Don Gaston oder Spiegel wahrer Freundschaft

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Daten
Titel: Don Gaston oder Spiegel wahrer Freundschaft
Originaltitel: Don Gastone di Moncada
Gattung: Schauspiel
Originalsprache: Italienisch
Autor: Giacinto Andrea Cicognini
Erscheinungsjahr: 1658
Uraufführung: 1641
Ort der Uraufführung: Florenz
Personen
  • König Pedro von Arragonien
  • Königin
  • Odoardo, Kavalier und Kammerherr
  • Tiberio, Kavalier und Kammerherr
  • Don Gaston de Moncada, Herzog von Villareal
  • Donna Violanta, seine Gemahlin
  • Celio, ihr Sohn
  • Rosetta, eine Dame der Violanta
  • Don Meriches
  • Parasacco, ein lustiger Rat des Königs
  • Scapin, Diener des Don Gaston
  • Page, Jäger, Soldaten

Don Gaston oder Spiegel wahrer Freundschaft (Originaltitel: Don Gastone di Moncada) ist ein dreiaktiges Schauspiel in Prosa von Giacinto Andrea Cicognini. Uraufgeführt wurde das italienische Original 1641 durch eine Berufstruppe im Teatro di Baldracca in Florenz.[1]

Vorlagen und Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste Fassung ist unter dem Titel Il gran traditore con la più constante tra le maritate in Cicogninis Handschrift überliefert und steht im Zusammenhang mit einer Aufführung der Florentiner Akademie der Instancabili im Jahr 1642.[2] Cicogninis Werk verarbeitete im Don Gaston auch spanische Dramen, beispielsweise von Pedro Calderón de la Barca (Gustos y disgustos son no más que imaginación), Lope de Vega (La corona merecida) und Tirso de Molina (Cómo han de ser los amigos).[3] Ein postumer venezianischer Druck aus dem Jahr 1658 gibt auf dem Titelblatt an, es handle sich um ein „szenisches und moralisches“ Werk.[4] Die melodramatische Mischung schauerlicher, sentimentaler und komischer Szenen, die letztlich die eheliche und freundschaftliche Treue als höchsten Wert postulieren, hat dem Stück im deutschsprachigen Raum ab 1659 eine rund hundert Jahre währende Aufführungsgeschichte beschert.[5] Von dem häufig, jedoch unter wechselnden Titeln gespielten Wandertruppenstück ist das Spieltextmanuskript Spiegel wahrer Freundschaft erhalten geblieben, das die Badische Landesbibliothek Karlsruhe aufbewahrt.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herzog Don Gaston lebt zusammen mit seiner Ehefrau Donna Violanta, dem Sohn sowie Bediensteten zufrieden auf einem ländlichen Anwesen. Doch eines Tages durchstreift der als Tyrann und Schürzenjäger verschriene König von Arragonien auf einer Jagd dieses Territorium und erblickt dabei Donna Violanta, die er sofort begehrt. Weil sein Unterhändler in Liebessachen mit einer Ohrfeige statt mit der Verabredung eines Schäferstündchens zurückkehrt, greift er zu anderen Mitteln. Er zwingt Don Gaston und seine Familie bei Hof zu leben, während er gleichzeitig mit Don Meriches den Freund des Don Gaston mit einem Hofamt bedenkt. Don Meriches gerät nun in einen Gewissenskonflikt, denn der König benutzt ihn als Werkzeug seiner Übeltaten. So muss er seinen Freund des Landes verweisen, der immer noch standhaften Violanta die Ermordung des fünfjährigen Sohnes androhen und dessen Herz und Blut dem verzweifelten Ehepaar als letztes gemeinsames Mahl servieren. Doch er gewinnt die Königin für die entscheidende Intrige, indem er diese, verkleidet als Violanta, dem König zuführt. Als der König den Betrug bemerkt, wehrt sich die Königin mit einer Moralpredigt, die Wirkung zeigt. Don Pedro zeigt sich geläutert; und dass Don Meriches letztlich seinem Freund Don Gaston gegenüber Treue hat walten lassen, wird für alle offenkundig. Auch der vermeintlich von ihm ermordete Sohn lebt noch.

