Groupe d’exploitation d’Hénin-Liétard

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Das Verbundbergwerk Hénin-Liétard (fr: Groupe d'exploitation d'Hénin-Liétard) entstand 1946 am Ende des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Verstaatlichung der französischen Steinkohlenindustrie durch die Houlliers Bassin Nord – Pas-de-Calais (HBNPC) aus den Bergwerken von Dourges, Courrières und Drocout. Dabei kam es zu einigen Neuzuschnitten zwischen diesem Verbundbergwerk und demjenigen von Oignies[1].

Eingangsbereich „Courriéres 9/17“; modernes Gerüst im Hintergrund rechts
Courriéres 24/25

Die Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Jahres 1946 umfasste das Bergwerk folgende Schachtanlagen:[2]:

Tabelle: Bergwerke und Schachtanlagen von Hénin-Liétard
Schacht Gemeinde Nutzungszeitraum Abriss
Bergwerk Dourges[3]
2/2bis „St Henriette“ Hénin-Liétard 1864–1970 1984
3/3bis „Mulot“ Hénin-Liétard 1858–1955 1983
4/4bis „Oissel“ Noyelles-Godault 1867–1970 1971
6 „du Tonkin“ Hénin-Liétard 1885–1937 1954
6bis „Darcy“ Hénin-Liétard 1906–1977 unbekannt
7/7bis „du Dahomey“ Montigny-en-Gohelle 1894–1948 1955
Bergwerk Courrières[4]
2 „Auguste Lavaurs“ Billy-Montigny 1854–1947 1947
3/15 „Charles Boca“ Méricourt 1858–1983 1988
4/11 „Sainte-Barbe“ Sallaumines 1865–1954 1962
5/12 „Constant Mathieu“ Sallaumines 1873–1988 1990
6/14 „Alfred Dupont“ Fouquières-les-Lens 1875–1988 1988
8/16 „Gabriel Portier“ Courriéres 1889–1974 1977
9/17 „Louis Piérard“ Harnes 1891–1968 1974
10/20 „Schneider-Landrieu“ Billy-Montigny 1895–1953 1956
13/18 „Charles Derome“ Sallaumines 1901–1957 1960
21/22 „Hector Coppin“ Harnes 1911–1977 1980
23 „Charles Thellier de Poncheville“ Noyelles-sous-Lens 1926–1967 1969
24/25 Estevelles 1931–1990 1993
Bergwerk Drocourt
1 „La Parisienne“ Drocourt 1879–1947 1952
2 „Nouméa“ Rouvroy 1891–1971 1982
3 „du Congo“ Hénin-Liétard 1895–1958 1958
4/5 „du Maroc“ Méricourt 1909–1988 1990
6/7 Beaumont en Artois 1929–1968 1968

Auf dieser Basis ergaben sich für das Jahr 1948 folgende Daten[5]: Das Verbundbergwerk Hénin-Liétard umfasste 21 Förderschächte, 4 Zentralwäschen, 3 Kokereien und 4 Elektrokraftwerke. Die Tageskapazität an Kohle betrug 20.266 t, die Jahresproduktion belief sich auf 5,2 Mio. t und die Belegschaft umfasste 39.451 Mitarbeitende.

Erweiterungen und Modernisierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während es sich bei den Schachtanlagen in der Tabelle um die Übernahme bereits bestehender Schächte handelte, errichtete die HBNPC folgende Anlagen neu bzw. modernisierte bestehende Anlagen:

  • 1946 Elektrokraftwerk Harnes mit 60 MW (bis 1985)[6]
  • 1956 Zentralwäsche in Fouquiéres-les-Lens (bis 1988)[7]
  • 1956 und 1972 Modernisierungen und Erweiterungen der Kokerei Drocout (bis 2003)[8]
  • 1960 Elektrokraftwerk mit 250 MW in Courriéres (bis 1992)[9]
Kokerei Drocourt – Luftbild von 1991

Darüber hinaus erfuhren drei der in der Tabelle aufgelisteten Schachtanlagen unter der Verwaltung durch die HBNPC eine umfassende Modernisierung:

  • Courriéres 3/15: 1963 konzentrierte die HBNPC auf dieser Doppelschachtanlage die Förderung der Fettkohle und 1971 ersetzte sie die Fördereinrichtungen von Schacht 15 durch das Fördergerüst und die Fördermaschine von „Lens-Liévin 6“.[10]
  • Courriéres 9/17: 1952 wurde über Schacht 17 ein modernes Vollwandstrebengerüst mit nebeneinanderliegenden Seilscheiben errichtet, die Schachthalle neu erbaut und eine neue Ventilation zur Bewetterung installiert.
  • Drocourt 4/5: 1954 erfolgte die Modernisierung der Anlage „Drocourt 4/5“ durch die Errichtung eines modernen Fördergerüstes mit übereinander angeordneten Seilscheiben und einer Leistung von 3500 PS

Zwischenzeit 1946 bis 1968[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1951 erzielten 30.304 Beschäftigte des Verbundbergwerkes folgende Produktionsergebnisse[11]

  • 1.148.498 MWh Elektrizität
  • 6.000 t Ammoniak
  • 343.360.000 m³ Kokereigas
  • 31.180 t Teer
  • 6.300 t Benzol
  • 14.150 t Ammoniumsalze
  • 791.000 t Koks
  • 5.360.000 t Steinkohle

Die Fusion mit Oignies[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1968 fusionierte das Bergwerk von Hénin-Liétard mit demjenigen von Oignies zur Gruppe Zentrum-West (fr: Groupe Centre-Ouest). Zu diesem Zeitpunkt förderten 23.000 Beschäftigte ca. 7 Mio. t Steinkohle und produzierten 1,7 Mio. t Koks[12].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean-Marie Minot, Didier Vivien: Pays & paysages industriels – Le groupes d'exploitation d'Hénin-Liétard & Oignies, Les Editions de l'Escaut, o. O., 2023.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karte in Minot & Vivien, Hénin-Liétard & Oignies, S. 284
  2. Minot & Vivien 2023, S. 285
  3. Schacht 1 ist bereits 1854 stillgelegt worden. Die Schachtanlagen 8/8bis und 9/9bis gehörten zwar ursprünglich zum Bergwerk Dourges, wurden aber 1946 dem Verbundbergwerk Oignies zugeschlagen. Deshalb werden sie hier im Gegensatz zu Minot & Vivien nicht aufgeführt.
  4. Schacht 1 war bei der Verstaatlichung bereits abgerissen und die Anlage 7/19 bereits 1935 stillgelegt worden. Beide werden deshalb hier nicht aufgelistet.
  5. Minot & Vivien 2023, S. 289
  6. Minot & Vivien 2023, S. 294 ff
  7. Minot & Vivien 2023, S. 300 ff
  8. Minot & Vivien 2023, S. 308 ff
  9. Minot & Vivien 2023, S. 302 ff
  10. Minot & Vivien 2023, S. 208 ff
  11. Lumières sur la mine, Nr. 10, Februar 1952, abgedruckt in: Minot & Vivien, S. 281
  12. Minot & Vivien 2023, S. 289