IBA Heidelberg

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Die IBA Heidelberg ist eine Internationale Bauausstellung, die in Heidelberg in der Zeit von 2013 bis 2022 stattfindet. Sie steht unter dem Motto „Wissen | schafft | Stadt“ und konzentriert sich auf das Thema Wissensgesellschaft.[1]

Format[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Themensetzung der IBA Heidelberg ist als vorausschauende Maßnahme ausgelegt. Ausgehend von bestehenden und zukünftigen Orten der Bildung und Wissenschaft werden modellhafte Lösungen für die Stadt der Zukunft aufgezeigt.[2] Im Fokus steht die Frage: Wie muss sich die europäische Stadt transformieren, um den Anforderungen der Wissensgesellschaft von morgen gerecht zu werden?[3] Dabei konzentriert sich das Motto „Wissen | schafft | Stadt“ auf die fünf Leitthemen Wissenschaften, Lernräume, Vernetzungen, Stoffkreisläufe und Koproduktion.[4] Die IBA Heidelberg arbeitet sowohl auf lokaler Ebene als auch im Dialog mit ausländischen Partnerhochschulen und -städten, die wie Heidelberg zu sogenannten „Knowledge pearls“ zählen – kleine und mittlere Wissenschaftsstädte mit Weltruf.[5]

Als Teil der IBA Heidelberg finden zwei große Ausstellungen statt: Im Jahr 2018 wurde der Fortschritt des IBA Prozesses in einer Zwischenpräsentation dokumentiert.[6] 2022 werden in der Abschlusspräsentation alle Projekte in einer Realausstellung gezeigt. Neben konkreten baulichen Ergebnissen soll so in Heidelberg ein Dialog über die Stadt der Zukunft angeregt werden.[7]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IBA Heidelberg ist als GmbH organisiert, mit der Stadt Heidelberg als alleiniger Gesellschafterin. Sie wird in der Gesellschafterversammlung durch den Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg Eckart Würzner vertreten und unterhält ein Büro. Geschäftsführender Direktor ist Michael Braum, kuratorischer Leiter und Prokurist ist Carl Zillich.

Thema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IBA Heidelberg geht von einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel aus: Wissen als „neuer Rohstoff“ wird besonders für das soziale, kulturelle und wirtschaftliche Leben in Städten immer wichtiger. Daher wird seit einiger Zeit vom Übergang von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft gesprochen. In Heidelberg sind Stadt und Wissen untrennbar miteinander verwoben: Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg bildet einen wesentlichen Teil der heutigen Stadtidentität. Zugleich wächst Heidelberg und entwickelt sich unter den bestehenden gesellschaftlichen Veränderungen mit neuer Dynamik weiter.[8]

Realisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem ersten Projektaufruf, dem IBA_CALL No. 1, sind 23 Ideen und Konzepte hervorgegangen. Aktuell qualifiziert die IBA 17 Vorhaben, die Kandidaten-Status haben oder schon in der konkreteren Projektstufe angekommen sind.[9]

Projektübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle verschiedenen IBA-Projekte haben mit Bildung zu tun: Vom Bürgerhaus über ein Konferenzzentrum und einen „Energiespeicher“ bis zum hochmodernen Forschungslabor. Sie sollen das Gesicht Heidelbergs verändern.

Haupteingang zur "Sammlung Prinzhorn" im Bereich des Altklinikums der Universitätsklinik Heidelberg

