Tore und Türme der Aachener Stadtmauer
Die Tore und Türme der Aachener Stadtmauer waren auf die beiden Mauerringe der Aachener Stadtmauer verteilt und dienten zur besseren Verteidigung dieser Mauer. Der innere Ring hatte zehn Stadttore und zehn Türme, der äußere elf Tore und dreiundzwanzig Türme.
Von beiden Mauern, deren zahlreichen Türmen sowie Stadttoren sind nur Teile erhalten geblieben. Von den Türmen existieren lediglich noch der Lavenstein, der Pfaffenturm, der Lange Turm, der Marienturm, und der kleine Adalbertsturm. Die beiden noch erhaltenen Stadttore, das Marschiertor und das Ponttor, wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, konnten jedoch restauriert werden.
Tore und Türme
Die folgende Tabelle listet die Tore und Türme der Aachener Stadtmauer auf. Die voreingestellte Reihenfolge der Bauwerke entspricht dabei ihrer Anordnung in dem Mauerring. Den Anfang macht das jeweilige Haupttor im Norden, also das Ponttor bzw. Pont-Mitteltor. Die Darstellung geht dann im Uhrzeigersinn weiter. Die Darstellungsreihenfolge kann jederzeit durch Klicken auf das Sortiersymbol rechts neben dem Titel einer Spalte auf den Inhalt dieser Spalte geändert werden.
Innere Stadtmauer
Die innere Stadtmauer (Barbarossamauer) hatte zehn Stadttore und zehn Türme. Tore, denen ein gleichnamiges Tor in der äußeren Stadtmauer entsprach, erhielten den Namenszusatz „mittel“, da sie in der Mitte zwischen dem Stadtzentrum und dem äußeren Tor lagen. Die meisten Tore waren einfache Vierecktürme mit Tordurchlass und Zugbrücke, die über den Stadtgraben führte. Die vier Haupttore hatten zur besseren Verteidigung Vortore (Barbakanen) auf der Außenseite des Grabens.
Auf der Ostseite der inneren Stadtmauer lagen die Stadttore relativ nahe zueinander. Auf der Westseite gab es dagegen lange Mauerzüge ohne Tor, die durch zusätzliche Türme gesichert wurden. Diese zusätzliche Verteidigung war auch deshalb erforderlich, weil der Stadtgraben auf dieser Seite wegen des Geländeverlaufs nicht mit Wasser gefüllt werden konnte und daher weniger Schutz bot als der Wassergraben auf der Ostseite. Einige dieser Türme waren lediglich Schalen- oder Schanztürme, d.h. halbkreisförmige oder rechteckige Vorsprünge der Stadtmauer ohne Mauerabschluss auf der Stadtseite. Andere waren halbrunde oder runde Volltürme, Vierecktürme gab es in der inneren Stadtmauer außer den Stadttoren keine. Von den Türmen der inneren Stadtmauer ist lediglich der Templerturm mit Namen überliefert.
Während von der inneren Stadtmauer selbst noch Reste vorhanden sind, ist kein Tor oder Turm dieser Mauer erhalten.
