Franziskanerkirche (Überlingen)

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Die Franziskanerkirche zur unbefleckten Empfängnis ist eine gotische barockisierte ehemalige Klosterkirche des Franziskanerkonvents Überlingen. Sie verfügt wie viele anderen Franziskanerkirchen über keinen Kirchturm, sondern nur einen kleinen Dachreiter. Die Kirche befindet sich zwischen der Spitalgasse und der Franziskanerstraße neben dem Franziskanertor in der Altstadt. Nach dem Münster St. Nikolaus ist sie die zweitgrößte Kirche in der Stadt.

Das Hauptportal
Die Franziskanerkirche vom Münsterturm aus gesehen

Geschichte

Die Franziskaner sind seit 1259 in Überlingen nachweisbar, zunächst auf dem Bereich des heutigen städtischen Friedhofes außerhalb der Stadtmauer. Im Jahr 1300 stiftete Elisabeth Gräfin von Königsegg eine Hofstatt an der nördlichen Grenze des inneren Stadtmauerrings zum Bau des Klosters. Acht Jahre später folgte eine weitere Stiftung durch Konrad von Schertweg zum Kirchenbau. 1348 wird die Dreischiffige Basilika durch den Bischof von Konstanz geweiht, im 15. Jahrhundert erweitert und 1519/20 der Chor umgebaut. 1808 wird das Franziskanerkloster säkularisiert, jedoch bis 1820 noch von Überlingern Kapuzinern bewohnt. Danach folgten mehrere Besitzerwechsel zwischen dem badischen Staat und der Stadt Überlingen. Das ehemalige Klostergebäude dient in der folgenden Zeit u. a. als: Volksschule, Kaserne, großherzogliches Amtsgericht und Gefängnis. 1855 erwirbt der Heiliggeist-Spital zu Überlingen das Kloster und wird 1857 vom heutigen Landungsplatz dorthin verlegt. Ein Jahr später tauscht die Stadt mit dem Spital die Franziskanerkirche gegen die Gebäude auf dem Landungsplatz die daraufhin abgerissen werden. Nach dem Neubau eines Krankenhauses auf dem Mühlberg (heute Alten- und Pflegeheim St. Ulrich), Ende der 1880er Jahre, wird das Spital im alten Kloster zum heute noch bestehenden Altenheim St. Franziskus umgewandelt. Die Kirche selber gehört wieder der Stadt Überlingen und wird neben Gottesdiensten auch als Konzertraum genutzt.[1]

Der Chorraum

Die letzte große Innenrenovierung fand von 1975 bis 1977 durch den Restaurator Kneer aus Munderkingen und durch die Überlinger Kunstwerkstätte Mezger statt. Die letzte Außenrenovierung war 1994.

Umbau ab 1752

Nach durchgreifenden Um- bzw. Neubauten des Konventsgebäudes in den Jahren 1700 bis 1712 erfolgte ab 1752 nach Plänen von Johann Michael Beer die Barockisierung der bis dahin hochgotischen Franziskanerkirche. Das Langhaus erhielt einen neuen eingewölbten Dachstuhl und wurde 1753 durch den Konstanzer Hofmaler Franz Ludwig Herrmann, nach einem festen Bildprogramm, dass u. a. eine Scheinkuppel vorsieht, ausgemalt. Ein Stuckateur Namens Bantle übernahm die weiteren Gestaltungsarbeiten. Der Chor wurde ab 1754 umgebaut und dabei etwas vergrößert, die hohen, schmalen gotischen Fenster von ihrem Maßwerk „befreit“ und in kleinere aufgeteilt. Die Ausmalung des Chorraumes übernahm der Franziskanerbruder Sebastian Schilling aus Villingen. Der komplette Umbau von der gotischen zur Barocken Klosterkirche war in der mitte der 1760er Jahre abgeschlossen.

Ausstattung

Über die ursprüngliche Innenausstattung der gotischen Franziskanerkirche ist wenig bekannt. Der 1519/20 entstandene Hauptaltar wird heute im städtischen Museum beherbergt. Lediglich zwei sich noch in der Kirche befindlichen Ausstattungsteile, eine Skulptur Johannes des Täufers aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ein auf 1340/50 datiertes lebensgroßes Kruzifix, zeugen von der ursprünglichen Ausstattung.