Besondere Aufführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sigmund von Birken erwähnt in seinem Tagebuch, dass er dieses Stück 1667 in Nürnberg gesehen hat.[6] Im Tagebuch von Herzog Ferdinand Albrecht I. zu Braunschweig und Lüneburg hat hingegen eine Aufführung im Schloss Bevern durch die Truppe von Johannes Velten am 12. Oktober 1680 Erwähnung gefunden. Neben der Besetzung ist hier zu erfahren, dass der Kurfürst Karl I. Ludwig (Pfalz) über die Aufführung dieses Stückes schockiert gewesen sei, weil er sich einbildete, dass eine seiner morganatischen Ehen damit auf die Bühne gebracht worden wäre.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giacinto Andrea Cicognini: Il Don Gastone di Moncada. Opera scenica, e morale del Dottor G. A. Cicognini. Per Nicolò Pezzana, Venezia 1658.
  • Diego Símini: Il corpus teatrale di Giacinto Andrea Cicognini. Opere autentiche, apocrife e di dubbia attribuzione. (Studi & testi. Collana del Dipartimento di Lingue e letterature straniere dell’Università del Salento, 46) Pensa multimedia, Lecce u. a. 2012. ISBN 978-88-8232-951-8
  • Flavia Cancedda; Silvia Castelli: Per una bibliografia di Giacinto Andrea Cicognini. Successo teatrale e fortuna editoriale di un drammaturgo del Seicento. (Secoli d’oro, 24) Alinea, Firenze 2001. ISBN 88-8125-512-X
  • Fausta Antonucci: Spunti tematici e rielaborazione di modelli spagnoli nel Don Gastone di Moncada di Giacinto Andrea Cicognini. In: Maria Grazia Profeti (Hrsg.): Tradurre, riscrivere, mettere in scena. (Commedia aurea spagnola e pubblico italiano, Bd. 2) (Secoli d’oro, Bd. 3) Alinea, Firenze 1996, S. 65–84. ISBN 88-8125-062-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spielhandschrift Spiegel wahrer Freundschaft in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe: Titelaufnahme
  • Don Gaston oder Spiegel wahrer Freundschaft. In: thespis.digital. Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien. 8. August 2016 (Daten zur Aufführungsgeschichte)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nicola Michelassi; Salomé Vuelta García: Il Teatro Spagnolo a Firenze nel Seicento. Alinea, Florenz 2013, ISBN 978-88-6055-786-5, S. 108.
  2. Diego Símini: Il corpus teatrale di Giacinto Andrea Cicognini. Pensa multimedia, Lecce u. a. 2012, ISBN 978-88-8232-951-8, S. 67.
  3. Diego Símini: Il corpus teatrale di Giacinto Andrea Cicognini. Pensa multimedia, Lecce u. a. 2012, ISBN 978-88-8232-951-8, S. 68.
  4. Giacinto Andrea Cicognini: Il Don Gastone di Moncada. Opera scenica, e morale del Dottor G. A. Cicognini. Per Nicolò Pezzana, Venezia 1658.
  5. Bärbel Rudin: Die Textbibliothek der eggenbergischen Hofkomödianten in Ceský Krumlov/Böhmisch Krumau (1676–1691). In: Jill Bepler; Helga Meise (Hrsg.): Sammeln, Lesen, Übersetzen als höfische Praxis der Frühen Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06399-9, S. 86–90.
  6. Bärbel Rudin: Die Textbibliothek der eggenbergischen Hofkomödianten in Ceský Krumlov/Böhmisch Krumau (1676–1691). In: Jill Bepler; Helga Meise (Hrsg.): Sammeln, Lesen, Übersetzen als höfische Praxis der Frühen Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06399-9, S. 89.
  7. Paul Zimmermann: Herzog Ferdinand Albrechts I. zu Braunschweig und Lüneburg theatralische Aufführungen im Schlosse zu Bevern. In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig. Band 3, 1904, S. 146.