Gerippte Mulmnadel

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Gerippte Mulmnadel

Gerippte Mulmnadel (Renea veneta)

Systematik
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Architaenioglossa
Überfamilie: Cyclophoroidea
Familie: Mulmnadeln (Aciculidae)
Gattung: Renea
Art: Gerippte Mulmnadel
Wissenschaftlicher Name
Renea veneta
(Pirona, 1865)

Die Gerippte Mulmnadel (Renea veneta), auch Gerippte Nadelschnecke[1][Anmerkung 1] ist eine auf dem Land lebende Schneckenart aus der Familie der Mulmnadeln (Aciculidae) in der Ordnung Architaenioglossa („Alt-Bandzüngler“).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das (adulte) Gehäuse ist 3,7 bis 4,5 mm hoch und 1,3 bis 1,5 mm breit. Es ist sehr schlank, turmförmig bis leicht spindelförmig mit fast gerader Seitenlinie. Es werden 6½ bis 7¼ mäßig bis stark gewölbte Windungen gebildet. Die letzte Windung ist etwas abgeflacht. Der Protokonch und die ersten 1¾ bis 2 Windungen sind glatt, danach setzen feine regelmäßige Rippchen ein; 48 bis 60 Rippchen auf dem vorletzten Umgang, 48 bis 66 Rippchen auf der letzten Windung. Zwischen den Rippchen sind sehr feine, aber deutliche Anwachsstreifen vorhanden. In der Frontalansicht gleicht die Mündung einem verzerrten U mit einem abgeflachten unteren Rand. Der erweiterte Mündungsrand ist innen lippig verdickt und leicht nach außen gebogen. In der Seitenansicht ist der palatale Mündungsrand (Außenrand) mäßig stark nach vorne gekrümmt. Er biegt in der oberen Hälfte zurück und bildet am Ansatz der Mündung an die Gehäusewand der vorigen Windung einen breiten Sinus. Ein ausgesprochener Sinulus (am oberen Rand der Mündung am Kontakt zur Gehäusewand wie z. B. bei Renea paillona) ist nur angedeutet. Unterhalb des angedeuteten Sinulus ist die Palatalwand sehr kurz nach innen gebogen. Die Angularis ist klein, aber deutlich entwickelt. Der schmale Nackenwulst ist nur schwach ausgebildet, er wird zur Basis hin etwas kräftiger bzw. höher. Der Nabel wird durch einen Parietalkallus geschlossen. Das Gehäuse ist bräunlich gefärbt, die Oberfläche stark glänzend.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gerippte Mulmnadel unterscheidet sich durch die charakteristische Skulptur des Gehäuses von allen anderen Renea-Arten (ausgenommen Renea gormonti). Das Gehäuse von Renea gormonti ist stärker zylindrisch mit weniger stark gewölbten Windungen. Die Mündung ist bei R. gormonti kräftig verdickt.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Art weist drei voneinander getrennte Areale auf. Das Nordareal erstreckt sich von den Loferer Steinbergen (Land Salzburg) und ihrer Umgebung über das Berchtesgadener Gebiet (Bayern) bis zum Hallstätter See und dessen Umgebung (Oberösterreich). Das Südostareal von Renea veneta reicht vom Garda-See ostwärts über die italienischen Südalpen bis ins Isonzo-Tal bei Tolmin (Slowenien); es berührt nicht österreichisches Gebiet. Das Südwestareal von Renea veneta in der italienischen Provinz Savona wurde erst von Boato u. a. (1985: 251) erstmals beschrieben.

Die Tiere leben im Gebirge im Geröll und der Laubstreu von Wäldern auf kalkigen Böden.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1865 von Giulio Andrea Pirona als Acicula spectabilis var. veneta nov. var. vorgeschlagen.[2] Bereits de Betta (1870: 1479, 1513) fasste das Taxon als selbständige Art auf, ebenso Paulucci (1883: 5), Pollonera (1889: 51), Westerlund (1890: 89) und Kobelt (1894: 9) (als Acme veneta). Acme pironae Pollonera, 1889 ist ein jüngeres Synonym von Renea veneta Pirona, 1865.

Unterschiede an den Gehäusen zwischen Nordareal und Südareal wurden nicht festgestellt. Die Gerippte Mulmnadel (Renea veneta) und Renea spectabilis kommen an einigen Lokalitäten zusammen vor, ohne dass Zwischenformen (= Hybride) gebildet werden. Dies beweist, dass Renea veneta und Renea spectabilis tatsächlich eigenständige Arten sind und reproduktiv isoliert sind. Das Südwestareal liegt mitten im Verbreitungsgebiet von Renea elegantissima. Auch hier kommen keine Zwischenformen vor, die beiden Arten sind reproduktiv isoliert.

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rote Liste Deutschlands stuft die Art als extrem selten ein.[3] Insgesamt ist die Art nach IUCN nicht gefährdet.[4]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eugenio de Betta: Malacologia Veneta. Catalogo sinottico ed analitico dei molluschi terrestri e fluviatili viventi nelle provincie venete. In: Atti del Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. (3) 15, Venedig 1870, S. 1396–1531.
  • A. Boato, M. Bodon, F. Giusti: Molluschi terrestri e d'acqua dolce deglie Alpi Liguri. In: Lavori della Società Italiana di Biogeografia. 9, [1982], Forli 1985?, S. 237–371.
  • H. D. Boeters, E. Gittenberger, P. Subai: Die Aciculidae (Mollusca, Gastropoda, Prosobranchia). In: Zoologische Verhandelingen. 252, Leiden 1989, S. 209–214.
  • Rosina Fechter, Gerhard Falkner: Weichtiere. (=Steinbachs Naturführer 10). Mosaik-Verlag, München 1990, ISBN 3-570-03414-3, S. 126.
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron, Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Paul Parey, Hamburg/ Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8, S. 84/85.
  • W. Kobelt In: E. A. Rossmässler, Icon. Land- & Süsswasser-Moll. (n. F.) 7 (1–2) 1894, S. 1–40, Taf. 181–190.
  • M. Paulucci: Sul'Acme moutoni, Dupuy e l'Acme veneta, Pirona. In: Bullettino della Società Malacologia Italiana. 9, 1883, S. 5–10.
  • Carlo Pollonera: Note malacologiche. V. Acme Italiane del gruppo delle costulatae. In: Bull. Soc. Malac. Italiana. 14, 1889, S. 50–54, Taf. 2.
  • C. A. Westerlund: Fauna paläarct. Reg. Binnenconch., I. Supplement, 1890, S. 1–179.
  • Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014, ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 31).
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification. (= Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken). Planet Poster Ed., Göttingen 2012, ISBN 978-3-933922-75-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kerney u. a. (1983, S. 73/4)
  2. Giulio Andrea Pirona: Prospetto dei molluschi terrestri e fluviatili finora raccolti nel Friuli. In: Atti del Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. (3) 10 Venedig 1865, S. 675–708.
  3. Margret Binot-Hafke, Sandra Balzer, Nadine Becker, Horst Gruttke, Heiko Haupt, Natalie Hofbauer, Gerhard Ludwig, Günter Matzke-Hajek, Melanie Strauch (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). (=Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3)). Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2012, ISBN 978-3-7843-5231-2.
  4. M. Falkner, T. von Proschwitz, J. Rüetschi: Renea veneta. In: IUCN 2012. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.2. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 11 December 2012.

Online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der deutsche Trivialname Gerippte Mulmnadel ist insofern nicht besonders aussagekräftig, da die Berippung ein typisches Merkmal der Gattung Renea ist, d. h. alle anderen zehn Arten der Gattung sind ebenfalls berippt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]