IBA-Projekte (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werkstattschule. Der Verein WERKstattSCHULE e. V. ist in einem Gebäude des ehemaligen Bahnbetriebswerks untergebracht, der bereits heute Bildungs- und Lernprojekte für Jugendliche anbietet, wird mit der IBA Heidelberg unter dem Namen exPRO 3 ausgebaut. Es sollen durch handwerkliche und künstlerische Projekte neue Formen der Inklusion ermöglicht werden. Angesprochen werden dabei unterschiedliche soziale und schulische Milieus der Jugendlichen. Es soll dabei als Bindeglied zwischen den Stadtteilen wirken.[10]
  • Collegium Academicum. Auf der Konversionsfläche „Hospital“ im Stadtteil Rohrbach entstand bis 2023 ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim für 170 Studierende. Es dient als Begegnungsraum und ermöglicht Bildungsangebote. Der Freiraum wird zum gemeinsamen Lernen und Leben gestaltet.[11][12]
  • B3 Gadamerplatz – Bildung, Betreuung, Begegnung. Das B3 in der Heidelberger Bahnstadt vereint eine Kindertagesstätte, eine Grundschule mit Sporthalle und ein Bürgerhaus unter einem Dach. Der über seine reine Koexistenz hinausgehende Neubau fördert das generationsübergreifende Lernen und ermöglicht Begegnungen im öffentlichen Raum.[13]
  • Haus der Jugend 60.1: Das Haus der Jugend bringt mit seinem Angebot junge Menschen aus allen Stadtteilen zusammen und erhält einen multifunktionalen Neubau.[14]
  • Energie- und Zukunftsspeicher: Der Neubau des begehbaren, 55 Meter hohen Wärmespeichers der Stadtwerke Heidelberg demonstriert die Relevanz von Nachhaltigkeit und Klimaschutz.[15]
  • Erweiterung der Sammlung Prinzhorn. Das Museum beherbergt die Sammlung Prinzhorn (künstlerische Werke zwischen 1880 und 1920 entstanden in psychiatrischen Anstalten des deutschsprachigen Raums) und möchte mit einer räumlichen Erweiterung seine Werke, Ausstellungen und Programme einer größeren Nutzergruppe zeigen. Die Zusammenarbeit mit der benachbarten Psychiatrie bleibt dabei erhalten und ihre Außendarstellung wird erhöht.[16]
  • Erweiterung des Thadden: Das private Gymnasium und Tagesinternat mit musisch-künstlerischem und sportlichem Schwerpunkt erhält durch einen Neubau einen zeitgemäßen Lernort mit aktuellen pädagogischen, klassenübergreifenden Konzepten.[17]
  • Der Andere Park: Ein einst militärischer Ort hat einen neuen Charakter bekommen und verbindet dank seiner besonderen Grün- und Freiflächengestaltung in Zukunft verschiedene Kulturorte miteinander.[18]
  • Heidelberg Congress Center: In der Heidelberger Bahnstadt entsteht das neue Tagungs- und Kongresszentrum der Stadt. Es soll mit Raumangebot und Ausstattung Wissenschafts- und Wirtschaftskongressen sowie anderen Großveranstaltungen einen zeitgemäßen Rahmen bieten.[19]
  • EMBL Imaging Centre: Das EMBL ist Europas führendes Forschungsinstitut in den Lebenswissenschaften. Um elektronen- und lichtmikroskopische Verfahren so schnell wie möglich der Forschung und Industrie bereitzustellen, baute das EMBL ein „Imaging Centre“. Dieses ermöglicht bis zu 300 Gastforschenden jährlich Zugang zu den innovativen Imaging-Technologien und steht außerdem der interessierten Stadtgesellschaft offen.[20]

Projektentwicklung des Patrick-Henry-Village[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der ehemaligen Heidelberger US-Militärfläche Patrick-Henry-Village soll eine mustergültige Grundlage für die „Wissensstadt von morgen“ entstehen. Internationale Städtebaubüros entwarfen im Dialog mit Experten und der Heidelberger Stadtgesellschaft Szenarien zu den Leitthemen der IBA Heidelberg. Die Ansätze von MVRDV, Carlo Ratti Associati, ASTOC Architects&Planners, Ramboll Liveable Cities Lab und der University of Brighton (UK) wurden durch KCAP Architects&Planners zu einer Entwicklungsvision zusammengefasst.[21] Diese setzt auf die digitale Zukunft, neue Synergien von Wirtschaft und Wissenschaft, einen „Multi-Mobilitäts-Ansatz“, innovative Orte der Bildung sowie zukunftsweisende Wohn- und Arbeitsumgebungen und Versorgungssysteme. Ziel ist die Etablierung eines eigenständigen Quartiers in der Metropolregion, das Arbeits- und Wohnraum für 10.000 bis 15.000 Menschen bietet.[22]

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IBA ist angewiesen auf Gelder des Landes Baden-Württemberg, des Bundes und der EU sowie von Unternehmen. Zur Umsetzung der IBA verfügt die städtische Gesellschaft über Mittel von 0,8 Millionen Euro jährlich.[23] Mittel werden durch das IBA Büro in Zusammenarbeit mit Partner eingeworben, so beispielsweise für das Projekt „Der andere Park“, das als Premiumprojekt im Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ eine Förderung von 5,9 Millionen Euro erhält[24], oder auch für das Collegium Academicum, welches vom Förderprogramm „Variowohnen“ des Bundesbauministeriums Mittel in Höhe von 2,2 Millionen Euro erhält[25].

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiker befürchten, dass die IBA Heidelberg als reine „Stadt-IBA“ die „überregionale Ausstrahlkraft“ vermissen lasse.[26] Es müssten geeignete Projektvorschläge mit „internationalem Anspruch“ folgen, so die Forderung, sonst bleibe es bei einer „Plakette“.[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. IBA Heidelberg. Bundesstiftung Baukultur, 11. Juni 2016, abgerufen am 6. Februar 2019.
  2. IBA Heidelberg. Bundesstiftung Baukultur, 11. Juni 2016, abgerufen am 6. Februar 2019.
  3. IBA Heidelberg. In: Open IBA. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  4. DIE STADT SCHLAUER MACHEN // WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE. polis – MAGAZIN FÜR URBAN DEVELOPMENT, abgerufen am 6. Februar 2019.
  5. IBA Heidelberg. Bundesstiftung Baukultur, 11. Juni 2016, abgerufen am 6. Februar 2019.
  6. Abschluss IBA-Zwischenpräsentation. Bauverlag BV GmbH, abgerufen am 10. Mai 2019.
  7. DIE STADT SCHLAUER MACHEN // WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE. polis – MAGAZIN FÜR URBAN DEVELOPMENT, abgerufen am 6. Februar 2019.
  8. Stadt Heidelberg (Hrsg.): Wissen-schafft-STADT. Memorandum Kurzfassung. Internationale Bauausstellung Heidelberg. Perspektiven der Europäischen Stadt in der Wissensgesellschaft. Heidelberg September 2012.
  9. Franziska Quandt: Halbzeit der IBA Heidelberg. espazium / TEC21, 30. Mai 2018, abgerufen am 6. Februar 2019.
  10. WERKstattSCHULE Heidelberg. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  11. Collegium Academicum. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  12. Studierende bauen ihr Wohnheim selbst. Abgerufen am 3. Mai 2023.
  13. Bürgerhaus - Bahnstadt Heidelberg. Stadt Heidelberg, abgerufen am 6. Februar 2019.
  14. Haus der Jugend Heidelberg. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  15. Der Energie- und Zukunftsspeicher entsteht. Stadtwerke Heidelberg GmbH, Juni 2017, abgerufen am 6. Februar 2019.
  16. IBA Heidelberg: Erweiterung der Sammlung Prinzhorn
  17. Elisabeth-von-Thadden-Schule privates Gymnasium Heidelberg: Schulentwicklung. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  18. Park in der Heidelberger Südstadt: Der Paradeplatz wird zur grünen Oase (plus Grafik). Rhein-Neckar-Zeitung, 29. Januar 2018, abgerufen am 6. Februar 2019.
  19. heidelberg.de - Konferenzzentrum. Abgerufen am 6. Februar 2019.
  20. The EMBL Imaging Centre: all about visibility – EMBL Strategy and Communications. Abgerufen am 6. Februar 2019 (britisches Englisch).
  21. Wilhelm Klauser: Eine eigene Task Force für die Wissensstadt von Morgen. In: Bauwelt 26.2018. S. 29–31.
  22. Patrick-Henry-Village – Die Wissensstadt von morgen. IBA Heidelberg, 30. März 2017, abgerufen am 6. Februar 2019.
  23. Stadt Heidelberg: Wohnen, Mobilität und Infrastruktur
  24. Heidelberg – Der andere Park - Grünes Band des Wissens für die Campbell Barracks. BBR, 2016, abgerufen am 6. Februar 2019.
  25. Arndt Krödel: Heidelberg: Das "Collegium Academicum" erwacht zum Leben. Rhein-Neckar-Zeitung, 19. Juni 2018, abgerufen am 6. Februar 2019.
  26. Micha Hörnle: Wo bleibt die „Strahlkraft“ der Internationalen Bauausstellung? Rhein-Neckar-Zeitung vom 11. Juni 2015
  27. Dankwart Guratzsch: Wie Heidelberg jetzt zu sich selbst kommen will. Die Welt vom 4. Juli 2013