Fahrt (Bergbau)

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Typische hölzerne Fahrt in einem Bergwerk.

Als Fahrt bezeichnet der Bergmann alle unter Tage eingesetzten Leitern. Er entstammt der Bergmannssprache und geht auf das Verb fahren (ahd. faran) zurück, das in seiner ursprünglichen Bedeutung jede Art der Fortbewegung bezeichnete.[1] Landschaftlich ist auch die Bezeichnung Fahrte gebräuchlich.

Fahrten, sind starke Leitern, mit breiten Sprossen, welche in und außer der Grube gebrauchet werden, darauf auf- und abzufahren. Eine ganze Fahrt ist 12. Ellen (6,87 m) lang,[2] hat 24. Sprossen, eine halbe ist 6. Ellen lang, und hat 12. Sprossen. lateinisch Scalae minerariae. Machina scansoria. Agricola französisch les echelles des puits. Gradins[3]

Fahrten dienten auch als Vertikallängenmaß.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steigbaum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A: Ein Bergmann, der auf der Fahrt einfährt
Steigbaum, schematisch

Der Vorläufer der Fahrt war der Steigbaum (Einbaum), der teilweise sogar noch bis ins 20. Jahrhundert verwendet wurde. Steigbäume werden als besonders unempfindlich gegenüber Sprengeinwirkungen bezeichnet und darum für die Verwendung in Abbauen und Schachtteufen empfohlen.[4] Steigbäume wurden bereits in den Feuersteinbergwerken der Steinzeit verwendet.[5]

Steigbrett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steigbrett von 1475

Vereinzelt wurden im Mittelalter auch Steigbretter eingesetzt, das im Vergleich zum Steigbaum geringere Gewicht ermöglichte einen leichteren Transport. Ein Steigbrett besteht aus einem wenige Meter langen Holzbrett mit Aussparungen für das Setzen der Füße.[6]

Fahrten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrten selbst sind mindestens seit dem Mittelalter bekannt, Georgius Agricola spricht in seinem Hauptwerk De re metallica libri XII davon, dass „der Sohn Gottes…die rechte Fahrt“ [ist], und setzt die Kenntnis des Begriffes voraus.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrten werden als „starke Leitern“ beschrieben,[7] die aus den beiden Fahrtschenkeln und den Sprossen bestehen. Treptow schreibt, dass die Fahrtschenkel aus halben Stangen, also Halbrundhölzern gefertigt werden und man zu den Sprossen zweckmäßigerweise Hartholz verwendet. Moderne hölzerne Fahrten sind demgegenüber vollständig aus Nadelhölzern gefertigt und die Fahrtschenkel weisen meist ein Rechteckprofil auf. Auch die Abbildung des fahrenden Bergmannes aus Agricola zeigt Fahrtschenkel mit rechteckigem Querschnitt.

Neben hölzernen Fahrten werden im Bergbau, vor allem in Schächten, auch eiserne Fahrten eingesetzt sowie zunehmend Aluminiumleitern bei nicht ortsfestem Gebrauch. Diese weichen im Aufbau nicht von über Tage üblichen Leiterkonstruktionen ab.

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrten werden im Bergbau zum Überwinden von Höhenunterschieden eingesetzt. Am häufigsten werden sie in Schächte und Überhauen eingebaut, damit die Bergleute auf ihnen ein- und ausfahren können. Bis zur flächendeckenden Einführung der Seilfahrt etwa ab dem Ende des 19. Jahrhunderts war dies die Hauptverwendung der Fahrten; heute dienen die Schachtfahrten nur noch als Fluchtweg im Notfall oder sind, wenn mehrere unabhängig voneinander funktionierende Seilfahrtseinrichtungen existieren, besonders bei sehr tiefen Schächten, nicht vorhanden. Das Segment der Schachtscheibe, in dem sich die Fahrten befinden, nennt man Fahrtrum.

In tonnlägigen Schächten werden die Fahrten auf die liegenden Einstriche genagelt und folgen zwangsläufig dem Einfallen des Schachtes.

In seigeren Schächten wurden die Fahrten früher ebenfalls seiger am Schachtausbau befestigt, d. h. senkrecht übereinander. Dies ist für die Bergleute sehr anstrengend und wird daher nur noch in Ausnahmefällen und bei sehr kurzen Schächten angewendet. Der Regelfall ist heute der Einbau in einem Winkel von etwa 75° zur Waagrechten und eine Ruhebühne aller 4 oder 5 Fahrten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Niederist: Grundzüge der Bergbaukunde. für den praktischen Unterricht und Gebrauch bearbeitet. Credner, Prag 1863, Die Fahrung, S. 124–126 (Digitalisat [abgerufen am 17. März 2016]).
  • Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871, S. 600.
  • anonym: Bergmännisches Wörterbuch. darinnen die deutschen Benennungen und Redensarten und zugleich die in Schriftstellern befindlichen lateinischen und französischen angezeiget werden. Hrsg.: Johann Christoph Stößel. Chemnitz 1778, S. 634.
  • Emil Stöhr: Grundzüge der Bergbaukunde einschließlich der Aufbereitung. Hrsg.: E. Treptow. 2. Auflage. Spielhagen & Schurich, Wien 1892, Kap. 11, S. 381.
  • Georg Agricola: De Re Metallica Libri XII. Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. unveränderter Nachdruck der Erstausgabe des VDI-Verlags 1928 Auflage. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-097-8 (Latein).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfgang Pfeifer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 7. Auflage. Akademie, Berlin 2012, ISBN 978-3-941960-03-9 (dwds.de).
  2. M. Schmidt: Über die Entwickelung der Markscheidekunst und die Ausbildung der Markscheider in Sachsen. II. Das Berglachter. In: C. Menzel (Hrsg.): Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen. auf das Jahr 1889. Craz&Gerlach, Freiber 1890, S. 4 (Digitalisat [PDF; abgerufen am 17. März 2016]): „Endlich ließ die Messung mehrerer alter, beim Stadtrath zu Freiberg aufbewahrter Exemplare der alten Freiberger Elle auf eine mittlere Länge derselben von 0,5728 m schließen…“ Digitalisat (Memento des Originals vom 9. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tu-freiberg.de
  3. Johann Christoph Stößel (Hrsg.): Bergmännisches Wörterbuch, darinnen die deutschen Benennungen und Redensarten und zugleich die in Schriftstellern befindlichen lateinischen und französischen angezeiget werden. Chemnitz 1778, S. 168, (Digitalisat)
  4. Emil Treptow: Grundzüge der Bergbaukunde. einschließlich der Aufbereitung und Brikettieren. sechste, vermehrte und vollständig umgearbeitete Auflage. 1. Band. Julius Springer, Wien 1925, VII. Kapitel, S. 469.
  5. Helmut Wilsdorf: Kulturgeschichte des Bergbaus. Ein illustrierter Streifzug durch Zeiten und Kontinente. Verlag Glückauf, Essen 1987, ISBN 3-7739-0476-2, S. 15 (Widerlager eines Steigbaums im Feuersteinbergwerk Hov/Dänemark, Schacht II.).
  6. Ludwig H. Hildebrandt: Ein spätmittelalterliches Steigbrett aus der Grube Kohlbach in Hohensachsen, Stadt Weinheim, Rhein-Neckar-Kreis (= Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2004). 1. Auflage. Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1957-5, S. 273–275.
  7. Emil Treptow: Grundzüge der Bergbaukunde. einschließlich der Aufbereitung und Brikettieren. sechste, vermehrte und vollständig umgearbeitete Auflage. 1. Band. Julius Springer, Wien 1925, VII. Kapitel, S. 470.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]