Eisagoge tou nomou

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Eisagogē tou nomou (altgriechisch Εἰσαγωγὴ τοῦ νόμου ‚Einführung in das Gesetz‘, früher fälschlich Epanagogē) ist ein mittelbyzantinisches Gesetzbuch.

Die Eisagogē ist ein in 40 Titel gegliedertes Gesetzbuch der byzantinischen Kaiser Basileios I., Leon VI. und Alexandros, das vermutlich am 15. Mai 886 promulgiert wurde.[1] Der Spiritus rector der Ausarbeitung war, wie erstmals Joachim Scharf nachwies[2], der Patriarch Photios, der insbesondere das theologische Prooimion und die berühmten Titel 2 und 3 über den Kaiser und den Patriarchen (Zwei-Gewalten-Lehre) verfasste.

Zweck der Eisagogē war es, in das umfassende Gesetzgebungswerk der (später so genannten) Basiliken einzuführen und die Eklogē tōn nomōn der „isaurischen“ Kaiser Leon III. und Konstantinos V. zu ersetzen. Wichtigste Quelle des nahezu alle Rechtsgebiete umfassenden Werkes ist das Corpus iuris civilis, dessen Bestimmungen allerdings des Öfteren abgeändert beziehungsweise verfälscht wurden;[3] im strafrechtlichen Teil diente auch die Eklogē tōn nomōn als Vorlage.

Die Eisagogē wurde bereits kurz nach ihrer Promulgation abrogiert und durch die Institutionen-Paraphrase des Theophilos (Antecessor) ersetzt, bis zwei Jahrzehnte später der Procheiros nomos an ihre Stelle trat. Trotzdem fanden viele ihrer Bestimmungen auch in andere Rechtsbücher, etwa die Eisagogē cum Prochiro composita, die Eisagogē aucta und das Syntagma kata stoicheion des Matthaios Blastares Eingang. Zu dem in nur wenigen Handschriften überlieferten Gesetzbuch haben sich umfangreiche, den Text bisweilen kritisch kommentierende Scholien erhalten.

  • Karl Eduard Zachariae von Lingenthal: Collectio librorum juris Graeco-Romani ineditorum: Ecloga Leonis et Constantini, Epanagoge Basilii, Leonis et Alexandri. Leipzig 1852, S. 53–235 (Ndr. in: I. Zepos, P. Zepos: Jus Graecoromanum. Athen 1931 [Ndr. Aalen 1962], II S. 229–368 und S. 410–427; Edition des ganzen Textes mit Einleitung und Indices).
  • Andreas Schminck: Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern. Frankfurt am Main 1986, S. 1–15, 63–86 u.ö. (149) (Edition und deutsche Übersetzung des Prooimions mit Kommentar zum ganzen Text).
  • P. E. Pieler: Νομικὴ φιλολογία. In: H. Hunger: Βυζαντινὴ λογοτεχνία (Ἡ λόγια κοσμικὴ γραμματεία τῶν Βυζαντινῶν). Athen 1994, S. 335–340 u.ö. (445).
  • T. E. van Bochove: To Date and Not To Date. On the Date and Status of Byzantine Law Books. Groningen 1996 (Kommentar); dazu A. Schminck, In: Jahrbuch der österreichischen Byzantinistik. Band 48, 1998, S. 350–354.
  • W. J. Aerts, Th. E. van Bochove, M. A. Harder, A. Hilhorst, J. H. A. Lokin, R. Meijering, S. L. Radt, J. Roldanus, B. H. Stolte, N. van der Wal, In: Subseciva Groningana. Band VII, 2001, S. 91–155 (englische Übersetzung des Prooimions mit Kommentar).
  • J. Signes Codoñer, F. J. Andrés Santos: La Introducción al derecho (Eisagoge) del patriarca Focio. Madrid 2007 (spanische Übersetzung des ganzen Textes mit Einleitung, Kommentar und Indices).
  • S. N. Troianos: Οι πηγές του βυζαντινού δικαίου. 3. Auflage. Komotini, Athen 2011, S. 240–251 u.ö. (470)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. A. Schminck, in: Fontes minores XI (2005) 264 Anm. 91.
  2. J. Scharf, in: Byzantinische Zeitschrift 49 (1956) 385–400, und Byzantinische Zeitschrift 52 (1959) 68–81.
  3. A. Schminck, in: D. Simon (Hrsg.): Eherecht und Familiengut in Antike und Mittelalter. München 1992, S. 43–59.