Quelltext der Seite Lesnoje (Kaliningrad, Neman)

{{Infobox Ort in Russland
|Status                 = Siedlung
|deutscher Name         = Lesnoje<br /><small>Groß Lenkeningken (Groß Lenkenau)</small>
|Name in Landessprache  = Лесное
|OKATO                  = 27221000032
|Art des Gebietes       = Rajon
|Gebiet                 = Neman
|frühere Namen          = Lenkenincken (nach 1785),<br>Lenkeningken (vor 1815),<br>Groß Lenkeningken (bis 1938),<br>Großlenkenau (1938–1946)
|Höhe des Zentrums      = 17
|Telefonvorwahl         = (+7) 40157
|Postleitzahl           = 238703
|lat_deg = 55 | lat_min = 00 | lat_sec = 52
|lon_deg = 22 | lon_min = 12 | lon_sec = 00
}}
{{Dieser Artikel|behandelt den Ort an der [[Szeszuppe]], nicht zu verwechseln mit der abgegangenen Siedlung Lenkeningken nordöstlich von [[Tschernjachowsk|Insterburg]].}}
'''Lesnoje''' ({{RuS|Лесное}}, {{DeS|''Groß Lenkeningken'', 1938 bis 1945 ''Großlenkenau''}}, {{LtS|''Didieji Lankininkai''}}) ist ein Ort in der [[Russische Föderation|russischen]] [[Oblast Kaliningrad]]. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit ''Stadtkreis Neman'' im [[Rajon Neman]].

== Geographische Lage ==
Lesnoje liegt ganz im Osten der Stadtgemeinde Neman am linken Ufer der [[Šešupė|Szeszuppe]] ''(Scheschuppe/Ostfluss)''. Zu erreichen ist das Dorf über die Kommunalstraße 27K-111, die von der Regionalstraße 27A-025 (ex [[R508 (Russland)|R508]]) in nordöstlicher Richtung abzweigt und nach [[Lagernoje]] ''(Lenken)'' – bereits im [[Rajon Krasnosnamensk]] gelegen – und weiter bis nach [[Nemanskoje]] ''(Trappönen/Trappen)'' am Ufer der [[Memel]] (russisch: Neman) führt. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

== Geschichte ==
Die Entstehung des einst ''Groß Lenkeningken'' genannten Dorfes<ref>[http://www.bildarchiv-ostpreussen.de/cgi-bin/bildarchiv/suche/show_ortsinfos.cgi?id=321 D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Großlenkenau]</ref> ist nicht genau überliefert<ref name="ostpreussen">[http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=1172 Lesnoje - Groß Lenkeningken/Großlenkenau bei ostpreussen.net]</ref>. Aufgrund der vor 1945 noch erhaltenen ältesten Häuser dürfte seine Gründung ins 16. bzw. 17. Jahrhundert fallen<ref name="genwiki">[http://genwiki.genealogy.net/Groß_Lenkeningken Groß Lenkeningken bei GenWiki]</ref>. Bis zum 19. Jahrhundert hat sich der Ort nur sehr langsam entwickelt. Erst der Bau fester Straßen nach [[Lagernoje|Lenken]] (heute russisch: Lagernoje), nach [[Gorino (Kaliningrad)|Ober Eißeln]] (1938 bis 1946 ''Obereißeln'', russisch: Garino, jetzt: Gorino) und [[Neman|Ragnit]] (Neman) bzw. [[Kraineje (Kaliningrad)|Juckstein]] (Kraineje) und [[Krasnosnamensk]] ''(Lasdehnen'', 1938 bis 1946 ''Haselberg)'' sorgte für einen raschen Aufstieg. Eine feste Straßenbrücke über die [[Šešupė|Szeszuppe]] (Scheschuppe, 1938 bis 1946 ''Ostfluss'') machte den Transport von Holz aus den weitflächigen Wäldern des Forstes Trappönen über Groß Lenkeningken möglich. Größte Arbeitgeber im gewerblichen Bereich des Dorfes waren ein [[Sägewerk]] sowie ein [[Kalksandstein]]werk. Aufgrund seiner zentralen Lage wurde der Ort 1897 Pfarrort und bekam 1904 eine eigene Kirche.

Zwischen 1874 und 1945 war Groß Lenkeningken in den [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirk]] [[Rjadino (Kaliningrad)|Raudszen]]<ref>[http://territorial.de/ostp/tilsit/rautengr.htm Rolf Jehke, Amtsbezirk Raudszen/Raudschen/Rautengrund]</ref> (ab 1936: „Amtsbezirk Raudschen“, ab 1939: „Amtsbezirk Rautengrund“) eingegliedert. Er gehörte bis 1922 zum [[Kreis Ragnit]], danach zum [[Landkreis Tilsit-Ragnit]] im [[Regierungsbezirk Gumbinnen]] der [[Preußen|preußischen]] [[Provinz Ostpreußen]]. Das Dorf hieß seit dem 3. Juni 1938 offiziell „Großlenkenau“.

Mitten in die zügige Aufwärtsentwicklung des Dorfes kam der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] mit seinen verheerenden Folgen<ref name="genwiki"/>. Der Ort musste am 15. Oktober 1944 von den Bewohnern geräumt werden, die sich zum Aufnahmekreis [[Landkreis Braunsberg|Braunsberg]] (der Ort heißt heute polnisch: Braniewo) zu begeben hatten<ref name="ostpreussen"/>. Am 19./20. Januar 1945 fiel Großlenkenau in die Hände der [[Rote Armee|Roten Armee]]. 

