Hanklich

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Hanklich (auch Honklich oder Hunklich) ist ein Hefefladen mit einem Butter- oder Rahmguss. Zusammen mit dem Striezel und den Krapfen gehört Hanklich zu den althergebrachten Gebäcken der Siebenbürger Sachsen.

Wortherkunft

Das Wort Hanklich geht auf Anken (mittelhochdeutsch anke, althochdeutsch anko) zurück, ankelig[1] beschreibt den Buttergeschmack. Oft wird Hanklich zum Zankapfel unter den Siebenbürger Sachsen. Während die einen auch Grieben-, Kraut- oder Zwiebelhanklich backen, akzeptieren die andern nur Rahm- oder Butterhanklich als echte Hanklich, weil die herzhaften Varianten mit einfachem Brotteig hergestellt werden.

Geschichte

Hanklich gelangte durch eine Restriktion zu seiner Beliebtheit. Das „Hochzeitreglement von Anno 1732“ ließ in Siebenbürgen bei den bürgerlichen Hochzeiten „absolute kein ander Confect“ zu als „Obst, Striezel, allerhand Hanklich und allerhöchstens Faschingkrapfen“ [2]. Eine der ersten schriftlichen Erwähnungen eines Butterkuchens mit Rahm-Eierguss befindet sich im Kochbuch „Die wol unterwiesene Köchinn“[3], erschienen im Jahr 1697, der damals gebräuchliche Begriff für Hefe war Gescht.

Im 16.–18. Jahrhundert existierten in Siebenbürgen und der Walachei hutterische Bruderhöfe, u. a. in Unterwintz, Gilau bei Klausenburg, Neumarkt, Eibesdorf, Stein, Kreutz und Großwardein. Aufgrund massiver Rekatholisierungsmassnahmen flohen die Hutterer später nach Amerika, wo sie ihre Zuckerhonkelich und Schutenhonkelich immer noch backen[4][5].

Herstellung und Tradition

Vor der großen Auswanderungswelle der Siebenbürger Sachsen aus Siebenbürgen ab dem Jahr 1990, wurde Hanklich traditionell in gewölbten Lehmbacköfen gebacken. Die Backöfen der siebenbürgisch-sächsischen Bauernhöfe befinden sich im Backhaus (Backes) und werden mit Reisig geheizt (mit "Hitzel gehitzt"[6] von hitzen, heizen) .

Für Hanklich wird nur feines Mehl verwendet. Früher verwahrten die Siebenbürger Sachsen ihr eigenes Weizenmehl von der Mühle in hölzernen Mehltruhen im Dachboden. Unmittelbar vor dem Backen wurde das Mehl zweimal ausgesiebt, erst das Brotmehl[7], dann das feine Mehl für Hanklich, Krapfen oder Striezel. Der Vorteig wurde mit Zeug[8] angesetzt – eine altertümliche Bezeichnung für Hefe, danach wurde der Teig in großen Holzmulden geknetet. Bei Hochzeiten hob das große Backen im Morgengrauen an, da große Mengen an Hanklich und Striezeln hergestellt werden mussten. Im Sommer wurden die Vorbereitungen aus Platzgründen oft in der kühlen Scheune getroffen. Auf langen Tafeltischen wurde meterweise Hefeteig ausgewalkt und ein Guss (das Geschmiersel) aus Eiern und ausgelassener Butter bzw. Rahm mit den flachen Händen aufgetragen (geschmiert). Diese Schmiertechnik ist erforderlich, weil die Wärme der Handflächen das Festwerden der Butter oder das Verlaufen des Geschmiersels verhindert bis zum Einschießen der Fladen in den vorgeheizten Backofen. Hanklich wird immer diagonal aufgeschnitten, sodass alle Stücke gleich viel Rand haben – wie bei einer Pizza. Am beliebtesten ist ofenwarme Hanklich, oft mit Staubzucker bestäubt.

