Diskussion:Ungeduld des Herzens (Roman)

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von 95.150.63.49 in Abschnitt + Schaubuehne Berlin
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Hallo,

der Artikel zu Ungeduld des Herzens ist meines Erachtens recht gut gelungen, da er den Inhalt kurz und präzise wiedergibt. Ich denke aber der Autor des Romans, Stefan Zweig, wird nicht umsonst der "Meister der feinen Seelenschilderung" genannt. Wie auch in seiner überaus spannenden Novelle "Angst", muss man etwas tiefer blicken.

Ich habe gerade eine Taschenbuchauflage von Ungeduld des Herzens (32. Auflage: Februar 2004) des Fischer Taschenbuch Verlags, ISBN 3-596-21679-6, vor mir.

Auf Seite 397 findet sich folgender Passus: So beugte ich mich rasch zu ihr nieder und küsste ihren Mund. Das war das Verlöbnis. Ich hatte die Liebende nicht nach bewusster Überlegung geküsst - eine reine Ergriffenheit hatte es für mich getan. Es war mir geschehen ohne Wissen und Wollen; aber ich bereute die kleine, die reine Zärtlichkeit nicht. Denn nicht drängte sie mir wild wie damals die pochende Brust entgegen, nicht hielt die vor Glück Erglühende mich fest. Demütig, wie ein großes Geschenk, nahmen ihre Lippen die meinen.

Dies ist für mich durchaus das Zeichen, dass sich der junge Leutnant in das behinderte Mädchen verliebt hat, es sich nur selbst nicht eingestehen kann. Man bedenke, dass der Roman zu einer völlig anderen Zeit spielt. Es ist zwar auch heute noch so, dass die Beziehung eines Nichtbehinderten mit einer deutlich Behinderten in der Öffentlichkeit auffällt, aber die Akzeptanz ist ungleich größer als damals. Immer wieder erfährt der Leser des Romans, dass die Behinderte eigentlich ein hübsches und intelligentes junges Mädchen ist. In jeder Minute, die man den Roman weiterliest, hofft man, dass sich doch noch eine auf Beiderseitigkeit gestützte Liebesbeziehung ergibt, was - wie ich glaube - von Stefan Zweig beabsichtigt ist. In den Verfilmungen kommt dieses "Knistern" zwischen den beiden Protagonisten natürlich noch wesentlich deutlicher zum Ausdruck.

Doch zurück zur oben genannten Textstelle. Leider besitzt der junge Leutnant Hofmiller nur ein geringes Selbstwertgefühl. Dieses steigert sich dadurch, dass er dem Mädchen falsche Hoffnungen in Bezug auf die Gegenliebe macht. Dass er sich letztlich auch verlieben würde, damit rechnet er nicht und das realisiert er auch bis zum Ende nicht. Der Leutnant macht ihr wie im Artikel beschrieben auch Hoffnung auf baldige Genesung. Tatsächlich findet sich im Roman eine Stelle, wo es das gelähmte Mädchen schafft ein paar Schritte zu gehen, bevor sie dann zusammenbricht. Für mich nicht ganz nachvollziehbar ist hier, warum Stefan Zweig so deutlich betont, dass dieser Erfolg absolut einmalig war.Nach heutigem Stand der Wissenschaft dürfte das doch der klare Beweis dafür sein, dass das Mädchen auf Teilgenesung hoffen kann.

Darüber hinaus fand ich eine weitere Textstelle, die ebenfalls darauf hinweist, dass sich der Leutnant verliebt hat. Auf Seite 399 steht: Mir selbst wurde zum ersten Mal bange, das Mädchen zu verlassen; wie ein Liebender verzögerte ich den Abschied von ihr, die mich liebte. Wie gut wäre es, dachte ich, noch an ihrem Bette zu sitzen,..

Bezüglich der zitierten Textabschnitte möchte ich darauf hinweisen, dass der Roman in der Ich-Erzählperspektive geschrieben ist, das heißt der Erzähler (Stefan Zweig) ist in der ersten Person der Grammatik (ich) in der Erzählung anwesend, er lässt den Leutnant erzählen.

Wirklich zentrale Bedeutung im Roman hat das Mitleid, was ganz besonders wie folgt zum Ausdruck kommt: Es gibt eben zweierlei Mitleid. Das eine, das schwachmütige und sentimentale, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist, sich möglichst schnell freizumachen von der peinlichen Ergriffenheit vor einem fremden Unglück, jenes Mitleid, das gar nicht Mit-leiden ist, sondern nur instinktive Abwehr eines fremden Leidens von der eigenen Seele. Und das andere, das einzig zählt - das unsentimentale, aber schöpferische Mitleid, das weiß was es will, und entschlossen ist, geduldig und mitduldend alles durchzustehen bis zum Letzten seiner Kraft und noch über dies Letzte hinaus.

Dies alles spiegelt im Wesentlichen nur meine subjektive Meinung wieder. Möglicherweise ist der eine oder andere Leser im Besitz weiterführender Quellen oder Kommentare, um dem einzigen Roman Stefan Zweigs, Ungeduld des Herzens ein würdiges Andenken zu setzen.

--Die Verliebte 19:37, 24. Okt. 2008 (CEST)Beantworten

+ Schaubuehne Berlin[Quelltext bearbeiten]

Siehe hier:-

http://blog.barbican.org.uk/2017/01/livestream-complicite-schaubuhne-berlins-beware-of-pity/ (nicht signierter Beitrag von 95.150.63.49 (Diskussion) 12:11, 25. Feb. 2017 (CET))Beantworten