Jüdischer Friedhof (Aurich)
Der Jüdische Friedhof Aurich befindet sich außerhalb des historischen Stadtzentrums von Aurich an der Emder Straße. Er ist nicht öffentlich zugänglich, kann aber im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden.[1] Der Friedhof wird nach dem Untergang der dazugehörigen Gemeinde zur Zeit des Nationalsozialismus nur noch selten für Beerdigungen genutzt. Insgesamt sind etwa 350 Grabsteine erhalten geblieben. Damit gilt er als der zweitgrößte jüdische Friedhof in Ostfriesland.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die jüdische Gemeinde Aurich beerdigte ihre Toten zunächst auf dem ältesten jüdischen Friedhof Ostfrieslands in Norden. Am 12. Oktober 1764 bat die Auricher Judenschaft bei der preußischen Königlichen Kriegs- und Domänenkammer um die „Erlaubnis, bei der Stadt Aurich einen Friedhof anlegen zu dürfen“.[3] Dieser Bitte gab die Behörde statt. Daraufhin konnte die Gemeinde im Jahre 1764 das Grundstück erwerben, dessen Belegung ein Jahr später begann. Schon wenige Jahre später bestimmte die Gemeinde 1780 einen eigenen „Kirchhofs-Vorsteher“ für das Friedhofswesen. 1866 wollte die Gemeinde den Friedhof erstmals erweitern. Die dafür erforderliche Genehmigung wurde jedoch abgelehnt. Zur Begründung hieß es, dass auf dem vorhandenen Areal ein großer Teil unbelegt sei und zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse vermietet wäre. Im Jahre 1911 konnte die Gemeinde das Friedhofsareal schließlich durch den Ankauf von Nachbarparzellen nahezu verdoppeln. Der Friedhof ist anschließend bis zum Ende der Gemeinde 1940 belegt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden nur noch vereinzelt, so in den Jahren 1998 und 2007, Beerdigungen statt.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ostfriesisches Kultur- und Bildungszentrum der Ostfriesischen Landschaft (Hrsg.): Aus der Geschichte der Auricher Judengemeinde 1592–1940, Bände 1 und 2, 4. Auflage, Aurich 1982.
- Herbert Reyer: Aurich. In: Herbert Obenaus et al. (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 126–151.
- Herbert Reyer, Martin Tielke (Hrsg.): Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland, Aurich 1988, ISBN 3-925365-40-0.
- Verlag Ostfriesische Landschaft (Hrsg.): Das Ende der Juden in Ostfriesland, Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlaß des 50. Jahrestages der Kristallnacht, Aurich 1988, ISBN 3-925365-41-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aurich. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Niedersachsen.
- Jüdischer Friedhof Aurich bei Alemannia Judaica.
- Dokumentation der Grabinschriften. (PDF; 443 kB) In: Alemannia Judaica.
- Jewish cemetery in Aurich, Germany The Bezalel Narkiss Index of Jewish Art, Center for Jewish Art, Hebrew University of Jerusalem
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadtführung ( vom 7. März 2013 im Internet Archive), Aurich.de, abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ Kerstin Singer: Ein Ort des Gedächtnisses und des Lebens, in Ostfriesen-Zeitung vom 5. Mai 2012.
- ↑ Karl Anklam: Die Judengemeinde in Aurich. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, Jg. 71 (1927), Nr. 4, S. 194–206.
- ↑ jüdischer Friedhof Aurich, Alemania Judaica, abgerufen am 19. Januar 2013.
Koordinaten: 53° 28′ 15,6″ N, 7° 28′ 20″ O