Tore und Türme der Aachener Stadtmauer

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Stadtansicht Aachens von 1576 mit den beiden Mauerringen und den Toren und Türmen

Die Tore und Türme der Aachener Stadtmauer waren auf die beiden Mauerringe der Aachener Stadtmauer verteilt und dienten zur besseren Verteidigung dieser Mauer. Der innere Ring hatte zehn Stadttore und zehn Türme, der äußere elf Tore und dreiundzwanzig Türme.

Von beiden Mauern, deren zahlreichen Türmen sowie Stadttoren sind nur Teile erhalten geblieben. Von den Türmen existieren lediglich noch der Lavenstein, der Pfaffenturm, der Lange Turm, der Marienturm, und der kleine Adalbertsturm. Die beiden noch erhaltenen Stadttore, das Marschiertor und das Ponttor, wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, konnten jedoch restauriert werden.

Tore und Türme

Carl Rhoen: Karte Aachens mit den beiden Ringen und den Toren und Türmen der Stadtmauer, 1894

Die folgende Tabelle listet die Tore und Türme der Aachener Stadtmauer auf. Die voreingestellte Reihenfolge der Bauwerke entspricht dabei ihrer Anordnung in dem Mauerring. Den Anfang macht das jeweilige Haupttor im Norden, also das Ponttor bzw. Pont-Mitteltor. Die Darstellung geht dann im Uhrzeigersinn weiter. Die Darstellungsreihenfolge kann jederzeit durch Klicken auf das Sortiersymbol rechts neben dem Titel einer Spalte auf den Inhalt dieser Spalte geändert werden.

Innere Stadtmauer

Die innere Stadtmauer (Barbarossamauer) hatte zehn Stadttore und zehn Türme. Tore, denen ein gleichnamiges Tor in der äußeren Stadtmauer entsprach, erhielten den Namenszusatz „mittel“, da sie in der Mitte zwischen dem Stadtzentrum und dem äußeren Tor lagen. Die meisten Tore waren einfache Vierecktürme mit Tordurchlass und Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte. Die vier Haupttore hatten zur besseren Verteidigung Vortore (Barbakanen) auf der Außenseite des Grabens.

Auf der Ostseite der inneren Stadtmauer lagen die Stadttore relativ nahe zueinander. Auf der Westseite gab es dagegen lange Mauerzüge ohne Tor, die durch zusätzliche Türme gesichert wurden. Diese zusätzliche Verteidigung war auch deshalb erforderlich, weil der Stadtgraben auf dieser Seite wegen des Geländeverlaufs nicht mit Wasser gefüllt werden konnte und daher weniger Schutz bot als der Wassergraben auf der Ostseite. Einige dieser Türme waren lediglich Schalen- oder Schanztürme, d.h. halbkreisförmige oder rechteckige Vorsprünge der Stadtmauer ohne Mauerabschluss auf der Stadtseite. Andere waren halbrunde oder runde Volltürme, Vierecktürme gab es in der inneren Stadtmauer außer den Stadttoren keine. Von den Türmen der inneren Stadtmauer ist lediglich der Templerturm mit Namen überliefert.

Während von der inneren Stadtmauer selbst noch Reste vorhanden sind, ist kein Tor oder Turm dieser Mauer erhalten.

Name Typ Richtung Lage Baudaten Anmerkungen
Pontmitteltor Haupttor 201Nordnordwest Pontstraße / Templergraben
Geokoordinaten
mit Barbakane
unbekannt Rundturm 202Nordnordwest Hirschgraben
Geokoordinaten
als Schutz für den einzigen (durch die bereits bestehende Bebauung verursachten) scharfen Knick in der Stadtmauer.
Neutor Nebentor 203Norden Neupforte / Hirsch- und Seilgraben
Geokoordinaten
1764 abgerissen diente auch der Bewachung des Ausflusses des Johannisbachs aus der Stadt
Kölnmitteltor Haupttor 204Nordost Großkölnstraße / Mefferdatisstraße
Geokoordinaten
mit Barbakane, größtes Tor der inneren Mauer
Besterdertor Nebentor 205Osten Büchel / Dahmen- und Holzgraben
Geokoordinaten
1350Mitte 13.Jh. erbaut, 1783 abgerissen
Ursulinertor Nebentor 206Ostsüdost Ursulinerstraße / Holzgraben - Friedrich-Wilhelm-Platz
Geokoordinaten
1350Mitte 13.Jh. erbaut auch Aldegundistor oder Adalbertsmitteltor genannt
Harduinstor Nebentor 207Südsüdost Hartmannstraße / Friedrich-Wilhelm-Platz - Kapuzinergraben
Geokoordinaten
1350Mitte 13.Jh. erbaut auch Hartmannstor genannt
Marschiermitteltor Haupttor 208Süden Kleinmarschierstraße / Kapuziner- und Alexianergraben
Geokoordinaten
1215 erstmals erwähnt, Ende 16.Jh. abgerissen auch Burtscheider Mitteltor genannt, mit Barbakane, hier wurde ein Teil des Wassers der Pau in den Stadtgraben geleitet
Scherptor Nebentor 209Südwest Annastraße / Alexianer- und Löhrgraben
Geokoordinaten
einziges Stadttor der inneren Mauer mit zwei Rundtürmen, die durch einen Mittelbau verbunden waren
unbekannt Schalenturm 210Südwest Löhrgraben
Geokoordinaten
unbekannt Rundturm 211Westsüdwest Löhrgraben
Geokoordinaten
diente auch der Bewachung des Einlaufs der Pau in die Stadt
Jakobsmitteltor Haupttor 212Westsüdwest Jakobstraße / Löhr- und Karlsgraben
Geokoordinaten
1599Ende 16.Jh. abgerissen mit Barbakane
unbekannt Rundturm 213Westsüdwest Karlsgraben
Geokoordinaten
unbekannt Rundturm 214Westen Karlsgraben
Geokoordinaten
diente auch der Bewachung des Einlaufs des Johannisbachs in die Stadt
Königsmitteltor Nebentor 215Westen Königstraße / Karls- und Templergraben
Geokoordinaten
1783 abgerissen
unbekannt Rundturm 216Westnordwest Templergraben
Geokoordinaten
unbekannt Schalenturm 217Westnordwest Templergraben
Geokoordinaten
unbekannt Schalenturm 218Westnordwest Templergraben
Geokoordinaten
unbekannt Halbrundturm 219Nordwest Templergraben
Geokoordinaten
Templerturm Halbrundturm 220Nordwest Templergraben
Geokoordinaten
17752.H. d. 18.Jh. abgerissen Bogenfries unter dem Dachgesims

