Heißklebepistole

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Die Heißklebepistole, oft nur Klebepistole genannt, ist ein Werkzeug zur Verarbeitung von Schmelzklebstoff. Die Erfindung der Heißklebepistole lässt sich nicht einer Person zuordnen. Erste Patente stammen von William R. Meyers und Albert S. Tennent[1] (1949), Hans C. Paulsen[2] (1965) und George Schultz[3] (1971). Industrielle Heißklebepistolen wurden erstmals 1973 von der Firma 3M in den USA unter dem Namen „Polygun“ (bis 2006[4]) verkauft. Die typischen Stickklebepistolen wurden 1975 bzw. 1976[5] von der Firma Bühnen GmbH & Co.KG aus Bremen auf dem deutschen Markt eingeführt.

Funktion

Innenleben einer handelsüblichen Heißklebepistole

Der meist stangenförmige Klebstoff (Schmelzkleber) wird an der Rückseite eingeführt und im Inneren der Pistole durch eine elektrische oder mit Brenngas betriebene Heizung zum Schmelzen gebracht.

Durch manuelles Betätigen des Transporthebels („Abzug“) wird die noch feste Kunststoffstange in den Schmelzraum nachgedrückt, der dadurch verdrängte verflüssigte Kunststoff entweicht vorne aus der Düse.

Einfachere und kleinere Klebepistolen kommen ohne Transportmechanismus aus; hier wird die Klebstoffstange („Kerze“, „Stick“, „Klebepatrone“) mit dem Daumen nachgepresst.

Neben den mechanischen Geräten gibt es auch Geräte, die den Klebstoff aus einem kleinen Tank oder einer Kartusche mit Luftdruck durch die Düse drücken.

Typischer Aufbau
Heißklebepistole für 7-mm-Sticks
  1. Klebedüse
  2. Heizung
  3. Transportmechanismus
  4. Heißklebe-Kunststoffstange
  5. Aufstellbügel
  6. Abzug / Transporthebel
  7. Anschlussleitung

Heißklebestäbe (Klebesticks)

Am weitesten verbreitet sind Sticks mit Durchmessern von 11 mm (11,2 mm, 716 Zoll) und 7 mm (7,2 mm, 932 Zoll). Seltener kommen auch Geräte für Klebestäbe mit Durchmessern von 12 oder 18 mm vor. Überwiegend bestehen die Stäbe aus EVAC (Ethylen-Vinylacetat-Copolymer, früher EVA), seltener aus PO (Polyolefine) und PA (Polyamide). Die glatten Sticks haben einen runden Querschnitt, sind etwa 60 bis 195 mm lang und werden einzeln nachgesteckt. Gelegentlich bieten Markenherstellern Geräte mit flach-ovalen Klebestäben an, für die kaum passende Stäbe von anderen Herstellern am Markt zu finden sind.

Pneumatische Schmelzklebstoff-Pistolen können durch Ihren Tank grundsätzlich jeden Schmelzklebstoff in fast jeder Form verwenden (Granulate oder Blöcke).

Gefahren

Verbrennung auf Handrücken durch abtropfenden Heißkleber

Flüssiger Heißkleber ist bis zu 200 °C heiß und verursacht beim Kontakt mit der Haut Verbrennungen. Problematisch ist, dass der noch flüssige Heißkleber nicht restlos von der Haut entfernt werden kann. Er sollte daher schnellstmöglich durch die Applikation von kaltem Wasser verfestigt werden.

Anwendung

Klebepistolen für 7-mm-Sticks haben eine Aufheizzeit von etwa zwei Minuten, solche für 11 mm rund fünf Minuten. Das Heizelement hat Kaltleiter-Eigenschaften. Damit wird die Heizleistung zu einem gewissen Grad an den Bedarf angepasst. Wird jedoch durch schnelleren Vorschub die höchstmögliche Leistung des Heizelements abgefordert, kühlt die Schmelzkammer ab und bremst den Nachschub ab.

Klebepistolen erhitzen sich während des Betriebs besonders im vorderen Bereich nahe der Düse, so dass bei Hautkontakt Verbrennungen möglich sind.

Bei einfachen Geräten ohne elektronische Regelung erhitzt sich die Schmelzkammer bei fehlendem Vorschub bis der Klebstoff so dünnflüssig wird, dass er bei nach unten gerichteter Düse von selber heraustropft. Um dies zu vermeiden sollte die Heißklebepistole auf einer unempfindlichen Ablage platziert oder mit der Düse nach oben abgelegt werden.

Heißklebungen werden vor allem bei punktuellen oder kleinflächigen Verbindungen und Klebenähten angewandt. Pneumatische Heißklebepistolen ermöglichen auch einen Sprayauftrag, bei dem der Kleber großflächig verteilt werden kann. Der Heißkleber verfestigt sich bei der Abkühlung. Auf Materialien mit guter Wärmeleitfähigkeit verfestigt sich der Kleber rascher als auf Papier, Kunststoffen oder Holz. Falls die Verfestigung auf festen Gegenständen etwa aus Metall, Stein oder Glas so rasch eintritt, dass der Kleber keine ausreichende Klebkraft auf dem Material entwickelt, sollten solche gut wärmeleitenden Materialien vorgewärmt werden.

Private Anwendung

Verpackte günstige Heißklebepistole (Vorder- und Rückseite)

Die einfache Handhabung und der günstige Anschaffungspreis führten zu einer weiten Verbreitung dieser Geräte im Privatbereich. Sie werden unter anderem zum Basteln oder bei kleineren Reparaturen im Haushalt eingesetzt.

Industrielle Anwendung

Pneumatische Heißklebepistole mit Spray-Düse

Neben der breiten Bekanntheit im privaten Bereich werden Heißklebepistolen unter dem Fachbegriff „Stickpistole“ bzw. „Mechanische oder Pneumatische Schmelzklebstoffpistole“ vertrieben. Besonders in den Bereichen Floristik und Raumausstattung ist diese weit verbreitet. Weitere Anwendungen von Handgeräten sind z. B.:

  • Automobilindustrie
  • Möbelindustrie
  • Manuelle Verpackungsherstellung / Kartonverklebung
  • Elektroindustrie
  • Displayherstellung

Im Unterschied zu den meisten Pistolen für Heimwerker verfügen Profigeräte häufig über eine eigenständige Temperaturregelung (40–250 °C), um unterschiedliche Klebstoffe verwenden zu können oder die Viskosität zu verändern. Bei diesen Geräten ist oft der Düsentausch möglich, um schmalere, breitere oder flachere zu nutzen. Manche bieten auch die Möglichkeit, vom Raupenbetrieb (linearer oder punktueller Auftrag) auf Spraybetrieb zu wechseln, bei dem mit an einer speziellen Düse angeschlossene Druckluft den Kleber großflächig versprüht.

Commons: Heißklebepistole – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. [1] US Patent US2567960
  2. [2] US Patent US3204828
  3. [3] US Patent US3587930
  4. [4] (PDF; 28 kB) Umbenennung der Polygun in ScotchWeld vom 1.Februar 2006 der Firma 3M
  5. [5] Firmenhistorie der Bühnen GmbH & Co. KG Jahre 1975/76