Klavierkonzert Nr. 11 D-Dur (Joseph Haydn)

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Joseph Haydn, Ölgemälde von Thomas Hardy[1](1791)

Das Klavierkonzert Nr. 11 in D-Dur (Hob XVIII:11) entstand wahrscheinlich 1782 und ist das beliebteste und meistgespielte Klavierkonzert von Joseph Haydn. Die Spieldauer beträgt knapp 20 Minuten.

Vorbemerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den meisten der im Hoboken-Verzeichnis gelisteten Klavierkonzerte ist das Entstehungsdatum nicht genau nachweisbar, da zahlreiche Autographe entweder nur in Skizzen überliefert sind oder infolge der Brände in Haydns Haus sowie im Schloss Esterházy vernichtet wurden. Von den elf Konzerten für Tasteninstrumente (Orgel, Cembalo oder Pianoforte) sind lediglich drei in ihrer Authentizität als Klavierkonzerte Haydns gesichert. Das Klavierkonzert Nr. 11 in D-Dur entstand um das Jahr 1782 und ist Haydns letztes Werk dieser Gattung. Obwohl er seine Orchesterwerke vom Cembalo aus leitete und auch seine Klaviersonaten selbst aufführte, war Haydn im Gegensatz zu Mozart und Beethoven kein Klaviervirtuose. Was ihn also zur Komposition eines weiteren Klavierkonzerts mit unbewohnt virtuosen Passagen bewogen hatte, ist unklar. Vermutlich entstand das D-Dur-Konzert weder auf Bestellung noch aus kommerziellen Erwägungen, sondern vielmehr als Reaktion auf die Wiener Aktivitäten Mozarts, der Anfang der 1780er-Jahre drei neue Klavierkonzerte veröffentlichte.[2]

Werkbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haydns letztes Klavierkonzert in D-Dur (Hob. XVIII:11) wurde gemäß historischen Quellen für das Hammerklavier konzipiert. Weiter ist eines der wenigen Konzerte, die bereits zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden. Danach geriet es zunächst allerdings in Vergessenheit. Lange Zeit wurde sogar seine Echtheit angezweifelt, bis vor einigen Jahren ein Brief des Komponisten vom November 1784 an Boyer, seinen Pariser Verleger der Erstausgabe, entdeckt wurde, der die Autorschaft Haydns zweifelsfrei bezeugt. Aufgrund seiner frischen und einprägsamen Melodik, seiner harmonischen Feinheiten und seiner klaren Architektur in der klassischen Konzertform avancierte das Werk zu seinem meistgespielten Klavierkonzert. Die Sätze 1 und 2 enthalten von Haydn eigenhändig ausnotierte Kadenzen.

Gesamtform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vivace, D-Dur, 4/4
  2. Un poco Adagio, A-Dur, 3/4
  3. Rondo all’Ungarese; Allegro assai, D-Dur, 2/4

Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kopfsatz ist in Sonatensatzform gehalten und umfasst 245 Takte. Nach der Orchesterexposition (Takte 1–48) eröffnet das Klavier in Takt 49 solistisch mit dem ausgesprochen heiteren Hauptthema in D-Dur. Bereits die Wiederholung dieses 6-taktigen Themas erscheint variiert. Die nachfolgende Überleitung moduliert erwartungsgemäß in die Dominanttonart, jedoch setzt der Seitensatz in Takt 91 überraschend in der Variante a-Moll ein und wendet sich erst in Takt 103, wo Haydn nach einer Fermate abermals Hauptsatz-Material exponiert, nach A-Dur. Zum Abschluss der Soloexposition erklingt in Takt 113 ein kurzer, kadenzierender Epilog des Orchesters, der mit der nun folgenden Durchführung (T. 118–174) verschränkt ist. Nach einer Modulation in die Paralleltonart erklingt das Hauptthema in Takt 127 zunächst in h-Moll. Die variierte Wiederholung in D-Dur mündet in einen längeren, harmonisch labilen Rückleitungsabschnitt, der in der Folge von einem melodischen Wechselspiel der Oboen und Hörner geprägt ist und vom Klavier solistisch abgeschlossen wird. Die Reprise (T. 175–245) steht gesamthaft in D-Dur und setzt mit dem Hauptthema im Orchester ein. Die neuartig variierte Wiederholung des Themas übernimmt diesmal das Klavier. Die Fortsetzung entspricht weitgehend dem ursprünglichen Verlauf der Soloexposition. Der Seitensatz erscheint in Takt 224 folglich in der Varianttonart d-Moll ein, ist nun aber harmonisch erweitert. Nach der Fermate übernimmt Haydn in Takt 235 wieder in D-Dur und leitet zur obligaten Solokadenz in Takt 240 über. Der Kopfsatz endet mit den Schlusstakten der Orchesterexposition (vgl. T. 44–48).

Der mit ‚Un poco Adagio’ überschriebene Mittelsatz in A-Dur umfasst 66 Takte und strahlt eine würdevolle Ruhe aus. Durch seine beinahe romantische Klangwelt erinnert er an den langsamen Satz von Mozarts Klavierkonzert in d-Moll KV 466.

Im Schlusssatz, einem ‚Rondo all’Ungarese’ (Allegro assai), bedient sich Haydn der ungarischen Musikkultur, indem er Elemente aus der magyarischen Volksmusik integriert. Der überaus heitere und witzige Satz in D-Dur umfasst 321 Takte und zeichnet sich durch zahlreiche Wechsel Tonarten und/oder des Tongeschlechts aus: Nachdem der erste Teil (T. 1–149) primär der Tonika und Dominante verpflichtet ist, pendelt Haydn nach einer Generalpause im mit ‚Minore’ überschriebenen Mittelteil (T. 150–200) zwischen der Varianttonart d-Moll und dessen Parallele F-Dur und im Maggiore-Schlussteil (T. 201–321) zwischen D-Dur und h-Moll, bevor eine formelhafte Coda den Satz in der Haupttonart abschließt.

Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klavier solo / 2 Oboen, 2 Hörner (in D) und Streichorchester. Zur Verstärkung der Bassstimme wurde in der damaligen Aufführungspraxis ein Fagott mitgeführt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Hardy (* 1757 in Derbyshire, England, † ~1805 in England) war ein englischer Maler. Er ist Schöpfer einer der berühmtesten Abbildungen von Joseph Haydn,
  2. Joseph Haydn: Klavierkonzert D-dur Hob. XVIII:11. Hrsg.: Horst Walter, Bettina Wackernagel. Henle, München 1998, ISBN 979-0-20180640-2.