Heute ist Hanklich immer noch das Traditionsgebäck der Siebenbürger Sachsen in Deutschland oder Österreich und wird meist in modernen Elektroherden gebacken. Rumänen nennen Hanklich „hencleş“.

Ähnliche Gerichte

Ein ebenfalls sächsischer Fladen ist die Freiberger Eierschecke[9], die sich fast nur durch Namen und Teigform von der siebenbürgisch-sächsischen Butterhanklich unterscheidet. Hanklich hat keine runde, sondern eine eher quadratische Form. Der Nidelkuchen[10] aus dem Schweizer Kanton Freiburg hingegen ist ein Pendant zum Rahmhanklich. In den Jahren 1742–1751 kamen mehrere große Einwanderergruppen aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen[11] - sie haben ihr kulinarisches Gut an Zwiebel-, Sauerkraut-, Zwetschgen- und Rahmwähen[12] in die neue Heimat mitgebracht, auch ist die quadratische Fladenform und das alemannische Synonym Anken für Butter im Markgräflerland üblich.

Literatur

  • Johann Karl Schuller: Zur Frage über die Herkunft der Sachsen in Siebenbürgen - Sylvestergabe für Gönner und Freunde der siebenbürgischen Landeskunde, Hermannstadt 1856, Verlag: Steinhaussen Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Transsilvania, Beiblatt zum Siebenbürger Boten 1841: [1]
  • Maria Sophia Schellhammer: Die wol unterwiesene Köchinn Helmstät 1697 Digitalisat
  • Johann Mätz: Die siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit: ein Beitrag zur Sittengeschichte, Kronstadt, 1860 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Karl Seith: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen von (in: Das Markgräflerland – Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, Jahrgänge: 12; 13; 14 und 23)
  • Mary-Ann Kirkby: Secrets of a Hutterite Kitchen (englisch)

Einzelnachweise

  1. Zur Frage über die Herkunft der Sachsen in Siebenbürgen - Sylvestergabe für Gönner und Freunde der siebenbürgischen Landeskunde; Autor / Hrsg.: Johann Karl Schuller, Verlagsort: Hermannstadt Erscheinungsjahr: 1856 Verlag: Steinhaussen (Quelle: Bayerische Staatsbibliothek digital)
  2. Transsilvania Beiblatt zum Siebenbürger Boten vom 26.März 1941. Österreichische Nationalbibliothek, 26. März 1941, abgerufen am 12. Juni 2017 (deutsch).
  3. Maria Sophia Schellhammer: Die wol unterwiesene Köchinn. 1697, abgerufen am 12. Juni 2017 (deutsch).
  4. Mary-Ann Kirkby: Secrets of a Hutterite Kitchen: Unveiling The Rituals Traditions And Food Of The Hutterite Culture. Penguin Canada, 2014, ISBN 978-0-14-318478-2.
  5. Helge Martens: Die wiedertäuferischen Hutterer. Abgerufen am 12. Juni 2017 (deutsch).
  6. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
  7. Johann Mätz: Die siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit: ein Beitrag zur Sittengeschichte. Hrsg.: Bayerische Staatsbibliothek. Kronstadt 1860.
  8. Brauereirohstoffe, Teil 3: die Hefe. Abgerufen am 12. Juni 2017 (deutsch).
  9. Freiberger Eierschecke. Landesinnungsverband Saxonia des Bäckerhandwerks Sachsen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Mai 2015; abgerufen am 12. Juni 2017.
  10. Nidelkuchen. SRF Schweizer Radio und Fernsehen, abgerufen am 12. Juni 2017.
  11. Karl Seith: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen. In: Das Markgräflerland – Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, Band 23 (1961), Heft 1 Digitalisat der UB Freiburg
  12. Alexander Anlicker; Karin Schindler;: Lebnsart im Markgräflerland - Brotteig. Abgerufen am 12. Juni 2017.