„Grünes Heupferd“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
KLBot2 (Diskussion | Beiträge)
K Bot: 18 Interwiki-Link(s) nach Wikidata (d:Q261181) migriert
AZ: Die Seite wurde geleert.
Zeile 1: Zeile 1:
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{{Taxobox
| Taxon_Name = Grünes Heupferd
| Taxon_WissName = Tettigonia viridissima
| Taxon_Rang = Art
| Taxon_Autor = ([[Carl von Linné|Linnaeus]], 1758)
| Taxon2_Name = Heupferde
| Taxon2_WissName = Tettigonia
| Taxon2_Rang = Gattung
| Taxon3_WissName = Tettigoniinae
| Taxon3_Rang = Unterfamilie
| Taxon4_WissName = Tettigoniidae
| Taxon4_Rang = Familie
| Taxon5_Name = Laubheuschrecken
| Taxon5_WissName = Tettigonioidea
| Taxon5_Rang = Überfamilie
| Taxon6_Name = Langfühlerschrecken
| Taxon6_WissName = Ensifera
| Taxon6_Rang = Unterordnung
| Bild = heupferd_fg01.jpg
| Bildbeschreibung = Grünes Heupferd (''Tettigonia viridissima''), Weibchen
}}
Das '''Grüne Heupferd''' (''Tettigonia viridissima''), auch '''Großes Heupferd''', '''Großes Grünes Heupferd''', selten auch '''Grüne Laubheuschrecke''' genannt, ist eine der größten in [[Mitteleuropa]] vorkommenden [[Langfühlerschrecken]] aus der [[Familie (Biologie)|Überfamilie]] der [[Laubheuschrecken]] (Tettigonioidea). Die Art gehört zu den häufigsten Laubheuschrecken Mitteleuropas.

== Merkmale ==
[[Datei:Tettigonia viridissima Schneider.jpg|thumb|Grünes Heupferd, Männchen. Zu erkennen sind am linken Flügel die quer verlaufende Schrillleiste und der dahinter angeordnete Spiegel, der links allerdings nicht gut ausgebildet ist.]]
[[Datei:Heuschrecke MG 6232.jpg|thumb|Männchen]]
[[Datei:Tettigonia viridissima Germany 01.jpg|thumb|Einfarbig gelbes Männchen]]
[[Datei:Tettigonia viridissima singing male (Andreas Plank 2011-07-24).ogv|thumb|Stridulierendes Grünes Heupferd]]

Die Tiere haben eine Körperlänge von 28 bis 36 Millimetern (Männchen) bzw. 32 bis 42 Millimetern (Weibchen) und sind damit deutlich größer als die nah verwandte und zum Teil im gleichen Verbreitungsgebiet vorkommende [[Zwitscherschrecke]] (''Tettigonia cantans''). Die Legeröhre ([[Ovipositor]]) der Weibchen erreicht eine Länge von weiteren 23 bis 32 Millimetern. Fast alle Grünen Heupferde sind einfarbig grün, selten treten gelbliche Tiere auf oder solche, bei denen die Beine gelb sind. Die ebenfalls grün gefärbten [[Larve]]n und die [[Imago (Zoologie)|Imagines]] haben auf dem Rücken eine feine braune Längslinie. Der Ovipositor ist ab dem fünften Larvenstadium zu erkennen, die Flügel sind bei beiden Geschlechtern erst ab dem sechsten Stadium als zunächst kleine Ausstülpungen ausgebildet. Voll entwickelt sind sie sehr lang und reichen beim Weibchen bis über die Spitze des Ovipositors. In der Ruhe verdecken die Vorderflügel die Hinterflügel vollständig. Das Grüne Heupferd ist im Vergleich zu anderen Laubheuschrecken ein guter Flieger.

== Vorkommen ==
Die Art ist [[Paläarktische Region|paläarktisch]] verbreitet und kommt in Europa und Asien von der [[Atlantik]]- bis zur [[Pazifik]]küste vor. Im Norden erstreckt sich die Verbreitung bis in den Süden [[England]]s, [[Norwegen]]s, [[Schweden]]s und [[Finnland]]s, im Süden über den gesamten [[Mittelmeerraum]]. Im [[Alpen]]raum besiedelt das Grüne Heupferd vornehmlich Gebiete unter 500 m Meereshöhe, an günstigen Orten erreicht es 1500 m. Darüber kommt die Zwitscherschrecke vor.

Besiedelt werden [[Trockenrasen]], Brachen, sonnige Weg- und Waldränder, ferner Gärten und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Als [[Hemerophil|Kulturfolger]] lebt das Grüne Heupferd auch in menschlichen Siedlungsgebieten und sogar in Zentren von Großstädten, sofern eine geeignete Vegetation vorhanden ist. Intensiv genutzte Felder und Wiesen werden bestenfalls bei hochwüchsiger Vegetation als Singwarten verwendet und ansonsten nicht besiedelt. Bevorzugt werden Habitate, die warm, trocken und windgeschützt sind und eine mindestens 30 cm hohe Vegetation aufweisen, kühle Lebensräume werden gemieden. Die Larven halten sich in der Krautschicht auf, ebenso die frisch geschlüpften Adulten, die später im Jahr Sträucher und Bäume bevorzugen.

== Ernährung ==
Sowohl die Larven als auch die geschlechtsreifen Grünen Heupferde ernähren sich hauptsächlich räuberisch von Insekten und deren Larven und von schwachen und verletzten Artgenossen. Ferner fressen sie an einer Vielzahl von Pflanzen und bevorzugen dabei weiche und krautige Pflanzen.