Äußere Stadtmauer

Matthäus Merian: Kupferstich Aachens mit der äußeren Stadtmauer von Südwest gesehen, 1645

Die äußere Stadtmauer hatte elf Stadttore, darunter wie bei der inneren Stadtmauer vier Haupttore, und dreiundzwanzig Türme. Bis auf das Vaalser Tor hatten alle diese Tore Vortore (Barbakanen), die mit dem eigentlichen Torbau über eine steinerne Brücke verbunden waren, die über den Graben führte. Wie am Ponttor noch gut zu erkennen ist, waren diese Brücken seitlich durch zinnenbewehrte Mauern geschützt.

Da die äußere Stadtmauer bei etwa gleicher Anzahl der Tore etwa die doppelte Länge wie die innere hatte, waren hier auch auf der Ostseite Türme zwischen den einzelnen Toren angeordnet. Aber auch beim äußeren Mauerring waren die Türme aus den bereits für die innere Stadtmauer genannten Gründen auf der Westseite konzentriert, besonders im Nordwesten, wo allein sechs Türme zwischen Königstor und Ponttor standen. Wie bei der inneren Stadtmauer gab es auch bei der äußeren Stadtmauer Schanztürme und Volltürme. Neben den halbrunden und runden Volltürmen kamen hier auch solche mit viereckigem Grundriss vor.

