Lottenmühle (Weimar)

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Lottenmühle in Richtung Paul-Frölich-Platz
Lottenmühle in Weimar in Richtung Paul-Schneider-Straße

Die in der Paul-Schneider-Straße 3 befindliche Lottenmühle ist ein nach der Paul-Schneider-Straße in Weimar hin geöffneter Zweiseitenhof mit einem Erdgeschoß und einem Obergeschoss. Das Dachgeschoss wiederum hat mehrere Dachgaubenfenster, jedoch deutlich weniger Fenster als das Obergeschoss. Die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude existieren nicht mehr.[1]

Ihre ursprüngliche Funktion als Wassermühle hat diese schon längst nicht mehr, sondern beherbergt das Katholische Pfarramt der ihr gegenüberliegenden Herz-Jesu-Kirche. Im Bereich der Toiletten befinden sich noch einstige Mühlsteine. Sie liegt am mittlerweile verdolten Lottenbach, der die Mühle einst antrieb und ihr den Namen gab.[2]

Seine ursprüngliche Errichtung liegt nicht in der Barockzeit, woraus sich das zum August-Frölich-Platz befindliche Portal leicht schließen ließe. Seine Ersterwähnung reicht in das Jahr 1378 zurück. 1551 kaufte der Weimarer Rat die Mühle und damit das Grundstück. 1756 erfolgte der Neubau des Gebäudes durch Sebald Tobias Stock,[3] wie er sich im Wesentlichen noch heute erhalten hat. Der Bezug zum Müllerhandwerk ist durch das an dem Haus befindliche Wappen zu erkennen: Mit Zirkel und Lot und einem halben Stirnrad. Sie war eine Getreide- und Ölmühle. Durch den Verkauf der Mühle durch den Lottenmüller Adolph Knaut an die katholische Kirchengemeinde 1888 gelangte dessen Besitz in deren Hand, welche sie zu einem Pfarr- und Schulhaus umbaute.[4] Als solches fungiert das Gebäude noch heute.

Der 1756 errichtete Neubau ist ein überputztes Muschelkalk-Travertingebäude mit Tür- und Fenstergewänden aus Buntsandstein. Das Barockportal besteht aus einem hellgrauen braungesprenkelten Sandstein, der vermutlich aus Berka stammt.[5]

Dieses Gebäude ist in die Liste der Kulturdenkmale in Weimar aufgenommen worden.[6]

Varia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Magd mit Namen Maria Gertraude Schmidt aus der Lottenmühle wurde 1753 wegen Kindesmordes hingerichtet.[7][8] Fast drei Jahrzehnte später wurde die Magd der Niedermühle (ab 1854 Karlsmühle) Johanna Catharina Höhn 1783 ebenfalls wegen Kindsmord hingerichtet. Dieser Fall wiederum sollte die Frage nach der Abschaffung der Todesstrafe im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach sehr beschäftigen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lottenmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hannelore Henze: Streifzüge durch das alte Weimar, unter Mitarbeit von Ilse-Sibylle Stapff, Weimar 2004, S. 32. ISBN 978-3-86160-156-2
  2. Axel Stefek: Weimar unterirdisch – Der Lottenbach und der Schützengraben als historische Stadtgewässer. In: Weimar–Jena: Die große Stadt. Band 4, Nr. 4. Vopelius, 2011, ISSN 1869-7895, S. 241–261, hier: S. 242 (Artikel online [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 6. Januar 2020]). Abrufbar unter Artikelangebot bei Vopelius
  3. Johannes Cämmerer: Geschichte der Müllerfamile Cämmerer. 21. Februar 2013, S. 74?, oben und Mitte (rainer-doerry.de [PDF; 11,1 MB; abgerufen am 6. Januar 2020]): „Maria Elisabeth Stock ..., der Tochter von Sebald Tobias Stock, Bürger und Eigentumsbesitzer der Lottenmühle in Weimar“
  4. Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar – Lexikon zu Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1993, ISBN 3-7400-0807-5, S. 283 und 354.
  5. Gerd Seidel, Walter Steiner: Baustein und Bauwerk in Weimar (= Ständige Kommissionen Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar und des Kreistages Weimar-Land in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Weimar (Hrsg.): Tradition und Gegenwart. Weimarer Schriften. Heft 32). Weimar 1988, ISBN 3-910053-08-4, S. 51 f.
  6. Denkmalliste der kreisfreien Stadt Weimar. (PDF) 15. Dezember 2017, S. 2, abgerufen am 6. Januar 2020 (Die Lottenmühle ist erfasst unter der Adresse „Paul-Schneider-Straße 1 - 21“).
  7. Wilhelm Möller: Richtstätten und Hinrichtungen in der Stadt Weimar, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar Nr. 21, Weimar 1933, S. 24. Dort heißt es: "1753 den 3. August ist Maria Getraude Schmidtin von Rödigsdorf bürtig, welche in der Lottenmühle allhier gedienet, und ihr unehelich erzeugtes Knäblein selbst umbracht, auf dem Schweinsmarkte durch das Schwert vom Leben zum Tode gebracht worden." Zitiert nach: Volker Wahl (Hrsg.): "Das Kind in meinem Leib": Sittlichkeitsdelikte und Kindsmord in Sachsen-Weimar-Eisenach unter Carl August: Eine Quellenedition: 1779-1786. Mit einem Nachwort von René Jacques Baerlocher, Weimar 2004, S. 12 Anm. 36. ISBN 978-3-7400-1213-7
  8. Christine Herzog: Die Lottenmühle. In: Axel Stefek (Hrsg.): Energie in Weimar vom Mittelalter bis in die neuere Zeit (= Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH [Hrsg.]: Energiegeschichte der Stadt Weimar. Band 1). Weimar 2016, ISBN 978-3-00-053509-3, Kapitel 3.2 Die Lottenmühle, S. 123–138, S. 128 f. für Unterkapitel „Kriminelle Energie? Kindsmord in der Lottenmühle“.

Koordinaten: 50° 58′ 44,4″ N, 11° 19′ 10,4″ O