„Handlungstheorie (Philosophie)“ – Versionsunterschied

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Grundlegende Unterscheidungen sind nach [[Aristoteles]] die von Praxis und [[Poiesis]], oder aber technisch-praktisches und moralisches Handeln bei [[Immanuel Kant|Kant]] oder [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]]/[[Interaktion]], instrumentelles, strategisches und [[Theorie des kommunikativen Handelns|kommunikatives Handeln]] bei Habermas.
Grundlegende Unterscheidungen sind nach [[Aristoteles]] die von Praxis und [[Poiesis]], oder aber technisch-praktisches und moralisches Handeln bei [[Immanuel Kant|Kant]] oder [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]]/[[Interaktion]], instrumentelles, strategisches und [[Theorie des kommunikativen Handelns|kommunikatives Handeln]] bei Habermas.

=== Handlungstheorie von Heinrichs ===

Der Sozialphilosoph [[Johannes Heinrichs (Philosoph)|Johannes Heinrichs]] befasst sich mit der reflexiv gestuften [[Intentionalität]] der Handlungen. Intentionalität ist demnach keine nachträgliche, den Handlungen nur hinzugefügte Absicht, sondern primär die allen Handlungsvollzügen des Bewusstseins [[immanent]]e und die Handlung konstituierende [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]] (= Selbstbezug-im-Fremdbezug). Diese, die Handlungsarten konstituierende Reflexion wird als gelebte-praktische von der nachträglich-ausdrücklichen Reflexion unterschieden. Handlungstheorie ist demnach primär eine [[ontologisch]]e Systematik der Handlungsarten. Ausgehend von den Grundelementen (Sinnelementen) allen menschlichen Handelns (Ich, Du, Es und der mediale Raum des Wir) und von dem Begriff des Handelns als subjektgeleitete, willentliche und ereignishafte Veränderung von Weltausschnitten, werden die obersten Handlungsintentionen unterschieden als:

* objektgerichtetes
* subjektbezogenes (innersubjektives)
* soziales
* mediales Handeln (= Ausdruckshandeln)

denen jeweils die subjektgeleiteten Handlungsintentionen in hierarchischer Folge so subsumiert werden, dass sich ein periodisches System von 4 hoch 4 = 256 verschiedenen Handlungsarten ergibt.

Der Erkenntnisgewinn dieser neuartigen Entdeckung aus dem hiermit nur angedeuteten periodischen System der Handlungsintentionalitäten, ist nach dem wenig bekannten Heinrichs ähnlich erheblich wie in der Chemie die Entdeckung des Periodensystems durch Mendelejew und Meyer. Nicht nur gelingt es, die alltagssprachlich bekannten Handlungsarten in einen logischen Bezug zueinander zu setzen. Es zeigen sich auch neue, bisher übersehene Handlungsarten. Dies gilt insbesondere für das Ausdruckshandeln sowie für das innersubjektive oder subjektgeleitete Handeln, wo es möglich ist, eine ganze Lehre von gestuften Vorentscheidungen zum konkreten Handeln zu entwerfen (damit in systematischer Form ein Lehrstück des Philosophen [[Hans-Eduard Hengstenberg]] aufgreifend). Das heißt, der handelnde Mensch wird in einer anthropologischen Tiefe und Komplexität thematisierbar, wie sie bisher auch in der [[Tiefenpsychologie]] nur punktuell erreicht wurde.

== Kritik ==

Aus einer [[Mechanistisches Weltbild|mechanistisch]] geprägten naturwissenschaftlichen Sicht, die bei Weitem nicht die einzige naturwissenschaftliche Perspektive ist, ja, man denke an die Verortungsprobleme der [[Schrödingers Katze|Quantentheorie]], erscheint die philosophische Handlungstheorie zunächst substanzlos. Die Widersprüche zwischen den verschiedenen Ansätzen der philosophischen Handlungstheorien erscheinen sogar unauflösbar, da sie u. a. auf verschiedene Konzeptionen von Menschen als Akteure zurückgehen. Nach [[Naturalismus (Philosophie)|naturalistischer]] Auffassung haben alle Menschen nur ihre Artzugehörigkeit gemeinsam, doch das ist nur ein Modell von vielen und richtete sich, als Ganzes, sogar gegen die Soziologie oder Kommunikationstheorien als Wissenschaften. Jedenfalls könnte man einwenden, Handlungstheorie und [[Anthropologie]] gehören in die Biologie, obwohl man damit außer Acht lässt, dass die Handlungstheorie "Handlung als Phänomen" erklärt, während die Anthropologie erstens "den Umgang des Menschen mit der Natur" erforscht, und zweitens erörtert, welche Möglichkeiten die Natur dem Menschen überhaupt eröffnet. Handlungstheorie allein erörtert in einer intersubjektiven Theorie das menschliche Handeln als kausales Phänomen, so wie die [[Systemtheorie]] abstrakte Systeme oder die Entscheidungstheorie Entscheidungsprozesse. Man erkennt vielleicht, dass eine mechanistische oder naturalistische Perspektive aus ihrem theoretischen Verständnis heraus nicht alle Aspekte von Komplexität erkennen können.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 22. März 2011, 13:56 Uhr