Name Typ Richtung Lage Baudaten Anmerkungen Bild
Ponttor Haupttor 201Nordnordwest Pontstraße / Pontwall - Saarstraße
Geokoordinaten
1320 erstmals erwähnt einziges vollständig erhaltenes Stadttor
Marienturm Rundturm mit Rechteckvorbau 202Norden Ludwigsallee
Geokoordinaten
1512 errichtet an der Stelle des ehemaligen Breuerturms erhalten, diente als Geschützturm, heute Mahnmal für Tote der Weltkriege
Bergtor Nebentor 203Norden Bergstraße / Ludwigsallee
Geokoordinaten
1650Im 17.Jh. Durchgang verkleinert, im 18.Jh bereits Ruine
Bergerschanzturm halbrunder Schanzturm 204Nordnordost Ludwigsallee
Geokoordinaten
Schutz für Bergtor
Sandkaultor Nebentor 205Nordnordost Sandkaulstraße / Saarstraße - Monheimsallee
Geokoordinaten
1811 abgerissen höchster Turm der Stadttore Aachens
Heinzenturm Rundturm 206Nordost Heinzenstraße / Monheimsallee
Geokoordinaten
verstärkte Wände
Schänzchen viereckiger Schanzturm 207Ostnordost Monheimsallee
Geokoordinaten
Kölntor Haupttor 208Ostnordost Alexanderstraße / Hansemannplatz
Geokoordinaten
1320 erstmals erwähnt, 1807 begann Abriss schönstes Stadttor
Wasserturm Viereckturm 209Osten Heinrichsallee
Geokoordinaten
vereinzelt auch als Wassertor bezeichnet[1], diente der Überwachung des Wasserablaufs aus der Stadt extern
Adalbertsturm Rundturm 210Ostsüdost Kaiserplatz / Heinrichsallee
Geokoordinaten
nahezu vollständig erhalten, nur das Dach und Teile des oberen Mauerwerkes fehlen
Adalbertstor Nebentor 211Ostsüdost Kaiserplatz / Beeckstraße
Geokoordinaten
1322 erstmals erwähnt extern
Rotkugelturm 212Ostsüdost Beeckstraße
Geokoordinaten
Pulvertürmchen halbrunder Schanzturm 213Südost Beeckstraße
Geokoordinaten
diente als Pulverlager
Schildturm halbrunder Schanzturm 214Südost Schützenstraße
Geokoordinaten
Wirichsbongardstor Nebentor 215Südost Theaterstraße / Wallstraße
Geokoordinaten
in Windmühle umgebaut, später abgerissen
Krichelenturm viereckiger Schanzturm 216Südsüdost Wallstraße
Geokoordinaten
Marschiertor Haupttor 217Süden Franzstraße / Wallstraße - Boxgraben
Geokoordinaten
1320 erstmals erwähnt auch Burtscheider Tor genannt, eine der größten Torburgen Europas, Hauptbau erhalten, Vortor nicht
Pounellenturm, kleinerKleiner Pounellenturm Halbrundturm 218Süden Boxgraben
Geokoordinaten
1696 erstmals erwähnt, Ende 18.Jh. abgerissen nur eingeschossig
Pounellenturm, großerGroßer Pounellenturm Viereckturm 219Süden Karmeliterstraße / Boxgraben
Geokoordinaten
1444 erstmals erwähnt, 1611 Teilabriss, 1782 Abriss bis zur Mauerhöhe, Ende 19.Jh. ganz abgerissen diente auch der Überwachung des Einlaufs der Paunell in die Stadt, Steine des Teilabrisses im 17.Jh. zum Bau des Turms der Jesuitenkirche St. Michael benutzt
Karlsturm halbrunder Schanzturm 220Südsüdwest Krakaustraße / Boxgraben
Geokoordinaten
1823 abgerissen
Rostor Nebentor 221Südsüdwest Hubertusplatz / Boxgraben
Geokoordinaten
1346 erstmal erwähnt, 1799 abgerissen diente auch der Überwachung des Einlaufs der Pau in die Stadt extern
Lavenstein Rundturm 222Südwest Hubertusstraße / Boxgraben
Geokoordinaten
erhalten, im 19. Jahrhundert als Eiskeller verwendet
Jakobstor Haupttor 223Südwest Jakobstraße / Boxgraben - An der Schanz
Geokoordinaten
1320 erstmals erwähnt, Anf. 19.Jh. abgerissen ungewöhnlich hohes Vortor mit Wurfmaschine auf dem Flachdach extern
Turm ohne Namen Viereckturm 224Südwest An der Schanz
Geokoordinaten
Verteidigung der Zwingeranlage „Lütticher Schanze“ von dem Mauerring aus extern
Eyerkeilturm Rundturm 225Südwest An der Schanz
Geokoordinaten
Verteidigung der Zwingeranlage „Lütticher Schanze“ von der vorgezogenen Zwingermauer aus extern
Junkerstor
Nebentor 226Westsüdwest Vaalser Straße / Mauerstraße
Geokoordinaten
1829 abgerissen auch Vaalser Tor genannt, einziges Tor ohne Vortor
Pfaffenturm Rundturm 227Westsüdwest Lochnerstraße / Junkerstraße
Geokoordinaten
1442–1456 erbaut erhalten, Fluchtbastion, diente auch der Überwachung des Einlaufs des Johannisbachs in die Stadt
Königstor Nebentor 228Westen Königstraße / Junkerstraße
Geokoordinaten
1320 erstmals erwähnt, Anf. 19.Jh. abgerissen extern
Langer Turm Halbrundturm 229Westen Turmstraße
Geokoordinaten
1301Anf. 14.Jh. erbaut erhalten, stand auf dem höchsten Punkt des äußeren Mauerrings, diente als Feuerturm und Pulverlager, daher auch Pulverturm genannt
Burtscheider Turm Halbrundturm 230Westnordwest Turmstraße
Geokoordinaten
1301Anf. 14.Jh. erbaut, Anf. 19.Jh. abgerissen
Beguinenturm halbrunder Schanzturm 231Westnordwest Turmstraße
Geokoordinaten
1301Anf. 14.Jh. erbaut, Anf. 19.Jh. abgerissen
Gregoriusturm Rundturm mit Rechteckvorbau 232Nordwest Turmstraße
Geokoordinaten
1810 Abriss bis zur Mauerkrone, 1850 vollständig abgerissen stabilster Wehrturm Aachens
Bongartsturm halbrunder Schanzturm 233Nordwest Turmstraße
Geokoordinaten
Schutz für Ponttor
Krückenturm Halbrundturm 234Nordnordwest Pontwall
Geokoordinaten

Einzelnachweise

  1. ATUATUKA: Cäsars Legionslager in Aachen; Von Prof. Dr. Axel Hausmann; Veröffentlicht von BoD – Books on Demand, 2001 (online-Auszug als pdf)

Literatur

  • Bruno Lerho: Die große Aachener Stadtmauer mit Toren und Türmen. Helios Verlag, 2006, ISBN 3-938208-37-6.
  • Carl Rhoen: Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen. Verlag von Anton Creutzer, Aachen 1894. (Online-Version, pdf, 6,61MB)

Siehe auch

Weblinks