Karl Molitor (Jurist)

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Karl Molitor (* 22. Mai 1928 in Leipzig; † 19. Juli 2021 in Wiesbaden) war ein deutscher Jurist und einflussreicher Verbandspolitiker.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Molitor nahm nach Kriegsdienst und Gefangenschaft das Studium der Rechtswissenschaft in Mainz auf, das er mit der Promotion (1950) und der Großen juristischen Staatsprüfung (1952) abschloss.

Von 1952 bis 1995 war er für den zentralen Arbeitgeberverband der chemischen Industrie (ursprünglich: Arbeitsring Chemie, später: Bundesarbeitgeberverband Chemie e. V.) tätig; von 1960 bis zu seinem Ausscheiden war er deren Hauptgeschäftsführer.[1] Als Tarifpolitiker hat er viele wichtige Tarifverträge und bilaterale Abkommen mit der IG Chemie-Papier-Keramik (Vorläufer der IG Bergbau, Chemie, Energie) abgeschlossen.[2] Molitor und Hermann Rappe, Erster Vorsitzender der IG Chemie-Papier-Keramik (1982–1995), gelten als die Architekten der „Chemie-Sozialpartnerschaft“, laut der Partnerorganisation, IG Bergbau, Chemie, Energie, ein „Modell mit Vorbild-Charakter“.[3] Früher als andere tarifpolitische Akteure erkannten Molitor und Rappe, „dass selbst eine rational betriebene Tarifpolitik, weil sie immer auch (konfliktäre) Verteilungspolitik bleibt, der Einbettung in eine durch andere Politikbereiche stabilisierte Sozialpartnerschaft bedarf“.[4]

1992 verlieh ihm die Juristische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen die Ehrendoktorwürde. Von 1996 bis 2001 war er Jury-Vorsitzender des BioRegio- und des Bioprofile-Wettbewerbs des Bundesforschungsministeriums.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Straftheorie der Spezialprävention. 1950 (zugleich Dissertation).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Gamillscheg, Bernd Rüthers, Eugen Stahlhacke (Hrsg.): Sozialpartnerschaft in der Bewährung. Festschrift für Karl Molitor zum 60. Geburtstag. Beck, München 1988.
  • Hans-Hermann Hertle, Jürgen Kädtler, Theo Pirker (Hrsg.): „Wir waren immer für Partnerschaft!“ Gespräch mit Dr. Karl Molitor. In: Berliner Arbeitshefte und Berichte zur sozialwissenschaftlichen Forschung. Nr. 37. Berlin 1990.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeige des Bundesarbeitgeberverbands Chemie e.V. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. Juli 2021, S. 23.
  2. Jürgen Kädtler, Hans-Hermann Hertle: (1997): Sozialpartnerschaft und Industriepolitik. Strukturwandel im Organisationsbereich der IG Chemie-Papier-Keramik. Leske + Budrich Opladen 1997, S. 119 ff.
  3. Walther Müller-Jentsch: Arbeitgeberverbände zwischen Konflikt- und Sozialpartnerschaft. In: Wolfgang Schroeder, Bernhard Weßels (Hrsg.): Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Deutschland. 2. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 565–586, hier S. 570.
  4. Walther Müller-Jentsch: Arbeitgeberverbände zwischen Konflikt- und Sozialpartnerschaft. In: Wolfgang Schroeder, Bernhard Weßels (Hrsg.): Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Deutschland. 2. Auflage, Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 565–586, hier S. 570.
  5. Professor Dr. Dr. h. c. Karl Molitor