Name | Typ | Richtung | Lage | Baudaten | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Pontmitteltor | Haupttor | Nordnordwest | Pontstraße / Templergraben Geokoordinaten |
mit Barbakane | |
unbekannt | Rundturm | Nordnordwest | Hirschgraben Geokoordinaten |
als Schutz für den einzigen (durch die bereits bestehende Bebauung verursachten) scharfen Knick in der Stadtmauer. | |
Neutor | Nebentor | Norden | Neupforte / Hirsch- und Seilgraben Geokoordinaten |
1764 abgerissen | diente auch der Bewachung des Ausflusses des Johannisbachs aus der Stadt |
Kölnmitteltor | Haupttor | Nordost | Großkölnstraße / Mefferdatisstraße Geokoordinaten |
mit Barbakane, größtes Tor der inneren Mauer | |
Besterdertor | Nebentor | Osten | Büchel / Dahmen- und Holzgraben Geokoordinaten |
Mitte 13.Jh. erbaut, 1783 abgerissen | |
Ursulinertor | Nebentor | Ostsüdost | Ursulinerstraße / Holzgraben - Friedrich-Wilhelm-Platz Geokoordinaten |
Mitte 13.Jh. erbaut | auch Aldegundistor oder Adalbertsmitteltor genannt |
Harduinstor | Nebentor | Südsüdost | Hartmannstraße / Friedrich-Wilhelm-Platz - Kapuzinergraben Geokoordinaten |
Mitte 13.Jh. erbaut | auch Hartmannstor genannt |
Marschiermitteltor | Haupttor | Süden | Kleinmarschierstraße / Kapuziner- und Alexianergraben Geokoordinaten |
1215 erstmals erwähnt, Ende 16.Jh. abgerissen | auch Burtscheider Mitteltor genannt, mit Barbakane, hier wurde ein Teil des Wassers der Pau in den Stadtgraben geleitet |
Scherptor | Nebentor | Südwest | Annastraße / Alexianer- und Löhrgraben Geokoordinaten |
einziges Stadttor der inneren Mauer mit zwei Rundtürmen, die durch einen Mittelbau verbunden waren | |
unbekannt | Schalenturm | Südwest | Löhrgraben Geokoordinaten |
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unbekannt | Rundturm | Westsüdwest | Löhrgraben Geokoordinaten |
diente auch der Bewachung des Einlaufs der Pau in die Stadt | |
Jakobsmitteltor | Haupttor | Westsüdwest | Jakobstraße / Löhr- und Karlsgraben Geokoordinaten |
Ende 16.Jh. abgerissen | mit Barbakane |
unbekannt | Rundturm | Westsüdwest | Karlsgraben Geokoordinaten |
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unbekannt | Rundturm | Westen | Karlsgraben Geokoordinaten |
diente auch der Bewachung des Einlaufs des Johannisbachs in die Stadt | |
Königsmitteltor | Nebentor | Westen | Königstraße / Karls- und Templergraben Geokoordinaten |
1783 abgerissen | |
unbekannt | Rundturm | Westnordwest | Templergraben Geokoordinaten |
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unbekannt | Schalenturm | Westnordwest | Templergraben Geokoordinaten |
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unbekannt | Schalenturm | Westnordwest | Templergraben Geokoordinaten |
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unbekannt | Halbrundturm | Nordwest | Templergraben Geokoordinaten |
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Templerturm | Halbrundturm | Nordwest | Templergraben Geokoordinaten |
2.H. d. 18.Jh. abgerissen | Bogenfries unter dem Dachgesims |
Äußere Stadtmauer
Die äußere Stadtmauer hatte elf Stadttore, darunter wie bei der inneren Stadtmauer vier Haupttore, und dreiundzwanzig Türme. Bis auf das Vaalser Tor hatten alle diese Tore Vortore (Barbakanen), die mit dem eigentlichen Torbau über eine steinerne Brücke verbunden waren, die über den Graben führte. Wie am Ponttor noch gut zu erkennen ist, waren diese Brücken seitlich durch zinnenbewehrte Mauern geschützt.
Da die äußere Stadtmauer bei etwa gleicher Anzahl der Tore etwa die doppelte Länge wie die innere hatte, waren hier auch auf der Ostseite Türme zwischen den einzelnen Toren angeordnet. Aber auch beim äußeren Mauerring waren die Türme aus den bereits für die innere Stadtmauer genannten Gründen auf der Westseite konzentriert, besonders im Nordwesten, wo allein sechs Türme zwischen Königstor und Ponttor standen. Wie bei der inneren Stadtmauer gab es auch bei der äußeren Stadtmauer Schanztürme und Volltürme. Neben den halbrunden und runden Volltürmen kamen hier auch solche mit viereckigem Grundriss vor.
