Diskussion:Wigand Gerstenberg

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Hallo Archimboldo, Du hast völlig Recht, im jetzigen Zustand meine Ergänzungen zum familiären Hintergrund des Wigand Gerstenberg zurückzunehmen, da ich keinen Beleg angegeben hatte. Das war eine Spontanergänzung. Zur Familie des Wigand aber: Hans Becker: Geschichte der Stadt Frankenberg an der Eder von den Anfängen bis zur Reformation. Frankenberg (Eder) 1986, S. 11.

Es ist keine Familie Gerstenberg in der doch schon recht gut quellenmäßig erschlossenen Zeit bekannt. Anders ist dies aber mit der Familie Bodenbender im Raum Frankenberg, Marburg und Biedenkopf, deren Angehörige aber um 1500 verschiedene Familiennamen annehmen, so Stipp, Walther, Christiani. Es ist sogar ihr Wappen bekannt, zwei überkreuzte Hämmer (Böttcherwerkzeuge), so bei Hiltwin Bodenbender, genannt Walther, aus Biedenkopf, Professor für Theologie in Erfurt, gest 1520, Grabplatte in der Biedenkopfer Kirche. Sein Neffe Gerlach Walther war der erste evangelische Pfarrer in Biedenkopf. Außerdem gab es einen Lesemeister (geistlichen Lehrer) Bodenbender in Marburg im 15.Jh.

In Frankenberg selbst ist 1492 und 1503 (Klosterarchiv Georgenberg vor Frankenberg, Nr. 680) Heinrich Bodenbender Bürgermeister, Becker vermutet in ihm den Vater Wigands, es kann auch ein Onkel sein. Da Frankenberg wie auch die anderen kl. Städte der Gegend eine Schöffenverfassung hatte und Bürgermeister stets aus dem ziemlich abgeschlossenen Kreis der Schöffenfamilien stammten, kann man so schon die Familie Bodenbender charakterisieren. Eine ähnliche soziale bzw. ständische Stellung ist auch für sie in Biedenkopf nachweisbar (Oswald Walther (= Bodenbender), Bürgermeister um 1550). In Frankenberg ist zuerst 1420 ein Henne Bodenbender nachweisbar (Kloster Wiesenfeld Nr. 1112). Während sich die Ursprungsfamilie Bodenbender in Biedenkopf später nur noch Walther nannte, nach Walther Bodenbender, der um 1450 lebte, nahmen in Frankenberg Teile der Familie den Namen Stipp an (Ludwig Stipp/Bodenbender/Doleatoris, Magister mit Luther, oder Konrad Stipp/Bodenbender, 1541 Schulmeister in Frankenberg (Hütteroth, althess. Pfarrer). Ich glaube, mit diesen (veröffentlichten) Hinweisen ist die familiäre, soziale und vor allem auch bildungsmäßige Einordnung des Wigand nur geringen Zweifeln ausgesetzt.

Weitere Nennungen von Bodenbenders gibt es aus dem Ebsdorfer Grund östlich von Marburg, dort z.B. auch Zentgraf im 15. Jh., aber auch noch Unfreie, 1396 Heinrich Bodenbender Vikar zu Amöneburg (Kloster Hachborn Nr. 917),1398 dann Offizial dort). Wennn ich also eine Hypothese über den Ursprung der Familie Bodenbender im Marburger Raum abgeben sollte (und das ist wirklich nur eine Vermutung), so würde ich trotz des scheinbaren Handwerksbezuges auf eine Familie der Ministerialität tippen mit einem ländlichen Zentrum östlich von Marburg, die zu Teilen im 14. Jahrhundert, wie so viele andere ihres Standes, den Sprung in den exklusiven Kreis der städtischen Schöffenfamilien geschafft hat und einem merklichen Teil ihrer Mitglieder eine gehobene Bildung und so kirchliche Ämter zukommen ließ. Der Chronist Wigand kommt also nicht aus dem Nichts.

Wichtig finde ich auch die Altaraufträge des Wigand an Ludwig Juppe, Jahre vor dessen Beauftragung durch den deutschen Orden in Marburg. Auch da zeigt sich geistige Horizont des Wigand und wahrscheinlich eben auch seiner Familie (denn daher wird in Wirklichkeit das Geld gekommen sein, Altarist war in der Regel nicht so einträglich).

Ich möchte mit meinen Ergänzungen dem Wigand seinen sozialen Hintergrund zurückgeben, der mit der unglückseligen Namensgebung Gerstenberg völlig verloren gegangen ist. Der Hinweis, er wurde Bodenbender genannt, mag logisch richtig sein, führt aber in eine falsche Richtung, da so damals in der Regel Namen aus der Familie der Ehefrau geführt wurden, und Wigand ja wohl nicht verheiratet war. Das Buch von 2007 habe ich noch nicht gesehen, vielleicht ergibt sich da ja Neues. Ich möchte Dich also bitten, meine kleinen Ergänzungen wieder freizuschalten. Dr. Stephan Hoppe 09:19, 7. Jun. 2008 (CEST)[Beantworten]

Hallo und vielen Dank für die ausführliche Begründung. Ich habe den Text wieder eingefügt und die neue Version als gesichtet freigegeben. Zum der Stadtgeschichte von Hans Becker habe ich momentan keine Zugriff. So lange keine Dokumente zu Wigand selbst existieren, die seine Herkunft aus dieser Familie beweisen, bin ich (bei aller Plausibilität) aber dafür, dies noch (habe zwischendrin ein "wohl" eingefügt) im Artikel entsprechend zu kennzeichnen. Es würde mich freuen, wenn Du den Gerstenberg-Artikel auch noch weiter in Augenschein und gegebenenfalls ergänzen könntest, denn der Artikel ist im wesentlichen mein dilettantischer Zusammenschrieb aus dem Diemar-Artikel von 1908. Gruß, -- Arcimboldo 11:49, 7. Jun. 2008 (CEST)[Beantworten]
Sollte ich dazu Zeit finden, mache ich mich gerne einmal ausführlicher an den Artikel. Zur Zeit steigt wieder das wissenschaftliche Interesse an den Chronisten des 15. Jhs. Dr. Stephan Hoppe 00:10, 9. Jun. 2008 (CEST)[Beantworten]