Altäre

In der Kirche befinden sich seit dem Umbau von 1752 an sieben Altäre:

  • Der Hauptaltar (von 1754 und 1759), umrahmt von vier Säulen, zeigt als Patronin der Kirche die Unbefleckte Jungfrau Maria die auf einer Weltkugel stehend, einer Schlange den Kopf zertritt. Nahe bei ihr Adam und Eva, über ihr die heilige Dreifaltigkeit und zu ihren Füßen die Eltern Marias, Joachim und Anna. Am Rand des Bildes kniet der Franziskanertheologe Johannes Duns Scotus. Der Hauptaltar stammt von dem Stuckateur und Bildhauer Joseph Anton Feuchtmayer (unter Mitarbeit von Franz Anton Dirr) und dem Maler Gottfried Bernhard Göz. Die beide wenige Jahre zuvor bei der Ausstattung der nicht weit entfernten Wallfahrtskirche Birnau beteiligt waren.
  • Links vom Chorbogen befindet sich der Bonaventura-Altar und rechts des Bogens, der Johann Nepomuk-Altar (beide von 1763).
  • Die beiden Altäre Franziskus und Antonius von Padua (beide von 1764) stehen an den jeweiligen Stirnseiten der beiden Seitenschiffe.
  • Der Sebastiansaltar an der längswand des nördlichen Schiffes ist eine Stiftung der Sebastiansbruderschaft von 1766.
  • Gegenüber auf der südlichen Seite steht der Bäckeraltar als Stiftung der Überlinger Bäckerzunft von 1763.
Die Orgelempore über dem Hauptportal

Alle genannten Nebenaltäre, sowie die Kanzel von 1761, stammen vom Bildhauer und Mitarbeiter Feuchtmayers, Franz Anton Dirr.

Orgel

Die ursprüngliche Orgel, von der nur noch das Gehäuse erhalten ist, wurde 1755 von dem Überlinger Orgelbauer Johann Georg Aichgasser gebaut. Es folgten mehrere Um- und Neubauten. Die heutige Orgel wurde 1958 durch Xaver Mönch fertiggestellt.[2]

I Hauptwerk C–
1. Gedacktpommer 16'
2. Prinzipal 8'
3. Gemshorn 8'
4. Grobgedackt 8'
5. Oktave 4'
6. Rohrflöte 4'
7. Quinte 22/3'
8. Superoktave 2'
9. Mixtur IV-V
10. Trompete 8'
11. Schalmey 4'
II Schwellwerk C–
12. Engprinzipal 8'
13. Holzflöte 8'
14. Weidenpfeife 8'
15. Prinzipal 4'
16. Nachthorn 4'
17. Waldflöte 2'
18. Schwiegel 1'
19. Sesquialter II
20. Scharff IV
21. Oboe 8'
Tremulant
III Brüstungspositiv C–
22. Holzkoppel 8'
23. Koppelflöte 4'
24. Prinzipal 2'
25. Spitzquinte 11/3'
26. Cimbel III
27. Musette 8'
Pedal C–
28. Prinzipal 16'
29. Subbass 16'
30. Zartbass 16'
31. Oktavbass 8'
32. Bassflöte 8'
33. Choralbass 4'
34. Hintersatz V
35. Posaunenbass 16'
36. Singend Cornett 2'

Einzelnachweise

  1. Quelle: Webseite der Münstergemeinde http://www.muenstergemeinde-ueberlingen.de/html/franziskanerkirche.html?t=
  2. Weitere Informationen und Disposition der Orgel auf OrganIndex

Literatur

  • Marion Harder-Merkelbach, Michael Brunner (Hrsg.): 1100 Jahre Kunst und Architektur in Überlingen (850–1950). Begleitbuch zur Ausstellung der Städtischen Galerie Überlingen. ISBN 3-86568-032-1. Imhof Verlag, Petersberg 2005.
  • Ernst Auer: Die Franziskanerkirche in Überlingen, Zur 600-Jahrfeier ihrer Einweihung, 1348-1948. Überlingen, August Feyel 1948.
Commons: Franziskanerkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 46′ 4,8″ N, 9° 9′ 33,9″ O