Name | Typ | Richtung | Lage | Baudaten | Anmerkungen | Bild |
---|---|---|---|---|---|---|
Ponttor | Haupttor | Nordnordwest | Pontstraße / Pontwall - Saarstraße Geokoordinaten |
1320 erstmals erwähnt | einziges vollständig erhaltenes Stadttor | |
Marienturm | Rundturm mit Rechteckvorbau | Norden | Ludwigsallee Geokoordinaten |
1512 errichtet an der Stelle des ehemaligen Breuerturms | erhalten, diente als Geschützturm, heute Mahnmal für Tote der Weltkriege | |
Bergtor | Nebentor | Norden | Bergstraße / Ludwigsallee Geokoordinaten |
Im 17.Jh. Durchgang verkleinert, im 18.Jh bereits Ruine | ||
Bergerschanzturm | halbrunder Schanzturm | Nordnordost | Ludwigsallee Geokoordinaten |
Schutz für Bergtor | ||
Sandkaultor | Nebentor | Nordnordost | Sandkaulstraße / Saarstraße - Monheimsallee Geokoordinaten |
1811 abgerissen | höchster Turm der Stadttore Aachens | |
Heinzenturm | Rundturm | Nordost | Heinzenstraße / Monheimsallee Geokoordinaten |
verstärkte Wände | ||
Schänzchen | viereckiger Schanzturm | Ostnordost | Monheimsallee Geokoordinaten |
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Kölntor | Haupttor | Ostnordost | Alexanderstraße / Hansemannplatz Geokoordinaten |
1320 erstmals erwähnt, 1807 begann Abriss | schönstes Stadttor | |
Wasserturm | Viereckturm | Osten | Heinrichsallee Geokoordinaten |
vereinzelt auch als Wassertor bezeichnet[1], diente der Überwachung des Wasserablaufs aus der Stadt | extern | |
Adalbertsturm | Rundturm | Ostsüdost | Kaiserplatz / Heinrichsallee Geokoordinaten |
nahezu vollständig erhalten, nur das Dach und Teile des oberen Mauerwerkes fehlen | ||
Adalbertstor | Nebentor | Ostsüdost | Kaiserplatz / Beeckstraße Geokoordinaten |
1322 erstmals erwähnt | extern | |
Rotkugelturm | Ostsüdost | Beeckstraße Geokoordinaten |
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Pulvertürmchen | halbrunder Schanzturm | Südost | Beeckstraße Geokoordinaten |
diente als Pulverlager | ||
Schildturm | halbrunder Schanzturm | Südost | Schützenstraße Geokoordinaten |
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Wirichsbongardstor | Nebentor | Südost | Theaterstraße / Wallstraße Geokoordinaten |
in Windmühle umgebaut, später abgerissen | ||
Krichelenturm | viereckiger Schanzturm | Südsüdost | Wallstraße Geokoordinaten |
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Marschiertor | Haupttor | Süden | Franzstraße / Wallstraße - Boxgraben Geokoordinaten |
1320 erstmals erwähnt | auch Burtscheider Tor genannt, eine der größten Torburgen Europas, Hauptbau erhalten, Vortor nicht | |
Kleiner Pounellenturm | Halbrundturm | Süden | Boxgraben Geokoordinaten |
1696 erstmals erwähnt, Ende 18.Jh. abgerissen | nur eingeschossig | |
Großer Pounellenturm | Viereckturm | Süden | Karmeliterstraße / Boxgraben Geokoordinaten |
1444 erstmals erwähnt, 1611 Teilabriss, 1782 Abriss bis zur Mauerhöhe, Ende 19.Jh. ganz abgerissen | diente auch der Überwachung des Einlaufs der Paunell in die Stadt, Steine des Teilabrisses im 17.Jh. zum Bau des Turms der Jesuitenkirche St. Michael benutzt | |
