„Eulen nach Athen tragen“ – Versionsunterschied

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Version vom 20. März 2012, 10:34 Uhr

Eule auf der Akropolis in Athen
Eule auf einer Drachme

Die RedensartEulen nach Athen tragen“ (γλαῦκας εἰς Ἀθῆνας κομίζειν, γλαῦκ' Ἀθῆναζε ἡγείσθαι) steht für eine überflüssige Tätigkeit. Sie geht auf den antiken griechischen Dichter Aristophanes zurück, der den Ausspruch in seiner satirischen Komödie Die Vögel um 400 v. Chr. prägte. Dort wird in Vers 301 eine herbeifliegende Eule mit den folgenden Worten kommentiert:

„Wer hat die Eule nach Athen gebracht?“

Eulen gab es damals als Symbol der Göttin Athene, der Schutzgöttin der Stadt, sehr viele. Die Eule symbolisierte die Klugheit, vor allem, da sie auch im Dunkeln sehen kann. Wie die athenischen Abbildungen zeigen, ist es eine bestimmte Eulenart, der Steinkauz (Athene noctua). Wolfgang Hildesheimer hat daraus die ironische Erzählung „Ich trage eine Eule nach Athen“ entwickelt, in der es sich tatsächlich um einen Steinkauz handelt.[1]

Es ist also möglich, die Worte als Hinweis auf die unsinnige Tätigkeit zu deuten, Weisheit in die Stadt zu bringen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich auf die Münzen bezog, auf denen das Tier prangte. Aristophanes bezeichnete es als überflüssig, ins reiche Athen Silbermünzen (mit der Eule) zu schicken. In Vers 1106 schreibt er dazu etwa: „An Eulen wird es nie mangeln.“

Die römische Geschichtsschreibung übernahm das Sprichwort als „ululas Athenas“. Im Laufe der Zeit haben sich viele weitere Sprichwörter auf der Basis dieses Ausspruchs gebildet. So waren bereits im antiken Griechenland „Fische zum Hellespont bringen“ oder „Krokodile nach Ägypten bringen“ bekannt. Modernere Varianten lauten etwa „Bier nach München bringen“, „Kohlen nach Newcastle tragen“ (vom englischen: „carry coals to Newcastle“), „den Bäckerskindern Stullen geben“ oder „mit dem eigenen Samowar nach Tula fahren“ (russisches Sprichwort: in Stadt Tula werden die als Samoware bezeichneten Teekocher gefertigt). Ähnlich ist das lateinische „ligna in silvam (ferre)“ „Holz in den Wald tragen“ (Horaz, Satiren I, 10, 34).[2]

Weiterhin existieren viele besonders regional und lokal bekannte Abwandlungen, zum Beispiel aus dem Norddeutschen „Torf ins Moor tragen“, dem fränkischen "Wasser in die Pegnitz schütten" oder aus dem Moselfränkischen „Schnecken nach Metz treiben“.[3]

Literatur

  • Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Verlag Herder, Freiburg 1994

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Hildesheimer: Lieblose Legenden, Diogenes, Zürich 1952; Suhrkamp, Frankfurt 1962, 1983.
  2. vgl. Des Quintus Horacius Flaccus Satiren, erklärt von L. F. Heindorf, Breslau 1815, S. 215
  3. vgl. Saarpfalz, Blätter für Geschichte und Volkskunde. 1993., Heft 36, Seite 43
Wiktionary: Eulen nach Athen tragen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen