Jobst von Oberweinmar

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Jobst von Oberweinmar (* um 1485; † 1526) war ein Ritter, kaiserlicher Rat und Gesandter unter Maximilian I. und Inhaber der Herrschaft Falkenstein in Oberösterreich.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jobst von Oberweinmar (auch Oberweinmair, Oberweinmaier, Oberweimar) stammt aus einem alten Rittergeschlecht in Thüringen, das seit 1253 mit Ritter Friedrich von Oberweinmar belegt ist und erst im 17. Jahrhundert ausgestorben zu sein scheint.[1][2] Zu diesem Geschlecht gehört auch die Nonne Florentina von Oberweinmar (* um 1506; † unbekannt), die als Anhängerin Martin Luthers und Flugschriftautorin der Reformationszeit bekannt wurde. Sein kurzes, umherziehendes Leben fällt in die Übergangszeit des ausgehenden Mittelalter, als die Ritterschaft zunehmend an militärischer und wirtschaftlicher Bedeutung verlor. Wie viele Ritter dieser Zeit, ist Oberweinmar noch militärisch aktiv, wendet sich aber in zunehmendem Maße zivilen Aufgaben zu. Als kaiserlicher Gesandter taucht Oberweinmar an Konfliktstellen der Geschichte auf und meist nur flüchtig am Rande größerer Ereignisse, so zum Beispiel im Streit zwischen Reichsfürsten oder bei der Mobilisierung gegen die die Türken. Direkte Erfolge seiner diplomatischen Bestrebungen sind entsprechend schwer nachzuweisen. Oberweimar heiratet eine Nichte des berühmteren kaiserlichen Gesandten, Siegmund von Herberstein.

Kaiserlicher Gesandter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberweinmar taucht erstmals 1501 im Hofstaate der Kaiserin Bianca Maria Sforza auf,[3] wo er wahrscheinlich als Edelknabe seine höfische Bildung empfing. Im Landshuter Erbfolgekrieg dient er 1505 als kaiserlicher Hauptmann unter Reinprecht von Reichenburg und lagert in Pfarrkirchen in Oberösterreich (nah bei seiner späteren Besitzung Falkenstein).[4] Im Jahre 1509 erhält er von Kaiser Maximilian den Auftrag im Streit zwischen der Universität Freiburg und dem Kloster St. Märgen um die Ermordung des Rektors Georg Nothofer zu ermitteln.[5] Der mutmaßliche Mörder, Johann Gaudenz zu Blumeneck, gehörte durch seinen Vater, den kaiserlichen Rat Dietrich von Blumeneck, ebenfalls zum Umfeld der Kaiserin Bianca Maria[6] und war Oberweinmar vielleicht persönlich bekannt. Im Jahre 1513 stand Oberweinmar im Dienste Herzog Heinrichs des Älteren von Braunschweig-Wolfenbüttel und scheint an einem Feldzug nach Geldern teilgenommen zu haben.[7] 1518 schickt Kaiser Maximilian ihn auf einer dreimonatigen Mission nach Preußen und Dänemark, um für den Frieden im Norden des Reiches zu werben. Zusammen mit Georg von Eltz zieht er nach Königsberg um den Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Preußen, zur Einstellung der Feindseligkeiten gegen Polen aufzufordern.[8] Im April desselben Jahres trifft er in Kopenhagen ein, wo König Christian II. schon seit Jahren im Krieg gegen Schweden lag. Der König war mit Isabella von Österreich, des Kaisers Enkelin, verheiratet, hatte sie aber lange zugunsten seiner Geliebten versäumt. Oberweinmar war mit seiner Aufnahme am Hofe sehr unzufrieden und sein Auftreten soll dementsprechend peinliche Eindrücke hervorgerufen haben.[9] Noch im selben Jahre wird Oberweinmar nach Ungarn geschickt, wo er mit Johannes Cuspinian und Johannes Mrakesch den jungen König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn im Kloster Batsch (Bač) besucht,[10] eine Sammelstätte für das Verteidigungsheer gegen die Türken, die wenige Jahre später von ihnen auch überrannt wird. Im Jahre 1522 wird Oberweinmar von Kaiser Karl V. als Gesandter bestellt um in der sogenannten Hildesheimer Stiftsfehde zu schlichten und um den in der Schlacht bei Soltau siegreichen Bischof Johannes IV. von Hildesheim zur Herausgabe aller eroberten Gebiete und der Gefangenen aufzufordern.[11] Bald darauf scheint er sich aus kaiserlichem Dienst zurückgezogen zu haben.

Inhaber der Herrschaft Falkenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberweinmar übernimmt am 21. Oktober 1521 die landesfürstliche Burg und Herrschaft Falkenstein in Oberösterreich mit Genehmigung Erzherzog Ferdinand I. von Österreich.[12] Bald darauf, am 21. Oktober 1523, heiratet er Barbara von Herberstein (* 1507; † 27. November 1551) die Tochter des Georg III. von Herberstein und Margaretha, geborene von Rotthal. Oberweinmar stirbt im Jahre 1526, angeblich im Kriege gegen die Türken bei Esseg (Osijek).[13] Seine Witwe heiratet Georg von Wolfenreuth, und seine Tochter Kunigunde heiratet am 4. November 1548 Christoph Adler von Gurnitz.[14] Nach dem Tode Oberweinmars verschrieb Erzherzog Ferdinand die Herrschaft Falkenstein am 21. Dezember 1527 an Georg von Herberstein, dem Schwiegervater Oberweinmars.[15] Laut einer späteren Tradition soll Oberweinmar eine Schwester, Agnes, gehabt haben, die Hermann Salburger geheiratet haben soll.[16] Deren mutmaßlicher Sohn, Bartholomäus Salburger, ist seit 1542 als Pfleger der Herrschaft Falkenstein belegt.[17] Dieses Verwandtschaftsverhältnis hat sich urkundlich bisher nicht belegen lassen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 6. Abt.: Ausgestorbener preußischer Adel, Provinz Sachsen (exl. die Altmark). Nürnberg, 1884, abgerufen am 21. April 2017.
  2. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 12. Abt.: Ausgestorbener Adel der sächsischen Herzogthümer. Nürnberg, 1907, abgerufen am 21. April 2017.
  3. Daniela Unterholzner: Bianca Maria Sforza (1472–1510). Herrschaftliche Handlungsspielräume einer Königin vor dem Hintergrund von Hof, Familie und Dynastie. (PDF) In: Innsbruck. Dissertation zur Erlangung des Doktorgradesder Philosophie an der Philosophisch‐Historischen Fakultät der Leopold‐Franzens‐Universität Innsbruck, 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2017; abgerufen am 21. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/danielaunterholzner.files.wordpress.com
  4. Andreas Palmer (?): Historische Darstellung der Entstehung der frühern Herrschaft und jetzigen Pfarrei Rainting und der hierzu gehoerigen Ortschaften. (PDF) 2004, abgerufen am 21. April 2017.
  5. Guenter Mebes: Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Bestand A001. Urkunden der Universität 1255-1896. Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2006, abgerufen am 21. April 2017.
  6. RI XIV,3,2 n. 13009, Österreich, Reich und Europa, 1499 März 3, Konstanz : Regesta Imperii. Abgerufen am 21. April 2017.
  7. NLA WO 1 Alt 22 - Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 21. April 2017.
  8. Erich Joachim: Regesta Historico Diplomatica. Vandenhoeck & Ruprecht, 1. Januar 1973 (google.de [abgerufen am 21. April 2017]).
  9. Erich Joachim: Die Politik des letzten Großmeisters in Preußen Albrecht von Brandenburg: Zweiter Teil: 1518-1521. BoD – Books on Demand, 18. September 2015 (google.de [abgerufen am 21. April 2017]).
  10. Full text of "Fontes rerum austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen. Erste Abteilung, Scriptores". Abgerufen am 21. April 2017.
  11. Christian Heinrich Delius: Die Hildesheim’sche Stifts-Fehde des Jahres 1519. Dyk, 1. Januar 1808 (google.de [abgerufen am 21. April 2017]).
  12. Nößlböck, Ignaz: Neuntes Bändchen. Die Entstehung und die rechts- und sozialgeschichtlichen Verhältnisse des Marktes Rohrbach in Oberösterreich. 1. Januar 1923, abgerufen am 21. April 2017.
  13. Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser. Perthes, 1. Januar 1855 (google.de [abgerufen am 21. April 2017]).
  14. Archiv für österreichische geschichte. Abgerufen am 21. April 2017.
  15. Nößlböck, Ignaz: Neuntes Bändchen. Die Entstehung und die rechts- und sozialgeschichtlichen Verhältnisse des Marktes Rohrbach in Oberösterreich. 1. Januar 1923, abgerufen am 21. April 2017.
  16. Gabriel Bucelin: Germania Topo-Chrono-Stemmato-Graphica Sacra Et Profana: In qua Brevi Compendio Multa distinctè explicantur. In Qua Brevi admodum atque utili compendio, quae prima & secunda parte desiderari poterant ... Görlin, 1. Januar 1672 (google.de [abgerufen am 21. April 2017]).
  17. Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. In: Archiv für österreichische Geschichte. Band 94. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1907, S. 227 (archive.org [abgerufen am 11. April 2020]).