Lutherische Kirche Şəmkir
Die Lutherische Kirche Şəmkir ist ein historisches Architekturdenkmal in der aserbaidschanischen Stadt Şəmkir.
Nachdem Aserbaidschan seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, wurde die Kirche durch Beschluss Nr. 132 des Ministerkabinetts der Republik Aserbaidschan vom 2. August 2001 in die Liste der lokalen bedeutenden unbeweglichen historischen und kulturellen Denkmäler aufgenommen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1817 wurden mit Zustimmung des russischen Zaren Alexander I. hunderte deutsche Familien lutherisch-pietistischer Konfession in das Gebiet des Russischen Reiches umgesiedelt.[1] Bis 1819 wurden 500 württembergische Familien im aserbaidschanischen Gouvernement Elisabethpol angesiedelt.[1] Nach der Gründung der ersten deutschen Kolonie in Aserbaidschan namens Helenendorf wurde etwa 40 km entfernt der Grundstein für die zweite deutsche Kolonie Annenfeld gelegt, das heutige Şəmkir.[2] Im Jahr 1909 wurde in Annenfeld die lutherische Kirche errichtet,[3][4] gefördert von Johann Beppl und der Stiftung Johann Bek.[5] Der für den Bau der Kirche verantwortliche Architekt war Ferdinand Lemkuhl.[1][5]
In der Sowjetunion begann 1928 eine antireligiösen Kampagne und im Dezember desselben Jahres übertrug das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Aserbaidschans viele Moscheen, Kirchen und Synagogen zu Aufklärungszwecken an Bildungsclubs.[6] Zwischen 1936 und 1938 wurden alle lutherischen Pfarrer des Landes verhaftet.[7] Der letzte Pfarrer der Kirche, Emil Roisch, wurde 1931 zunächst verhaftet.[8] Obwohl er später freigelassen wurde, wurde er 1937 erneut verhaftet, der antisowjetischen und religiösen Propaganda beschuldigt und anschließend von der NKWD-Troika zur Hinrichtung durch ein Erschießungskommando verurteilt. Nach der Vertreibung der Deutschen im Jahr 1941 stellte die Kirche ihre Aktivitäten ein. Später wurde das Gebäude als Kulturhaus, Lehrerhaus und Museum für Geschichte und Ethnographie genutzt.[9]
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Aserbaidschans 1991 wurde das Kirchengebäude durch Beschluss Nr. 132 des Ministerkabinetts der Republik Aserbaidschan vom 2. August 2001 in die Liste der lokal bedeutsamen historischen und kulturellen Denkmäler aufgenommen.[10] Da es in den 1990er-Jahren über einen längeren Zeitraum an Reparaturen und Restaurierungen fehlte, geriet das Gebäude in einen baufälligen Zustand. Im Jahr 2012 wurde das Kirchengebäude im Rahmen des Projekts „Adresse der Toleranz – Aserbaidschan“ der Heydar Aliyev-Stiftung auf Initiative des Ministeriums für Kultur und Tourismus Aserbaidschans[9] einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Auch eine Orgel wurde installiert.[11] Das Gebiet rund um die Kirche wurde bebaut und ein Park angelegt.[12]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Lüteran kilsəsi. In: irs.gov.az. Abgerufen am 29. November 2023.
- ↑ Südabə Zeynalova: Лютеране в России. Сборник докладов Международной научной конференции (Омск, 9–10 октября 2014 г.) / К истории возникновения евангелическо-лютеранской общины в Азербайджане (XIX – начало XX вв.). Ииздательство ОмГТУ, Omsk 2014, S. 91 (russisch, academia.edu [abgerufen am 28. November 2023]).
- ↑ Südabə Zeynalova: Лютеране в России. Сборник докладов Международной научной конференции (Омск, 9–10 октября 2014 г.) / К истории возникновения евангелическо-лютеранской общины в Азербайджане (XIX – начало XX вв.). Ииздательство ОмГТУ, Omsk 2014, S. 93 (russisch, academia.edu [abgerufen am 28. November 2023]).
- ↑ Shahla Jalilzade: Economic and humanitarian activities of Germans in Azerbaijan. In: Aze.Media. 26. März 2021, abgerufen am 28. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b Следы Германии в Азербайджане. In: GoBakuGoAzerbaijan. Abgerufen am 29. November 2023 (russisch).
- ↑ Arif Yunusov: Ислам в Азербайджане. Zaman, Bakı 2004, ISBN 9952-8052-0-9, S. 78 (ipd-az.org [PDF; abgerufen am 30. Dezember 2022]).
- ↑ Rima Hacıyeva: Azərbaycan tolerantlığında alman irsinin izləri və memarlığı. Mənəvi Dəyərlərin Təbliği Fondu, Bakı 2019, S. 151 (aserbaidschanisch, anyflip.com).
- ↑ Südabə Zeynalova: Лютеране в России. Сборник докладов Международной научной конференции (Омск, 9–10 октября 2014 г.) / К истории возникновения евангелическо-лютеранской общины в Азербайджане (XIX – начало XX вв.). Ииздательство ОмГТУ, Omsk 2014, S. 94 (russisch, academia.edu [abgerufen am 28. November 2023]).
- ↑ a b Elçin Əliyev: Deutschs Erbe Spuren in der Architektur von Aserbaidschan. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Baku, Bakı 2017, S. 47 (anl.az [PDF; abgerufen am 29. November 2023]).
- ↑ Azərbaycan Respublikası Nazirlər Kabinetinin 2001-ci il 2 avqust Tarixli 132 nömrəli qərarı ilə təsdiq edilmişdir. mct.gov.az, 2. August 2001, archiviert vom am 7. Juli 2021; abgerufen am 2. November 2023 (aserbaidschanisch).
- ↑ Alman Lüteran kilsəsi ilə tanışlıq. In: Xalq Qəzeti. Abgerufen am 29. November 2023 (englisch).
- ↑ İlham Əliyev Şəmkirdə əsaslı bərpa edilən Alman Lüteran kilsəsi ilə tanış olmuşdur. Azərbaycan Prezidentinin Rəsmi internet səhifəsi, abgerufen am 29. November 2023 (aserbaidschanisch).
Koordinaten: 40° 50′ 0,7″ N, 46° 1′ 24,1″ O