In Kriegsfolge kam das Dorf 1945 mit dem nördlichen [[Ostpreußen]] zur [[Sowjetunion]]. Es erhielt 1947 die russische Bezeichnung „Lesnoje“ und wurde gleichzeitig in den  Dorfsowjet [[Bolschoje Selo (Kaliningrad)|Bolschesselski selski Sowet]] im [[Rajon Neman|Rajon Sowetsk]] eingeordnet.<ref>Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)</ref> Von 2008 bis 2016 gehörte Lesnoje zur städtischen Gemeinde [[Neman|Nemanskoje gorodskoje posselenije]] und seither zum Stadtkreis Neman.

=== Einwohnerentwicklung ===
{|class="wikitable"
|-class="hintergrundfarbe4"
! Jahr || Einwohner<ref>Volkszählungsdaten</ref>
|-
| 1910 || style="text-align:right"|546
|-
| 1933 || style="text-align:right"|661
|-
| 1939 || style="text-align:right"|659
|-
| 2002 || style="text-align:right"|390
|-
| 2010 || style="text-align:right"|289
|}

== Kirche ==
''Siehe den Hauptartikel'' → [[Kirche Groß Lenkeningken]]
=== Kirchengebäude ===
Eine Kirche wurde in Groß Lenkeningken erst 1903/1904 gebaut<ref>[[Walther Hubatsch]], ''Geschichte der avngelischen Kirche Ostpreußens'', Band 2: ''Bilder ostpreussischer Kirchen'', Göttingen, 1968, S. 111, Abb. 493 und 494</ref>. Am 23. Oktober 1904 wurde der unverputzte [[Mauerziegel|Ziegelbau]], im Stil der [[Deutscher Orden|Ordensgotik]] errichtet, eingeweiht. Die [[Malerei|Ausmalung]] des stattlichen Gebäudes erfolgte durch [[Max Seliger]] aus [[Berlin]]. Die [[Orgel]] fertigte die Werkstatt von [[Bruno Goebel]] aus [[Königsberg (Preußen)]] an.

Die Kirche Groß Lenkeningken gehörte zu den 14 [[Jubiläumskirche#An die Königskrönung in Königsberg 1701|ostpreußischen Jubiläumskirchen]]. Ihr Dach wurde im Kriege stark beschädigt, danach verfiel das Gebäude. Im Jahre 1960 wurden seine Mauern gesprengt und die Steine von den Einwohnern als Baumaterial verwendet<ref>[http://www.prussia39.ru/sight/index.php?sid=239 Кирха Гросс Ленкенингкена - Die Kirche Groß Lenkeningken bei prussia39.ru] (mit historischem Foto sowie Aufnahmen aus dem Jahre 2013)</ref>. Lediglich der [[Taufstein]] – 1993 unter dem Schutthügel der Kirche wiederaufgefunden – konnte restauriert und auf dem Platz der Kirche aufgestellt werden<ref>[http://www.prussia39.ru/sight/index.php?sid=1171 Крестильная чаша кирха Гросс Ленкенингкена - Taufstein der Kirche Groß Lenkeningken bei prussia39.ru] (mit Fotos)</ref>.

=== Kirchengemeinde ===
Eine selbständige Kirchengemeinde mit einem [[Kirchspiel]] von mehr als 20 Orten wurde in Groß Lenkeningken am 1. Oktober 1897 errichtet<ref>Walther Hubatsch, ''Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens'', Band 3: ''Dokumente'', Göttingen, 1968, S. 487</ref> und gleichzeitig ein eigener Geistlicher eingesetzt<ref>Friedwald Moeller, ''Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945'', Hamburg, 1968, S. 46</ref>. Vorher gehörte das Dorf zur [[Evangelische Kirche Ragnit|Kirche Ragnit]], während die Kirchspielorte auf mehr als vier Pfarreien verteilt waren. Im Jahre 1925 zählte das Kirchspiel Groß Lenkeningken 3.840 Gemeindeglieder. Es gehörte bis 1945 zur [[Evangelische Kirche Ragnit#Kirchenkreis Tilsit-Ragnit/Diözese Ragnit|Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit]] innerhalb der [[Kirchenprovinz Ostpreußen]] der [[Kirche der Altpreußischen Union]].

[[Flucht]] und [[Vertreibung]] der einheimischen Bevölkerung in Kriegsfolge sowie die restriktive Religionspolitik der [[Sowjetunion]] brachten das kirchliche Leben in Großlenkenau resp. Lesnoje zum Erliegen. Heute liegt der Ort im weitflächigen Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen [[evangelisch-lutherisch]]en Gemeinde in [[Sabrodino (Kaliningrad, Neman)|Sabrodino]] ''(Lesgewangminnen'', 1938 bis 1946 ''Lesgewangen)''. Sie gehört zur [[Propstei Kaliningrad]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.propstei-kaliningrad.info/ |wayback=20110829063946 |text=Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad |archiv-bot=2019-04-25 15:00:35 InternetArchiveBot }}</ref> ''(Königsberg)'' der [[Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland|Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland]].

== Weblinks ==
* [http://www.bankgorodov.ru/place/inform.php?id=53223 Lesnoje bei bankgorodov.ru]
* [http://www.prussia39.ru/geo/geo.php?id=523 Lesnoje bei prussia39.ru]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Stadtkreis Neman}}

[[Kategorie:Ort im Rajon Neman]]
[[Kategorie:Ort im Munizipalkreis Neman]]