Feuerkugelnetz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kamera des Feuerkugelnetzes bei Daun in der Eifel. Sie ist am Dreibein montiert und auf die spiegelnde Halbkugel darunter gerichtet, um – ähnlich einem Fischauge – einen großen Winkel zu überblicken.
Kameraturm der Meteorstation Martinsberg des Österr. Astrovereins in Niederösterreich

Das Europäische Feuerkugelnetz dient der Beobachtung und Aufzeichnung von hellen Meteoren, so genannten Feuerkugeln (auch Boliden genannt). Es besteht aus 34 Fischaugenkameras, hauptsächlich in Tschechien, Deutschland und Österreich, die zum Nachthimmel gerichtet sind.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der Meteorit Přibram 1959 als weltweit erster Meteorit mithilfe von Kameraaufzeichnungen aufgefunden worden war, begann die Sternwarte Ondřejov 1963 ein Netzwerk von Kameras aufzubauen um den Nachthimmel zu beobachten. 1968 wurde es nach Deutschland erweitert.[1] Später folgten Standorte in weiteren mitteleuropäischen Ländern. Das Feuerkugelnetz wird von der Sternwarte Ondřejov und dem Institut für Planetenforschung des DLR betrieben. Technischer Leiter und Koordinator des Netzwerkes ist seit 1995 der Physiker und Astronom Dieter Heinlein.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Meteorkameras sind in einem Abstand von etwa 100 Kilometern aufgestellt und decken eine Fläche von circa einer Million Quadratkilometern ab. Fast jede Kamera erfasst dabei den gesamten für sie sichtbaren Teil des Himmels, da über einen gewölbten Spiegel fotografiert wird. Kameras auf tschechischer Seite sind hingegen mit sogenannten Fischaugenobjektiven ausgestattet und gegen den Zenit gerichtet.

Jede Nacht erstellt jede Kamera eine Himmelsaufnahme mit langer Belichtungszeit. Vor den Kameras befindet sich jeweils eine zusätzliche, mit 12,5 Hz rotierende Blende, die es ermöglicht, helle, sich schnell bewegende Objekte wie Meteore als unterbrochene Leuchtspur auf Film festzuhalten. Anhand dieser festgehaltenen Bewegung kann anschließend auf die Leuchtdauer und die Geschwindigkeit der Feuerkugel geschlossen werden.

Wird ein Meteor von mindestens zwei Stationen gleichzeitig aufgezeichnet, kann seine exakte Flugbahn in der Erdatmosphäre durch Triangulation dreidimensional ermittelt werden. Wichtig ist dies vor allem zum Auffinden von nicht verglühten Meteoritenfragmenten, wie es z. B. im Jahr 2002 beim Meteoriten Neuschwanstein der Fall war.

Das Europäische Feuerkugelnetz registriert im Jahr durchschnittlich 50 Meteore mit einer scheinbaren Helligkeit (Magnitude) heller als m = -6.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Europäische Feuerkugelnetz besteht aus Kamerastationen in Deutschland und Tschechien, sowie einigen Stationen in Österreich, Slowakei, Belgien, Luxemburg, Schweiz und Frankreich.

Feuerkugelnetz (Mitteleuropa)
Feuerkugelnetz (Mitteleuropa)
Růžová
Churáňov
Svratouch
Přimda
Veselí nad Moravau
Lysá Hora
Pec pod Sněžkou
Ondřejov
Téiteng
Öhringen
Streitheim
Liebenhof
Suhl
Hagen
Daun
Benterode
Osenbach
Tuifstädt
Seckenhausen
Gernsbach
Wendelstein
Kalldorf
Gahberg
Martinsberg
Standorte von Kamerastationen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Europäisches Feuerkugelnetz (archivierte Version von 2020) – beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
  • Hermann Mucke: Eine vollautomatische Meteorkamera-Station für Österreich. In: Sternenbote. Astronomisches Büro, archiviert vom Original am 1. Februar 2017; abgerufen am 17. November 2019.
  • Meteor Kamera (Memento vom 27. September 2022 im Internet Archive), Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut
  • Feuerkugeln. Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut, abgerufen am 13. Februar 2023.
  • Meteorkamera. Waldviertler Sternwarte Orion, abgerufen am 17. November 2019.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oberst, J. et al.: The "European Fireball Network": Current status and future prospects, in: Meteoritics & Planetary Science 33 (1), S. 49. online