Karlsturm | halbrunder Schanzturm | Südsüdwest | Krakaustraße / Boxgraben Geokoordinaten |
1823 abgerissen | ||
Rostor | Nebentor | Südsüdwest | Hubertusplatz / Boxgraben Geokoordinaten |
1346 erstmal erwähnt, 1799 abgerissen | diente auch der Überwachung des Einlaufs der Pau in die Stadt | extern |
Lavenstein | Rundturm | Südwest | Hubertusstraße / Boxgraben Geokoordinaten |
erhalten, im 19. Jahrhundert als Eiskeller verwendet | ||
Jakobstor | Haupttor | Südwest | Jakobstraße / Boxgraben - An der Schanz Geokoordinaten |
1320 erstmals erwähnt, Anf. 19.Jh. abgerissen | ungewöhnlich hohes Vortor mit Wurfmaschine auf dem Flachdach | extern |
Turm ohne Namen | Viereckturm | Südwest | An der Schanz Geokoordinaten |
Verteidigung der Zwingeranlage „Lütticher Schanze“ von dem Mauerring aus | extern | |
Eyerkeilturm | Rundturm | Südwest | An der Schanz Geokoordinaten |
Verteidigung der Zwingeranlage „Lütticher Schanze“ von der vorgezogenen Zwingermauer aus | extern | |
Junkerstor |
Nebentor | Westsüdwest | Vaalser Straße / Mauerstraße Geokoordinaten |
1829 abgerissen | auch Vaalser Tor genannt, einziges Tor ohne Vortor | |
Pfaffenturm | Rundturm | Westsüdwest | Lochnerstraße / Junkerstraße Geokoordinaten |
1442–1456 erbaut | erhalten, Fluchtbastion, diente auch der Überwachung des Einlaufs des Johannisbachs in die Stadt | |
Königstor | Nebentor | Westen | Königstraße / Junkerstraße Geokoordinaten |
1320 erstmals erwähnt, Anf. 19.Jh. abgerissen | extern | |
Langer Turm | Halbrundturm | Westen | Turmstraße Geokoordinaten |
Anf. 14.Jh. erbaut | erhalten, stand auf dem höchsten Punkt des äußeren Mauerrings, diente als Feuerturm und Pulverlager, daher auch Pulverturm genannt | |
Burtscheider Turm | Halbrundturm | Westnordwest | Turmstraße Geokoordinaten |
Anf. 14.Jh. erbaut, Anf. 19.Jh. abgerissen | ||
Beguinenturm | halbrunder Schanzturm | Westnordwest | Turmstraße Geokoordinaten |
Anf. 14.Jh. erbaut, Anf. 19.Jh. abgerissen | ||
Gregoriusturm | Rundturm mit Rechteckvorbau | Nordwest | Turmstraße Geokoordinaten |
1810 Abriss bis zur Mauerkrone, 1850 vollständig abgerissen | stabilster Wehrturm Aachens | |
Bongartsturm | halbrunder Schanzturm | Nordwest | Turmstraße Geokoordinaten |
Schutz für Ponttor | ||
Krückenturm | Halbrundturm | Nordnordwest | Pontwall Geokoordinaten |
Einzelnachweise
- ↑ ATUATUKA: Cäsars Legionslager in Aachen; Von Prof. Dr. Axel Hausmann; Veröffentlicht von BoD – Books on Demand, 2001 (online-Auszug als pdf)
Literatur
- Bruno Lerho: Die große Aachener Stadtmauer mit Toren und Türmen. Helios Verlag, 2006, ISBN 3-938208-37-6.
- Carl Rhoen: Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen. Verlag von Anton Creutzer, Aachen 1894.Online-Version, pdf, 6,61MB) (
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Aachener Stadtmauern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Karten und Bilder Aachens von 900 bis 1599 n.Chr.
- Bildergalerie der Tore und Türme der Aachener Stadtmauer