Großmarkthalle (Frankfurt am Main)

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Großmarkthalle, Blick vom Deutschherrnufer

Die Großmarkthalle im Frankfurter Stadtteil Ostend war bis zu ihrer Schließung am 4. Juni 2004 ein gewerblicher Großmarkt, in dem vorwiegend Obst und Gemüse gehandelt wurde.

Geschichte

Der von Martin Elsaesser entworfene, wuchtige Bau am rechten Mainufer, der sich unmittelbar an den Frankfurter Osthafen anschließt, wurde am 25. Oktober 1928 eingeweiht. Mit 220 Metern Länge, 50 Metern Breite und einer Höhe zwischen 17 und 23 Metern der seinerzeit größte Gebäudekomplex der Stadt, bot die Halle auf 13.000 Quadratmetern Platz für rund 130 Verkaufsstände, die in erster Linie Großverbraucher, zum Beispiel aus der Gastronomie sowie gewerbliche Wiederverkäufer bedienten. Des weiteren befanden sich im und um den Bau Büros und Lagerflächen für die Großhändler, Speditionen und Agenturen.

Ab Oktober 1941 verwendeten die Nationalsozialisten die Großmarkthalle als Sammelpunkt für die Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder aus Frankfurt und Umgebung. Die Großmarkthalle spielt daher eine bedeutende Rolle innerhalb der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust. Seit 1997 erinnert eine Gedenktafel[1] daran.

Die Großmarkthalle, die im Frankfurter Volksmund auch „Gemieskerch“ („Gemüsekirche“) genannt wird, steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Die Funktion des Großmarkts für den Großraum Frankfurt übernahm 2004 das neu gebaute Frischezentrum Frankfurt im Stadtteil Kalbach-Riedberg mit insgesamt 128.000 m² Fläche, wovon die Verkaufsfläche 23.000 m² einnimmt.

Großmarkthalle (rechts) mit Deutschherrnbrücke (links)

Neue Nutzung durch die Europäische Zentralbank (EZB)

Zum 1. Januar 2005 wurde das Areal der Großmarkthalle von der Stadt Frankfurt an die Europäische Zentralbank übergeben (nach einer Unterzeichnung des Kaufvertrags im Jahre 2002), die dort ihren zukünftigen Hauptsitz errichten wird.

Die Halle wird erhalten bleiben und die öffentlichsten Funktionen der EZB aufnehmen, mit einem Besucherbereich, einer Mitarbeiterkantine, des Presse- sowie eines Konferenzbereiches. Vor der Halle zum Main hin soll der Skytower, zwei 180 Meter hohe, ineinander verschlungene Hochhäuser, entstehen. Der vom Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au stammende Entwurf soll bis 2011 verwirklicht sein. Im Frühjahr 2007 wird die Stadt Frankfurt am Main in enger Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und der Europäischen Zentralbank einen europaweiten Wettbewerb zur Gestaltung einer Gedenkstätte für die deportierten Juden ausschreiben.

Am 6. November 2006 nahm der Planungsausschuss einen Bericht des Magistrats der Stadt Frankfurt zustimmend zur Kenntnis, der beantragt die sogenannten Annexbauten (Sozialgebäude an den Kopfbauten der Halle) aus dem Denkmalschutz zu entlassen. Den Abriss der sogenannten Annexbauten hat das Landesamt für Denkmalschutz mittlerweile genehmigt. Darüber hinaus wird das westliche Drittel des Hallendaches, das im 2. Weltkrieg zerstört und in den Nachkriegsjahren wieder aufgebaut wurde, durch einen diagonalen Querriegel durchdrungen damit nach den Plänen der Architekten "die neue Funktion nach außen dringt".[2]

Nach Ansicht der Erben von Martin Elsaesser († 1957), dem Architekten der Großmarkthalle, unterliegt die Gestalt der Großmarkthalle dem Änderungsverbot nach dem Urheberrecht und bedarf der Zustimmung der Erben als derzeitigen Rechteinhaber, da das Urheberrecht an der Gestaltung der Halle erst 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers erlischt.[3][4]

Diese Auffassung ist möglicherweise falsch, da inzwischen bekannt wurde, dass zwischen Martin Elsaesser und der Stadt Frankfurt 1932 eine vertragliche Vereinbarung getroffen wurde, wonach Änderungen an der Bausubstanz der Halle zulässig sind.[5]

Baubeschreibung der Halle

Ansicht vom Maintower auf die westlichen Seiten der Halle

Die Großmarkthalle Frankfurt am Main ist ein Hallenbau in Massivbauweise mit einer freien Spannweite von 50 m. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Errichtung das am weitesten gespannte massive Flächentragwerk in moderner Schalenbauweise. Die gesamte Grundfläche wird durch 15 Tonnengewölbe mit einer Trägerspannweite von 36,9 m und einer Gewölbespannweite von 14,1 m überdacht. Die Tonnengewölbe sind als sogenannte Zeiss-Dywidag-Tonnen in Beton ausgeführt und besitzen eine Stärke von nur 7 cm. Die Grundform der Gewölbequerschnitte ist eine Halbellipse von 6 m Höhe. Sie wurde 1926 - 1928 von Franz Dischinger und Ulrich Finsterwalder konstruiert. Der Hallenbau wurde in einer Bauzeit von 24 Wochen durch die Firmen Dyckerhoff & Widmann AG und Wayss & Freytag AG erstellt.

Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 15.372 Mio RM

Quellen

  1. Gedenktafel an der Großmarkthalle, dokumentiert beim Institut für Stadtgeschichte, Karmeliterkloster, Frankfurt am Main
  2. Frankfurter Rundschau vom 7, November 2006
  3. Frankfurter Rundschau vom 24. November 2006
  4. Für beispielhafte Gerichtsentscheidungen siehe [1]
  5. FAZ vom 13. Dezember 2006

Literatur

  • Günter Günschel: Große Konstrukteure 1 Freyssinet, Maillart, Dischinger, Finsterwalder. Verlag Ullstein GmbH Berlin 1966
  • Walter Bachmann: Frankfurter Großmarkthalle. JW-Verlag, Frankfurt 2001, ISBN 3-934354-02-5
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Weblinks

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