-reviewten) Aufsatz zur Identität findet man in Classical Quarterly 61 (2011), 660-67 ("Praenomen Petronii etc."), wer will kann den im Artikel erwähnen. Demnach gab es wahrscheinlich viel mehr Suffektkonsuln unter Nero als bekannt oder gar in der Wikipedia-Liste berücksichtigt. Rominator (Diskussion) 16:06, 28. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]

Weitere Werke von Petronius[Quelltext bearbeiten]

Joris-Karl Huysmans (1848-1907) erwähnt in seinem Roman "A Rebours" (dt. Titel : "Gegen den Strich" oder "Gegen Alle"), dass Fabius Planciades Fulgentius (um 500 n. Chr.) in seinen Schriften noch zwei weitere, heute verschollene Werke von Petronius Arbiter erwähnt, nämlich "Eustion" und "Albutia". Kann dies ein Experte für antike Literatur bestätigen ? mfg Albert Hiller