Die philosophische Handlungstheorie (engl. action theory) befasst sich mit den Gründen und Motiven bzw., theoretischer formuliert, den Intentionen (dem intentionalen Gehalt) menschlicher Handlungen und der Suche nach dem Ordnungsprinzip allgemein menschlicher Handlungsarten. Die Beziehung zwischen dem handelnden Subjekt (engl. agent) und der Situation steht dabei meistens im Vordergrund.

Grundannahmen der philosophischen Handlungstheorie

Von dem Handelnden wird angenommen, dass er Wünsche (engl. desires) besitze und Meinungen (engl. beliefs) darüber habe, wie er die gewünschten Veränderungen der Außenwelt in der gegebenen Situation herbeiführen kann.

Viele Handlungstheorien lehnen sich an die kausale Handlungstheorie an. Es wird angenommen, dass jede menschliche Handlung eine Ursache besitze und eine Wirkung auf die physische Welt. Ferner besteht die Möglichkeit, dass mentale Ereignisse – die keine physische Außenwirkung besitzen (zum Beispiel eine mathematische Aufgabe lösen) – auch als Handlung angesehen werden können, da sie erfolgreich versucht werden können. Reflexe und passive Bewegungen (zum Beispiel "jemand hebt meinen Arm") werden nicht als Handlungen angesehen. Es besteht eine Debatte darüber, wie bewusst wir uns unserer Handlungen und Handlungsabsichten sein müssen, damit diese noch als beabsichtigte Handlungen gelten können. So ist zum Beispiel ein Krankheitsbild Alien-Hand-Syndrom bekannt, bei dem eine Hand des Patienten zielgerichtete, aber von dem Patienten unbeabsichtigte Bewegungssequenzen durchführt, welche von einem außenstehenden Betrachter als Handlung interpretiert werden können.

Ein Schwachpunkt der kausalen Handlungstheorie ist zum Beispiel das "Problem der devianten Kausalketten", in welchem der Handelnde das Resultat seiner Handlungsabsicht zufällig (auf anderem Wege als vorgesehen) herbeiruft. Deviante Kausalketten können umgangen werden, indem man Handlungen als "beabsichtigt unter einer Beschreibung" ansieht, das heisst es kann verschiedene Beschreibungen für ein und dieselbe Handlung geben, von denen eine Beschreibung die wahre Absicht des Handelnden enthält.

Geschichte der philosophischen Handlungstheorie

Handlungstheoretische Fragestellungen sind - obwohl die Handlungstheorie als definierte philosophische Disziplin eine Schöpfung der Moderne ist - bereits seit der Antike Gegenstand philosophischer Untersuchung. Als wichtigster antiker Autor kann in diesem Zusammenhang Aristoteles gelten, der seine Nikomachische Ethik mit Untersuchungen von Begriffen wie "Handlung" und "Ziel" beginnt. In dieser Tradition wurden handlungstheoretische Fragen auch im Mittelalter vielfach behandelt, unter anderem von Thomas von Aquin, Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham. Diesen Autoren ging es stets auch um theologische Fragen, sodass Fragen wie die Determiniertheit von Handlungen etwa in Zusammenhang mit dem Theodizee-Problem diskutiert wurden. In der Moderne zählen Johann Gottlieb Fichte, Ludwig Wittgenstein, Elizabeth Anscombe, Georg Henrik von Wright, Donald Davidson, John Searle, Michael Bratman und J. David Velleman zu den zentralen Autoren in der gegenwärtigen sog. analytischen Handlungstheorie.

Grundlegende Unterscheidungen sind nach Aristoteles die von Praxis und Poiesis, oder aber technisch-praktisches und moralisches Handeln bei Kant oder Arbeit/Interaktion, instrumentelles, strategisches und kommunikatives Handeln bei Habermas.

Literatur

Siehe auch

Weblinks