== Stridulation und Stridulationsorgan ==
Nur die geschlechtsreifen Männchen äußern Gesänge, die sie mit ihren Stridulationsorganen bilden, die sich auf den Vorderflügeln befinden. Bei der Stridulation werden die beiden Vorderflügel gegeneinander bewegt und dabei kaum oder gar nicht angehoben. Den Weibchen fehlen solche Organe.

=== Bau des Stridulationsorgans ===
Bei den Vorderflügeln sind zwei morphologisch unterschiedlich gestaltete Teile zu erkennen. Der große ist der Teil des Vorderflügels, der dem Fliegen dient. Er stellt das Lateralfeld dar. Der andere Teil, der das Dorsalfeld repräsentiert, dient wie bei der [[Feldgrille]] der Stridulation. Im Vergleich zum Lateralfeld ist das Dorsalfeld klein, weshalb die Schall bildenden Strukturen auf einen eng begrenzten Bereich an der Flügelbasis konzentriert sind. Diese Strukturen sind braun gefärbt und heben sich dadurch vom grünen Teil des Flügels ab (Bild).

=== Gesang ===
Der Gesang der Männchen ist ein lautes Schwirren, bei dem jeweils zwei rasch aufeinander folgende Schallimpulse durch ein etwas längeres Intervall voneinander abgesetzt sind.<ref name="Bellmann">[[Heiko Bellmann]]: ''Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen'', Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.</ref> Er ist etwa 50 m, maximal 100 m weit zu hören. Die untere Rufschwelle liegt bei 12–16 °C. In Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur sind die Männchen vom Nachmittag bis etwa 2 Uhr früh aktiv. Sie singen in der Vegetation von mindestens 30 cm hohen Singwarten und auch von Bäumen und Sträuchern.

=== Gehörorgan ===
Männchen und Weibchen besitzen Gehörorgane ([[Tympanalorgan|Tympanalorgane]]), die sich in den Schienen der Vorderbeine befinden. Äußerlich stellt sich jedes Tympanalorgan als zwei längliche, dicht nebeneinander angeordnete Gruben dar. In jeder ist ein Trommelfell ([[Tympanum]]) ausgebildet. Durch die Verlagerung in Höhlen sind die Tympana vor mechanischen Verletzungen geschützt, außerdem wird dadurch das Richtungshören begünstigt. Die Tympana bestehen aus einem äußeren, sehr dünnen Integument und der Wand einer Trachee, die sich von innen an das Integument anlegt. Nach innen folgt der Sinnesapparat, die Hörleiste (Crista acustica), mit 32 Sinneszellen, die als [[Scolopidium|Scolopidien]] in Reihe angeordnet sind. Die Anzahl der Sinneszellen ist artspezifisch und somit bei Männchen und Weibchen gleich.<ref name="Rolf">Rolf Schumacher: ''Beitrag zur Kenntnis des tibialen Tympanalorgans von'' Tettigonia viridissima ''L. (Orthoptera: Tettigoniidae)''. Mikroskopie 29, S.&nbsp;8–19, 1973.</ref>

== Fortpflanzung ==
Die Weibchen legen 200 bis 600 Eier einzeln oder in kleinen Gruppen in den Boden, bevorzugt in Grünland ab. Diese sind 5,3 × 1,5 Millimeter groß und dunkelbraun gefärbt. Die Embryonalentwicklung dauert zwischen 1,5 und maximal fünf Jahren. Wegen der langen Entwicklung ist es wichtig, dass der Boden um die Eier in den darauffolgenden Sommern nicht zu stark austrocknet. Die Eier des Grünen Heupferds sind diesbezüglich weniger empfindlich als die von ''T. cantans''. Die Larven durchleben sieben Stadien bis zur Häutung zum adulten Tier. Sie schlüpfen etwa ab Ende April bis Anfang Mai. Mitte Juli treten die Larven des siebten Stadiums auf, danach bis Ende Oktober/Anfang November die adulten Heupferde.

== Gefährdung und Schutz ==
Das Grüne Heupferd ist in Mitteleuropa weit verbreitet und hier die häufigste Art der Gattung und gilt daher als nicht gefährdet.

== Einzelnachweise ==
<references/>

== Literatur ==
*[[Heiko Bellmann]]: ''Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen'', Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
*Peter Detzel: ''Die Heuschrecken Baden-Württembergs.'' Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
*Rolf Schumacher: ''Beitrag zur Kenntnis des tibialen Tympanalorgans von'' Tettigonia viridissima ''L. (Orthoptera: Tettigoniidae)''. Mikroskopie 29, S.&nbsp;8–19, 1973.
*Anna Alfonsa Stärk: ''Untersuchungen am Lautorgan einiger Grillen- und Laubheuschrecken-Arten, zugleich ein Beitrag zum Rechts-Links-Problem''. Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 77, S. 9–50, 1958.
== Weblinks ==
{{Commons|Tettigonia viridissima|Grünes Heupferd}}
{{wiktionary|Grünes Heupferd}}
*{{FaunaEuropaea|ID=403652|WissName=Tettigonia viridissima|Rang=Art}}
*[http://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Insekten/Heuschrecken/TH-54.html Natur in NRW]

{{DEFAULTSORT:Grunes Heupferd}}
[[Kategorie:Langfühlerschrecken]]

Version vom 6. Mai 2013, 15:25 Uhr